Vomblattspiel als Klavierlehrer

"Automatisch" wird man sowieso nix. Aber dein Vergleich von Kirchenmusiker und Pianist war schon fehlerhaft. Als Kirchenmusiker:in muss man ganz andere Blattspielfähigkeiten ins Studium mitbringen.
Nö, muss man nicht. Das wird meistens nicht abgeprüft. Sinnvoll ist es zwar, aber nicht zwingend, wobei ich keine Ahnung habe, ob im Fach Klavier Blattspiel geprüft wird.

Und es ging mir eigentlich nur darum, dass Blattspiel und künstlerisches Klavierspiel zwei unterschiedliche Dinge sind. Ich kann zwar Blattspielen und Partiturspiel, bin aber ansonsten ein so grauenvoller Pianist, dass ich das nie öffentlich machen würde.
 
Hier wird mir inzwischen viel zu viel pauschalisiert! Es gibt nicht DAS BLATTSPIEL!
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob
1. ein Pianist als Kammermusiker die Strauß Cello-Sonate vom Blatt 'begleitet'. Oder ob
2. der Korrepetitor eines Theaters Klavierauszüge von Blatt andeutet. Alles im Tempo und zusammen mit dem/den Partnern. Oder ob
3. ein Klavierlehrer einem Schüler eine Stelle im behandelten Werk so demonstriert, dass der Schüler kapiert, worum es geht.
4. Das Kennenlernen neuer Werke durch Blattspiel ist ja leider durch Ansehen von YouTube Videos weitestgehend entsorgt worden!

In diesem Faden geht es ja wohl um 3. !
Dieses spezifisch pädagogische Vorspiel - oft mit Nachdruck auf einem Parameter der Musik! - ist durchaus eine eigene Form des Blattspiels und kann und sollte von KLn entwickelt werden.

Oft können Schüler mit einer perfekten, künstlerisch wohl abgewogenen Darstellung wenig anfangen, wie hier ja auch schon mehrfach thematisiert wurde!
 
Sinnvoll ist es zwar, aber nicht zwingend, wobei ich keine Ahnung habe, ob im Fach Klavier Blattspiel geprüft wird.
Einige Hochschulen prüfen das Blattspiel im Fach Klavier schon in der Aufnahmeprüfung:
 
Das ist allerdings tatsächlich immer Kirchenmusik. Ich habe mich damals an mehreren Hochschule beworben. Ja, gut möglich, dass man teilweise ein ganz einfaches Stück zum Blattspielen bekommen hat. Wie sieht das denn bei Hauptfach Klavier aus?
 
Das ist allerdings tatsächlich immer Kirchenmusik. Ich habe mich damals an mehreren Hochschule beworben. Ja, gut möglich, dass man teilweise ein ganz einfaches Stück zum Blattspielen bekommen hat. Wie sieht das denn bei Hauptfach Klavier aus?

Ich dachte, es ginge hier ausdrücklich um Kirchenmusik.

Hauptfach Klavier Mannheim:

mit künsterlischem Schwerpunkt:
- Auswendiger Vortrag von Werken aus vier Stilepochen
- Vomblattspiel

mit künstlerisch-pädagogischem Schwerpunkt:
- Vortrag von Werken mittlerer Schwierigkeit aus mindestens drei Stilepochen
- Vomblattspiel

 
Hallo zusammen, ich bin ja recht neu hier und gerade maximal verwundert. Das ein KL mir an dem aktuellen Stück zeigt worauf es ankommt und was ich wie üben sollte und das auch demonstriert ist klar. Aber die Stück fallen ja nicht vom Himmel, ich denke die bespricht man vorher und er oder sie kann sich, bei Bedarf, vorbereiten. Ich meine, ein KL ist doch kein Notarzt bei dem jeder mögliche Handgriff so sicher abgespeichert sein muss das er ihn zu jeder Tages und Nachtzeit abrufen kann, da hier ggf. ein Leben von abhängt. Im Unterricht hat man ja schon bisschen mehr Zeit. Ich hatte jetzt erst eine Stunde nach meinem Wiedereinstieg und wir haben uns unterhalten was so erreichbar ist, was wir machen könnten und da hat sich gezeigt, er kennt Meat Loaf gar nicht (wie konnte das passieren ?) und schon mal gar nicht mein Lieblingsstück (I would do anything for love, but i don´t do this), ich bin mir aber trotzdem sicher, dass wir das später mal spielen werden. Ich hatte jetzt nicht die Erwartung dass ich das aus den Stegreif, in einem für mich passenden Arrangement, vorgespielt bekomme.
LG Helga
 
Den genannten Song von Meat Loaf wird jeder seriöse Klavierlehrer als gewöhnliches Arrangement oder als Leadsheet vom Blatt abspielen können.

Der TE meinte vermutlich eher klassische Literatur auf dem Niveau einer mittelschweren Beethoven-Sonate, einer Fuge von Bach oder eines schwierigeren Walzers von Chopin.
 

Wäre es denn schlimm, wenn ein KL bei schwierigen Stellen 2-3 Versuche braucht, diese akkurat vorzuspielen?

Bin kein KL, aber wenn ich etwas technisch bewältigen kann und es prima vista nicht sofort klappt, funktioniert es meist beim nächsten Versuch, sobald ich die Noten entschlüsselt habe. Ich habe es schon häufiger im Unterricht erlebt, dass ein Lehrer bei etwas neuem Fehler macht, sich dafür entschuldigt und sich dann korrigiert und ich finde das ok.
 
Zuletzt bearbeitet:
nein, das ist absolut nicht schlimm. Im Gegenteil, es lockert die Stimmung. Ich stelle immer wieder fest, dass sich die Schüler allein auf den richtigen Notentext fixieren und oftmals die Musik vernachlässigen wollen, weil sie sich so auf die "Fehlerfreiheit" fokussieren.
Ich sage ihnen dann oft: Ich weiß, wie die Töne des Stückes sind, mich interessiert das, was du damit machst.
Wenn dann also die Lehrperson beim Vomblattspiel nicht genau spielt, aber auf das Wesentliche, was an der Stelle zum Vorschein gebracht werden soll, achtet, dann versteht auch das lernende Wesen, dass es z. B. um eine Choreographie geht, oder eine besondere Artikulation oder eine bestimmte Dynamik, um Beispiele zu nennen.
Text übt man zuhause, in der Stunde wird genommen, was kommt. (Wobei natürlich die Lehrperson erkennen muss, warum manche Stellen nicht klappen und dann Anleitungen geben muss, wie man die am Besten übt.)
 

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