An alle Bachfans ;)

  • Ersteller des Themas Johanna Sebastiana
  • Erstellungsdatum

Hallo,

oder bin ich da komplett auf dem Holzweg?
Ganz sicher nicht!


Bei Beethovens Sinfonien, z.B. der fünften oder der neunten, kann man ihr konstruktives Element wohl kaum verleugnen, aber ich glaube, der teilweise etwas plakative, mächtige Gefühlsausdruck überdeckt diesen Sachverhalt, gleiches bei den Sonaten.
Ich hätte nicht behaupten wollen, dass andere Musik ohne eine Grundlage, ohne einen Rahmen, ohne eine Vorstellung, die ihr zugrundeliegt, komponiert werde. Auch Beethoven nicht! - Oder vielleicht: gerade Beethoven nicht. Daher ist die Gegenüberstellung Bach – Beethoven eine ganz sinnvolle. Bach hat, fernab von sowas wie der chromatischen Fantasie und Fuge, nur wenig wirklich Kolossales, man will gar sagen Monströses, geschaffen. Bach verarbeitet sein musikalisches Material auf erheblich kleinerem Raum, horizontal wie vertikal. Während Beethoven eine ganze Sonatensatzexposition nutzt, um zwei kontrastierende Themen einander gegenüberzustellen, tut Bach das sozusagen parallel, indem er beispielsweise in einer Fuge Subjekt und Kontrasubjekt unmittelbar miteinander verwebt – wobei dabei natürlich gesagt sein muss, dass das Kontrasubjekt im Grunde nie den Rang des Subjekts innehat und dass oftmals auch ein Kontrasubjekt gar nicht beibehalten wird. Dialektisch ist beides. Beethoven wohnt bloß eine erheblich größere Suggestivkraft inne, weil sich die Musik beim Anhören vermeintlich besser begreifen lässt – aber auch Adorno wusste, dass das, was die meisten Menschen unter „Musik verstehen“ verstehen, kaum über das hinausragt, was notwendig ist, um ein Pop-Stückchen mitsummen zu können.

Bachs Klangsprache ist aber eine ganz andere, weil sie auf dicke f-ff Akkorde verzichtet, das Unisono scheut, den Ambitus wesentlich enger nimmt und auf die Gegenüberstellung harter Kontraste eher verzichtet.
Da denke ich an Glenn Gould, der über die, wie schon oben gesagt, monströse chromatische Fantasie und Fuge, sagt: „You see, that's Bach for people who do not like Bach.“


Herzliche Grüße!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...irgendwann muss ich mir mal eine pianissimo-Matthäus-Passion anhören...;):D
Ja :) Ich habe beim Schreiben auch gemerkt, dass ich den Passionen, der h-Moll Messe etc mit meiner Formulierung nicht gerecht werde. Aber gerade diese Werke scheinen mir auch viel weniger dem Vorwurf der mathematisch-gefühllosen Konstruktion ausgesetzt zu sein, als z.B. eine Fuge für Klavier bzw. Cembalo.
 
Hallo,
mir ist noch was eingefallen... Findet ihr nicht, dass in Bachs Musik eigentlich immer "Hoffnung" drinsteckt (außer vielleicht in Kompositionen, die konkret etwas ausdrücken sollen wie z. B. manche Rezitative)? Also ich stelle mir manchmal vor, dass Bach mit vielen Werken seine Lebenseinstellung ausdrückt: "Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand". In fast allen Stücken, die ich kenne, ist irgendwo dieser Wendepunkt "ist doch alles nicht so schlimm", der für mich Bachs Musik ausmacht.
Das war nur noch ein Gedanke, der mir auf einmal gekommen ist... hat natürlich was mit eigener Interpretation zu tun ;). In diesem Sinne liebe Grüße und frohe Ostern,
Johanna Sebastiana
 
Hallo,
mir ist noch was eingefallen... Findet ihr nicht, dass in Bachs Musik eigentlich immer "Hoffnung" drinsteckt Also ich stelle mir manchmal vor, dass Bach mit vielen Werken seine Lebenseinstellung ausdrückt: "Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand". In fast allen Stücken, die ich kenne, ist irgendwo dieser Wendepunkt "ist doch alles nicht so schlimm", der für mich Bachs Musik ausmacht.
Das war nur noch ein Gedanke, der mir auf einmal gekommen ist... hat natürlich was mit eigener Interpretation zu tun ;). In diesem Sinne liebe Grüße und frohe Ostern,
Johanna Sebastiana

Liebe Johanna,
ja das ist mir auch schon öfters aufgefallen und gerade das BWV 1043, was ich hier schon gepostet habe, strahlt für mich diese Ruhe und Frieden aus aber auch die Orgelwerke. Das 1043 hat Bach überings auch für das Cembalo oder auch Klavier umgeschrieben -> Concerto for two pianos BWV 1062 II. Andante - YouTube
Frohe Ostern
Kanon
 
Hallo Kanon,
ja BWV 1062 ist auch sehr schön. Das hab ich auch mal mit meinem Vater gespielt - sofern auf einem Klavier möglich. Leider hab ich jetzt niemanden mehr, mit dem ich die Klavierkonzerte so locker und ohne Leistungsdruck spielen könnte.
Liebe Grüße und frohe Ostern,
Johanna Sebastiana
 
Leider hab ich jetzt niemanden mehr, mit dem ich die Klavierkonzerte so locker und ohne Leistungsdruck spielen könnte.

Hallo Johanna

da gibts 2 Lösungsansätze:

a.) jemanden finden - z.B. aus dem Forum - mit dem man leistungsdrucklos musizieren könnte - hierzu wäre eine zumindest grobe Einordnung deines Wohnorts hilfreich (wie z.B. "südliches NRW" für Köln oder "südwestliches BW" für z.B Freiburg) - ich komme aus dem "östlichen Mittelfranken"

b.) zu einem FORUMSTREFFEN kommen - nächstes z.B. in Wien geplant im Sommer - da sind dann mehr als genügend leistungsdrucklose Mitspieler vorhanden......

Martin
 
Hallo Kanon,
ja BWV 1062 ist auch sehr schön. Das hab ich auch mal mit meinem Vater gespielt - sofern auf einem Klavier möglich. Leider hab ich jetzt niemanden mehr, mit dem ich die Klavierkonzerte so locker und ohne Leistungsdruck spielen könnte.
Liebe Grüße und frohe Ostern,
Johanna Sebastiana

Das ist schön, dass Du das mit Deinen Vater spielen konntest. Ich möchte das am liebsten auch können, das ist mein großes Ziel. Aber ich bin erst am Anfang...
Tipps hast Du ja schon von Hebi19 bekommen.

Bach hat zu seinen Schülern gesagt, dass die Finger singen sollen :piano:
 
Hallo zusammen,

beim Lesen dieses Fadens habe ich zwischendurch gedacht: hier bin ich falsch! Bach kann nichts für mich sein. Dann wieder: ja, doch, genau so ist es, die Musik bringt auch mich innerlich zum Lächeln bis Strahlen.

Ich habe von Mathematik und Latein keine Schimmer. Es kann also nicht "nur" das mathematisch-Logische sein, was mich an Bach fasziniert. Für mich ist Mathematik ganz und gar abstrakt, Bachs Musik hingegen ist für mich vollkommen klar, verständlich und schlüssig- nicht nur das.

Bach ist für mich der größte Komponist des Barockzeitalters. Ich finde seine Musik einfach nur genial, von unbeschreiblicher Größe und Faszination, eine Fülle von Lebhaftigkeit und Vielschichtigkeit, von Glanz und Schönheit, die ich sonst bei keinem Barockkomponisten gehört habe. Mich berührt sie tief im Innersten.

Warum das.

Ich glaube es liegt auch an den Hörgewohnheiten. Ich bin zum Beispiel mit speziell Musik von Bach großgeworden. Als ganz kleiner Mensch wendete ich die Noten für meinen Vater, der sich auf Bach spezialisiert hatte. Also bin ich ohnehin durch und durch Bach-kontaminiert.:p:)

Bachs Musik erfordert auch, dass man sich mit ihr auseinander setzt. Sich auf sie einlässt. Das ist auch ein gewisser Aufwand, wenn man es nicht gewöhnt ist.

So merkwürdig das klingen mag, Bach hat für mich auch viel mit Gleichberechtigung zu tun.:) Man denke an die vielen polyphonen Kompositionen, da sind gleichberechtigte Stimmen, die sich nur dem großen Ganzen, der Musik unterordnen.

Für mich hat Bach außerdem einen ganz großen Reichtum an ausgedrückten Emfindungen in seiner Musik. Mögen die stilisiert sein oder nicht in große Dynamik verpackt.

Was gibts Schöneres als ein Stück von Bach?
Zwei oder mehr Stücke von Bach.:)

Bach - BWV 147 - 7 - Jesus bleibet meine Freude - YouTube
 
Bach ist übrigens auch durchaus weltlich und bodenständig".

Hat doch Witz:
Kaffeekantate
hab ich auch mal mitgespielt, macht Jux, besdoners wenn die Sänger gut sind und auch darstellen können.
J S Bach Kaffee kantate BWV 211 - YouTube

Sogar mit Schlagzeug des Barock:Cembalo:p:p:)
 

Hallo violapiano,
oh jaaa, die Kaffeekantate kenn ich noch von meinem Bach-Hörspiel, das ich mir vor Kurzem mal wieder angehört habe ;) - ein richtiger Ohrwurm "Hat man nicht mit seinen Kindern....", finde ich :)
 

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