Tschaikowski Wettbewerb 2015

Die Programmgestaltung, dass die Kandidaten beide Konzerte hintereinander ohne Pause zu spielen haben, finde ich schon ziemlich heftig. Da dürfte der konditionelle Aspekt eine wesentliche Rolle spielen. Ich hätte es bevorzugt, wenn jeder Kandidat pro Tag nur ein Konzert spielen müsste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Orchester tut mir leid. Fünfmal das b-Moll-Konzert nacheinander. :puh:
Schade, dass nur einer das G-Dur-Konzert spielt!

LG, Mick
 
Die Programmgestaltung, dass die Kandidaten beide Konzerte hintereinander ohne Pause zu spielen haben, finde ich schon ziemlich heftig. Da dürfte der konditionelle Aspekt eine wesentliche Rolle spielen. Ich hätte es bevorzugt, wenn jeder Kandidat pro Tag nur ein Konzert spielen müsste.
Ein weiterer Aspekt ist, dass man beide Konzert auf den Punkt genau konzertreif haben muss. Selbst ein Tag Unterschied ist unter diesem Aspekt betrachtet angenehmer, weil man sich dann jeweils einen Tag nur um ein Konzert zu kümmern hat (durchspielen oder in Erinnerung rufen, gedanklich und geistig darauf einstellen etc.).

Es ist aber durchaus schaffbar, zwei Konzerte an einem Abend zu spielen...:-D
 
Ach, so schlimm ist das gar nicht. Bei einem Klavierabend spielt man ja genauso lange. Das ist natürlich schon weniger anstrengend, weil man nur auf sich selbst achten muss. Aber Kissin hat mit 12 doch auch beide Chopinkonzerte gespielt, Barenboim vor einiger Zeit zu seinem 70. Geburtstag Chopin e-moll und irgend ein anderes (Beethoven X glaube ich), und ich hab auch schon zwei Konzerte an einem Abend gespielt und kürzlich Tschaikowsky und noch eine Stunde Solo dazu.

Hier hat man außerdem noch den zusätzlichen Aspekt, dass man die Kandidaten direkt im Vergleich hört - Alle mit dem "Einheitsstück", und anschließend ihrem selbstgewählten. Das macht schon Sinn. Auch wenn es natürlich genug Argumente für die aufgeteilte Variante gibt.

Es gibt übrigens auch einen Vorteil für die Kandidaten: Sie sind beim 2. Konzert vermutlich weniger aufgeregt, als wenn sie an zwei Tagen spielen würden. Denn die Aufregung in so einer Situation lässt nach, je länger man spielt (aus verschiedenen Gründen, die ich jetzt hier nicht ausführe, um den Faden nicht abdriften zu lassen).
 
Dass zwei Konzerte hintereinander machbar sind, ist mir schon klar. Gavrilov hat vor einiger Zeit mal an einem Abend Tchaikowski 1, Ravel LH und Rach 3 gespielt und dirigiert (sofern man das dann noch so nennen kann). Aber es ist doch eher eine recht seltene Situation.
 
Klar ist das machbar, aber ich finde es sehr beeindruckend, was ihr "Tastenakrobaten" (und da schließe ich Dich ausdrücklich mit ein, Anne) zu leisten imstande seid. So viele Stücke auswendig zu können und auf den Punkt vorspielreif zu haben ist in meinen Laienaugen eine tolle Leistung.
 
Das macht neugierig auf mehr. Da es gewissermaßen auch mit der Vorspielsituation als solches zusammenhängt. Also nur zu :super:
Nun denn. Also, einer der banalsten Gründe ist: Der Körper kann nur eine begrenzte Menge Adrenalin produzieren, und irgendwann ist das eben vorbei und flacht wieder ab und die Aufregung lässt nach. Das kann bis dahin gehen, dass man gar nicht mehr aufgeregt ist oder sich die Aufregung auf ein Maß begrenzt, das weniger bemerkbar oder störend ist. Bei diesen zwei Konzerten, also ca. 40 + x Minuten Spieldauer, dürfte das schon der Fall sein.
Ich habe das vor zwei Wochen an mir selbst gemerkt: Meine Abschlussprüfung hat sich um 30 Minuten verzögert, weil die Jury nicht kam. Nach den 30 Minuten war ich viel weniger Aufgeregt als um punkt 5 Uhr, wo sie eigetlich hätte anfangen sollen. Das hing aber auch noch mit dem zweiten Aspekt zusammen:

Man ist u.a. deshalb bzw. dann aufgeregt, wenn viele Unbekannte teil des Geschehens sind. Das ist in so einer Situation z.B. der Saal, also die Akustik, die visuellen Eindrücke, der Weg zur Bühne, die Räumliche aufteilung, der Geruch etc. etc.. Das Publikum - wieviele, welche Stimmung, welche Leute, wie laut ist es. Das Instrument - wie klingt es, wie spielt es sich, wie sind bestimmte Klangverhältnisse usw. Beim Klavierkonzert ist das ja alles noch etwas subtiler als beim Solospiel, weil noch das Klangverhältnis mit dem Orchester als gesamten, einzelnen Instrumenten(gruppen), die Verständigung mit Musikern / Konzertmeister / Dirigent dazu kommt. Die Qualität von Dirigent / Orchester spielt auch eine Rolle.
Dazu kommt die eigene momentane Verfassung, Kleidung, körperliches Befinden.
Und an das alles gewöhnt man sich dann, arrangiert sich und ist "in der Situation drin" und kann einfach weitermachen.

Bei zwei Konzerten ändert sich zwar nicht all dieses für das zweite Konzert, aber doch einiges davon. Außerdem fährt man sich ja zwischendurch runter (allenfalls beim Schlafen) und baut die Spannung und Aufregung dann neu auf.

Natürlich hat man dann wieder neue Energie für das zweite Mal, es spricht einiges (auch Angenehmes) für zwei Konzerte. Aber eben nicht alles.
 

Ich höre mich gerade ein bisschen durch die 1. Runde, wo noch alle gespielt haben. Es gibt da mitunter Schönes zu hören, aber bei vielen ist auch nachvollziehbar, warum es danach nicht weiterging. Soeben: Andrei Korobeinikov mit op. 111 - grotesk langsam in der Arietta (27 Minuten!)

Heute um 17.00 Uhr gehts dann los mit der Finalrunde.
 
Zweimal Tschaikowsky's 1. Klavierkonzert... Ja, wirklich? Während ich George Li zugeschaut und zugehört habe (am mit der Stereoanlage verbundenen Fernseher) wusste ich nicht wie mir geschah. Die ganze Zeit habe ich mir vergegenwärtigt, dass es das gleiche Konzert ist, mit den gleiche Noten. Während Li gespielt hat habe ich mich gefragt, wie es möglich ist, dass es so "anders" geklungen hat als bei Redkin. Irgendwas war anders, ich kann es aber nicht beschreiben (so wie Rondo es z.B. im Thema "András Schiff" über die von ihm gespielten Goldberg-Variationen gemacht hat). Wie dem auch sei: George Li's Interpretation hat mir besser gefallen als die von Sergey Redkin.

Ich bin neugierig auf Eure Einschätzung, denn Ihr habt weitaus mehr Erfahrung und Wissen.
 
Ich werde mir das alles erst mit Verspätung anhören können... :-(
 
Jetzt Lucas Debargue! Meines Erachtens der beste Musiker aller Finalisten!
 
Und ich staune gerade über Lukas Geniusas, den ich zum ersten Mal höre.
 
Und ich staune gerade über Lukas Geniusas, den ich zum ersten Mal höre.
Sein Einstieg im 2. Satz des Rachmaninov-Konzerts war wunderbar. Ich fand es auch schön, dass er im 1. Satz die seltener gespielte Kadenz gewählt hat. Aber man hat auch gemerkt, dass seine Kondition mit den beiden Konzerten an ihre Grenzen kam...
Ich höre gerade Debargue nach.
 
Ob die Russen so einen französischen Tschaikowsky mögen? Das Programm von Geniusas war wesentlich anspruchsvoller. Er erinnert mich an den viel zu früh Verstorbenen Alexei Sultanov...

 
Wann wird eigentlich der Gewinner bekanntgegeben (falls es überhaupt einen 1. Preisträger geben wird)? Vermutlich heute abend ab 17.15 Uhr bei der "Award Ceremony". Für die, die es interessiert: http://tch15.medici.tv/en/performance/awards-ceremony

Ich habe mir jetzt alle Auftritte mit den "Klavierkonzert-Doppelpacks" der letzten Runde so nach und nach angehört. Lucas Debargue fand ich diesmal nicht am besten, er fing irgendwie bei beiden Konzerten so komisch verhalten an und ist erst im Laufe der beiden Werke "aufgeblüht". Am besten fand ich George Li und Daniel Kharitonov (und eventuell noch Lukas Geniusas, aber mit Abstrichen bei Rachmaninov).
Der "b-Moll-Konzert-Overkill" war etwas mühsam (naja, ist ja nicht gerade mein Lieblingskonzert), da hat sich Geniusas angenehm vom Rest abgehoben.

Grüße von
Fips
 

Zurück
Top Bottom