kreisleriana
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aha , sieh einer an , noch niemand hier was drüber geschrieben??
oK: 4 1/2 Stunden Anfahrts-Zeit und dann so was, schade........ : nur eine einzige Zugabe
zu mehr gab sich Trifonov nämlich trotz allem Getrample und Gebrülle in Münchens Prinzregententheater nicht her.
(Mein erstes Mal im Prinzregententheater, tolle "Arena", sehr gute Akustik übrigens und herrlicher, erstklassig hergerichteter Flügel, ist zu hoffen, dass das ehrwürdige Gebäude bei diesen Standing ovations am 5.12. und dem Gepolter und Getrampel des Publikums nicht ein paar Sprünge abgekriegt hat ).
Zusammenfassend wird es wohl als eines der unvergesslichsten Konzerte in meinem Kopf hängen bleiben, die ich je miterleben durfte.
Bachs Orgel-Fantasie und Fuge in g Moll in der Lisztschen Klavierbearbeitung folgte Beethovens op 111, nach der Pause dann alle 12 Transzendentaletuden Liszts.
Naja, wenn an einem Punkt zu meckern ist, dann diese Reihenfolge, da braucht man die Meinung von Brendel und Demus nicht kennen, um etwas zusammenzuzucken, dass nach den entrückten letzten Tönen der op 111 (noch dazu derartig gespielt) ein Virtuosen-Feuerwerk folgt.
Ich fang lieber mit den Etüden an:
nach Berezovsky ist Trivonov nun der zweite Pianist, den ich mit allen Transzendentaletuden in einem Konzert hören konnte.
Trifonov gestaltet aus jeder Etude eine symphonische Dichtung, wählt oft halsbrecherische Tempi, aber nie, um damit zu prahlen, dass technische Grenzen für nicht zu existieren scheinen, seine völlig unglaubliche Virtuosität ist immer Diener des musikalischen Gestaltungswillens.
Noch nie habe ich eine Aufnahme von "feux follets" gehört, die ein derart irrlichtern-federndes rhythmisches Spiel, das Trifonov am Freitag bot, auch nur erahnen lässt, sogar die Meister-Einspielungen eines Berman erblassen im Vergleich dazu völlig.
Schon nach der vierten Etude klebten die zu Beginn des Konzertes frisch geföhnten und herumwirbelnden Haare am schweißüberströmten Gesicht des völlig abwesend blickenden Trifonov.
"Ricordanza" war für mich der schaurig-schöne Höhepunkt der Etüden Interpretation: Trifonov ließ den toten Freund Chopin in Liszts Geist so lebendig auferstehen, dass man es nur mehr als unheimlich beschrieben kann.
In "Chasse neige" steigert Trifonov den Schneesturm sukzessive zu einem kaum mehr beherrschbaren Orkan, mit zum Schluss fast erdrückender Klangfülle, die er aus dem Steinway zu holen vermag. Kein Wunder, dass der letzte Ton noch kaum verklungen war, als fast das gesamte Publikum aufsprang und tobte, wie man es wohl selten hören mag.
Die große Stärke Trifonovs ist die dämonische und lyrische Gestaltung der Werke und die einzigartige Fähigkeit, unzählige Klangschichten aus dem Instrument hervorzuzaubern, wie es nur ganz wenige der Weltklasse-Pianisten vermochten.
Nicht ganz so "Seines" ist paukender rhythmischer Druck der manchen Werke gut tut , so nimmt eine Generalpause nach der Anfangskadenz der Mazeppa viel von der Spannung.
Bei der Bösartigkeit dieser Etude verahm man das einzige mal auch, dass auch ein Daniil Trifonov technische Grenzen kennt, aber das heftige "Schleudern" im gemeinen "Allegro deciso" Teil der Mazeppa tat dem fulminanten Abend keinerlei Abbruch.
Nun aber zum ersten Teil: also da hatte ich ehrlich gesagt große Zweifel, wie kann ein 23 jähriger Beethovens letzte Klaviersonate geistig bewältigen? Eigentlich unmöglich und eine Enttäuschung war "vorprogrammiert".
Bachs mächtige Orgel Fantasie und Fuge ist ja auch recht weit von Trifonovs romantischem Chopin, Liszt und Rachmaninoff Repertoire entfernt.
Umso größer war das Erstaunen schon während der Fantasie, in der Fuge schließlich war die Interpretation einfach verblüffend, man vergaß, dass hier ein Flügel stand, der Steinway verwandelte sich buchstäblich in eine mächtige Orgel, der dramaturgische Aufbau war von so bezwingender Größe, die Klanggestaltung und Stimmführung so vollendet, dass das nie und nimmer von einem 23 jährigen Jung-Pianisten stammen konnte.
Die Erwartung an die op 111 war nun natürlich eine ganz andere..
Für den erste Satz wählte er ein extrem hohes Tempo, das ohne Trifonovs technischen Hintergrund kaum durchzuhalten ist, trotzdem wird dieser erste Satz keineswegs zur Virtuosennummer sondern überzeugt durch elementare Kraft und Leidenschaft.
Die Arietta getrauen sich nicht viele so langsam zu beginnen, nach so viel meisterhafter zelebrierter Ruhe und Innigkeit müssen die 32tel dann unweigerlich nicht ganz l'istesso tempo gespielt werden wie ebenda steht , sondern etwas zügiger, diesen Kompromiss musste Trifonov eingehen. Aufnahmen, in denen die Trillerketten so verklärt verklingen, das Werk sich fast im Nichts auflöst , gibt es nur extrem selten.
Kein ruppiger Beethoven war das also, sondern es war eher, als ob Chopin oder Liszt da leibhaftig am Flügel säße und diese letzte Sonate Beethovens vortrug.
Nach so wundervoll musizierten letzten Noten dieser Sonate kann und sollte aber eigentlich nichts mehr folgen, der Rest kann nur noch Schweigen sein.....
oK: 4 1/2 Stunden Anfahrts-Zeit und dann so was, schade........ : nur eine einzige Zugabe
zu mehr gab sich Trifonov nämlich trotz allem Getrample und Gebrülle in Münchens Prinzregententheater nicht her.
(Mein erstes Mal im Prinzregententheater, tolle "Arena", sehr gute Akustik übrigens und herrlicher, erstklassig hergerichteter Flügel, ist zu hoffen, dass das ehrwürdige Gebäude bei diesen Standing ovations am 5.12. und dem Gepolter und Getrampel des Publikums nicht ein paar Sprünge abgekriegt hat ).
Zusammenfassend wird es wohl als eines der unvergesslichsten Konzerte in meinem Kopf hängen bleiben, die ich je miterleben durfte.
Bachs Orgel-Fantasie und Fuge in g Moll in der Lisztschen Klavierbearbeitung folgte Beethovens op 111, nach der Pause dann alle 12 Transzendentaletuden Liszts.
Naja, wenn an einem Punkt zu meckern ist, dann diese Reihenfolge, da braucht man die Meinung von Brendel und Demus nicht kennen, um etwas zusammenzuzucken, dass nach den entrückten letzten Tönen der op 111 (noch dazu derartig gespielt) ein Virtuosen-Feuerwerk folgt.
Ich fang lieber mit den Etüden an:
nach Berezovsky ist Trivonov nun der zweite Pianist, den ich mit allen Transzendentaletuden in einem Konzert hören konnte.
Trifonov gestaltet aus jeder Etude eine symphonische Dichtung, wählt oft halsbrecherische Tempi, aber nie, um damit zu prahlen, dass technische Grenzen für nicht zu existieren scheinen, seine völlig unglaubliche Virtuosität ist immer Diener des musikalischen Gestaltungswillens.
Noch nie habe ich eine Aufnahme von "feux follets" gehört, die ein derart irrlichtern-federndes rhythmisches Spiel, das Trifonov am Freitag bot, auch nur erahnen lässt, sogar die Meister-Einspielungen eines Berman erblassen im Vergleich dazu völlig.
Schon nach der vierten Etude klebten die zu Beginn des Konzertes frisch geföhnten und herumwirbelnden Haare am schweißüberströmten Gesicht des völlig abwesend blickenden Trifonov.
"Ricordanza" war für mich der schaurig-schöne Höhepunkt der Etüden Interpretation: Trifonov ließ den toten Freund Chopin in Liszts Geist so lebendig auferstehen, dass man es nur mehr als unheimlich beschrieben kann.
In "Chasse neige" steigert Trifonov den Schneesturm sukzessive zu einem kaum mehr beherrschbaren Orkan, mit zum Schluss fast erdrückender Klangfülle, die er aus dem Steinway zu holen vermag. Kein Wunder, dass der letzte Ton noch kaum verklungen war, als fast das gesamte Publikum aufsprang und tobte, wie man es wohl selten hören mag.
Die große Stärke Trifonovs ist die dämonische und lyrische Gestaltung der Werke und die einzigartige Fähigkeit, unzählige Klangschichten aus dem Instrument hervorzuzaubern, wie es nur ganz wenige der Weltklasse-Pianisten vermochten.
Nicht ganz so "Seines" ist paukender rhythmischer Druck der manchen Werke gut tut , so nimmt eine Generalpause nach der Anfangskadenz der Mazeppa viel von der Spannung.
Bei der Bösartigkeit dieser Etude verahm man das einzige mal auch, dass auch ein Daniil Trifonov technische Grenzen kennt, aber das heftige "Schleudern" im gemeinen "Allegro deciso" Teil der Mazeppa tat dem fulminanten Abend keinerlei Abbruch.
Nun aber zum ersten Teil: also da hatte ich ehrlich gesagt große Zweifel, wie kann ein 23 jähriger Beethovens letzte Klaviersonate geistig bewältigen? Eigentlich unmöglich und eine Enttäuschung war "vorprogrammiert".
Bachs mächtige Orgel Fantasie und Fuge ist ja auch recht weit von Trifonovs romantischem Chopin, Liszt und Rachmaninoff Repertoire entfernt.
Umso größer war das Erstaunen schon während der Fantasie, in der Fuge schließlich war die Interpretation einfach verblüffend, man vergaß, dass hier ein Flügel stand, der Steinway verwandelte sich buchstäblich in eine mächtige Orgel, der dramaturgische Aufbau war von so bezwingender Größe, die Klanggestaltung und Stimmführung so vollendet, dass das nie und nimmer von einem 23 jährigen Jung-Pianisten stammen konnte.
Die Erwartung an die op 111 war nun natürlich eine ganz andere..
Für den erste Satz wählte er ein extrem hohes Tempo, das ohne Trifonovs technischen Hintergrund kaum durchzuhalten ist, trotzdem wird dieser erste Satz keineswegs zur Virtuosennummer sondern überzeugt durch elementare Kraft und Leidenschaft.
Die Arietta getrauen sich nicht viele so langsam zu beginnen, nach so viel meisterhafter zelebrierter Ruhe und Innigkeit müssen die 32tel dann unweigerlich nicht ganz l'istesso tempo gespielt werden wie ebenda steht , sondern etwas zügiger, diesen Kompromiss musste Trifonov eingehen. Aufnahmen, in denen die Trillerketten so verklärt verklingen, das Werk sich fast im Nichts auflöst , gibt es nur extrem selten.
Kein ruppiger Beethoven war das also, sondern es war eher, als ob Chopin oder Liszt da leibhaftig am Flügel säße und diese letzte Sonate Beethovens vortrug.
Nach so wundervoll musizierten letzten Noten dieser Sonate kann und sollte aber eigentlich nichts mehr folgen, der Rest kann nur noch Schweigen sein.....
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