Wutz, ich versuche eine Antwort: 10-14.000 Einzelteile. Davon kannst Du fast alle exakt vermessen und sogar deren Position auf Hundertstel genau definieren. Das nutzt aber nichts. Weil viele dieser Einzelteile eben nicht homogen sind. Zellfasern, Jahresringe, eingelagerte Mineralien - und es gibt tausende weicher Faktoren mehr. No Chance für copycats. Nicht mal ne Chance für annähernden Nachbau. S&S & Co wären selbst sehr froh, eine engere Qualitätsrange produzieren zu können.
Und bei der Arbeit mit inhomogenem Material ist Messen und exaktes Steuern oft sogar hinderlich. Nimm einen Steg - da kannst Du die Stegstifte vollautomatisiert auf einen Nanometer genau versenken. Der Handwerker aber, der dafür ein "Gefühl" hat, setzt vielleicht einige "intuitiv" leicht anders, weil er dem Holz folgt - und er kanns Dir nicht mal erklären. Aber DAS machts. Es hat einen Grund, weshalb Yamaha und Kawai Ihre Spitzeninstrumente genauso von Hand bauen wie die Premium-Europäer. Und die machen das verdammt gut. ERnsthafte Konkurrenz für S&S - aber auch zum gleichen Preis!
Nun haben aber die Japaner dieses perfekte Arbeiten mit Naturmaterial sozusagen in Ihren Genen - das ist Teil einer jahrtausendealten Handwerkskultur, die zur Flügelproduktion affin ist. Das ist in diesem Maße in Korea, Indonesien und China bei weitem nicht gegeben. Hat gar nichts mit Fleiß oder ähnlichem zu tun. In Japan gelten hervorragende Handwerker als Künstler mit Sonderstatus - in China hat der naseweise Manager das Sagen.
N.B. Bei Steinway hängen tatsächlich Urkunden im Personalaufgang für 60, 65 Jahre Betriebszugehörigkeit! Warum wohl?