Wann ist ein Stück im Unterricht fertig?

hubschrauber

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Ich habe mal eine Frage an euch Klavierschüler und auch an die Klavierlehrer: Bis zu welchem Perfektionsgrad wird bei euch ein Stück im Unterricht behandelt?

Mich bringt nämlich mein Klavierlehrer gerade mit seinem Perfektionismus zur Verzweiflung. Schon bei meinem vorletzten Stück, dem Valse Romantique von Debussy, hat es über ein Jahr gedauert, bis ich das Stück ablegen durfte. Zugegeben, wir haben zeitweise im wöchentlichen Wechsel noch an Präludium & Fuge G-Dur aus WTK II gearbeitet. Trotzdem war es mit dem Debussy so, dass mir das Stück nach dem Abschluss so zum Hals raus hing, dass ich es bestimmt ein halbes Jahr überhaupt nicht mehr spielen mochte (inzwischen geht es wieder).

Jetzt sitze ich seit ca. einem ¾ Jahr an der ersten einfachen Beethoven Sonate g-moll Op. 49 No.1. Die ist ja nun von den Noten her nicht furchtbar schwer. Im September lautete das Urteil meines KL über das Andante „für ein Schülervorspiel schon ganz vorzeigbar“. Trotzdem ist er bis heute mit dem Stück noch nicht zufrieden. Immer gibt es am Ausdruck noch etwas zu verbessern, dabei kann ich das Stück langsam nicht mehr hören (und dementsprechend unmotiviert bin ich dann beim Üben).

Deshalb möchte ich gerne mal wissen, wie das bei euch gehandhabt wird.

Viele Grüße

Susanne alias Hubschrauber
 
Ich hasse eine solche Vorgehensweise. Mit so einem Unterricht hat man mir als Kind die Geige madig gemacht (und ich habe sie geliebt). Dabei kann man wirklich lernen, die Musik und das Instrument zu hassen.

Bei meinem heutigen Unterricht wird ein Stück dann "abgehakt", wenn ich es technisch und musikalisch verstanden habe. Mein Lehrer sagt dann: "Ok, da kannst Du jetzt die nächsten Jahre daran weiter üben. Ich habe hier mal was Neues rausgesucht".
Ich finde, man lernt überhaupt nichts dazu, wenn man ein Stück bis zur Perfektion bringt. Das ist eine Sache für zu Hause, aber nicht für den Unterricht.
 
Meine Meinung (nicht als KL, sondern Hobbyspieler): wenn die eigene Motivation durch eine solche Vorgehensweise in den Keller sackt, dann ist einfach etwas falsch.

Vielleicht sind die Stücke auch zu schwer gewählt, wenn man zu lange daran arbeiten muß.

Es kann zwar Spaß machen, an einem schweren Stück länger zu arbeiten, aber der Schüler muß mitziehen, und das Stück darf bzw. sollte seinen Reiz nie verlieren, mag sein, daß es sowas gibt.

(aber im Startpost klingt es schon eher so, daß der KL ein wenig zu perfektionistisch ist.)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Da fällt mir spontan der eine oder andere Chorleiter-Kollege ein, der so lange ganze Chorstunden auf das Pauken einzelner Sätze aufgewendet hat, bis ein erheblicher Teil der Chormitglieder entnervt den Proben fernblieb und der verbliebene Rest des Vereins nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung den mit fehlendem Einfühlungsvermögen gesegneten Nervbolzen mit sofortiger Wirkung in die Wüste geschickt hat. Mit Instrumentalunterricht sollte es vermutlich ähnlich sein.

Kritik sollte immer das Hinarbeiten auf ein individuelles Leistungsmaximum erleichtern, nicht aber zu unproduktivem Überdruss führen. Was nützt es denn, wenn ein Lehrer alle Defizite und Fehler benennen kann, aber auf der Schülerseite keine nennenswerte Verbesserung mehr auftritt? Alles hören und sehen zu können ist eine Selbstverständlichkeit für halbwegs kompetentes Unterrichten. Dazu gehört aber auch die Erkenntnis, was individuell möglich ist - und ab welchem Punkt (zur Zeit) keine verhältnismäßige Verbesserung mehr zu erwarten ist. Bei Leistungssingen mit Chören kann man oftmals die Erfahrung machen, dass gerade besonders routiniert bewältigte Sätze mitunter schlechtere Bewertungen als noch vergleichsweise "frische" Programmpunkte erhalten. Daher: Auch das Loslassenkönnen gehört zum Leben - und es gibt keinen pädagogischen Nutzen durch das "Totspielen" von Stücken. Sinnvoll ist es stets, nach dem Erreichen des jeweiligen Leistungsmaximums ein Stück (vorläufig) beiseite zu legen und das Erlernte bei neuen Projekten zur Anwendung gelangen zu lassen.

Dringend den Lehrer auf dieses ungute Gefühl, dass Stücke offensichtlich überstudiert werden, ansprechen und eine plausible Antwort von seiner Seite abwarten. Wie sieht es aus bei anderen Schüler(inne)n dieses Lehrers? Empfinden diese eine vergleichbare Unverhältnismäßigkeit von Aufwand und Ergebnis? Auch wenn es die "vollendete" Interpretation vermutlich niemals geben wird und folgerichtig ein Stück überhaupt nicht "fertig" werden kann, sollte man erkennen können, wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

Lieber zwei oder drei Mängel festmachen und beheben als neun oder zehn diagnostizieren und dann die Dinge frustriert und frustrierend laufen lassen, weil man gegen so viel Unvermögen ohnehin nicht ankommen wird.

LG von Rheinkultur
 
Ich hasse eine solche Vorgehensweise. Mit so einem Unterricht hat man mir als Kind die Geige madig gemacht (und ich habe sie geliebt). Dabei kann man wirklich lernen, die Musik und das Instrument zu hassen.

Bei meinem heutigen Unterricht wird ein Stück dann "abgehakt", wenn ich es technisch und musikalisch verstanden habe. Mein Lehrer sagt dann: "Ok, da kannst Du jetzt die nächsten Jahre daran weiter üben. Ich habe hier mal was Neues rausgesucht".
Ich finde, man lernt überhaupt nichts dazu, wenn man ein Stück bis zur Perfektion bringt. Das ist eine Sache für zu Hause, aber nicht für den Unterricht.
So richtig gefällt mir das Wort vom "Abhaken" nicht, da es mit dem Abarbeiten eines vorgegebenen Lehrplans zusammenhängen könnte, der einzig dazu da ist, absolviert zu werden. Musizieren hat nun mal auch mit Eigeninteresse und persönlicher Freude an den Inhalten zu tun - und nicht nur mit der Fremdbestimmung durch einen Lehrplan, dessen Punkte nach und nach abgehakt werden. Aber ich unterstelle mal, dass Du für einen Fünfjahresplan im Klavierunterricht auch nicht übertrieben viel Sympathie empfinden dürftest. Lebendiger Unterricht ist mit Sicherheit darauf angelegt, das individuelle Leistungsmaximum zu erkennen und daraufhin mit geeigneten Mitteln anzusteuern. Wie gesagt: "Kaputtspielen" ist unsinnig und nutzlos - letztlich auch für machtorientierte Lehrer, die ihre Überlegenheit zur lächerlichen Inszenierung ausbauen.

LG von Rheinkultur
 
Das würde mir auch den Spaß verderben... zumindest auf meinem Level MUSS man doch letztlich jedes Stück "un-perfekt" ad acta legen. Es wird immer Stellen geben, wo es mal hakt; der musikalische Gesamteindruck eines längeren Stückes wird nie so sein, dass ich - oder meine KL - 100%ig zufrieden sein werden. Wenn ich ewig dran herumüben würde, würde es letztlich auch nicht besser und es würde mir auch zum Hals raushängen.

Frustrierend fände ich aber auch, wenn man nicht das Gefühl hat, dass das Stück "irgendwie abgeschlossen" ist. Also quasi, irgendwann einfach aufzugeben - vermutlich, weil es zu dem Zeitpunkt doch noch zu schwer ist? Das ist mir bisher aber nur 1x passiert (bei der "Träumerei" übrigens). Aber normalerweise sollte ein Lehrer das einschätzen können.

Wir haben es jetzt schon so gemacht, dass wir uns hin und wieder ein älteres Stück mal wieder vornehmen. Klappt auch besser als ich dachte. :-)
 
Das würde mir auch den Spaß verderben... zumindest auf meinem Level MUSS man doch letztlich jedes Stück "un-perfekt" ad acta legen. Es wird immer Stellen geben, wo es mal hakt; der musikalische Gesamteindruck eines längeren Stückes wird nie so sein, dass ich - oder meine KL - 100%ig zufrieden sein werden.

Ich glaube, lasse mich aber gern korrigieren, daß das immer so ist. Beim Unterricht geht es ja auch darum, neue Anforderungen zu bewältigen, die Spieltechnik zu verbessern, usw. Die Unterrichtsstücke erreichen dann vielleicht 70-80% Perfektion...

Auf 99 Prozent Perfektion kann man im Regelfall Stücke bringen, die viel früher dran waren, und weit unter dem aktuellen Spiellevel liegen.
 
Schon bei meinem vorletzten Stück, dem Valse Romantique von Debussy, hat es über ein Jahr gedauert, bis ich das Stück ablegen durfte. Zugegeben, wir haben zeitweise im wöchentlichen Wechsel noch an Präludium & Fuge G-Dur aus WTK II gearbeitet.

Mein aufrichtiges Beileid. Sich 1 Jahr nur mit 2 kurzen Stücken zu beschäftigen, da wird einem doch die Lust am KlavierSPIEL vollkommen vergällt.
 
Irgendwann ist jedes Stück ausgeübt, auch wenn man es immer noch nicht perfekt spielen kann. Die Nerverstellen bleiben Nerverstellen, an der Technik insgesamt gäbe es noch genug zu verbessern und an der musikalischen Ausgestaltung kann man immer wieder etwas ändern.

Wann dieser Zeitpunkt erreicht ist, weiß man selbst am besten. Wenn ich feststelle, dass ich bei einem Stück keine Fortschritte mehr mache, war 's das damit.

Man kann sich Profis als Anleitung zum Lernen ausgucken, das ist okay. Wenn man jedoch versucht, den gleichen Level, auch mit nur einfacheren Stücken, zu erreichen, wird man scheitern.

CW
 
Vielleicht sind die Stücke auch zu schwer gewählt, wenn man zu lange daran arbeiten muß.
Der Valse Romantique war nach meinem Empfinden reichlich schwer (mein KL war da anderer Meinung), die anderen Stücke sind gefühlt vom Niveau passend. Den Beethoven konnte schon einigermaßen flüssig spielen, als wir im Unterricht endlich damit angefangen haben (das Stück war angekündigt, also habe ich vorgeübt).

Dringend den Lehrer auf dieses ungute Gefühl, dass Stücke offensichtlich überstudiert werden, ansprechen und eine plausible Antwort von seiner Seite abwarten.
Das habe ich schon, aber da lässt er überhaupt nicht mit sich reden. Er macht „keine halben Sachen“ und „Stücke müssen fertig werden“, schließlich geht es darum „Literatur zu erarbeiten“.

Wie sieht es aus bei anderen Schüler(inne)n dieses Lehrers? Empfinden diese eine vergleichbare Unverhältnismäßigkeit von Aufwand und Ergebnis?
Andere Schüler außer meiner Tochter kenne ich nicht (Privatlehrer, keine Vorspiele). Meine Tochter (9) hat aber auch ein Problem damit, dass es immer „ewig dauert, bis ein Stück fertig ist“ und will deshalb momentan das Klavierspielen sogar ganz aufgeben. Insofern habe ich da sogar ein doppeltes Problem.

Viele Grüße

Susanne

OT:
Letzten Samstag war ich bei einem Treffen von Saxophon-Spielern. Das war ein bunt gemischter Haufen von Anfängern (wie ich, 1 Jahr Sax als Zweitinstrument), Fortgeschrittenen und Profis. Wir haben 3 Stunden lang mehr oder weniger erfolgreich versucht ein paar Stücke 4stimmig zu erarbeiten. Da ging es vor allem um den Spaß an der Sache und nicht um Perfektionismus. Diesen Spaß vermisse ich gerade beim Klavier spielen.
 
Also bei mir ist es schon so, dass wir sehr lange an einzelnen Stücken arbeiten. Allerdings nicht bis zur "Perfektion", sondern eher bis zu dem Punkt, dass meine KL sagt: Du weißt was du zu tun hast und kannst da selbständig weiterüben.

Zitat von hubschrauber;337398 Jetzt sitze ich seit ca. einem ¾ Jahr an der ersten einfachen Beethoven Sonate g-moll Op. 49 No.1. Die ist ja nun von den Noten her nicht furchtbar schwer. [\quote:
Ich habe vor etwas mehr als einem Jahr mit dieser Sonate begonnen. Im Unterricht haben wir bis in den Sommer hinein daran gearbeitet. Ich hätte nichts dagegen gehabt, weiter daran zu arbeiten. Meine KL meinte aber, sie würde sich gerne etwas Neuem zuwenden. Wir ahben die Sonate dann erst wieder im Jänner im Unterricht reaktiviert, weil ich das Stück beim Treffen in Köln spielen wollte.

Ich finde nicht, dass diese Sonate so leicht ist. Aus Köln habe ich dazu auch noch Anregungen mitgenommen und werde mich sicher weiter damit beschäftigen

Im September lautete das Urteil meines KL über das Andante „für ein Schülervorspiel schon ganz vorzeigbar“. Trotzdem ist er bis heute mit dem Stück noch nicht zufrieden. Immer gibt es am Ausdruck noch etwas zu verbessern, dabei kann ich das Stück langsam nicht mehr hören (und dementsprechend unmotiviert bin ich dann beim Üben).

Wenn das so ist, würde ich das Deinem KL gegenüber ganz explizit ansprechen. Sonst kann sich am Status quo nichts verändern.

Mein aufrichtiges Beileid. Sich 1 Jahr nur mit 2 kurzen Stücken zu beschäftigen, da wird einem doch die Lust am KlavierSPIEL vollkommen vergällt.

Das würde ich so nicht unterschreiben. Solange ich das Gefühl habe, etwas zu lernen, weiterzukommen, würde mich das nicht stören. Ich lerne nicht mehr so schnell wie früher und könnte mehrere neue Stücke parallel vielleicht gar nicht verarbeiten. Das ist alles sicher sehr individuell.

Liebe Grüße
Gernot
 

Mein Klavierlehrer geht mit mir zum nächsten Stück über, sobald er sieht, dass ich präsente Stück "verstanden" habe. Es gäbe natürlich immer etwas zu verbessern, aber er meint, dass er sieht und hört, wenn ich an meiner aktuellen Leistungsgrenze angelangt bin, und es auch keinen Sinn hätte, weiter Zeit damit zu verbringen.
 
Liebe Susanne,

Du sagst es für mein Empfinden sehr richtig schon selbst:

Da ging es vor allem um den Spaß an der Sache und nicht um Perfektionismus. Diesen Spaß vermisse ich gerade beim Klavier spielen.

Du, und auch Deine Tochter, ihr betreibt das Klavierspiel als Hobby, aus Freude an der Sache. Ein wenig dafür arbeiten muß man oft schon auch, um voran zu kommen.

Aber diese Freude an der Sache sollte nicht verloren gehen, durch den Lehrer.

Es ist sogar, da bin ich rigoros, eine der wichtigsten Aufgaben eines Lehrers, genau diese Freude zu erhalten. Und auch die Motivation. Insofern, ist da m.E. schon ein Problem vorhanden seitens dieses speziellen Lehrers...

Das habe ich schon, aber da lässt er überhaupt nicht mit sich reden. Er macht „keine halben Sachen“ und „Stücke müssen fertig werden“, schließlich geht es darum „Literatur zu erarbeiten“.

Das klingt für mich gar nicht gut...

Schönen Gruß,
Dreiklang bzw. Chris
 
Bis zu welchem Perfektionsgrad wird bei euch ein Stück im Unterricht behandelt?


Was ist denn ein Perfektionsgrad?

Kann ein Schüler überhaupt perfekt sein?
Warum ist er dann Schüler?
Wäre er perfekt, ist er kein Schüler mehr.

Meine unzähligen Übungsstücke hatten und haben zwar immer ein bestimmtes Thema, das es zu lernen gilt. Nur sollte man hier weit vor den "perfekten" 100 Prozent Halt machen und weiter gehen. Denn die restlichen Prozente sind nicht zu schaffen ohne die vielen anderen Themen, die letztlich die Gesamtheit ausmachen und ja auch noch zu lernen sind. Du wirst doch kein guter Musiker, nur weil Du nen Triller perfekt spielen kannst...
 
Wenn der Lehrer so stur ist, dann gibt es nur eines .... wechseln! Ich sage nur " nobody is perfect" und das gilt auch für den Lehrer.

Gruss Antoine
 

Das sehe ich ganz genauso!

Es geht aus meiner Sicht auf keinen Fall um sogenannte Perfektion. Es geht aus meiner Sicht darum, die Erfahrung zu machen, wo die persönliche Grenze ist und zu versuchen, diese Grenze immer wieder zu erweitern. Das ist spannend und kann sehr bereichernd sein. Dann lernt man.

Ich finde, man lernt überhaupt nichts dazu, wenn man ein Stück bis zur Perfektion bringt. Das ist eine Sache für zu Hause, aber nicht für den Unterricht.

Da bin ich ganz anderer Meinung, auch wenn ich statt "Perfektion" "so gut wie möglich" sagen würde. :p Z.B. wenn man für ein Vorspiel übt, übt man oft anders als ausschließlich für's stille Kämmerlein. Man lernt ein Stück sehr gut kennen u.v.a.m..

Allerdings muss man nicht alle Stücke so gut wie möglich spielen können oder bis zur Vorspielreife bringen. Manchmal recht es völlig aus, das, was man daran lernen wollte, gelernt zu haben. Man kann auch viel lernen, wenn man mal in möglichst kurzer Zeit ein Stück lernt, man lernt dann auch viel mehr Literatur kennen.

Stücke brauchen auch Zeit zu reifen und es tut den Stücken und ihren Spielern ebenso gut, mal liegen zu bleiben. Man kann Stücke, die einem am Herzen liegen, dann als Repertoire immer mal wieder aufgreifen, man kann manche Stücke aber auch nicht mehr spielen.

Was man nun tut, richtet sich individuell nach dem Schüler. Wer eine starke Abneigung gegen ein Stück hat, lernt nichts mehr daran und es ist aus meiner Sicht fatal und sehr kontraproduktiv, daran weiter zu arbeiten. Es wäre etwas anderes, wenn jemand regelmäßig nach kurzer Zeit kein Durchhaltevermögen zeigt und kein Stück zu Ende bekommt, aber das ist hier nun wirklich nicht der Fall.

Mich wundert die lange Zeit der Erarbeitung sehr: erstens sollte man ein Stück so übend erforschen, dass viele Dinge musikalisch von Anfang an erfasst werden. Das Endergebnis ist dann oft schon am Anfang ansprechend. Manche neigen ja dazu, erst alle Noten zu können und dann kommt die musikalische Gestaltung - dieser Auffassung stehe ich sehr konträr entgegen. Dann kann man ewig an den Dingen arbeiten und es wird nicht wesentlich besser, weil die Basis fehlt. Und wenn man als Lehrer nun noch nicht zufrieden ist mit dem Ergebnis, ist es methodisch sehr viel sinnvoller, das, womit man noch nicht zufrieden ist, von einer anderen Warte zu betrachten und also ein anderes Stück zu wählen, das ähnliche Aspekte und Inhalte in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Entschuldigt die schlechte Strukturierung dieses Beitrags - ich bin aber sehr müde und habe einfach keine Lust mehr, ihn zu überarbeiten. :p

Liebe Grüße

chiarina
 
An zwei Sachen sei hier erinnert: das Stück, das der alte Horowitz wohl am meisten gefürchtet hatte, sich ihm aber immer mal wieder als Zugabenstück ausgesetzt haben solle, ist die "Träumerei" - ein Stück, das auch schon mal relative Anfänger vor die Flinte bekommen. Man kann an der Träumerei unglaublich viel falsch machen...

= = = =

Dann sei an den womöglich kürzesten Klavierwitz erinnert:

"...ich kann's!!"

= = = =

Soll sagen: eigentlich hört die Arbeit an einem Stück niemals auf. Die Arbeit daran sollte aber irgendwann in die Eigenverantwortung des Spielers übergehen könne, sollen, dürfen, müssen. Da sollte im Klavierunterricht der Lehrer auch die Bremse ziehen können, bevor die Arbeit an einem Stück endlos und demotivierend zu werden droht. Wenn der es nicht kann, die Bremse ziehen, wenn er nicht erkennt, dass der Schüler den Kaffee auf hat, dann eben ist der Schüler dran zu sagen: "Schluss. Schnauze voll hier von dem Ding." Und wenn das nicht akzeptiert wird, ggfs. den Lehrer auf'n Mond schießen. Als allerletztes Mittel.

Es kann aber auch sein, dass der Lehrer so einer ist, der sich in jedem Falle das allerletzte Wort vorbehalten will. ... Und wenn der Schüler sich nicht darein fügt, dass er dann dem Schüler sagt, dass er bitte nun sich wen anderen suchen solle, der sich daran abmühen dürfe, ihm die Flötentöne etc. beizubringen. Das gibt's auch. Das Riskiko geht der Schüler ein, wenn er den Lehrer ausbremst.
 
Entschuldigt die schlechte Strukturierung dieses Beitrags - ich bin aber sehr müde und habe einfach keine Lust mehr, ihn zu überarbeiten. :p
Eine etwaige "schlechte Strukturierung" stört in keinster Weise, da die Kernaussage unmißverständlich und richtig ist: Sich verbessern schafft Lebensfreude, die sich mit geballter Faust in der Tasche und zusammengebissenen Zähnen nicht einstellen wird. Bei einer Reaktion des Lehrers wie hier beschrieben:

Das habe ich schon, aber da lässt er überhaupt nicht mit sich reden. Er macht „keine halben Sachen“ und „Stücke müssen fertig werden“, schließlich geht es darum „Literatur zu erarbeiten“.

- da leuchten bei mir alle vorhandenen Alarmleuchten auf. Er "lässt überhaupt nicht mit sich reden", duldet "keine halben Sachen", "Erarbeiten" ohne Kompromisse bis zum bitteren Ende ("müssen fertig werden") ist angesagt? Wer in den professionellen Sektor einsteigen will, muss in der Tat knochenhart im Nehmen sein. Außerhalb der Musikerberufe werden keine Zirkustiere für Kunststücke abgerichtet, sondern es steht die Freude am gekonnten musikalischen Tun im Vordergrund, die zwar eine gesunde Leistungsbereitschaft, etwas Begabung und persönliches Interesse voraussetzt, nicht aber erfordert, zum künstlerischen Erfolg geprügelt zu werden. Wenn der Auftrag an die Lehrkraft lautet, im Freizeitbereich musikpädagogisch zu wirken, passen solche Äußerungen nicht ins Bild - dann muss er sich eben angehende Profis als Kundenklientel aussuchen, denen er Professionalität und Disziplin auf hohem Niveau auch in schwierigen Lebenslagen abverlangen darf. Die Interessen der beteiligten Parteien müssen miteinander in Einklang zu bringen sein; im hier vorgestellten Fall vermag ich nicht zu erkennen, wie die zu unterschiedliche Interessenlage zusammenzubringen wäre. Empfehlung: Nach erlebter Kommunikationsverweigerung bleibt nichts anderes als ein Lehrerwechsel - und zwar so schnell wie irgend möglich.

Mut, Veränderungsbereitschaft und künftig erfreulichere Erfahrungen am Instrument wünscht

mit LG Rheinkultur
 
nur so nebenbei, ohne stören zu wollen:
An zwei Sachen sei hier erinnert: das Stück, das der alte Horowitz wohl am meisten gefürchtet hatte, sich ihm aber immer mal wieder als Zugabenstück ausgesetzt haben solle, ist die "Träumerei"
woher hast du diesen Unfug?
Horowitz hat die Träumerei prima spielen können (ohne dabei Blut zu husten :D), hat sie sowohl als Zugabe gespielt, als auch den gesamten Zyklus Kinderszenen im Konzert gespielt und aufgenommen - "gefürchtet" hatte der die Träumerei nie!

unangenehm war Horowitz die Chopinsche "Sturmetüde" (op.25,11 a-Moll) - die hatte er wohl nie richtig gelernt (?), wie auch immer, er sagte, dass ihm da der rechte Arm lahm wird und deshalb spielte er die nicht

...ich weiß, es gibt das Bonmot von den Klavierstudenten, die prima Terzenetüden spielen und bei der Träumerei schwitzen - das Bonmot ist eigentlich nicht schwer zu verstehen ;) -- aber das hat mit Horowitz nichts zu tun. Und das alles sagt auch nichts relevantes oder bemerkenswertes über die herrliche Träumerei.
 
das unterscheidet uns: ich hasse das nicht, im Gegenteil, ich bin dankbar dafür, dass ich manches "bis zum Exzess" üben und ausfeilen musste - das hatte mir für etliche expressive und klangliche Differenzierungen Augen und Ohren geöffnet. Alle meine Lehrer waren furchtbar pingelig :), schnell, fehlerfrei und klangschön zu spielen war denen nie genug, sondern nur Grundlage/Ausgangsbasis.
...ok, das fällt in den Breich, den Rheinkultur erwähnt hat: das "professionelle Musik machen" -- aber trotzdem halte ich es für richtig, für notwendig sogar, dass auch "nur hobbymäßig engagierte" Klavierliebhaber wenigstens einmal im Leben erleben dürfen (!!), wie es ist und was es alles beinhaltet, ein leichtes bis mittelschweres Klavierstück auf ein wirklich akzeptables klangliches und expressives Niveau zu bringen!
denn das ist jedem, der mit Interesse, Neugier, Herz und Verstand bei der Sache ist, möglich!!! ...man muss nicht horowitzig Tschaikowskikonzerte können als Hobbyspieler, aber man kann es schaffen, mittlere Sachen ebenso schön wie die Profis spielen zu können -- aber dafür muss man eben in Kauf nehmen, dass sehr lange, sehr akribisch und extrem pingelig an der Sache gearbeitet werden muss. Ja und? Was ist denn besser: heulen und sagen "ich bin mit pling-plang-Durchschnitt zufrieden" oder wenigstens einmal zu sagen "diese Mazurka kann ich ebenso gut wie X oder Y"? ...na also...;):)

das mag nicht jedermanns Sache sein, ok. Wer das nicht will, der soll das auch nicht müssen (oder glauben, es zu müssen) -- aber wer das erfahren will, wie es ist (und wie es sich anhört) sehr gut zu musizieren, der sollte diese Chance bekommen und auch nutzen: eigentlich eine ganz einfache Angelegenheit, nämlich ein Stück zu "perfektionieren", das innerhalb der eigenen manuellen Grenzen im "bequemen" Bereich ist (also wer aktuell irgend ein "Level 10 Dings" übt, der sollte das mit einem "Level 8 Dings" machen (ich hoffe, ich muss das nicht weitschweifig erklären...)) Wer Schumanns Haschemann und Ritter vom Steckenpferd flott genug hinkriegt, der sollte das "perfektionieren" (cantabile etc) dann halt an fast zu ernst in Angriff nehmen.

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ok, ich weiß nicht, ob Hubschraubers Lehrer es so meint, wie ich es dargestellt habe. Wenn ja, ist alles ok - wenn nicht, dann wäre Rheinkulturs Vorschlag zu folgen.
 

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