Aufbau diatonische Tonleiter mit Ganzton- und Halbtonschritten

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IndiaPaleAle

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Hallo zusammen

diese Frage wurde bereits einmal so ähnlich in diesem Forum gestellt, aber irgendwie komme ich mit den Antworten nicht klar. Und im Web konnte ich auch keine Lösung finden, respektive ich habe die Antworten nicht begriffen.

Wie ist die Durtonleiter mit den Ganzton- und Halbtonschritten entstanden ? (Vor allem die Halbtonschritte ;-)

Ich habe gelesen, dass zuerst die 7 Grundtöne da waren und dann die schwarzen Tasten hinzugekommen sind. Zu diesem Zeitpunkt muss (bei C-Dur) zwischen e/f und h/c bereits ein Halbtonschritt vorhanden gewesen sein. Auch das Stapeln von Quinten habe ich gelesen und den Unterschied zur chromatischen Tonleiter wird erklärt. Sogar, dass dieser Aufbau entstanden ist, damit das Klavier spielbar wird. In den diversen Erklärungen zur Dur-Tonleiter wird immer erklärt, wie sie aufgebaut ist, aber nicht die Entstehung dazu.

Gibt es da eine "relativ" einfache Erklärung ?

Viele Grüsse
Yves
 
Die Halbtonschritte hat man nachträglich eingebaut, da man gemerkt hat, dass sonst das nächste C irgendwie mehr als 1 Oktave entfernt ist.

Ist im. Prinzip wie beim Schalttag alle 4 Jahre.
 
Das mit den Halbtönen ist einfach: früher hatten die Klavierbauer noch keine Kalkulationsapp und stets zu viel Holz zugeschnitten. Da Material damals knapp und teuer war, hat man die überzähligen Ganztöne einfach halbiert und bekam so die Halbtöne. Die hat man schwarz angemalt und zwischen die Anderen gesteckt. Das hat man dann als NDC ("new-design-keyboarad") zu Hipsterpreisen verkauft und das Geld wieder reingeholt. Die Idee kam aus England.
 
Ich habe gelesen, dass zuerst die 7 Grundtöne da waren und dann die schwarzen Tasten hinzugekommen sind. Zu diesem Zeitpunkt muss (bei C-Dur) zwischen e/f und h/c bereits ein Halbtonschritt vorhanden gewesen sein.
Tonleitern gab es schon vor den Tasten. Und es gab kein Tasteninstrument, das nur die Töne der C-Dur-Tonleiter hatte.

Aufschlussreich könnte für dich das sein, was Guido von Arezzo zur Diatonik musiktheoretisch etabliert hat. Wenn du dich mit dessen Denkweise vertraut machst, findest du mit Sicherheit Antworten auf deine Fragen. Einen ersten Einstieg findest du z.B. hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Guido_von_Arezzo
 
Ich habe gelesen, dass zuerst die 7 Grundtöne da waren und dann die schwarzen Tasten hinzugekommen sind

Wann sollte das nach deiner Vorstellung gewesen sein? Wenn wir uns mal beschränken auf das, was für uns "Westler" historisch relevant ist, dann hat man die ersten harmonietheoretischen Reflexionen (über eine natürlich schon existente Musikpraxis) im Griechenland des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, lange bevor es "schwarze Tasten" gab (wenn du magst, google mal nach Namen wie Pythagoras, Philolaos, Archytas, Aristoxenos). Da berechnete man bereits die Binnenstruktur der Oktave (natürlich nicht ohne Halbtöne, ohne die kommt man nicht aus). Ausgehend von der Oktavkonsonanz, also der Relation 2:1, ermittelt man als grundlegende Binnenintervalle die Quinte (3:2) und die Quarte (4:3; beide also mit Binnenhalbton); der Ganzton entsteht aus der Differenz der beiden (3:2 - 4:3 = 9:8). Man bastelt auch schon Tonleitern, die geläufigste ist die dorische e-e', in ihrer chromatischen Variante besteht die aus zweimal 1/2 - 1/2 - 1+1/2, hat also mehr "Halb-" als "Ganztöne". Man weiß auch schon, dass sich dieser "Ganzton" nicht exakt in zwei gleiche Halbtöne teilen lässt. Dieses Grundgerüst, das natürlich schon in der Antike weiter ausgebaut wird, wird in die europäische Tradition durch Boethius (+524) vermittelt und durch das Mittelalter in die Neuzeit tradiert. Dass man sich dessen immer bewusst war, zeigt z.B. das Pseudonym von Johan Mattheson, der seine Polemiken gegen andere Musiktheoretiker und - kritiker mit dem Pseudonym "Aristoxenos der Jüngere" unterzeichnete. Wenn Du was nachlesen willst, dann hol dir mal in der nächsten Bibliothek: Neubecker, Annemarie, Altgriechische Musik. Es gibt neueres und besseres, aber nur auf Englisch, z.B. Martin L. West, Ancient Greek Music. Oxford 1992 u.ö.
 
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