Zum Fingersatz gibt es natürlich vieles zu sagen; in den letzten Jahren ist mir jedoch eines immer mehr klar geworden und zur diesbezüglichen Leitlinie im Unterricht geworden:
- Ist man unerfahren im Klavierspielen oder hat man falsche technische Vorstellungen (z.B. "Finger machen die Hauptarbeit, Arm hat sekundäre Rolle und soll vor allem locker folgen"), meint man, Fingersätze seien gut, bei denen man möglichst lange "in einer Lage bleiben" kann. Leitlinie ist dort quasi die Angst vorm Danebentreffen (welche ja ein Hauptauslöser für Unbeweglichkeit und Verkrampfung in Oberkörper, Armen, Handgelenk ist).
- Hat man die Rolle des Arms und die Art der Zusammenwirkung mit den Fingern hingegen besser verstanden, so wird man, gerade als Pädagoge, Fingersätze bevorzugen, die eine aktive Beweglichkeit des Arms fördern, ja geradezu "erzwingen".
In einem anderen Thread ging es um Albertibässe mit dem Muster "c-g-e-g-c-g-e-g...".
Stilblüte brachte den Fingersatz 5-1-2-1 ein und meinte, der sei irgendwie mal ganz förderlich.
Ja, genau.
Er bewirkt nämlich, dass (sofern man nicht verkrampft zugange ist) der Arm in Links-Rechts-Richtung nicht stationär bleibt, sondern der Oberarm stets ein wenig von links nach rechts "pendelt". Freie Beweglichkeit und damit auch bessere "Steuerbarkeit" der Töne wird dadurch klar begünstigt.
Ein guter Klavierspieler wird selbstverständlich auch ohne Derartiges auskommen und mit 5-3-1 oder 4-2-1 locker und musikalisch angemessen spielen können; in der Pädagogik (und z.B. auch beim "Retraining" technisch verkorkster Schüler) sind solche Fingersatztricks jedoch ausgesprochen wertvoll.
Meiner Meinung nach übrigens auch deutlich besser als das allseits bekannte rhythmische Variieren von Spielfiguren ("Punktiertspielen" etc.), das in meiner Erfahrung eher überflüssig ist und manchmal sogar irreführend sein kann.
LG,
Hasenbein