Aufbau des Una Corda Mechanismus eines Lipp & Sohn Flügels aus 1912

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iami

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Guten Tag,

wir haben einen Lipp & Sohn Flügel aus 1912 transportiert. Leider hat der Verkäufer den Flügel in der Garage zwischengelagert und einige Holzteile abgebaut, die man normalerweise beim Transport dringend beläßt, so auch die beiden links und rechts der Klaviatur befindlichen Holzteile zur Fixierung. Leider ist uns das vor dem Abtransport nicht aufgefallen. Jetzt habe ich (das Klavier steht hochkant) die beiden Hozteile angebracht, bevor es an seinen Bestimmungsort kommt. Bei der Untersuchung des einseitig in einem Metallstift gelagerten und am Klavierboden vor der Lyra (B) befindlichen ca. 12x1x1 großen Holzstück (C) ist mir aufgefallen, daß im Klavierbeoden darunter, wo der lange Stift von Pedal drückt, ein ca. 8mm großes Loch ist, wo aber nichts ist (D).

Meine Frage bzw. Vermutung, daß darin ein Metallstift sein muß, der hochgedrückt wird oder aber ich irre mich und die Verschiebung der Klaviatur geschieht an der Scharniere.

Ich frage Euch sicherheitshalber jetzt wegen eines möglichen Stiftes, ob dieser evtl. beim Transport etwas herausgefallen ist, damit wir den bei uns und an dem Abholort suchen, bevor dieser endgültig verloren geht. Weil das Klavier noch einige Tage hochkant steht, kann ich die Una Corda Funktion nicht prüfen.

Vielen Dank!Screenshot - 18_05.jpg
 
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Fotos wären hilfreich.

Normalerweise geht eine Stange entlang der Lyra vom Pedal zu besagtem Loch.
 
Zugegeben, die Fehlersuche eines um 90 Grad verdrehten Flügels ist schwierig, aber dennoch sehe ich nicht, welches Teil beim Drücken der an das Pedal A angeschlossenen Stange B durch das Teil C als weiteres bewegt wird, wenn das Loch D bei mir frei bzw leer ist.

Zudem hatte ich versucht, die Klaviatur herauszuziehen, was nicht ging, weil etwas klemmt. Meine konkrete Frage ist daher, ob das Loch D leer ist oder ob sich darin eine Stange befindet. Wenn sich eine Stange drin befinden soll, dann ist sie entweder herausgefallen oder hat sich verklemmt, was erklären würde, weshalb sich die Klaviatur nicht herausziehen läßt.
 
Ich bin kein Klavierbauer und kann das Problem nur logisch ergründen. Aber wenn bei (D) ein Metallstift wäre, dann würde der Pedaldruck die Mechanik nach oben drücken und nicht zur Seite schieben. Ich hätte vermutet, dass das Scharnier (C) im aufgebauten Zustand bereits um 45 Grad nach oben weist und durch den Pedaldruck weiter geschwenkt wird und so die Mechanik nach links schiebt. Aber wie gesagt, ich bin da Laie.

Sollte man die Mechanik eines senkrecht stehenden Flügels wirklich herausziehen? Da reißt doch mit Sicherheit ein Hammerkopf ab und die Probleme werden größer.
 
Was ich mit meinem vorigen Posting eigentlich sagen wollte (am Handy geht manchmal etwas schief): Die Stange an der Lyra sollte zu diesem Loch und durch dieses Loch gehen, dann dort auf einen Mechanismus treffen.
Wenn du den Flügel nicht aufstellen willst, könntest du die Lyra an den Flügel halten oder schrauben und schauen, ob die Stange ins Leere geht oder auf etwas trifft. Wenn sie bei gedrücktem Pedal nichts berührt, fehlt ein Verbindungsstück.
 
Hallo an alle und danke für Eure Antworten!

Den Gedanken, die Mechanik im senkrecht stehenden Zustand kam mir deshalb, nachdem ich gesehen habe, daß die Vorbesitzer fälschlicherweise beim Abbau der Beine und der Lyra auch die beiden Schrauben der seitlichen Klötze herausgeschaubt haben, die die Mechanik links und rechts fixieren. Als ich den Flügel abgeholt habe, ist es mir nicht aufgefallen und ich habe erst später gesehen, daß eines der Klötze in dem Karton mit den Schrauben lag. Jetzt habe ich beide Klötze wieder angebracht und warte auf die diesmal professionellen Schlepper, die mir den Flügel aus dem Transporter ins Haus bringen.
 
Ende gut alles gut (fast alles).

Heute wurde der Flügel aufgestellt und ich machte mich sofort an den Ausbau der Mechanik. Diese lies sich nun problemlos herausziehe (oh Wunder...). Lediglich der 1. Hammer war abgebrochen und lag auch nicht im Flügel, so daß ich den Vorbesitzer gebeten habe, ob er diesen noch irgendwo findet. Sonst muß ich ihn nachbauen lassen. Die Mechanik ist trotz der hohen Alters von 113 Jahren im neuwertigen Zustand und das Klavier fast nicht verstimmt. Der Resonanzboden ist auch in einem guten Zustand. Betreffend des Problems mit dem Hebel zum verschieben der Klaviatur konnten wird das Problem beheben, nachdem wir die Klaviatur wieder eingeschoben und korrekt verschraubt haben. Dabei ist mir aufgefallen, daß auch noch zwei völlig unbeteiligte Schrauben zur Halterung des Korpus herausgedreht wurde. Man soll nie Menschen ohne Denken an den Transport eines Flügels dranlassen, die um ein Paar kg zu sparen, das Klavier fast zerlegen. Hier und da eine Schramme aber das ist für mich wie bei Möbeln, Hauptsache sie erfüllen ihren Zweck. Man soll einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, obwohl wir jetzt schon mit Ein- und Ausladen sowie Spritkosten bei knapp 500 Euro liegen.

Im nächsten Schritt werden die 10 fehlenden Elfenbeinplättchen auf der Klaviatur repariert. Dazu dient ein altes Klavier aus etwa der gleichen Zeit, das genug schöne Plättchen hat. Und natürlich der Hammer Nr. 1 und dann nach Aklimatisierung das endgültige stimmen. Der total ramponierte Deckel, von dem sich schon ein Teil des Furniers ablöst, wird ausgekittet und mi Klarlack lackiert, damit er nicht weiter verfällt. Mein Sohn - der Klavierspieler - ist mit dem Zustand einverstanden. Es ist ein Klavier mit Geschichte und wir wollen es so in dem Zustand haben, wie wir ihn bekommen haben.

Ich werde zu gegebener Zeit ein Audio hochladen, damit dieses perfekte Stück Handwerkskunst sich auch im Netz verewigt.
 

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