kitium
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Eines meiner Lieder ("Reprise", Text von Ulla Hahn) ist als Porträt einer depressiven Frau entstanden. Damit meine ich, dass sich das Verhalten besagter Frau, wie ich diesem beiwohnte, direkt in meiner Komposition niederschlug. War das ein Affekt, was ich da komponiert habe, oder war es "aus dem Leben"? Durch Beobachtung habe ich aus der Ausstrahlung der Frau einen Archetyp konstruiert. Weit entfernt vom Konzept der "schablonenhaften" Affekten ist dies m.E. nicht. Für mich ergibt die Frage der Echtheit von Emotionen in der Kunst nicht vollständig Sinn. Was wir Emotionen in der Kunst nennen, sind nicht dieselben wie die reellen Emotionen des Menschen. Ich denke gerne an folgende Ausführung von Camille Saint-Saens:
Tout le principe de l'art est là ; se baser sur la nature pour en faire autre chose répondant à un besoin spécial et inexplicable de l'esprit humain. Aussi n'y a-t-il rien de plus chimérique, de plus vain que cette recommandation faite si souvent aux artistes : soyez vrais! l'Art ne peut pas être vrai, bien qu'il ne doive pas être faux ; il doit être vrai artistiquement, donner une traduction artistique de la nature qui satisfasse le sens du style...