Der Musikgeschmack - anerzogen oder individuell?

Schreibt wer ? Auch ein genialer Querdenker ? ;)

keine Ahnung ;) Aber der von Dir beschriebene Typus ist mir am ehesten in gewissen Fernsehformaten (z.B. gestellte Gerichtssendungen) begegnet, aber nicht im wirklichen Leben. Im wirklichen Leben waren immer alle individuell genug, daß es sich auf jeden ggf. gesondert einzustellen galt.

Und Menschen, die, sagen wir mal, in gewissem Sinne einfach zu "individuell" sind, werden an Orten untergebracht, an denen sie auch professionelle Hilfe erfahren können (bei Demenz z.B. Altersheim, u.ä.).
 
Noch ein Zahn schärfer:

Alter Bauer: "Gold? Lächerlich. Damit haben die Städter uns nach dem Krieg den Hof gepflastert für eine Handvoll Kartoffeln."
 
In wirklich schlechten Zeiten ist eine Schusswaffe sehr nützlich.
 
In wirklich schlechten Zeiten ist eine Schusswaffe sehr nützlich.

Aber nur, wenn man damit gut umgehen kann:

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Der Mann, der schneller schießt als sein Schatten
 
nochmal zum ursprünglichen Thema:

Auch ich muss Hasenbein Recht geben: Individualität wird komplett überbewertet. Und auch Nils hat darauf hingewiesen: das ähnliche Aussehen der Punks ist mit einer Uniform vergleichbar.

Biologisch sind wir ohnehin alle zu fast 100 Prozent identisch. (Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das Erbgut des Menschen mit dem der Stubenfliege noch zu ca. 42 Prozent übereinstimmt: auch Fliegen haben einen Magen, einen Darm, Beine, Augen, Mund ;-)

Ich denke, dass das ständige Daraufhinweisen, dass jeder etwas Besonderes sei und einmalig sei, esoterisches Geschwätz ist. Und da wir alle gleich sind und auf Krankheitserreger nahezu gleich reagieren (Fieber etc), können wir uns alle auch auf verschiedene Arten von Musik hin konditionieren. Ist ganz leicht: Hört Euch drei Tage hintereinander die Musik der Chinesischen Oper an, dann gefällt sie auch Euch. (Vielleicht sind auch ein paar Tage mehr nötig, mich befremdet die Musik der Chinesischen Oper leider immer noch mit seinem Topfdeckelgeklapper und dem quieckhaften Singen.)

Hier eine andere interessante Beobachtung: Man hat festgestellt, dass Zwillinge, die getrennt voneinander aufwachsen, sehr ähnliche Vorlieben, Interessen und Lebensweisen entwickeln. Sollte da doch etwas genetisch programmiert sein ???

wir sind vielleicht individuell ("unteilbar") aber nicht einmalig.
Gruß
Romantikfreak
 
... mich befremdet die Musik der Chinesischen Oper leider immer noch mit seinem Topfdeckelgeklapper ...)

Gibt es eigentlich ein chinesisches Topfdeckelklapperforum? Und welche Topfdeckel klappern am besten? Und im Anfängerbereich: "Ich möchte gerne mit dem Topfdeckelklappern anfangen, kann mir aber keinen Lehrer leisten. Was soll ich tun?". Klappern historische Topfdeckel schöner als neue?
 
wir sind vielleicht individuell ("unteilbar") aber nicht einmalig.

Man kann ja mal lesen, was andere dazu sagen:



"Individualität ist überall zu schonen und zu ehren als Wurzel jedes Guten. Ich bin, was ich bin, und werde schwerlich anders."
Jean Paul (1763 - 1825)


"Der Lehrer muß die Individualität des jungen Menschen genau kennen lernen und die künftige Erziehungsweise danach bestimmen."
Sir Francis von Verulam Bacon (1561 - 1626), englischer Philosoph, Essayist und Staatsmann


"Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt."
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)


"Zwei Hände können sich wohl fassen, aber doch nicht ineinander verwachsen. So Individualität zu Individualität."
Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863), deutscher Dramatiker und Lyriker


"Das Individuum geht verloren; das Andenken desselben verschwindet und doch ist ihm und andern daran gelegen, daß es erhalten werde. Jeder ist selbst nur ein Individuum und kann sich auch eigentlich nur fürs Individuelle interessieren. Das Allgemeine findet sich von selbst, drängt sich auf, erhält sich, vermehrt sich. Wir benutzen's, aber wir lieben es nicht."

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)



"Jeder Mensch ist ein anderes Land."
Aus Afrika


"Jedes Wesen kann nur in seiner Eigenheit gut sein."
Sophokles (496 - 405/6 v. Chr.)


"Aus seiner Individualität kann keiner heraus."
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)



Was die Genetik betrifft, hat jeder Mensch außer eineiigen Zwillingen eine eigene DNA. Was auch für Fingerabdrücke und entsprechende Tests in der Kriminalistik sehr praktisch ist.

Unteilbar sind wir übrigens nicht (Transplantationen...).


Liebe Grüße

chiarina
 
Ich habe mich gestern nicht gut ausgedrückt, als ich über Individualität schrieb. Entschuldigung, ja, aber (Achtung, jetzt kommt Ausrede) manchmal habe ich einfach Lust, zu etwas was zu schreiben, aber nicht genug Zeit, um wirklich ausreichend über die Formulierung nachzudenken. Ab und zu (staun!) arbeite ich nämlich auch.

Wie dem auch sei:

In Wirklichkeit gibt es ja keine 2 gleichen Dinge auf der Welt. Es lässt sich objektiv nichts finden, was etwas anderem tatsächlich genau gleicht.
Es gibt also, von einer bestimmten Warte aus betrachtet, nur Individualität.

Und klar, wir kennen alle Menschen, die in ihren Eigenarten ganz besonders wiedererkennbar sind, wo man also diese generelle Individualität ganz besonders gut wahrnimmt. Und wenn ein Europäer z.B. nach China fährt oder ihm im Zug eine Klasse 14jähriger Teeniemädels begegnet, nimmt er diese generelle Individualität nicht so gut wahr und denkt eher "Puh, alle irgendwie gleich!"

Nicht-Individualität entsteht durch ungenaue bzw. selektive Wahrnehmung; das ist eine Eigenschaft des menschlichen Geistes, die er zu seinem Funktionieren braucht. Ohne Kategorisieren kein Denken.

Was es jedoch nicht gibt, ist eine andere Art von Individualität: Menschliche Verhaltens- oder Denkweisen, die in einem vergleichbaren Sinne wie ein angenommener "freier Wille" nicht auf äußeren Einflüssen beruhen, sondern quasi 100% originell sind.

Das wollte ich sagen: dass da, wo man vermeint, Originalität / Individualität wahrzunehmen (bei anderen oder sich selbst), fast immer lediglich momentan nicht wahrgenommen wird, woher dieses scheinbar individuelle Verhalten kommt bzw. von welchen Verhaltensweisen anderer Menschen das inspiriert ist. Und wenn man Individualität bzw. Abgrenzung als Wert sieht (pubertierende Jugendliche sind lediglich ein Paradebeispiel für ein überaus allgemeines Phänomen), dann ist man umso geneigter, betriebsblind zu sein und Individualität dort wahrzunehmen, wo gar keine ist.

LG,
Hasenbein
 
In Wirklichkeit gibt es ja keine 2 gleichen Dinge auf der Welt. Es lässt sich objektiv nichts finden, was etwas anderem tatsächlich genau gleicht.
Es gibt also, von einer bestimmten Warte aus betrachtet, nur Individualität.
...

Hasenbein

Im Gegenteil. Alle Elementarteilchen einer bestimmten Sorte sind ununterscheidbar. Alle Elektronen sind gleich, alle Protonen, Neutronen, ....
Das Faszinierende besteht ja nun gerade in dem Phänomen, dass aus ununterscheidbaren Grundbausteinen wohlunterscheidbare makroskopische Objekte entstehen.
 
O.K. Hasenbein differenziert jetzt und hat auch damit absolut Recht. Natürlich ist jedes mehrzellige Wesen einmalig, aber die Unterschiede sind nicht entscheidend, sondern die Gemeinsamkeiten: wie reagiert das Immunsystem auf bestimmte Krankheitserreger? (Stellt Euch mal vor, jeder von uns würde auf ein Erkältungsvirus unterschiedlich – ich meine grundsätzlich unterschiedlich reagieren: die Ärzte würden verzweifeln: bei einem verursacht das Erkältungsvirus grüne Ohren, beim anderen einen Ausschlag, beim nächsten Wahrnehmungsstörungen – nein, nein, wir alle reagieren identisch auf ein und das selbe Erkältungsvirus: Halsschmerzen, Fieber, Schnupfen, Husten etc.)

Wenn wir jetzt aber das Thema „Individualität“ auf der psychischen Ebene betrachten: dann ist natürlich jeder anders, da jeder einen anderen Erfahrungshorizont hat. Ich weiß, es ist ein unschöner Vergleich, aber wenn man das Gehirn mit einem Computer vergleicht, der im Laufe des Lebens programmiert wird (durch schöne Erlebnisse, durch Lernprozesse, durch Traumatisierungen), dann entsteht natürlich ein einzigartiger Charakter mit seinen Eigenheiten.

und im Rahmen dieses Lebens-Lernprozess entsteht auch der "individuelle" Musikgeschmack.
 
Ich denke, ein Mensch ist ein Konglomerat aus Prägung, Erziehung, Genen, Umfeld, Freunden, sozialem Umfeld, uswusf.

Insofern ist jeder Mensch ein Individuum. Man braucht ja nur sich selber mit einem Geschwisterteil vergleichen. Ich habe rote Haare, blaue Augen, bin zierlich. Meine Schwester ist blondhaarig, grüne Augen, stämmig.
Sie ist ein Karrieretyp, in der ganzen Welt unterwegs. Charakter sehr schwierig, wie mein Vater.
Ich habe hier mein Nest mit Familie und Freunden. Ansonsten meiner Mutter sehr ähnlich.
Und wir haben beide die gleichen Eltern :mrgreen:

Ein Mensch wird durch so viele Dinge geprägt... Und die Gene lassen sich wirklich nicht verleugnen. Mein Sohn ist das Abbild meines Vaters. Und hat zeitweise den selben rechthaberischen Charakter. Oder ist das die Pubertät. Man weiß es nicht.

Was die musikalische Prägung angeht: Ich wuchs mit toller Musik auf: Blues, Klassik, Oper, Rock... Und hörte irgendwann nur noch Wham! und Rick Astley, jaja, die Jugendsünden. Aber ich hatte schon immer Zugang zu Klassik, und da hat der Musikgeschmack meiner Eltern eine große Rolle gespielt. Heute höre ich alles, das ist sehr stimmungsabhängig.
Mein Kumpel wuchs mit Peter Alexander und Heino auf, aber sein Musikgeschmack geht Richtung Hardrock, in den letzten Jahren auch Richtung Jazz.
Anekdote: Als er das erste Mal auf seinem neuen Plattenspieler damals "Samba pa ti" auflegte, stürmte sein Vater ins Zimmer, und meinte, er hätte den Plattenspieler nicht gekauft, damit der Sohn solche Hardrockmusik hört :shock:

LG Antje
 

Wie wichtig ist eigentlich die Frage nach "Individualität"...? Es gibt verschrobenere Charaktere, welche mit mehr Ecken und Kanten, als andere, "schwierige" Charaktere, Menschen, die mal mehr, oder mal weniger, "angepaßt" sind, welche, mit denen man leichter auskommt, als mit anderen, und zu guter letzt: solche, die einem besonders sympathisch sind, und die einen besonders beeindrucken, und andere, die das nicht in diesem Umfang tun.
 
Meine Freunde halten mich für einen Irren. Aber das bin ich nicht. Ich bin nur so, wie sie wären, wenn sie nicht so viel Angst hätten.
 
Die Gesamtperson ist nicht nur ein Individuum, sondern vor allem auch ein individueller Prozess. Das Leben und damit das Individuum ist halt unbarmherzig das, was man draus machen kann. Man "ist", was werden zu können man bis zum aktuellen Zeitpunkt die Möglichkeit hatte (genetisch, soziokulturell, selfdesigned u.dgl.m.), und sollte nach Möglichkeit nicht im status quo verharren.

Somit sind Individuen, die vergleichbaren Rahmenbedingungen unterliegen, eher vergleichbar als Individuen, deren Gegebenheiten grundverschieden sind.

Übertragen auf die Musik sind dies v.a. die Hörgewohnheiten. Mit traditioneller türkischer oder chinesischer oder afrikanischer (t.b.c.) Musik können Menschen aus Mitteleuropa spontan nichts anfangen. Wer daheim im Elternhaus öfter klassische Musik hörte, hat eher einen Zugang dazu als jemand, der nicht in diesen Genuss kam.

So weit, so transindividuell.

Ob man dann lieber Wagner oder Mozart mag (oder beide gleich, oder früher lieber den einen und jetzt den anderen), ist m. E. wirklich individuell. Oder ob man lieber Chopins a- oder h-moll Walzer mag. Oder lieber ABBA oder lieber Boney M. (um mal ein GANZ wichtiges individuelles Unterscheidungsmerkmal aus meiner Jugend heranzuziehen :lol: ). Ich würde mal spekulieren, dass hier Spiegelneuronen die Finger im Spiel haben.
 

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