Arbeitsstunden neu Besaiten

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BenS

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4. Juli 2019
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Hallo,

ich habe gelesen, dass das neue Besaiten eines Flügels 3500€ bis 5500€ kostet. Es erschließt sich mir jedoch nicht, wie das so teuer sein kann. Das wären mehr als 5 Tage in Vollzeit bei 80€ Stundenlohn. Wenn ich mir beispielsweise mal Videos bei youtube anschaue, dann scheint so ein Flügel in wenigen Stunden neu besaitet zu sein. Selbst inkl. Transport (wenn man das denn unbedingt in einer Werkstatt machen möchte) ist mir diese Summe schleierhaft.

Oder liegt das am exquisiten Hobby "Klavierspielen"? Welche Arbeiten sind mir entgangen, die das so teuer machen? Der bisschen Draht für die Saiten kann doch auch keine tausende Euros kosten - voraussgesetzt dass ich die Bassaiten auslasse?

Danke für die Aufklärung.
 
Mit neuen Saiten alleine ist es im Normalfall nicht getan. Meist muß der Resonanzboden in Ordnung gebracht werden,
diverse Arbeiten am Steg, an den Agraffen und der Silie fallen an, Stimmnägel kosten auch, Ausstreichen der Saiten, mehrmaliges Stimmen, Regulieren, Intonation etc...
 
Wenn ich eine Arbeit am Resonanzboden nicht beauftrage dann kann das doch nicht ins Gewicht fallen. Welche Arbeiten am Steg/Agraffen/Silie müssen denn gemacht werden? Was bedeutet Ausstreichen der Saiten? Und warum muss neu reguliert werden - die Mechanik bekommt da doch nichts von mit? Und diese Arbeiten dauern 4 Tage?

Sagt ein Klavierbauer eigentlich, dass er ungefragt reguliert und am Resonanzbpoden etwas macht?

Edit: Ausstreichen hier im Forum gelesen. Das kann keinen Tag dauern ..
 
Warum soll der Flügel dann eigentlich besaitet werden?
 
Man muss darin außer dem Arbeitsaufwand auch den Materialaufwand sehen und erkennen. Allein ein Bass-Saitensatz kostet gerne mal 800-1000 EUR. Dann noch die ca. 65 anderen Töne a 3 Saiten..., also Kilo um Kilo Draht.

Es ist richtigerweise darauf hingewiesen worden, dass bei abgenommenen Saiten uU. noch mehr Arbeit sinnvollerweise anstehen kann, ggfs. neben dem Ausspänen (und Lackieren) des Resonanzbodens auch Reparaturen an Steg oder den Stegen, und was noch nicht erwähnt wurde, ggfs. ein neuer Stimmstock.

Spätestens dann ist ein Betrag von 5000 EUR ein Schnapper.

Das Ausspänen zu verwehren, weil nicht vereinbart... nicht beauftragt, wer das fürchtet, der sollte erst gar nicht loslegen lassen mit einer Neubesaitung.

Ein alter Flügel ist schließlich kein altes Auto. ... ;-)
 
an muss darin außer dem Arbeitsaufwand auch den Materialaufwand sehen und erkennen. Allein ein Bass-Saitensatz kostet gerne mal 800-1000 EUR.
Das ist aber recht hoch gegriffen. Ich habe als Privatperson einen Komplettbezug (also nicht nur Bass) inkl. Errechnen der Mensur von Heller (also auch keine Billigware) für gut 400€ bekommen. Ok, es war ein Klavier und kein Flügel aber so riesig werden die Unterschiede doch nicht sein?
 
Sehr oft ist das Ausspänen des Resonanzbodens eine rein kosmetische Angelegenheit, die man sich dann eigentlich sparen könnte.
 
Das ist aber recht hoch gegriffen. Ich habe als Privatperson einen Komplettbezug (also nicht nur Bass) inkl. Errechnen der Mensur von Heller (also auch keine Billigware) für gut 400€ bekommen. Ok, es war ein Klavier und kein Flügel aber so riesig werden die Unterschiede doch nicht sein?
OK genaue Preise kenne ich jetzt nun nicht, aber aus Michis Zeiten weiß ich was von 700 EU für einen normalen Flügel (meine längste Basssaite hat über zwei Meter...).

Und dass du deinen Basskrams von Heller relativ günstig bekommen hast, wird uU auch einen Zeitversatz zu heute haben, und du wirst dem Gregor Heller gute Infos gegeben haben über den Sitz deiner Mensur-bestimmenden Elemente am Rahmen. Das macht es ihm auch einfacher, schneller, uU. preiswerter.

Ich gehe bis zum Beweis des Gegenteils für einen normalen Flügel von ca. 800 EUR aus. ... ;-)
 
Manchmal darf man sich schon gezielt darüber an den Kopf fassen, mit welchen absurden Vorstellungen sich manch Einer den Beruf des Klavierbauers billigredet. Der eine oder andere KfZ-Mechaniker wäre bei entsprechend lautenden Fragen in Bezug auf ihr Gewerbe schon durch die Decke gegangen.
 
Der eine oder andere KfZ-Mechaniker wäre bei entsprechend lautenden Fragen in Bezug auf ihr Gewerbe schon durch die Decke gegangen.
Mag sein, aber mit welchem Recht? Auch wenn @BenS die Frage vielleicht unnötig provokativ formuliert hat, finde ich sie inhaltlich doch durchaus berechtigt. Wenn ich einen Auftrag in dieser Größenordnung erteile, dann interessiert mich auch, was da alles gemacht wird, das diesen hohen Aufwand verursacht.

Was wäre so schwer daran, eine Antwort zu geben wie z.B. "500 Euro für hin und Rücktransport, 1.000 Euro Material, 20 Arbeitsstunden zu 80 Euro für das Wechseln von 220 Saiten plus diverser notwendiger Nebenarbeiten wie a, b und c, macht 3100 netto also knapp 3.700 brutto."
 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, ganz einfach. Generalueberholung mit neuen Haemmern
ohne Lackierung ,neuen Saiten ca 5000-6000 €. Ich wuerde
mir ueberlegen ob ich ueberhaupt fuer dich arbeiten will.
 
Hi, stimmt eigentlich.Du hast verstanden was ich meine.
Sehr schade das Micha nicht mehr da ist.
 
Hallo,

ich habe gelesen, dass das neue Besaiten eines Flügels 3500€ bis 5500€ kostet. Es erschließt sich mir jedoch nicht, wie das so teuer sein kann. Das wären mehr als 5 Tage in Vollzeit bei 80€ Stundenlohn. Wenn ich mir beispielsweise mal Videos bei youtube anschaue, dann scheint so ein Flügel in wenigen Stunden neu besaitet zu sein. Selbst inkl. Transport (wenn man das denn unbedingt in einer Werkstatt machen möchte) ist mir diese Summe schleierhaft.

Also Materialmäßig ist das jetzt nicht so der große Hammer, mit etwa 1000 € kommt man da schon gut hin (so der Stimmstock, Resonanzboden und Steg noch in Ordnung ist).

Biene Wirbel, Heller Baß und Rösslau Draht für den Blankbezug und entsprechende Filzunterlagen würden dann ausreichen.

Dann haben wir noch den Hin und Rücktransport, den auch keiner umsonst macht.

Kommen wir jetzt zu den Arbeitsstunden:

Der Flügel muß erst einmal zerlegt werden und zu vor müssen noch die Baßsaiten vermessen und bestellt werden.

So dann werden die alten Saiten und Filze entfernt, die Wirbel rausgezogen und die Gußplatte losgeschraubt und dem Instrument entnommen. (Entfernt man diese nicht und paßt sie auch nicht neu ein, riskiert man Gußplattenschäden)

Erst einmal muß alles gereinigt, anschließend die Gußplatte spannungsfrei wieder aufgesetzet und Druck gemacht werden.

Jetzt wird die Gußplatte neu garniert und man beginnt den Flügel von oben an aufzuziehen (in der Hoffnung daß der Baßbezug rechtzeitig kommt)

Der Blankbezug wird etwas auf Spannung gezogen, die Ringe gedichtet, die Nasen gedrückt und die Saiten an den Steg und die Stifte geklopft.

Nun wird der Blankbezug hochgezwickt, die Ringe nachverdichtet die Nasen nochmal nachgedrückt und das erste mal ausgestrichen.

Dann erfolgt das Einziehen des Baßbezuges (so er denn pünktlich geliefert wurde) und bis auf das Ausstreichen die selbige Prozedur wie beim Blankbezug vorgenommen.

Alsdann wird das Instrument erstmalig vollständig hochgezogen, die Wirbel auf eine einheitliche Höhe gesetzt und der Blankbezug nochmals ausgestrichen.

Anschließend wird es erstmalig auf Tonhöhe hochgezogen, nochmals der Blankbezug ausgestrichen, Ringe, Saiten noch mal nachgeklopft.

Die erste Vorstimmung erfolgt. (etwas höher als die Zieltonhöhe) .

Abschließend erfolgen nach längeren Interwallen mehrere Stimmungen mittels einpauken, bis das Instrument stabil ist und die erste Feinstimmung erfolgen kann.

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Wenn Dir der Preis zu teuer ist, mach Dein G´lump selbst :rauchen:
 
Hi, ja so macht man das, allein das anpassen der Platte
kann dauern. L.G.
 

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