Bechstein hat Kurzarbeit seit Mitte diesen Jahres angemeldet

  • Ersteller des Themas agraffentoni
  • Erstellungsdatum

Aber Arbeit muss man haben. Oder wenigstens das Kurzarbeitergeld vom Bechstein.
 
Ich komme aufs Thema zurück...


Und nach Einreichung eines Erstattungsantrages an die Agentur für Arbeit wird das gezahlte Kurzarbeitergeld nach Prüfung der Antragsunterlagen der Firma Bechstein erstattet. Auf die Empfänger des steuerfreien Kurzarbeitergeldes kann wegen des Progressionsvorbehalts eine Steuernachzahlung zukommen.
 
NEIN!!!! Es heißt dieses Jahres! Warum geht Ihr so rücksichtslos mit der deutschen Sprache um? Das hat sie nun wirklich nicht verdient!
"Dieses" und "jenes" sind Pronomen, genau wie "mein", "dein" und "sein". Und da es auch nicht heißt "Sie ist die Mutter seinen Kindes" oder "Ich liebe dich bis ans Ende meinen Lebens", heißt es eben auch nicht "im Sommer diesen Jahres", sondern "im Sommer dieses Jahres". (https://www.spiegel.de/kultur/zwieb...abc-dieses-jahres-diesen-jahres-a-325940.html) :006:
 
Natürlich kann man vom "Anfang oder Ende diesen Jahres" sprechen und das ist nicht falsch. Da hat der SPIEGEL, wiewohl hochgeschätztes Magazin, eigentlich nix zu dekretieren, es geht hier eher um Fragen der deskriptiven Grammatik. Relevant dürfte in solchen Fragen die Bibel zur deutschen Sprache, die Eisenberg-Grammatik sein, dort speziell § 1535. Also: Kommt vor und ist damit akzeptiert, wenn auch nicht standardsprachlich ...IMG_20231205_203846750.jpg
 
"Dieses" und "jenes" sind Pronomen, genau wie "mein", "dein" und "sein"

Wenn Analogie ein hinreichenes Krieterium wäre, müsste der Genitiv von er ja es heißen. ;) Scherz beiseite, natürlich ist "dieses Jahres" die traditionelle Konstruktion, die durch die Kongruenz des Pronomens mit dem Nukleus des Nominalsyntagmas gekennzeichnet ist. Aber das um sich greifende Monoflexionsprinzip sorgt dafür, dass die Kasusmarkierung auf ein Element der Konstruktion reduziert werden kann und das andere entweder flexionsunmarkiert bleibt oder, wie in unserem Fall, die Form eines universalen Kasus obliquus auf -en annimmt, womit wir bei "diesen Jahres" wären (die Germanisten mit ihrer putzigen 19.-Jh.-Terminologie nennen das, glaube ich, es wird "schwach flektiert").

Feste Regeln aufstellen zu wollen, ist zwecklos, denn die Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen. Was sich sicher sagen lässt, ist, dass sie bei festen Phrasen sich weitgehend durchgesetzt hat. Man sagt Hans ist guten Mutes aber nicht mehr ...gutes Mutes. Außerhalb von Phrasen finden oft die kongruierende und die reduzierte Variante nebeneinander - hierher gehrt unser "...dieses / diesen Jahres-Beispiel. Aber es gibt auch noch genügend Belege, wo die kongruierende Form noch vorherrscht: Es gibt eine Lösung dieses Problems / *diesen Problems. Wer meint, dass der Abbau der Kongruenz zu nichts nütze ist, aber potentiell Unklarheiten mit sich bringt, verwendet halt die kongruierende Form. Und wer sich gerne darin gefällt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren, die andere.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt ja büschn wertend - bzw. abwertend. Aber warum? Es geht um eine ganz normale linguistische Entwicklung, so in etwa analog zur Entropie in Sachen Physik ...

Tut es das? Das siehst Du mich jetzt aber sehr überrascht, und ich muss mich für unfähig erklären, mich zu den Höhen Deiner sprachlichen Intuition aufzuschwingen. Ich bin historischer Linguist und kann schon per definitionem Sprachentwicklung nicht für Teufelswerk halten und weiß, dass alle Sprachpuristen, welche einen liebgewordenen Zustand konservieren wollen (Cicero sagt: durch eine obrussa ratio - ein feuervergoldetes Regelwerk) Damen und Herren auf verlornem Posten sind. Also: Das Monoflexionsprinzip greift um sich - weil es sich noch längst nicht durchgesetzt hat. Man kann aber drauf wetten, wann es das getan haben wird (vielleicht noch vor dem endgültigen Verlust des Futur exakt) ;)
 

Jaja, der gute Cicero ... Und dann ist er - schwuppdiwupp, haste nicht gesehen - selbst zum feuervergoldeten und elektrogehärteten Regelwerk geworden ... Wehe, du verwendest in den Latein-Stilübungen eine Formulierung, die bei Cicero so nicht vorkommt ... :010:
 
Jaja, der gute Cicero ... Und dann ist er - schwuppdiwupp, haste nicht gesehen - selbst zum feuervergoldeten und elektrogehärteten Regelwerk geworden ... Wehe, du verwendest in den Latein-Stilübungen eine Formulierung, die bei Cicero so nicht vorkommt ... :010:

Lass mich raten: Du hast einen Opa, der 1898 Klassische Philologie studiert hat. Oder Du hast es selber, und zwar an einem der letzten Orte, wo diese Art von "Stilübungen" noch mit großer Verbissenheit betrieben werden und man sowieso den Eindruck hat, dass im nächsten Augenblick Eduard Norden aus der Tapetentür tritt. Dann warst Du aber selber schuld, ausgerechnet dahin zu gehen.
 
Haha, Zahlendreher: Der Opa hat nicht 1898 studiert, sondern ist 1889 geboren - und zwar im Fürstentum Reuß jüngerer Linie, wie sein Studienbuch ausweist ... :003: ! Da stellen wir uns echt Gespenster und Tapetentüren und Bartbinden und Kerzen aus Walrat vor ... Mit WK I war's dann jedenfalls aus mit der Nostalgie ... Und nach WK II saß er dann in der SBZ. Modernisierungsschub praktisch ...
 
Wenn Analogie ein hinreichenes Krieterium wäre, müsste der Genitiv von er ja es heißen. ;) Scherz beiseite, natürlich ist "dieses Jahres" die traditionelle Konstruktion, die durch die Kongruenz des Pronomens mit dem Nukleus des Nominalsyntagmas gekennzeichnet ist. Aber das um sich greifende Monoflexionsprinzip sorgt dafür, dass die Kasusmarkierung auf ein Element der Konstruktion reduziert werden kann und das andere entweder flexionsunmarkiert bleibt oder, wie in unserem Fall, die Form eines universalen Kasus obliquus auf -en annimmt, womit wir bei "diesen Jahres" wären (die Germanisten mit ihrer putzigen 19.-Jh.-Terminologie nennen das, glaube ich, es wird "schwach flektiert").

Feste Regeln aufstellen zu wollen, ist zwecklos, denn die Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen. Was sich sicher sagen lässt, ist, dass sie bei festen Phrasen sich weitgehend durchgesetzt hat. Man sagt Hans ist guten Mutes aber nicht mehr ...gutes Mutes. Außerhalb von Phrasen finden oft die kongruierende und die reduzierte Variante nebeneinander - hierher gehrt unser "...dieses / diesen Jahres-Beispiel. Aber es gibt auch noch genügend Belege, wo die kongruierende Form noch vorherrscht: Es gibt eine Lösung dieses Problems / *diesen Problems. Wer meint, dass der Abbau der Kongruenz zu nichts nütze ist, aber potentiell Unklarheiten mit sich bringt, verwendet halt die kongrierende Form. Und wer sich gerne darin gefällt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren, die andere.
Feste Regeln wären doch eigentlich das Optimalste, denn schlimmer als wie dass sich jede und jede an Rechtschreibung hält ist doch, das (sic!) der Dativ dem Genetiv sein Tod ist!
 
Feste Regeln wären doch eigentlich das Optimalste,

Vermutlich wäre das sog das Megaoptimalste, aber leider ist Sprache ein historischer, also in stetiger Entwicklung befindlicher Gegenstand, was aus den Fehlern von heute die Regeln von morgen macht. Man müsste allenfalls auf eine Idee der IBM-Pioniere im Bereich Maschinenübersetzung der frühen 70er Jahre zurückgreifen, nämlich die Sprache so zu beschränken und zu regulieren, dass sie endlich computertauglich wird (und Neuerungen natürlich nur nach Approbation durch die Sprachwächter von IBM zuzulassen).
 

Zurück
Top Bottom