Der heilige Franz

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23. Apr. 2010
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(Teil 1)

Wie ich heute früh beim Abreissen des Kalenderzettels feststellte, ist der 2. April der Gedenk- und Todestag des heiligen Franz von Paola (San Francesco di Paola, 1416 - 1507)

Dies nehme ich zum Anlass, um diesen Faden zu erstellen... hat doch Franz Liszt 1863 das Klavierstück "Légende No 2 St François de Paule marchant sur les flots" geschrieben – eines meiner liebsten Klavierstücke (für mich wohl spieltechnisch unerreichbar, aber trotzdem:D). Diese Legende aus dem Leben des heiligen Franziskus wird in folgender Erzählung (übersetzt aus dem Italienischen) beschrieben:


Kapitel 35, aus dem "Leben des heiligen Franziskus von Paola" (von Giuseppe Miscimarra):

Zuletzt, gegenüber dem Leuchtturm von Messina und dann in der Gegend des Strandes von Cattona angelangt, fand er dort eine Barke, die Fassdauben nach Sizilien hinüberschaffen sollte. Er näherte sich mit seinen beiden Begleitern dem Herrn der Barke, namens Pietro Coloso, und sagte zu ihm: "Mein Bruder, bringe uns aus christlicher Liebe in deiner Barke nach der Insel hinüber." Dieser aber, dem die Heiligkeit des Bittenden unbekannt war, verlangte von ihm das Fährgeld. Da nun die Antwort war, dass er dies nicht besässe, fügte jener hinzu, dass er dann für sie keinen Platz hätte. Die bei dieser Versagung der Bitte anwesenden Leute aus Arena, die den Heiligen begleitet hatten, baten den Herrn der Barke, dass er diese armen Brüder mit hinübernehmen möge, da er überzeugt sein könne, dass einer von ihnen ein Heiliger wäre. "Wenn er ein Heiliger ist" – antwortete Pietro Coloso mit grösster Rücksichtslosigkeit – "dann möge er auf den Fluten wandeln und Wunder tun." Und abfahrend liess er sie am Strande zurück.

Ohne sich über den groben Spott des törichten Schiffsherrn zu erregen, und gestärkt von dem göttlichen Geist, der ihn immer unterstützte, ging der heilige Franziskus ein wenig abseits von seinen Gefährten und rief in Gebeten die göttliche Hilfe in dieser Lage an. Darauf, zu diesen wieder zurückgekehrt, sagte er zu ihnen: "Seid fröhlich, meine Söhne! Durch Gottes Gnade haben wir ein besseres Schiff zum Übersetzen." Aber der unschuldige und einfache Bruder Giovanni, der kein anderes Fahrzeug sah, sagte: "Mit welcher Barke, mein Vater, sollen wir überfahren, da jene hinweg ist?" Dieser antwortete: "Der Herr hat uns mit einem anderen guten und zuverlässigeren Schiff versehen, mit diesem meinem Mantel", den er nun auf dem Wasser ausbreitete. Bruder Giovanni lächelte (obwohl Pater Paolo, als der Verständigere, an dem Wunder nicht zweifelte, das er angekündigt hatte), und sagte mit seiner gewöhnlichen Unbefangenheit: "Lass uns wenigstens auf meinem Mantel fahren, der uns besser tragen wird, weil er neu ist und nicht so geflickt wie der deinige."

Nachdem aber unser Heiliger seinen Mantel auf dem Wasser ausgebreitet hatte, segnete er ihn im Namen Gottes, hob dann ein Stück des Mantels empor, wie ein kleines Segel, das er mit seinem Stock gleichwie an einem Mast aufrecht erhielt. Er stieg mit seinen Gefährten auf dies wunderbare Fahrzeug und ging unter Segel, zum grossen Erstaunen der Leute von Arena, die, als sie vom Strand aus sahen, wie schnell er die Fluten durcheilte, ihm weinend nachriefen und in die Hände schlugen, wie auch die Schiffsleute auf der Barke nebst dessen unfreundlichen Herrn, der nun wegen seiner Versagung der Bitte um Verzeihung bat und ihn aufforderte, in sein Fahrzeug zu steigen. Doch Gott, der zum Ruhm seines heiligen Namens kundtun wollte, dass er nicht allein die Erde und das Feuer, sondern auch die Gewässer der Herrschaft unseres heiligen Franziskus unterworfen hätte, liess diesen die Aufforderung verschmähen und noch vor der Barke im Hafen anlangen.
 
(Teil 2 - leider schaffe ich es heute aus unerfindlichen Gründen nicht, ein Video direkt einzubinden)

Cziffra plays Liszt: Legend No. 2 - YouTube

Die Videoqualität könnte besser sein, in der Mitte hat es ein paar Holperer. Vielleicht findet noch jemand eine qualitativ gute Aufnahme.

Jedesmal, wenn ich dieses Stück höre, bekomme ich eine Gänsehaut und vor meinem inneren Auge entstehen Bilder. Rechte Hand: der Franziskus auf seinem Mantel, unerschrocken und die Ruhe selbst, den Blick klar und stetig auf sein Ziel gerichtet – linke Hand: die rollenden Wellen, das Rauschen des Meeres, erst noch verhalten, dann wie ein grollendes Ungeheuer, dass sein Opfer vergeblich zu packen versucht. Schliesslich macht Franziskus das Meer zu seinem Verbündeten, mit gemeinsamer Kraft überholen sie die Barke, lassen sie hinter sich zurück, erreichen den Hafen...

Lg, Nessie
 
VOn Horowitz hab ich mal ´ne Variante gehört, die war unschlagbar, was das Anbranden der Wellen anbelangt.

Ansonsten klasse Stück; so arg schwer ist es aber nicht.

Rudl
 

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