das Denk-System der Harmonielehre
??? was soll denn das sein???
...porca miseria: das ist ist doch nichts anderes als eine schwülstige, aber inhaltsleere Worthülse. Gäbe es speziell ein solches "Denk-System", wäre es publiziert, würde gelehrt und angewendet - sucht man dergleichen, findet man das aber nicht.
Ein Aspekt ist hier übrigens noch gar nicht beleuchtet worden: Der Unterschied zwischen fluider und kristalliner Intelligenz. Kurz gesagt: Der Vorteil in der Kindheit und Jugend ist die fluide Intelligenz, während im zunehmenden Alter die kristalline Intelligenz immer mehr dominiert. Diese profitiert von Erfahrungen; Lernen erfordert Verknüpfungsmöglichkeiten mit Erfahrenem und bereits Gelerntem.
...ist das so? Speziell fluide Intelligenz in der Kindheit und Jugend? Folgt man dem "Erfinder" dieses Modells - Raymond Cattell, der basierend auf Spearman zur (lern)psychologischen Zweikomponententheorie gelangte - so erfährt man, dass angeborene (?!) "fluide Intelligenz" primär logische Problemlösung (induktiv und deduktiv) bedeutet, wohingegen erworbene "kristalline Intelligenz" den Einsatz von Erfahrungswissen meint ((sehr verkürzt dargestellt)). Laut Cattells Theorie (!) nimmt die "fluide Intelligenz" nach dem jungen Erwachsenenalter (Höhepunkt wohl um die 25-35?!) ab, das Erfahrungswissen indes nicht so sehr (wie überraschend...) Von besonders leistungsfähiger fluider Intelligenz von Kindern schreibt Cattell nichts (es wäre auch verwunderlich, wenn Grundschulkinder, die kognitiv/sprachlich noch nicht über ökonomisches sprechen/schreiben verfügen, deduktive Logikgenies wären...)
(((Funfact: Russell war um die 40, Whitehead um die 50 als sie die Principia Mathematica publizierten, wofür sie mehr logische Intelligenz aufbringen mussten als in den Jahren zuvor - es kommt wohl doch vor, dass "fluide" logische Intelligenz nicht abnimmt
)))
Völlig gleichgültig, ob an Cattells Modelltheorie was dran ist oder nicht (und auch unabhängig von seinem problematischen Eugenik-Fimmel, welchem seine Theorien zur Verbesserung der nationalen Intelligenz nützen sollten (das die intendierte Nutzanwendung)), sagt uns das exakt so ziemlich nichts über die
musikalische (kognitive, motorische etc)
Lernfähigkeit am Klavier. Wer
damit anfängt, bringt keine Erfahrungen mit; sonderliche logische Anstrengungen sind für die schlichte Erkenntnis, dass sich üben kaum vermeiden lässt, nicht nötig.
Und da ist doch mit Sicherheit ein entscheidender Faktor das, was man zuvor erlebt, gelernt und verinnerlicht hat!
ein promovierter Biologe mit Spezialgebiet Parasitologie kann Schädlingsbefall in deinem Blumentopf sicher präziser erkennen und effizienter eindämmen als du und ich. Setzt er sich mit diesem Wissens-&Erfahrungsschatz erstmals ans Klavier, wird ihm das beim betätigen der Klaviatur keine Hilfe sein. Auch Chemiker und Schachprofis bringen aus ihrem komplizierten beruflichen Spezialwissen nichts mit, was ihnen ein Chopinprelude zugänglicher machen könnte. (nicht einmal im freejazz wird mit Springer und Läufer nach nimzoindischem Beginn mattzusetzen benötigt, ebensowenig bringt die chemische Formel von Turmalin ein paar Achtel zum swingen... spezielle chemische oder auch schachliche Methodik(en) sind instrumentalpädagogisch bislang auch... so rar, dass sie nirgends auftauchen...)
Funfact: vereinzelt gab es Schachprofis (GMs), die zugleich Pianist (Mark Taimanow) oder Fußballnationalspieler (Simen Adgestein) waren - nun gut, vereinzelt waren Ärzte, Schmetterlings- und Käferforscher große Literaten; sogar ein subalterner Postbote war genialer Maler. - Nutzanwendung für erwachsene Klavierbeginner? Null.
ob Ballett-Tänzer noch mit fortgeschrittenem Alter
bringt sicherlich enormen Sinn für Rhythmik, für musikalische Expression und besonders für Bewegungschoreographie mit, das sind nützliche Vorteile!
...aber wie groß, wie repräsentativ als Orientierung sind demographisch erwachsene Klavieranfänger aus den Gruppen Chemiker, Schachprofis, Balletttänzer?
Statt schöner Worte ohne praktischen Nutzen lieber ein paar banale Fakten.
- was bringt der erwachsene Spätanfänger ggf nutzbringendes fürs Klavierspielen-Lernen mit?
(meistens) zwei ausgewachsene Hände, die nicht erst zur Oktavspanne wachsen müssen
(meistens hoffentlich) voll ausgebildete kognitive Fähigkeiten
(eventuell gesteigertes musikalisches Empfinden durch langjähriges interessiertes Musik hören)
- bringt er womöglich auch kontraproduktive Eigenheiten mit?
nach 30-40 Jahren Lebenszeit, in welcher allerhand beruflich und sozial geleistet wurde, partiell "verkümmerte" Extremitäten: Ringfinger und kleiner Finger wurden zumeist nie (!) benötigt und darum für nichts eingesetzt; vorhandene Bewegungsmöglichkeiten (Hand, Finger) sind nie genutzt worden (klar: kein z.B. Kriminalkommissar benötigt privat wie beruflich das trillern mit Außenfingern) und in der alltäglichen "Verwendung" der Arme/Hände/Finger sind für das Klavier ungünstige Gewohnheiten quasi eingebrannt.
gegebenenfalls festgefressene doktrinäre (Fehl)Ansichten bzgl. lernen, wahrnehmen, welche andernorts ggf sinnvoll sind, aber am Klavier und in Sachen Musik einfach nur kontraproduktiv sind...
Bevor nun Einzelheiten herausgepickt werden: man könnte diesen Beitrag doch ruhig mal als worst case Variante bedenken und überlegen, ob und was es wirklich günstiges gäbe, um diesen worst case abzumildern.