Mein Kamin wird 4-5 Monate nahezu TÄGLICH für ca. 6h genutzt. Der Flügel ist 4-5 m entfernt. Kein Problem. Die verleibenden ca. 18h scheinen zur "Re-Stabilisierung" zu reichen. Ich denke, wenn das ein Kachelofen oder ein hochmoderner Kamin mit Speichertechnik wäre, der die Wärme viel länger abstrahlt, könnte das ganz anders sein. Wenn trockene (Zug-)Luft den Reso angreift, dann passiert das ja nicht durchgängig im gesamten Holz, sondern es werden Wassermoleküle nur aus den äußersten Nanometern herausgerissen, die dann von Holzinneren nachgefüttert werden. Ein langsamer Prozess, bei dem nach 6h (bezogen auf den GESAMTEN Reso) noch recht wenig passiert ist. Wenn in der verbleibenden Zeit von außen wieder Feuchte zugeführt wird, sollte da gar nix passieren. Noch weniger, wenn insgesamt ein hauchdünner Strom feuchtegesättigter Luft permanent Wasser nachführt, wie es eben beim DC passiert.
Das ist übrigens m.E. der große Unterschied zwischen Raumbefeuchtung und DC, was auch die unterschiedlichen Verbräuche*** erklärt: Bei Raumbefeuchtung versucht man, den gesamten Raum auf einer gesunden rF zu halten, während der DC nur den Bereich versorgt, auf den es ankommt: nämlich den einen Millimeter direkt an der Holzoberfläche. Für ein gesundes Instrument reicht es vollkommen, wenn diese Schicht "richtig" ist. Die darf dann auch mal von Zugluft weggerissen werden - Hauptsache, sie ist die meiste Zeit vorhanden.
Bzgl. der Sommerfeuchte ist es gewiss regional sehr unterschiedlich und es ist auch nicht jedes Jahr gleich. Außerdem dürften baubiologisch gute Gebäude auch sehr viel ausgleichen, was bei meiner Bude aus den 70ern wohl nicht der Fall sein wird. Die letzten Jahre waren in Bezug auf rF ja eher moderat, während ein Sommer mit gut 85% damals den ersten DC-Kauf ausgelöst hat
. Bis dahin hatte ich mich aufs Befeuchten konzentrentriert und täglich bis zu 10 Liter nachgefüllt.
*** Übrigens braucht bei nahezu identischer Aufstellung mein Klavier deutlich häufiger eine Nachbefüllug (etwa 50% mehr!) als der Flügel, obwohl im Zweifelsfall das Klavier "günstiger steht". Ich führe das darauf zurück, dass sich beim Flügel die wassersatte Schicht unter dem Reso etwas stauen kann, während sie beim Klavier nur von unten nach oben entlangstreicht. Somit bleibt beim Flügel mehr Zeit zum Feuchteaustausch zwischen Luft und Reso - der DC arbeitet dort also effizienter.