Die Kirche und ihre Musiktradition

M

MartinH

Guest

Etwas OT, aber passt ja genau in den Trend. Ernsthafte, hochkarätige Musik ist nicht mehr so gefragt bzw. toleriert man höchstens noch, wenn sie nichts kostet. Für pseudomodernen Klimbim ist dagegen ist immer Geld da. Nichts kann abgedreht, unpassend oder kirchenfern genug sein, um positiv besprochen und finanziert zu werden. Müssen jetzt wieder kulturaffine, aber völlig "entfernte" Firmensponsoren einspringen? Mal schauen, ob es wenigstens Kritik gab..
 
Und es gibt ja nunmal eine Kausalkette:

Massen-Missbrauch
→ Massen-Kirchenaustritte
→ weniger Geld in den Kassen.
 
Ernsthafte, hochkarätige Musik ist nicht mehr so gefragt bzw. toleriert man höchstens noch, wenn sie nichts kostet.

Im verlinkten Zeitungstext steht, dass die Kurrende mit € 50.000 Zuschüssen, der Kirchenenchor mt € 20,000 Zuschüssen kalkuliert. Bei den Summen ist mir,ehrlich gesagt, der Kiefer runter gefallen.
Wie werden die Chöre denn sonst noch finanziert? Und in welchem Umfang treten sie dann musikalisch in Erscheinung?

In unserer Gemeinde können die Musiker der 3 Chöre (mit jeweils zwei großen Konzerten pro Jahr) von solchen Summen träumen, die Chöre finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder und Sponsoren/Spenden, nur ein ganz geringer Anteil kommt als Zuschuss von der Kirchengemeinde dazu.

Finde ich persönlich auch in Ordnung, in Zeiten knapper werdender Mittel kann man nicht erwarten, dass einem das musikalische Hobby durch Gelder finanziert wird, die dann an anderer Stelle fehlen.
 
Für pseudomodernen Klimbim ist dagegen ist immer Geld da.

Herrlich, wie Du immer alles andere total abqualifizierst. Klingt nach meiner Mutter, wenn sie über 'fürchterliche elektronische Musik' ablästerte. :-)

Aber, was ist, wenn die Gemeinde das hören möcjhtest, was Du 'pseudomodernes Klimbim' (was auch immer das sein mag) nennst? Sollen die dann mit ihrer Kirchensteuer Musik finanzieren, die sie nicht wollen?

Ich hab letztes WE auch wieder NGL spielen 'dürfen' in der Band. Konfis hatten Spass, für die haben wir gespielt. Die wollen mit Sicherheit kein Bach oder Schütz hören in ihrem Konfirmationsgottesdienst.

Kirchenchöre haben ja auch definbitiv eine soziale Funktion. Die Kirhce sollte sich dessen bewusst sein. Für manche Menschen sind das die wenigen Kontakte im Leben, die sie noch haben. Für andere einen Weg in die Gemeinschaft finden. Wie auch immer.

Grüße
Häretiker
 
Aber, was ist, wenn die Gemeinde das hören möcjhtest, was Du 'pseudomodernes Klimbim' (was auch immer das sein mag) nennst? Sollen die dann mit ihrer Kirchensteuer Musik finanzieren, die sie nicht wollen?
Dann ist das Häresie :004: :004: :004: Mit Scott Joplin endet die Musikgeschichte. Alles was danach kam ist pseudomodernes Klimbim (geklaut bei MartinH).
 
Dann ist das Häresie :004: :004: :004: Mit Scott Joplin endet die Musikgeschichte. Alles was danach kam ist pseudomodernes Klimbim (geklaut bei MartinH).

Föllt mir dazu ein:

Ich stelle mir gerade ... einen Brötzmann-Gottesdienst vor. Sehr intensiv, sehr intensiv ...

Grüße
Häretiker
 
Ist der Klimbim nicht (wieder mal) "männlich"? Mich dünkt irgendwie so...
Und wer schiebt mir hier Scott Joplin als Ende Gelände unter und unterstellt mir, keine moderne Musik ind er Kirche zu wünschen? Sehr wohl, aber bitte klassische Moderne, nicht dieses NGL-Gedudel, von dem wir mittlerweile mehr haben jeden Sonntag, als gesund sein kann. Das kommt wohl nicht nur mir langsam zum Hals raus. Ich schrieb ja schon mal, viele Leute dürften die Musik in der Kirche nur noch zu Berieselung oder stillen Belustigung konsumieren, auch Konfis. Wenn die gefordert und gefördert werden wollen, gehen die woanders hin. Und auch zur Seltenheit "Wuppertaler Kurrende".
 
Kirche will doch für alle da sein. Wenn sie den gesellschaftlichen Wandel, der natürlich auch verschiedene zeitgemäße Musikströmungen mit sich bringt, ignoriert oder gar ablehnt, dann ist das nur ein weiteres Beispiel für die gelebte Doppelmoral der Kirche. (Ja, Ratzinger sah das anders, aber wer ist schon Ratzinger außer einem ehemaligen „Stellvertreter Gottes“?)
 
Ist der Klimbim nicht (wieder mal) "männlich"? Mich dünkt irgendwie so...
DER Star bei Klimbim war ja Ingrid Steeger. Und die war ganz bestimmt nicht männlich :004:
Und wer schiebt mir hier Scott Joplin als Ende Gelände unter
Ich habe dir nur den Begriff geklaut weil der mir so passend schien. Das Ende der Musikgeschichte bei Scott Joplin verorten ist auf meinem Mist gewachsen.
 

Und wer schiebt mir hier Scott Joplin als Ende Gelände unter und unterstellt mir, keine moderne Musik ind er Kirche zu wünschen?

Da Du es nicht näher spefiziert hast, was Du unter 'pseudomodernen Klimbim' verstehst, werden wir uns einen Reim drauf machen. Wenn Du NGL meinst, dann schreib das doch einfach, das erleichtert die Kommunikation ungemein.


1) Warum auf klassische Moderne beschränken!?
2) Ich kenne genügend Leute persönlich, die höchstens den Fluchreflex bekommen.

Eine Arbeitskollegin meinte letztens, sie war in "Trouble in Tahiti". Das war für so schreckliche, atonale, unverständliche Musik, sie wäre am liebsten wieder gegangen, sie fand das schwer auszuhalten.

Wikipedia schreibt:
"...
Die Musik erschließt sich dem Hörer leicht. Sie ist modern und melodiös.
..."

So sehr können Fremdmeinungen abweichen.

, nicht dieses NGL-Gedudel, von dem wir mittlerweile mehr haben jeden Sonntag, als gesund sein kann.

Wieder so eine Formulierung 'als gesund sein kann'.
Hey, Mann, das ist Deine Meinung. Ich mag die Dinge auch nicht. Mache einen GoDi mit Schütz und einen mit NGL und Frage danach die Leute, wie es denen gefallen hat.

Wenn die gefordert und gefördert werden wollen, gehen die woanders hin.

Uff, verstehst Du Kirchenmusik als Musikerziehung?
Ich zunächst erst einmal als Dienst an der Gemeinde.

Vielleicht ist dort das Problem: Deine Vorstellung, was Kirchenmuik bezwecken soll. Die Zeit, in der man in die Kirche ging, um neue, aufregende Musik zu hören, ist schon lange vorbei. Jetzt gibt es neue, die ist nicht aufregend, und aufregende, die ist nicht neu.Preisfrage: Warum!?

Grüße
Häretiker
 
Zuletzt bearbeitet:
ich erinnere mich an eine Sitzung mit dem Dekanatskirchenmusiker und Komponisten Hans Georg Pflüger in den 80ern.
Als die Sprache auf NGL (ich glaube damals hieß es noch nicht so) kam, äußerte sich ein älterer Professor der PH Ludwigsburg,
des auch für Hännsler Mozart- und Haydnmessen u.ä. herausgab:
"Das ist keine Kirchenmusik, allenfalls Unterhaltungsmusik mit religiösem Touch"...:konfus:
 
Kirche will doch für alle da sein. Wenn sie den gesellschaftlichen Wandel, der natürlich auch verschiedene zeitgemäße Musikströmungen mit sich bringt, ignoriert oder gar ablehnt, dann ist das nur ein weiteres Beispiel für die gelebte Doppelmoral der Kirche. (Ja, Ratzinger sah das anders, aber wer ist schon Ratzinger außer einem ehemaligen „Stellvertreter Gottes“?)
Demian: vollkommen zutreffend! Nur ist der Papst nicht "Stellvertreter Gottes", sondern, wenn schon, "Stellvertreter Christi". Und selbst diese kirchlich korrekte Definition ist theologisch falsch, zumindest missverständlich, weil suggeriert wird, dass Christus ansonsten nicht in der Kirche wirken würde (Stichwort "Heiliger Geist"). Ja, und die letzten Jahre lassen über dieses Thema in der Tat nachdenken, vielleicht nicht immer, aber doch zu oft...
 
"Pseudomoderner Klimbim": war gar nicht nur musikalisch gedacht, auch ansonsten kann mittlerweile alles stattfinden im Kirchen, wohlwollend mit Worten und/oder Moneten bedacht. Und sei es nur, dass Leute mit völlig kirchenfernen Angeboten, die woanders ordentlich Miete zu zahlen hätten und es ohne zu murren täten, hier kostenlos einen Veranstaltungssaal bekommen können. Nur mit seiner eigenen Tradition und gewisser Exklusivität und Anspruch tut man sich schwer. Entweder nicht zumutbar oder nicht finanzierbar, oder am besten beides - weil perspektivisch auch hier eine Niedrigschwelligkeit und ein Paradigmenwechsel gewünscht ist. Und pseudo ist eben nicht wirklich.
NGL: hatte seine Hoch-Zeit. War es hier, wo der alte Herr Blarr es beschrieben hat (verlinktes PDF)? Da passte es in die Stimmung. Aber die Zeiten sind vorbei...

 
Das sagst Du so.
Ich habe NGL gegooglet und da kam was ganz anderes raus. Erst in Verbindung mit Musik bekam ich eine Ahnung, wovon ihr da schwafelt. :-)

Je kürzer die Abk. ist, desto größer ist die Kollisionswahrscheinlichkeit.
Es bietet sich dann an nach
NGL Kirche
zu googlen. ErsterTreffer. :-)

Manchmal wird es auch DfdgM, nach dem Titel eines bekannten NGL.

Diese berühmte Szene:
"Excuse me, sir. Seeing as how the VP is such a VIP, shouldn't we keep the PC on the QT? 'Cause if it leaks to the VC he could end up MIA, and then we'd all be put on KP."


Grüße
Häretiker
 
auch ansonsten kann mittlerweile alles stattfinden im Kirchen

"Blackjack and Hookers!"
-- Bender

Nee, im Ernst, ich hatte da auch letztens eine Diskussion darüber, aus anderem Grunde.
Kirche muss den Spagat machen zwischen
- Religion, heilig, unveränderlich
- Kontakt zur Basis halten, die sich aber über die Jahrhunderte ändert

Wir haben halt heute so komische Dinger, die früher als total abseitig betrachtet wurden (Frauenwahlrecht, Gleichberechtigung, sexuelle Freiheit, ..). Galileo Galilei wurde auch rehabilitiert, hat halt 350 Jahre gedauert.

Zur Musik fällt mir nur noch mein Lieblingszitat ein:
"Oh, diese modernen! Das soll noch Musik sein?" *)

Gürße
Häretiker

*)
Zitat aus dem "Speculum musicae" des Jakobus von Lüttich, anno 1350
 

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