Lieber Kalivoda,
Man merkt dir ein bisschen an, dass die Ära deiner "geistigen Unreife" schon einige Dekaden in der Vergangenheit liegt
Geistige Unreife ist keine Schande, sondern der ganz normale Zustand eines 20-Jährigen - wenn man den Terminus neutral versteht oder ihn durch einen anderen ersetzt: Unerfahren. Ich weiß noch, als ich mich mit 17 oder 18 für ein Klavierstudium entschieden habe, wurde ich ständig gewarnt. Die üblichen Sprüche: Du wirst nicht viel verdienen, du musst ständig üben, du verlierst dein Hobby, du musst dich der Konkurrenz aussetzen, du musst blöde Schüler unterrichten etc. etc.
Überleg dir das gut, willst du dich darauf einlassen?
Mei, eine 18-jährige Stilblüte kann überlegen, wie sie will, sie hat keine Ahnung, wie sie sich fünf bis zehn Jahre später fühlen wird, wenn die ganzen Sprüche auch in ihrer Lebensrealität angekommen sind. Ein junger Mensch kann sich auch nicht vorstellen wie es ist, alt zu sein, ein Junggeselle hat keine Ahnung wie es sich anfühlt, Vater zu sein, ein geistig durchschnittsbegabter Mensch weiß nicht, wie sich jemand mit Down-Syndrom fühlt (und kann auch nicht über dessen Lebensberechtigung urteilen) und so weiter.
Natürlich darf und soll man trotzdem beraten und Tipps geben. Aber man kann sich ein "HabIchDirDochGesagt" bitte sparen, jeder muss eigene Erfahrungen machen. Also: Nein, das weiß man
nicht vorher.
Wenn jemand feststellt,, dass er aufs falsche Pferd gesetzt hat, muss es die Möglichkeit geben, andere Wege einzuschlagen. Ich würde mir das von niemandem auf der Welt ausreden lassen. Sogar im durchgeknallten, lebensfernen Bafög-Systemm ist ein Studiengangswechsel drin... Ein "da wirst du nicht eingeladen" wäre für mich kein ausreichender Grund, jahrelang in die falsche Richtung zu laufen. Das ist meine Lebenszeit!
Wenn
@SkrjabinLiebhaber sicher weiß, dass Klavier nix für ihn ist, sollte er abbrechen. Wenn dahinter aber andere Gründe liegen (Geldsorgen, Sorge, zu alt zu sein / werden, vermeintlich mangelnde Begabung, unklare Zukunftsaussichten), ihm das Studium und das Klavierspielen aber im Herzen entspricht, würde ich nach anderen Lösungen suchen und möglichst weiterstudieren.