Warum spielt ihr Klavier? Was "gibt" es Euch?

Dann ist der Psychologie-Prof aber sowas von süchtig nach - genau - Psychologie gewesen; denn mit weniger als 1 h täglich im Hauptfach wird man nicht Professor.
 
Dann ist der Psychologie-Prof aber sowas von süchtig nach - genau - Psychologie gewesen; denn mit weniger als 1 h täglich im Hauptfach wird man nicht Professor.
Ungefähr so habe ich ihn on Grund und Boden diskutiert.

- Arbeit und Gehalt
- Hunger und Essen
- Schlaf und Müdigkeit

Zudem habe ich ihn gefragt an was er denn die Normalität festmacht um zu definieren welches Verhalten „zuviel“ sei. Dass wenn die durchschnittliche Bevölkerung nur noch sitzt und frisst, ob dann jemand der 2h spazieren geht süchtig nach Bewegung ist nur weil der Durchschnitt findet dass der Weg Zur u-Bahn völlig ausreicht. Ich hatte Riesen Spaß mit ihm.
 
Das Klavier ist für mich in erster Linie ein Tasteninstrument mit einem tollen Klang und einem guten Ausbildungsangebot. Die klassische Literatur sehe ich als Mittel zum Zweck, Tasteninstrumente besser spielen zu können.
 
Ich hab ihn gefragt ob er seinen Patienten rät statt sich nach der Arbeit „dem Suchdruck zu beugen spaziere zu gehen bei Wind und Wetter zu was sie sich aufraffen müssen“ besser auf die Couch zu setzen mit einer Tüte Chips wie es „der gesunde Durchschnitt“ täte. Und ob ihm im Leben das Wort „passion“ mal begegnet sei und dass die Definiton Sucht einen „ subjektiv empfundenen Leidensdruck“ enthält und sich das nicht auf den „Leidensdruck des Therapeuten“ bezieht wenn er hört wie motiviert andere Sport machen, sondern auf den des Patienten.

Dass Sucht impliziert „das Leben nicht mehr bewältigen zu können“

Dann in Folge jemand der sein Leben bewältigt, dabei Glück empfindet und gesund bleibt, durch seine Aussage stigmatisiert wird und das eigentlich ein an ihm verübter Schaden ist.
 
Die WHO definiert den Begriff „Sucht“ folgendermaßen: „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“.

Entscheidend ist der negative Aspekt der Vergiftung. Außerdem wird eine Sucht erst dann gefährlich, wenn sie Grundbedürfnisse verdrängt. Deshalb kann bei geliebten Tätigkeiten, die innerhalb einer Auswahl an Möglichkeiten priorisiert werden, von Sucht keine Rede sein. Eine Sucht wäre erst dann diagnostizierbar, wenn z.B. das Klavierspielen das Essen, Trinken, Schlafen öder ähnliches nicht mehr im gesunden Maße zulässt.
 
Wenn ich ein Klavier sehe, will ich es anfassen, wissen, wie es sich anfühlt, hören wie es klingt. Im Klavierladen würde ich am liebsten ALLE Klaviere ausprobieren.
Das kenne ich auch :-). Total verrückt.

Und dann nahm ich 2012 an meinem ersten großen Wettbewerb teil, es war wie ein Eintritt in eine neue Welt…. Seither mache ich beides, Job und Musik!
Klingt gut. Wie meinst Du das, mit dem "Eintritt in eine neue Welt"? Weil Du dabei auch andere, ähnlich Klavierverrückte getroffen hast und unter Deinesgleichen warst? Oder die Athmosphäre?
(Mich interessiert es, weil ich irgendwann auch einmal bei einem Wettbewerb mitmachen möchte (irgendwann...)).

Am liebsten wäre ich Pianist geworden und um die Welt gereist.
Das stand bei mir nie (zum Glück?) zur Debatte. Dafür war ich erstens früher viel zu faul (bzw. "vielseitig interessiert"). Zweitens konnte ich viele Dinge einfach nicht, trotz Üben (z.B. schnell spielen, sauber spielen, leise spielen, laut spielen, große Griffe greifen, etc.). Diese Sachen lerne ich erst jetzt so langsam, gute 30 Jahre später.

Am Klavier kann ich ansonsten alles um mich vergessen und abschalten.
Das klappt bei mir manchmal, aber nicht immer.
a ich eh „gut gelaunt war“ habe mit dem eine Streitgespräch vom Zaun gebrochen das 1h andauerte,
:005:
Viel Glück für die Prüfung nächste Woche! :super:
Warum geht ein Bergsteiger auf den Berg? Weil er da ist.
Es gibt auch viele Leute, die nicht auf den Berg gehen, obwohl er da ist. :002:
Wobei es bei mir im Grunde auch so ist, ich spiele Klavier, weil es eben so ist.
 
Die WHO definiert den Begriff „Sucht“ folgendermaßen: „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“.

Entscheidend ist der negative Aspekt der Vergiftung. Außerdem wird eine Sucht erst dann gefährlich, wenn sie Grundbedürfnisse verdrängt. Deshalb kann bei geliebten Tätigkeiten, die innerhalb einer Auswahl an Möglichkeiten priorisiert werden, von Sucht keine Rede sein. Eine Sucht wäre erst dann diagnostizierbar, wenn z.B. das Klavierspielen das Essen, Trinken, Schlafen öder ähnliches nicht mehr im gesunden Maße zulässt.
In Fall bezieht es sich auf Verhaltenssüchte wo dann nach der Tätigkeit ein Gefühl der Erleichterung eintritt. Vorher ein moralischer Konflikt Glaube es war F63 irgendwas ( abnorme Gewohnheiten) .

Deshalb meinte ich ja dass die Definition was „abnorm“ ist sich an der Bevölkerung orientiert. Also die Beurteilung ob man krank/süchtig ist ist in diesem Fall kein absoluter Zustand sondern nur ein Verhältnis. Ich meinte dann dass ich mit solchen Stigmatisierungen vorsichtig wäre denn Pianisten unter Pianisten sind „normal‘ wenn sie viele Stunden üben, Sportler unter Sportlern sind normal wenn sie viele Stunden am Tag trainieren. Wenn aber jetzt ein Psychologe auf einen Menschen in einer speziellen Disziplin guckt und sagt „der muss täglich trainieren sonst wird er unrund“ hat das für den Sportler/Pianisten egal was einen Sinn und noch lustiger, wird akzeptiert wenn er das professionell macht (auch wenn er dennoch einen sucht und Zwangsgrund unterstellt hat) und andern Menschen als „natürliches Bedürfnis“ aberkannt. Ich finde das ist eine Anmaßung übelster Sorte. Leider finde ich ist dieses überhebliche Denken in Medizin und vor allem Psychologie sehr verbreitet. Ich bin kein Fan davon (grad von letzterem).
 
Ich finde das ist eine Anmaßung übelster Sorte. Leider finde ich ist dieses überhebliche Denken in Medizin und vor allem Psychologie sehr verbreitet. Ich bin kein Fan davon (grad von letzterem).

Die sind einfach nur neidisch, weil sie vor lauter Arbeit nicht die Zeit haben ein schönes Hobby passioniert zu betreiben ;-)

Unnatürlich ist doch eher, dass wir völlig fremdbestimmt leben.
Der Löwe, der tagsüber 4h in der Sonne faulenzt schert sich auch nicht darum, ob er nun süchtig ist oder nicht.

Nun ist man schon da angekommen, dass Menschen, die sich Freiraum für ihre Bedürfnisse schaffen pathologisiert werden.
Wirtschaftlich betrachtet ist das aber sinnvoll. Wenn die Leute sich daheim nicht mehr langweilen, wollen sie evtl weniger arbeiten.
Gott bewahre!
Bin ich jetzt zu böse oder steckt da ein Funken Wahrheit drin? ;-)
 
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Glaube es war F63 irgendwas ( abnorme Gewohnheiten)
Daher gibt es ja genau dort Definitionen, um willkürliche Diagnosen zu unterbinden:
"Sie (die abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle) sind durch wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation gekennzeichnet, die nicht kontrolliert werden können und die meist die Interessen des betroffenen Patienten oder anderer Menschen schädigen."
Trifft glaube ich auf die wenigsten hier zu ;-)

Meine Antwort auf die Faden-Frage: Weil ich es liebe.
 
Daher gibt es ja genau dort Definitionen, um willkürliche Diagnosen zu unterbinden:
"Sie (die abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle) sind durch wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation gekennzeichnet, die nicht kontrolliert werden können und die meist die Interessen des betroffenen Patienten oder anderer Menschen schädigen."
Trifft glaube ich auf die wenigsten hier zu ;-)

Meine Antwort auf die Faden-Frage: Weil ich es liebe.
Richtig, er hat aber anders argumentiert und dazu auch schöne Folien erstellt. Auf gezielte Nachfrage mit Beispielen wie er das einstufen würde kam obige Aussagen. Deshalb „Anmaßend“.
 

Da hätte ich auch gern mitdiskutiert. :-D
 
OT 😅 ich hätte tatsächlich gern Antworten auf die Frage nach "Warum spiele ich Klavier" gelesen 🙈

Ich will aber auch eure Diskussion nicht unterbrechen, also "entfolge" ich einfach diesem Thread.
 
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Also gut, back to topic please :-) :musik064:.
 
Kein OT mehr bei clavio?:010:
Das wäre ja ein vollkommen anderes Forum.
Schade, ich fand gerade die Entwicklungen die ein Faden nehmen kann so interessant.
 
Ok, dann mache ich mal ontopic weiter.
Vor 11 Jahren erfüllte ich mir meinem lang gehegten Traum endlich Klavier zu spielen, erst auf einem Yamaha U1, bis vor 4 Jahren im Tausch der Bechstein Flügel bei mir einzog, der mir jedesmal, wenn ich ihn nur sehe ein Lächeln herbeizaubert.
Und vor einem Jahr kam noch ein Kawai CA 79 Digitalpiano dazu, nun kann ich spielen wann immer ich Lust habe.

Das mit sich selber spielen, alles um mich herum vergessen, in den Klängen mitschweben und bei neuen Stücken, das anfängliche Zaudern, und wie sich aus einem „Klangbrei“ so langsam einhörbares Stück entwickelt, das alles bringt mir einen Riesenspaß.

Aber damit nicht genug, erweckte das Klavierspiel mein Interesse an der Technik, die dahinter steckt. Nach Praktika bei Klavierbauern verbringe ich einen großen Teil meiner Freizeit in einer Klavierwerkstatt, was mir eine riesige Freude bereitet, selbst bei Arbeiten wie den Halbgang im Instrument zu regulieren, Klavierbauer wissen sicher was ich meine, vor allem bei Kleinklavieren.
 
Warum geht ein Bergsteiger auf den Berg? Weil er da ist.

Reicht das analog nicht auch als Grund fürs Klavierspielen?
Wenn ich so über meine frühe Motivation nachdenke, könnte das der Grund sein:
Als ich klein war, kletterte ich immer auf den Klavierhocker... und ja tatsächlich, dahinter stand auch noch das Klavier...
Dabei habe ich auch noch die Uhr gelernt - als Bewohner eines Mehrparteienhauses gab es für mich feste Regeln bezüglich Lärmerzeugungen aller Art: ab 08:00 Uhr Feuer frei!
 

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