Der kurze Text fasst einige der essentiellen Erkenntnisse knapp zusammen!
als da wären:
Grundsätzlich sind die oben genannten Anpassungsmechanismen auch bei älteren Menschen anzutreffen, allerdings sind die Vorgänge in der Intensität abgeschwächt und langsamer.
Hinzukommt, dass bereits ab dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr Alterungsprozesse einsetzen, die allerdings durch das aktive Musizieren verzögert, ja teilweise sogar rückgängig gemacht werden können, wie wir weiter unten sehen werden.
Wichtig ist allerdings, dass man hier nicht einem einseitigen Leistungsdenken verfällt. Überzogene Selbstansprüche, zu hohe Erwartungen an das Lerntempo, zu großer Ehrgeiz können rasch zu Entmutigung, zu Frustration und dann zu Depression führen – und letztere geht mit einem Abbau von neuronaler Substanz einher.
- Bislang ist noch sehr wenig über die Dynamik der plastischen Anpassungen bei Erwachsenen bekannt. Überhaupt nicht untersucht ist, ob sich plastizitätsbedingte Anpassungen nach Beenden der musikalischen Aktivität wieder zurückbilden.
- Die Bedingungen plastischer Anpassungen im Alter sind nicht geklärt. Welche Rolle spielt sensomotorische Aktivität, welche Motivation, welche positive oder negative Emotion?
Musizieren setzt voraus, dass die Bewegungen laufend neu an das gerade entstandene klangliche Ergebnis angepasst werden. Die rasche Integration der eingehenden Information in den aktuellen Handlungsplan ermöglicht erst die befriedigende Realisierung eines zentralnervös als Klang- und Bewegungsvorstellung repräsentierten musikalischen Bewegungsablaufs. Dabei ist das Ziel des musizierenden Individuums nicht eine mathematisch überpräzise Wiedergabe, sondern ein durch Affekte modulierter „sprechender“ Vortrag, der Gefühle durch emotionale Kommunikation vermitteln kann.
Die neuronalen Grundlagen dieses Vorganges sind bislang erst in Ansätzen verstanden. Unbestritten ist, dass Musizieren nahezu alle Hirnareale beansprucht und diese miteinander vernetzt. Sensomotorische, auditive und visuelle Regionen tragen in Wechselwirkung mit dem die Emotionen verarbeitenden limbischen System zu dieser Leistung bei.
...wen motiviert das nun sonderlich?
Zwar einerseits "nie zu spät", aber ganz explizit wird ausgesagt, dass die geistige/emotionale/motorische Lernfähigkeit - das alles wird in extrem hohem Maß beim musizieren am Klavier benötigt! - in fortschreitendem Alter (ab 25-30) sozusagen retardiert ist. Vereinfacht: je älter, umso länger braucht man - und daran gibt es nichts schönzureden. Daran ändern auch Scheinargumente wie "man will ja kein Pianist werden" nichts.
Völlig richtig wird die Relevanz des Übens dargestellt:
Voraussetzung für die geordnete und fehlerarme Bewältigung derartig vielschichtiger Informationsverarbeitungsprozesse ist ein Lernvorgang, das Üben. Durch Üben werden die sensomotorischen, auditiven und die visuell integrativen Fertigkeiten erworben, die für die Beherrschung eines Instruments oder für das Singen notwendig sind. Gleichzeitig werden Gedächtnissysteme angelegt, strukturell analytische Kenntnisse zur Erfassung eines Musikstücks oder eines Notentextes erlernt und expressives, emotionales Musizieren geübt. Musizieren bedarf dabei des viele Jahre dauernden intensiven Lernens, in der auch der Prozess des Übens selbst ständig reflektiert und optimiert wird. Aber nicht nur der Erwerb, auch die Erhaltung eines hohen spieltechnischen Niveaus über die Jahre der Ausbildung hinaus beruht auf ständigem Üben.
ausgespart dabei ist, dass suboptimales Üben (aus welchen Gründen auch immer solches praktiziert wird) zu entsprechend suboptimalen Ergebnissen führen
muss...
Gänzlich ausgespart ist bezogen aufs Klavier ein lästiger körperlich-motorischer Aspekt:
- Wie oft liest man seit Jahren hier "buhu, das kann ich nicht greifen"... Und damit meine ich jetzt keine Dezimen- oder gar Undezimenakkorden! Begünstigt ist, wessen Spielapparat von klein auf die vielen Binnenspannungen (alle Terzen mit 12, 23, 34, 45; gerne auch Quarten (kann mit 34 problematisch werden je nach Hand); Quinten mit 24 und 35; Sexten mit 25 usw) elastisch und entspannt anfassen (ohne die günstigste Position suchen zu müssen) und anzuschlagen gewöhnt ist und bei diesem langjährigen Gewöhnungsprozess die grundlegende Dehnfähigkeit erworben hat. Sicher: trainierbar ist die Spanne zwischen Daumen und Zeigefinger, aber damit kommt man den genannten Binnenspannungen keinen Millimeter näher.
#g-a-#c1-#d1-#g1 links mit 54321 ist "normal" und bequem (versunkene Kathedrale) und Chopins op.10,6 (z.b. b-d1-a1-b1 rechts mit 1245) geht geschmeidig ohne Verrenkungen - mit entsprechend "eingearbeiteten/trainierten" Händen völlig selbstverständlich, dafür braucht man keine "Riesenpratzen". (das sind zwei ganz gewöhnliche Vorhaltakkorde, beide überschreiten die Oktavenspanne nicht)
- Wie oft liest man seit Jahren "buhu, Triller sind schwierig, mit 34 oder 35 oder gar 45 geht das nicht, mit Daumen isses anstrengend" etc...
- Wie oft liest man "buhu schnelle Terzen und Sexten"... "buhu Tonleitern"...
usw
Ich glaube (!) dass es sehr schwierig, langwierig und recht oft infolge von Ungeduld und Starrsinnigkeit nahezu unmöglich ist, die nötige
manuelle Geschmeidigkeit und Elastizität in höherem Alter (Späteinsteiger) durch Beharrlichkeit und Fleiß zu erwerben, um mittelschwere Sachen anhörbar hinzukriegen (mittelschwer z.B. Chopin Prelude As-Dur, Walzer cis-Moll, Brahms Ballade op.10,1, Rachmaninov das beliebte Prelude, Bach Invention (Sinfonia) h-moll, Grieg Hochzeitszug etc) Und ich glaube, dass das instinktiv (!) richtige/angemessene ausbalancieren von Klängen (Dynamik, Pedaleinsatz, cantabile), also das in die Praxis transformierte Verstehen von Musik, noch schwieriger nachträglich zu erwerben ist. (((warum letzteres? ...so oft liest man "dies oder jenes muss ich nicht wissen/lernen/können, ich will ja nur xy hübsch vorspielen" (sinngemäß) - mit so einer Haltung verbaut man sich jedes verstehen von musikalischen Zusammenhängen selber mit einem undurchdringlichen Drahtverhau aus grundloser Besserwisserei... und in solchen Fällen ist allein der Ansatz, irgendwas zu erklären so beschaffen wie die biblischen Perlen...)))
Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren, ja ich würde es sogar sehr begrüßen, wenn das alles ganz anders wäre!