Daniel Chorzempa †

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MartinH

Guest
Gerade über den Wiki-Artikel gesehen. Wurde 78. Einer der wenigen Organisten, zu dem ich zwar Name, aber kein Gesicht parat hatte.
Wirklich erschreckend, was man hier so liest. Wie kann sowas passieren? Eigentlich peinlich auch für "die Szene".

Vielleicht hatte er das Glück, in einer Zeit aktiv gewesen zu sein, die Orgelmusik noch mehr und wirklich schätzte sowie die nötige Aufmerksamkeitsspanne dafür noch hatte (nein, das ist m.E. heute nicht mehr der Fall, ungeachtet der großen Töne und ausgabefreudigen und verwöhnten Organisten, bei denen mir eben dies oft wie eine Ersatzhandlung vorkommt, abgesehen davon, dass oft Fähigkeiten der Orgel und des/der Organisten/in verwechselt werden oder zumindest "etwas" auseinanderliegen - aber das nur nebenbei, es geht mir hier um die erschreckenden Begleitumstände seines Todes).

Und nochmal nebenbei: der war noch einer der Epoche, die man vorwiegend (nur, und so ablenkungslos) auditiv kannte, ohne Gehample bei YouTube mit besserem Bild als Ton (und Illusion einer Live-Situation, die dann meist doch keine ist). Sympathisch, aber heutzutage schnell dem Vergessen anheimfallend (und erst recht die Leute der LP-Ära). Und wenn man Einspielungen sucht, findet man CDs für 1,30 EUR - physisch. Ja, der Wert der Musik...
Seine Bäche kannte ich als seeehr gerade, keine Verwirblungen.. naja, kann ja auch beruhigend wirken. Die eigenen Werke kenne ich noch nicht.
RIP
 
Er war ein Tastenspieler schlechthin an Orgel, Cembalo, Clavichord, Hammerflügel und Klavier und darüber hinaus auch als Dirigent und Hochschulprofesssor tätig.
R.I.P.

 
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Und Wiki:

Ah, und Homepage mit interessanter Aussage:

< Chorzempa dürfte der einzige Musiker heute sein, der gleichwohl alle Tasteninstrumente (Clavichord, Cembalo, Fortepiano, Pianoforte und Orgel) beherrscht und regelmässig damit als Konzertist auftritt, und gleichzeitig eine rege Tätigkeit als Komponist und Dirigent ausübt.
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Jetzt fallen mir gerade aber gar keine Namen von SchülerInnen ein...
 
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Vielen Dank für die reiche Info und diesen italienischen Artikel.

Ich hatte als Schüler auch diesen oder jenen Bach von ihm auf Platte gehört. In den seither verflossenen Jahrzehnten völlig vergessen, dass er ja noch leben könnte. - Nun also... :-(

Lux perpetua luceat ei.
 
Nachtrag: Wohl über Facebook wurden Verwandte in Minnesota gefunden, die waren mit ihm auch bis vor wenigen Tagen noch in Kontakt. Also irgendwie ein Kommunikationsproblem der Behörden.
Auf Discogs gibt's Massen an Einspielungen, auch viele LPs, und auch Online kann man viel anhören.

Edit: noch ein Artikel ("alles auswendig" - an der Orgel wirklich eine große Seltenheit)
 
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Vielen Dank für die reiche Info und diesen italienischen Artikel.

Ich hatte als Schüler auch diesen oder jenen Bach von ihm auf Platte gehört. In den seither verflossenen Jahrzehnten völlig vergessen, dass er ja noch leben könnte. - Nun also... :-(

Lux perpetua luceat ei.
Ich auch, der Name war mir schon ewig bekannt, aber komischerweise kein Gesicht dazu. Ich glaube, besonders er trat stark zurück hinter die Werke. Vielleicht auch etwas zeitbedingt (er war auch kaum mal auf dem Cover, interessanterweise auch selten die Angabe zur Orgel, die muss man sich zusammensuchen). Ich glaube, jetzt werde ich noch C.-Fan, ein sehr klarer Widor zB und auch vieles von Bach gefällt mir doch ausnehmend gut. Klavier traue ich mich nicht zu beurteilen. Ich glaube, die meisten oder gar alle Aufnahmen entstanden noch analog mit den dadurch hohen Anforderungen an zusammenhängend gespielte Abschnitte. Der dürfte also wirklich so gespielt haben, wie man es auf den Aufnahmen hört :)
PS Er hatte bestimmt auch gute, fachkundige Rezensenten zu seiner Zeit (nebst vollen Kirchen und Sälen..), die gibts natürlich auch heute noch, aber wirklich deutlich weniger. Besonders gerne lese ich auch alte Rezensionen zu Aufnahmen.
Edit: und ich bin wieder sehr angetan, wie gut und sorgfältig Analog-Aufnahmen damals hergestellt wurden, mit genauem Wissen um Grenzen und Wirkung (Mischung, Dynamik, Frequenzgang, geschmackvoller künstl. Nachhall etc.)
 
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ein Tastenspieler schlechthin an Orgel, Cembalo, Clavichord, Hammerflügel und Klavier
In der Tat! Seine Einspielung der Bach-Variationen von Reger war - bis sie verliren gegangen ist - eine meiner bevorzugten Klavierinterpretationen. Seine CD des e. Bandes des WtC auf verschiedenen Instrumenten des Berliner Musikinstrumenten Museums ist sehr anregend.
 
In der Tat! Seine Einspielung der Bach-Variationen von Reger war - bis sie verliren gegangen ist - eine meiner bevorzugten Klavierinterpretationen.
Es gab ein mittlerweile gelöschtes Video auf YouTube mit einem Reger-Konzertabend mit Klavier- und Orgelwerken, wenn ich mich recht erinnere, waren die Bach-Variationen Teil des Programms.
Er gehörte auch zu den wenigen, die sowohl die Orgel- als auch die Klaviersonate von Julius Reubke im Repertoire hatten.

Ein Zeit-Artikel aus dem Jahr 1975 (Anmeldung erforderlich):

Der Prinz der Organisten
 
Stimmt, Thema Klavier und Orgel auf höchstem Niveau, da wird's licht - wie hieß gleich nochmal der junge Österreicher, der an de MH München studiert hat?
 
Genau, der ist's, passt ja gut hier rein. Und natürlich gibt es nicht so bekannte, die das auch hervorragend machen, da fällt mir gerade ein hochqualifizierter (ehemaliger) Organist einer Düsseldorfer Innenstadtkirche ein, der auch beide Reubkes hintereinander spielte (iirc). Oder auch BWV 542 in Klavierbearbeitung und danach Orgel.
Dem hatten sie völlig unverdient seine Stelle (mit auch unglaublich vielen Werktagsdiensten) gekürzt, dürfte der Weg des geringsten Widerstands gewesen sein, gibt's irgendwo einen 0815-Seniorenchor, dürfte schon mehr Protest zu erwarten sein. Wirklich unmöglich.
 


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