Clavichord

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23. Okt. 2019
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Schon seit langer Zeit liebäugele ich damit, mir ein Clavichord zu kaufen. Dieses Instrument gehörte ja bis ca. 1800 zur Standardausrüstung vieler Pianisten und Komponisten. Außerdembietet es interessante Klanggestaltungsmöglichkeiten, wie ja u.a. Friedrich Gulda gezeigt hat.

Wer von euch hat Erfahrungen mit dem Clavichord? Und wo gibt es eine Möglichkeit, ein Clavichord mal auszuprobieren außer bei Verkäufern, die ja z. T. weit entfernt sind?
 
Finde es auch ein interessantes Instrument! Ich hab mir mal eins gebaut, in einem Workshop. War eine spannende Erfahrung, selber bauen ist auch deutlich billiger als kaufen - ich spiele es nur nicht wirklich... was aber nicht daran liegt, dass man das bei ‚Marke Eigenbau‘ nicht könnte (einer meiner Mitstreiter aus dem Workshop spielt seins regelmäßig). Hier habe ich einen Blogartikel über meinen Clavichord-Bau veröffentlicht: https://musedu.at/de/mein-selbstgebautes-clavichord/
 
Habe über Monate die eBay Kleinanzeigen im Umkreis verfolgt, hatte zeitweise Glück und konnte ca 1-2 mal im Monat eines besichtigen und anspielen. Braucht halt Zeit, wenn man nicht durch die Gegend fahren will...
Falls Du mal verschiedene historische Tasteninstrumente ausprobieren möchtest: vor paar Jahren hab ich einen Kurs auf historischen Instrumenten bei Michael Günter gemacht, Anfragen eines Musikbegeisterten stoßen da glaub ich nicht auf taube Ohren:
 
Wer von euch hat Erfahrungen mit dem Clavichord? Und wo gibt es eine Möglichkeit, ein Clavichord mal auszuprobieren außer bei Verkäufern, die ja z. T. weit entfernt sind?

Wenn Du verschiedene Clavichorde an einem Ort sehen, im Konzert hören und selber anspielen möchtest, fahre am besten zu einem der Clavichordtage der Deutschen Clavichord Societät (DCS). Hier triff Du auch genug Leute, die sich damit auskennen. Auf deren Website gibts genug zum stöbern.

www.clavichord.info

Ich finde Clavichorde absolut faszinierend, eine ganz eigene Welt, wenn man sich damit und mit der dazugehörigen Musik beschäftigt.

Wichtig ist noch zu wissen, dass die meisten im Internet angebotenen Clavichorde (Z.B. von Sassmann, Sperrhake) nicht der historischen Bauweise entsprechen, dadurch u.a. relativ schwer sind, oft nur einchörig und klanglich, nun ja, recht eingeschränkt sind. Wenn man sie für ein paar hundert Euro in spielbarem Zustand bekommt, taugen sie immerhin für den Einstieg. Aber auch Friedrich Gulda und Keith Jarrett haben so ein Instrument benutzt. Gulda hat seins aber mit Tonabnehmern modifiziert und ist entschuldigt.
 
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Wer von den tiefer eingestiegenen Clavichordliebhabern könnte hier mal etwas über die gebundenen und ungebundenen Instrumente erzählen? War die gebundene Bauweise die historische Form, bei der nicht für jeden Ton eine Saite zur Verfügung steht? Das bedeutete aber auch, dass man nicht alles darauf spielen konnte und kann. Die Ungebundenen sind dagegen schwerer und aufwendiger in der Herstellung, wie ich hörte. Gibt es Bausätze für beide Arten? Die "Bebung", wie man das Vibrato auch nennt, soll eine reizvolle Möglichkeit zur Gestaltung bieten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die ersten Clavichorde waren 3-4 fach gebunden, d.h. die auf einem Saitenpaar liegenden 2-3(-4) Töne konnten nicht gleichzeitig gespielt werden. Bundfreie Instrumente wurden ab ca 1750 populär. Gleichzeitig nahm der Tonumfang zu, die Instrumente wurden dadurch größer und schwerer. Gebundene wurden aber weitere gebaut - sie waren kleiner, leichter und billiger. Berühmt ist zB Mozarts Reiseclavichord von J. A. Stein (Augsburg 1762), was im Nationalmuseum in Budapest aufbewahrt wird. Es hat 4 1/2 Oktaven Umfang, ist bis auf die unterste Oktave 2-chörig, die untere Oktave ist frei der Rest 2-fach gebunden, die drei höchsten Saitenpaare 3-fach. es wiegt keine 10kg, und man kann es wie ein Keyboard mitnehmen. Dabei ist es überraschend klangstark (ich habe eine Kopie davon :-) ).

Zu den "Einschränkungen": Durch die Bindung wird gleichzeitig die Stimmung festgelegt, diese lässt sich nur durch Biegen der Tangenten ändern. Die auf einem Saitenpaar liegenden Töne können nicht gleichzeitig gespielt werden. Bei den häufigen überwiegend 2-fach gebundenen Instrumenten stellt das bei Musik bis zum Barock aber kaum eine Einschränkung dar. In jedem Fall ist eine gute und saubere Technik das wichtigste. Wenn man vom Klavier kommt, ist eine ziemliche Umstellung, überhaupt erstmal sauber zu spielen aber es lohnt sich! C.P.E. Bach hat dazu eine umfassende Anleitung geschrieben ("Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen").

Auf dem ungebundenen Instrument kann man beliebige Stimmungen legen, muss dafür deutlich mehr Saiten stimmen.
Klanglich unterscheiden sich diese Typen deutlich. Ich finde gebundene Instrumente leichter, spritziger - wobei die erhaltenen historischen Clavichorde bzw. deren Nachbauten ein großes Spektrum bieten. Soweit in Kürze.

Hier ein Link zur
Geschichte des Clavichords

Mit Bausätzen kenne ich mich nicht aus, ich würde mir sowas auch nicht zutrauen, zumal doch sehr exaktes Arbeiten erforderlich ist.

hier ein Link: Early Music Shop
 
@Emil
Weißt du, ob das Clavichordtreffen am 14. und 15.11. in Wittenberg öffentlich ist? Auf der Website steht nichts Konkretes dazu.
 
Was mich beim Klavichord stört ist, das ich selber stimmen muss.
 
@Emil
Weißt du, ob das Clavichordtreffen am 14. und 15.11. in Wittenberg öffentlich ist? Auf der Website steht nichts Konkretes dazu.

Bisher war es bei den Treffen so, daß man sich anmelden musste, aber dazu kein Vereinsmitglied sein musste. Zum Teil wurden die Konzertkarten extra verkauft, auch Abendkasse, wenn noch Platz war. Das Treffen besteht neben Konzerten und Vorträgen auch aus der Mitgliederversammlung, dazu gibt es den sehr empfehlenswerten (!!!) Stimmkurs von Martin Kather. Und natürlich die Austellung und Vorführung von vielen Clavichorden, die Mitglieder und Clavichordbauer mitgebracht haben. Anfassen und Ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht.

Ich war im Laufe der Jahre auf drei Treffen und jedes war etwas anders. Immer ging es aber recht locker und familiär zu. Wie das Clavichordtreffen am 14. und 15.11. in Wittenberg genau läuft, weiß ich nicht, es gibt auch noch kein genaues Programm. Ggf. einfach mal den Vorstand anmailen.
 
Ich habe gelesen, dass es in Rostock eine Art "Ferienbaukurs" geben soll. Hat den zufällig schon jemand besucht?
Ich überlege hin und her mein (schlechtes, altes) E- Piano irgendwann gegen ein Clavichord zu tauschen. Sind die wirklich so leise und klappern kaum?
Dann wäre das doch theoretisch eine Alternative für früh- morgendliches Üben, oder?
Eine Freundin von mir leitet einen Kinder Segelferienkurs in Rostock. So in 3 oder 4 Jahren würde es mich schon reizen, ein Instrument selber zu bauen.

LG,
Hekse
 
@Hekse
Ein Clavichord ist wohl schon deutlich anders zu spielen als ein E-Piano. Andererseits wurde es früher als Übeinstrument benutzt. Um es richtig einschätzen zu können, müsste ich allerdings mal ein Clavichord probespielen. Und das ist nicht so einfach möglich - leider.
 

Um es richtig einschätzen zu können, müsste ich allerdings mal ein Clavichord probespielen. Und das ist nicht so einfach möglich - leider.
Gibt es eine Musikhochschule in deiner Nähe, wo vielleicht Clavichord als Nebenfach angeboten wird? Ich war öfter bei Vortragsabenden der Nebenfachklassen Hammerklavier bzw. Clavichord an der hiesigen Musikuniversität, und es war kein Problem, danach auf Anfrage die Instrumente anzuspielen.
 
@Demian
Ich bin gespannt was dabei herauskommt. Ich finde es deutlich charmanter als irgend ein neues Digi. Das man nicht alles üben kann, ist mir klar. Meine "Hauptübezeit" ist nach der Arbeit vorm Kinderholen, morgens vor dem allgemeinen Trubel ist nur "Nebenübezeit" zum meditativen Dahinklimpern.
LG,
Hekse
 
Ich habe gelesen, dass es in Rostock eine Art "Ferienbaukurs" geben soll. Hat den zufällig schon jemand besucht?
Ich überlege hin und her mein (schlechtes, altes) E- Piano irgendwann gegen ein Clavichord zu tauschen. Sind die wirklich so leise und klappern kaum?
Dann wäre das doch theoretisch eine Alternative für früh- morgendliches Üben, oder?
Eine Freundin von mir leitet einen Kinder Segelferienkurs in Rostock. So in 3 oder 4 Jahren würde es mich schon reizen, ein Instrument selber zu bauen.

LG,
Hekse

Ja, den Kurs habe ich gemacht (zwar bei uns in Wien, aber bei demselben Cembalobauer, Johann Schmidt). Ich habe weiter oben im Faden dazu geschrieben und auch meinen Kursbericht verlinkt. 🙂
 

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