Ermittlung der Übezeit pro Takt für ein Stück

Wissenschaft ist akribisch, exakt, verifizierbar.
Takte gibt es viele, sie taugen nicht als Einheit.
Darum die Empfehlung: Übungszeit pro Ton messen, daraus Erkenntnisse gewinnen! Denn jeder einzelne Ton ist in Tonhöhe, Dauer und Stärke*) definiert - dasselbe lässt sich vom schwammigen Taktbegriff nicht sagen (mal sind mehr, mal weniger Töne in solchen Takten)
:lol::lol::lol::drink::drink:

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*) evtl muss man einen langen forte Ton länger üben als einen kurzen... da müsste noch Feldforschung die Feinjustierung des temporären Übungseinsatzes erforschen
 
Gesamt-Übezeit für ein Klavierstück, die er/sie braucht von neu bis zum Ablegen des Stückes (Klavierlehrer zufrieden) [...] Kann dieser Wert ein Indikator sein, ob das Stück zu leicht oder zu schwer war?

Vielleicht. Aber man kann das Stück ja mittlerweile. Wenn ich ein Stück endlich kann, was nützt es mir, wenn irgendjemand der Meinung ist, ich hätte zu lange dafür gebraucht? :denken:


Solange die Lehrkraft nicht auf einmal sinngemäß sagt "Brechen wir das ab, das wird nix, ich kann´s nicht mehr ertragen" (herrlich groteske Vorstellung :004:) ist es doch wurscht, ob ein Stück zum Zeitpunkt X zu schwer war. Man hat es bewältigt ("KL zufrieden"), also ist es nicht mehr zu schwer. :022:
 
Ich richte mich beim Üben schon längere Zeit nach der Formel:

(5 Takte Liszt x 7 Takte Beethoven) + 4 Takte Rachmaninow = 6 Takte Mozart

Das hat mir enorme Fortschritte eingebracht.
 
Wenn man nach X auflöst, bekommt man (mit m=27, sd=2,4) 8,4. Das lässt sich (weil normiert) dann auch leicht auf mein Level umrechnen:

(8 Takte Burgmüller x 3 Takte Tschaikowski) + 2 Takte Schumann = 18 Takte Heumann / 3 Takte Terzibaschitsch.

Q.e.d. :lol:
 
Vielleicht. Aber man kann das Stück ja mittlerweile. Wenn ich ein Stück endlich kann, was nützt es mir, wenn irgendjemand der Meinung ist, ich hätte zu lange dafür gebraucht?
Je länger man an einem Stück übt, desto geringer wird der Indikator x Wert. Irgendwann unterschreitet er eine Marke. Das kann man selber dann als Abbruchkriterium nehmen.
Genauso wenn man ein Stück schnell lernt, dann war es vlt zu leicht und man benötigt mehr Herausforderung.
Wie lange man in Stunden an einem Stück bereits geübt hat weiß der KL nicht (oder nicht genau). Ein Schüler kann 10h pro Woche oder gar nur 1h /Woche daran üben. Wenn der KL dann nach x Wochen abbricht kann dies ein Fehler sein.

Darum die Empfehlung: Übungszeit pro Ton messen, daraus Erkenntnisse gewinnen!
Guter Einwand. LH und RH ist oft unterschiedlich, dann müßte man eventuell den Wert nehmen der höher ist. Bsp: 1.Takt: LH 3 Töne, RH 4 Töne . Dann wäre mit 4 zu rechnen.
Ob da nicht die Anzahl der Schläge pro Takt multipliziert mit den Takten einfacher ist?
Man könnte aber auch mit der durchschnittlichen Anzahl der Töne pro Takt rechnen (in der Hand wo mehr sind) und mit der Anzahl der Takte multiplizieren.

Also ich kenne wirklich Profis, die nicht gescheit üben und Stunden ihrer Lebenszeit mit uneffektivem Üben verbringen
Was glaubst ist deren Hauptfehler beim Üben?
 
@playitagain: eine schwierige Frage, also, es ist ja klar, daß die reine Repetition von technisch schwierigen Stellen auf Dauer einen gewissen Erfolg zeitigt. Wenn man aber dabei nicht gut zuhört, merkt man nicht, ob die Klangqualität auch gut ist. Außerdem denken manche, daß die Repetition schon ausreichen wird, um die Stelle zu knacken.
Sehr oft hilft es aber, dem Problem versuchen auf die Schliche zu kommen, andere Fingersätze zu versuchen, durch die Lupe betrachten, was denn nun nicht so gut läuft.
Ich denke, es gibt zuviel bewußtloses Üben.
Und nochmal zu den Profis: Nicht jeder Profi ist ein gefragter Konzertpianist. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. In der Hochschule jedenfalls lernt man nicht unbedingt, wie man klug übt, denn manche Professoren sind selber so begabt, daß sie gar nicht wissen, wie sie ein Problem gelöst haben, dann können sie es nicht so gut vermitteln.
Mich hat mal eine Studentin gefragt, wie es denn kommt, daß ich weite Sprünge gut treffe.
Da war ich im ersten Moment echt überfragt.
Dann habe ich mir daheim mal Gedanken gemacht, wie ich das eigentlich mache. Wann mein Blick wohin geht, was meine Finger fühlen, auf dem Weg in die Ferne. Das Ergebnis fand ich sehr interessant und konnte es dann auch fortan unterrichten. Hätte sie mich nicht gefragt, wäre ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen, ihr die nötigen Tipps zu geben.
Soll also heißen, Lehrer vermitteln auch auf hohem Niveau oft nicht, wie man richtig übt. Da zählen dann nur Ergebnisse und wie Du sie hinbekommst, ist ganz und gar Dein eigen Bier...
 
Drei Einwände gegen den Übezeitindiktator:

Es gibt Passagen, die ekelhaft zu lernen sind, obwohl sie technisch keine besonderen Schwierigkeiten aufweisen.

Weiterhin haben Stücke immer Holperstellen, die eine besondere Übe-Aufmerksamkeit erfordern. Für zu schwer halte ich ein Stück aber ert, wenn es nur aus Holperstellen besteht.

Drittens: Übungsziel. Welchen Ansprüchen soll der Vortrag genügen? "Klavierlehrer zufrieden" ist kein objektives Kritierium.
 
Es gibt Passagen, die ekelhaft zu lernen sind, obwohl sie technisch keine besonderen Schwierigkeiten aufweisen.
Dann ist der Indikator leicht verzerrt. Da sieht man aber auch gleich dass man mit den schwierigeren Stellen beginnen und diese auch öfter üben soll. Leitet sich logisch ab.

Weiterhin haben Stücke immer Holperstellen, die eine besondere Übe-Aufmerksamkeit erfordern. Für zu schwer halte ich ein Stück aber ert, wenn es nur aus Holperstellen besteht.
Ja dann verlängert sich die Übezeit. Genau dafür ist der Indikator da. Und wenn zu lange geübt eben Abbruch weil zu schwer. Kein Widerspruch.

Drittens: Übungsziel. Welchen Ansprüchen soll der Vortrag genügen? "Klavierlehrer zufrieden" ist kein objektives Kritierium.
Mir reicht der KL völlig zur Beurteilung so läuft das eben in der Praxis wenn man einen KL hat. Auch ein Publikum wäre subjektiv. Auch sich selber beurteilen halte ich für schwierig.
 
Und nochmal zu den Profis: Nicht jeder Profi ist ein gefragter Konzertpianist.
Klar
In der Hochschule jedenfalls lernt man nicht unbedingt, wie man klug übt, denn manche Professoren sind selber so begabt, daß sie gar nicht wissen, wie sie ein Problem gelöst haben, dann können sie es nicht so gut vermitteln.
Kenne dies Sorte;-)Die Weltbesten in einer Sache sind aber öfters auch nicht die besten Lehrer.
Denke man muss sich als guter Lehrer vieles durchreflektieren um es auch gut vermitteln zu können. Das macht leider nicht jeder KL, ist aber notwendig.

Soll also heißen, Lehrer vermitteln auch auf hohem Niveau oft nicht, wie man richtig übt. Da zählen dann nur Ergebnisse und wie Du sie hinbekommst, ist ganz und gar Dein eigen Bier
Auch das kenne ich bestens. ;-)Mit meinem jetzigem KL habe ich noch nie in der Stunde geübt nur vorgespielt. Halt nach Kritik dann halt noch mal vorgespielt das schon.
Ich glaube dass sehr viel falsch geübt wird, nicht nur für das Klavier. Aber darin liegt auch ein großes Potential für jemanden der dies gut kann zu vermitteln.
 

Ans Ziel natürlich. Heute habe ich beispielsweise den D-Dur-Vorschlagsakkord am Beginn von La semaine grasse isoliert geübt - streng nach Uhr. Die ersten paar Male habe ich noch 30-40 Millisekunden für den Akkord gebraucht, inzwischen schaffe ich es, den in weniger als 20 Millisekunden runterzudrücken. Ohne die Formel wäre das nie im Leben möglich gewesen.
 
Mit meinem jetzigem KL habe ich noch nie in der Stunde geübt nur vorgespielt.
Man übt ja normalerweise nicht durch immer-wieder-Durchspielen. Wie soll man Übetechniken kennenlernen, wenn der Unterricht aber nur aus immer-wieder-Durchspielen besteht?

@playitagain: Was macht Dein KL, wenn Du eine Stelle immer wieder falsch machst, sei es, dass Du hängenbleibst, sei es, dass Du die Ausführungshinweise des KL (z. B. "links leiser") nicht umgesetzt kriegst?
 
Man übt ja normalerweise nicht durch immer-wieder-Durchspielen.
"Üben" und "Übetechniken lernen" sind für mich unterschiedliche Dinge. Bei meinem KL lerne ich in fast jeder Stunde neue Übetechniken oder es werden bereits bekannte neu in Erinnerung gerufen, da ich sie wieder "verdrängt" habe. Geübt wird dann aber zu Hause.

@all: "Übt" ihr im Unterricht?
 
Bei @playitagain wird ja angeblich nur vorgespielt, also auch keine Übetechniken vermittelt.

Direkt geübt werden sollte im Unterricht so lange, bis beide Seiten das gute Gefühl haben, die Übung sei begriffen worden. Der Rest ist dann hoffentlich Hausaufgabe.

Auf Deine "Umfrage": Bei mir wird wenig im Unterricht geübt. Meine KL sieht sich eher als Beraterin beim Verstehen der Stücke bzw. der (daraus sich ergebenden) Interpretation. Das mag ein bisschen daran liegen, dass ich ein gewisses Repertoire an Übetechniken bereits habe, sowie daran, dass sie mich hier und da überschätzt. Das Konzept, dass ich eine bestimmte Klangvorstellung verstanden habe, aber technisch (noch) nicht hinbekomme, ist ihr etwas fremd. Ich muss dann zielgerichtet nach Übetechniken (oder nach Zeit zum häuslichen Üben) fragen. Ist aber kein Problem, hab ja 'nen Mund.
 
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