Wie arbeitet man effizient?

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Bernina

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Ich bin eine Erwachsene und ich spiele Klavier seit drei Jahren. Ich habe zuerst die Noten von zwei ersten Bücher/Klavierschulen von Jens Rupp gespielt und jetzt spiele ich eher Stücke von der 2. Russischen Schule. Ich spiele auch die Stücke von der 3. Klavierschule von Jens Rupp, aber ich lerne die einfacheren Stücke nicht auswendig. Und ich frage mich was ich machen kann, damit es schneller geht? Ich sitze so lange an den Stücken von der Russischen Schule, ich würde sagen mindestens 3-4 Wochen brauche ich für ein Stück, manchmal sogar zwei Monaten! Es geht eher um kleinere Stücke, die zweite Hälfte habe ich noch nicht angefangen, die ist schwerer. Warum dauert es so langsam? Sind die Stücke für mich zu schwierig vielleicht? Wie kann ich effizienter arbeiten, schneller lernen? Noten merken? Ich nehme Unterrichte bei einem Klavierlehrer und für ihn ist es egal, dass es so langsam geht, ich empfinde es aber als viel zu langsam. Vielen Dank für Tipps!
 
Übst du jeden Tag und wenn ja, wie lange?
Ich kenne die 2. Russische Klavierschule nicht, aber ich nehme an, da sind dann schon richtige klassische Stücke drin? Da ist es ganz normal, wenn man auch mal einige Wochen braucht. Ich kann die Stücke auch oft erst auswendig, wenn ich mich viele Monate damit beschäftigt habe, bin ganz schlecht im auswendig lernen und brauche teilweise auch ewig, bis wir ein Stück weglegen.
Ich übe meist mehrere parallel, deswegen finde ich das nicht schlimm.

Ich würde mich nicht verrückt machen, Hauptsache es macht Spass!
 
Mein (nein, eigentlich von Vera F. Birkenbihl) Tipp Nr. 1, den ich auch selbst praktiziere, wenn ich Stücke neu lerne: Zweimal am Tag üben und zwischen den Übeeinheiten mindestens 4 Stunden Pause machen. Untersuchungen haben ergeben, dass auf diese Weise zweimal 10 Minuten Üben effizienter sind als einmal 30 Minuten am Stück.
 
Viva la musica, es ist gemischt, es gibt auch klassische Stücke, aber auch viele Russische Autoren. Es steht das Buch ist für das zweite Jahr gedacht, ich habe aber drei Jahre Erfahrung und das Buch ist für mich anspruchsvoll. Ich übe eher zwei Stunden am Tag, aber die Ergebnisse sind nicht so gut. : (
 
Mein (nein, eigentlich von Vera F. Birkenbihl) Tipp Nr. 1, den ich auch selbst praktiziere, wenn ich Stücke neu lerne: Zweimal am Tag üben und zwischen den Übeeinheiten mindestens 4 Stunden Pause machen. Untersuchungen haben ergeben, dass auf diese Weise zweimal 10 Minuten Üben effizienter sind als einmal 30 Minuten am Stück.
Ja, ich weiß es ist besser Pausen zu machen. Ich versuche mich zu konzentrieren, lieber kürzer aber konzentrieren. Und Handy in einem anderen Zimmer lassen. Ich dachte vielleicht muss man Tonleiter auswendig lernen? Oder noch irgendwas? Gedächtnis irgendwie trainieren? Wie schaffen manche Kinder wie Profis zu spielen, und ich muss mit jedem Stück wochenlang kämpfen. Und meine Stücke sind nicht so schwer allgemein…
 
Und ich frage mich was ich machen kann, damit es schneller geht?

Was genau möchtest Du denn schneller können?
Brauchst Du die angegebene Zeit um das Stück zu entziffern, einigermassen flüssig zu spielen, oder um es vorspielreif zu beherrschen? Oder geht es nur ums Auswendiglernen?

Das mit der "Russichen Klavierschule" ist so eine Sache. Dabei handelt es sich ja eigentlich nur um eine Sammlung von Stücken, mit deren Hilfe man nach Ansicht des Herausgebers den Unterricht in der russischen Klaviermethodik besonders gut umsetzen kann.
Klavierunterricht in Russland sieht aber ganz anders aus als bei uns, das ist intensiver Unterricht mit mehreren Unterrichtseinheiten pro Woche, Musiktheorie und Gehörbildung zusätzlich ab Kleinkindalter. Die sind ganz anders aufgestellt, und haben die Grundlagen, die sie befähigen, die Stücke aus dem Band 2 dann eben auch im zweiten Unterrichtsjahr zu spielen.

Da würde ich mich @Viva la musica anschliessen, mach Dir keinen Stress, das Lerntempo ist nicht der wichtigste Aspekt.
 
Manchmal denke ich, das ist ein echtes Problem.
ich frage mich was ich machen kann, damit es schneller geht?
Genau diese Frage habe ich mir als Kind nie gestellt.
Wie schaffen manche Kinder wie Profis zu spielen
Das weiß ich nicht, und auch diese Frage habe ich mir als Kind nie gestellt. Ich hatte einfach immer große Freude am Klavier. Vielleicht ist das Geheimnis, nicht zu viel wollen zu wollen. Für Erwachsene ist das schwierig, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Als Kind war es für mich einfach, nichts zu wollen und es einfach zu tun.
 
Wie schaffen manche Kinder wie Profis zu spielen
Manche Kinder spielen schon länger als drei Jahre, sind extrem talentiert (alle anderen kommen nicht ins Fernsehen...) und werden auch stark gefördert. Außerdem lernen Kinder generell schneller (und anders) als Erwachsene.

Es hat jedenfalls keinen Sinn, sich mit einem "Wunderkind" zu vergleichen.
 
Manchmal denke ich, das ist ein echtes Problem.

Genau diese Frage habe ich mir als Kind nie gestellt.

Das weiß ich nicht, und auch diese Frage habe ich mir als Kind nie gestellt. Ich hatte einfach immer große Freude am Klavier. Vielleicht ist das Geheimnis, nicht zu viel wollen zu wollen. Für Erwachsene ist das schwierig, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Als Kind war es für mich einfach, nichts zu wollen und es einfach zu tun.
Das ist lustig und traurig gleichzeitig.
 
Manche Kinder spielen schon länger als drei Jahre, sind extrem talentiert (alle anderen kommen nicht ins Fernsehen...) und werden auch stark gefördert. Außerdem lernen Kinder generell schneller (und anders) als Erwachsene.

Es hat jedenfalls keinen Sinn, sich mit einem "Wunderkind" zu vergleichen.
Es geht eher um meine Motivation, und um Ideen. Vielleicht gibt es Techniken, Tipps wie man als Erwachsene schneller das Ziel erreicht. Als Erwachsene hat man doch einige Vorteile, nicht nur Nachteile, zum Beispiel man hat mehr Geduld, man kann mehr autodidaktisch lernen, man kann viel recherchieren und selbst eine Lösung finden etc. Ich nehme an, ich muss viel mehr Zeit investieren, da ich kein besonderes Talent bin.
 
Vielleicht gibt es Techniken, Tipps wie man als Erwachsene schneller das Ziel erreicht.
Wenn es die tatsächlich geben würde, dann würden wir alle spielen wie die Weltklassepianisten.

Als Erwachsene hat man doch einige Vorteile, nicht nur Nachteile, zum Beispiel man hat mehr Geduld, man kann mehr autodidaktisch lernen, man kann viel recherchieren und selbst eine Lösung finden etc.
Nach dem, was ich so höre und lese, ist es nicht so, dass Erwachsene per se Vorteile hätten. Um wirklich anständig das Klavierspielen zu erlernen braucht es einen langen Atem und viel Disziplin, besonders, wenn man als Erwachsener anfängt. Es braucht einfach Zeit, bis man das Gelernte verinnerlicht hat, die geben sich Erwachsene meist nicht, sie wollen schnelle Erfolge und verzetteln sich dann.

Ich nehme an, ich muss viel mehr Zeit investieren
Das glaube ich nicht. :001:
Das dürftest Du wahrscheinlich mit der großen Mehrheit der klavierspielenden Menschen gemeinsam haben. :007:
Jedenfalls, im Vergleich zu Wunderkindern und anderen hochbegabten Musikern.
 

Ich nehme Unterrichte bei einem Klavierlehrer und für ihn ist es egal, dass es so langsam geht, ich empfinde es aber als viel zu langsam.
Frage: Besprichst Du mit Deinem Lehrer Arbeits-/Übestrategien? Mein Lehrer verwendet sehr viel Zeit darauf, erwartet aber auch, daß man diese Strategien nicht nur die Woche über konsequent anwendet, sondern auch weiterentwickelt und auf ähnlich gelagerte Schwierigkeiten in anderen Stücken überträgt. Es gibt zwar zahlreiche „schlaue“ Bücher über das Thema, aber in meinen Augen wenden sie sich eher an den Profi oder den Amateur mit reichem Vorwissen.
 
Meine Vermutungen (ins Blaue hinein, weil sie so wahnsinnig oft zutreffen):

1. Du spielst nicht audiomotorisch. Das heißt, Du schaltest nicht Deine Klangvorstellung ein und versuchst die dann mittels Deiner Finger umzusetzen, sondern merkst Dir Tastenfolgen und/oder Fingerfolgen und spulst die dann ab. Dein Ohr dient Dir nur zur Nachkontrolle, ob Deine eingeübte visuell-motorische Choreographie die richtige war.

2. Zusammenhängend mit Punkt 1: Du übst nach dem Motto "erst muss ich die Noten und Fingersätze drin haben, und dann kann ich mich vielleicht mal um Lautstärke, Ausdruck und so kümmern".

3. Du spielst beim Üben oft zu schnell, machst dann Fehler, sagst Dir "oh, wieder falsch" und fängst die Stelle nochmal von vorne an.

4. Du hast eine falsche Technik, wahrscheinlich mit der Grundvorstellung, die Finger seien die hauptsächlichen Akteure. Insbesondere krümmst Du Deine Finger recht stark ("Finger als kleine Hämmerchen" bzw. "Hand so, als hielte man ein Bällchen") und spreizt die Finger auseinander, wenn Du Intervalle spielen willst. (Etwas wie z.B. die linke Hand von Chopins Etüde f-moll aus op.10 erscheint Dir demzufolge als vollkommen rätselhaft und nicht schaffbar für Normalsterbliche.)

5. Du übst zu lange "am Stück" und hörst tendenziell dann auf zu üben bzw. machst eine Pause, wenn Du Dich erschöpft fühlst.

6. Du hast keinen guten Klavierlehrer. Er bringt Dir keine vernünftige Technik bei; bringt Dir im Unterricht keine vernünftigen Übestrategien bei; lehrt Dich nicht, Dein Ohr zu entwickeln und zum Ausgangspunkt jedes Spielprozesses zu machen; und nimmt mit Dir faul ein Stück der "Klavierschule" nach dem anderen durch.
 
Es geht eher um meine Motivation, und um Ideen. Vielleicht gibt es Techniken, Tipps wie man als Erwachsene schneller das Ziel erreicht. Als Erwachsene hat man doch einige Vorteile, nicht nur Nachteile, zum Beispiel man hat mehr Geduld, man kann mehr autodidaktisch lernen, man kann viel recherchieren und selbst eine Lösung finden etc. Ich nehme an, ich muss viel mehr Zeit investieren, da ich kein besonderes Talent bin.

Tipp Nr. 1: Geduld
Tipp Nr. 2: Geduld
Tipp Nr. 3: noch mehr Geduld

Die meisten Kinder hören nach ein paar Jahren, wenn die Pubertät anfängt, wieder auf. Ich verstehe deinen Satz, wie manche Kinder es schaffen, wie Profis zu spielen, nicht als Vergleich mit Wunderkindern. Kinder haben einfach mehr Geduld und spielen das, was sie einmal gelernt haben, oft. Und das auswendig, weil die meisten sich mit dem Notenlesen schwer tun. Auswendiglernen kann ich nur durch Analyse, ein Kind merkt sich das alles ohne jede Analyse.

Wo liegen deine Schwachstellen? Im Notenlesen (dann übe das mit einer App), beim Rhythmus (auch dafür gibt es Apps), sind es technische Mängel (dafür gibt es allerhand technische Übungen)? Ich persönlich bin ein großer Freund des Anhangs der Russischen Klavierschule, in dem die Tonleitern und Arpeggien stehen. Ich übe sowas regelmäßig und profitiere davon!

Bzgl. Übestrategien liebe ich den Blog von Sandra Labsch:

Blog Sandra Labsch
 
Es steht das Buch ist für das zweite Jahr gedacht, ich habe aber drei Jahre Erfahrung und das Buch ist für mich anspruchsvoll
Ich spiele jetzt vier Jahre und spiele immer noch Stücke, die andere im zweiten Jahr spielen (und finde das gut so! Es gibt da noch so viele schöne Stücke auf diesem Level!). Von Jahr zu Jahr fallen sie mir etwas leichter, aber immer noch steckt jede Menge Übearbeit in jedem einzelnen Stück und wenn ich es nicht permanent weiterübe, ist alles schnell wieder weg...

Wenn du wirklich das Gefühl hast, du steckst fest, dann nimm doch einmal Probestunden bei einem anderen Lehrer (manche bieten auch 5 oder 10 Stundenpakete ohne Vertrag an). Vielleicht kann dir jemand anders bessere Übestrategien vermitteln. Und ganz bestimmt bekommst du dadurch neue Impulse. Ob du wechseln willst, kannst du dir dann ja immer noch überlegen.

Und zum Thema Kinder und Klavier kann ich aus eigener Erfahrung mit meinen Kindern sagen: Die Kinder spielen viel länger einfache Stücke und sind damit vollkommen zufrieden.
Und dann werfen sie auf dieser soliden Basis ganz plötzlich den Turbo an. Meiner Tochter war ich sehr lange voraus, was die Komplexität der Stücke angeht. Und jetzt überholt sie mich mühelos in atemberaubender Geschwindigkeit. Da kann man sich nur dran freuen, braucht sich aber nicht dran zu messen!
 
Viva la musica, es ist gemischt, es gibt auch klassische Stücke, aber auch viele Russische Autoren. Es steht das Buch ist für das zweite Jahr gedacht, ich habe aber drei Jahre Erfahrung und das Buch ist für mich anspruchsvoll. Ich übe eher zwei Stunden am Tag, aber die Ergebnisse sind nicht so gut. : (

In diesem zweiten Band sind Sonatinen von Beethoven, Clementi und anderen drin, die in den hier für Kinder üblichen Klavierschulen (z. B. Tastenzauberei) erst im vierten Band stehen, wenn überhaupt. Das ist für den Otto-Normal-Verbraucher definitiv nichts für's zweite Jahr.
 
Jetzt ist mir gerade noch ein Gedanke gekommen: Vielleicht spielst du die Stücke anstatt sie zu üben. Passiert mir auch immer wieder.

Üben heißt: nimm dir EINEN Takt (oder bei vielen Noten auch nur eine Einheit aus bis zu maximal 7 Noten) und übe den ganz bewusst mit dem Fokus jedes Mal auf einen anderen Aspekt: Dynamik, Artikulation, Wechsel der Finger Handhaltung, in Zeitlupe...
Dann nimmst du den nächsten Abschnitt. Dann die Übergänge zwischen den Abschnitten. Dann zwei Takte oder längere Phrasen zusammen.
Das machst du mit allen Takten bis du durch bist. Erscheint einem ewig. Aber nur dann kannst du das Stück wirklich. Und du kommst wirklich schneller voran als wenn du einfach immer wieder von vorn loslegst.

Und wichtig: an Ende der Übesession NICHT das ganze Stück nochmal durchspielen. Dabei wirst du Fehler machen, die du dir dann prompt merkst. Ich spiele das Stück immer nur am Anfang durch, dann weiss ich, wo meine größten Baustellen liegen, die nehme ich mir dann so vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es steht das Buch ist für das zweite Jahr gedacht, ich habe aber drei Jahre Erfahrung und das Buch ist für mich anspruchsvoll.
Zunächst einmal: Die Angabe: „Klavierstück/ Klavierschule für das erste, zweite, dritte … Jahr“ sind ähnlich unsinnig wie die Angabe von Schwierigkeitsgraden. Jeder Mensch (egal ob Kind oder Erwachsener) besitzt andere kognitive, emotionale und motorische Voraussetzungen. Und ein Stück fehlerfrei zu bewältigen heißt noch lange nicht, es „gestalterisch“ spielen zu können.
Ich übe eher zwei Stunden am Tag, aber die Ergebnisse sind nicht so gut. : (
Zwei Stunden täglich sind in jedem Falle schon mal eine ganze Menge Zeit. Wenn dann allerdings für Dich keine „befriedigenden“ Ergebnisse herauskommen, solltest Du durchaus auch die Qualität des Unterrichts auf den Prüfstand stellen.
 

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