„Klavierspielen“ mit 3 Jahren

Meine KL unterrichtet grundsätzlich keine unter 5 Jahre alten Kinder.
Sie meint, das sie zu sehr ablenkbar sind. Sie möchten am liebsten toben oder tanzen und die Belastbarkeit der Konzentration ist noch nicht sehr ausgeprägt.
Ab 5 Jahren kann man schon sehr gut mit "Klängen zum Spiel" erste gute Erfolge erzielen.
@kristal ...vielleicht hilft es deiner Tochter aber trotzdem, ihr öfter was vorzuspielen.
Vielleicht erlernt sie es dann doch noch etwas früher, sich mit den Tönen zu beschäftigen.
 
Wow, mit 2,5 Jahren im Chor! Leider ist bei uns im Ort das musikalische Programm sehr beschränkt, vor allem in diesem Alter...
Ja, da haben wir tatsächlich Glück, an unserer Kirchengemeinde gibt es einen Kinderchor, die Probenzeiten und - inhalte sind nach Altergruppen gestaffelt. Normalerweise geht es erst ab 4 Jahren los, aber nachdem wir dann mehrer Wochen lang vor der wöchentlichen Probe ein tränenüberströmtes Kleinkind aus dem Chorprobensaal schleppen mussten, das einfach nicht verstanden hat, warum nur die große Schwester bleiben darf, hat die Chorleiterin (die uns und unsere Kinder ganz gut kennt), grünes Licht gegeben.
Jetzt hat sie ein Konzertprogramm und ein Krippenspiel (tatsächlich) mitgesungen, und ist total begeistert.

Bei uns gab es Corona- bedingt keine Kurse, Konzerte oder ähnliches, deshalb mussten wir uns anderweitig behelfen. Was meinen Kindern immer gefallen hat, waren CDs zur musikalischen Früherziehung mit Bewegungsspielen. Orchesterwerke wie "Peter und der Wolf" oder den "Karneval der Tiere" lieben sie auch, dazu gibt es auch eine große Zahl von Musikbilderbücher, bei denen man zur Musik die Geschichte in Bildern ansehen kann, die kannst Du sicher auch über Deine örtliche Bibliothek bekommen.

Viel Spass beim gemeinsamen Entdecken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es schade, wenn alle Kinder über einen Kamm geschoren werden und "prinzipiell" erst ab x oder y Jahren unterrichtet wird.
Jedes Kind entwickelt sich doch individuell, manche sind musikalische Schnellentwickler, andere im handwerklichen, sprachlichen oder sportlichen Bereich...

Eine kurze Internetrecherche ergibt, dass es Lehrer gibt, die auch viel jüngere Kinder als Schüler nehmen, z.B. http://www.klavierschule-anastasia.de/p_ka1_unterricht_klavier_kinder.html

Ich würde da einfach hartnäckig bleiben und nach einem Lehrer suchen, der Spaß hat, mit den Kindern zu spielen und ihnen spielerisch etwas beizubringen. Was man in dem sehr jungen Alter fast unspürbar lernt, das lernt man später so viel schwerer. Außerdem ändern sich später vielleicht die Interessen und das Klavier wird unwichtig, aber die Grundlagen sind dann trotzdem gelegt und können später reaktiviert werden.
 
Ich finde es schade, wenn alle Kinder über einen Kamm geschoren werden und "prinzipiell" erst ab x oder y Jahren unterrichtet wird.
Jedes Kind entwickelt sich doch individuell, manche sind musikalische Schnellentwickler (...)
wie z.B. die Geschwister Laetitia und Philip Amadeus Hahn. Der Knirps hat mit 18 Monaten Klavier gespielt, seine Schwester mit zwei Jahren ganze Stücke, ohne jemals zuvor Klavier gespielt zu haben. Aber mir ist klar, dass dies absolute Ausnahmeerscheinungen sind.


 
wie z.B. die Geschwister Laetitia und Philip Amadeus Hahn.
Den Werdegang von Laetitia Hahn habe ich eine zeitlang fasziniert mitverfolgt. Sie spielt so wunderbar. Nicht auszudenken, wenn man sie als kleines Kind vom Klavier weggezerrt hätte, weil sie dafür noch zu "jung" ist. Was für ein Verlust das gewesen wäre.

Einem Kind, das mit zwei oder drei Jahren begeistert Fußball kickt, nimmt man ja auch nicht den Fußball weg und schickt es erstmal in die sportliche Früherziehung, wo es erstmal was ganz anderes machen soll. Sondern man überlässt ihm den Fußball, zeigt ihm die besten Ballkunststücke und kickt mit :-) .

Ich bin also absolut für einen frühen Anfang, wenn das Interesse des Kindes spürbar da ist.
Für mich ist, vermutlich auch durch den frühen Kontakt zum Klavier, die Musik eine Art zweite Muttersprache geworden (vielleicht sogar mehr als das), auch wenn ich keinerlei formale musikalische Ausbildung (Harmonielehre etc.) hatte und habe.

Hier z.B. noch eine Klavierlehrerin, die den frühen Anfang ebenfalls als erwünscht ansieht: https://www.klavierschule-marina-kiel.eu/unterricht-für-vorschulkinder/ (es finden sich nach einer Recherche noch mehr Beispiele).
 
Als ich 3 Jahre alt war, wollte ich unbedingt Klavier spielen und zwar genau das. Alle folgenden Jahre bestanden dann stattdessen aus irgendwelchen "Vertröstungen": Blockflöte, Singen, Heimorgel... Fand ich alles ganz überwiegend doof, weil es ja kein Klavier war.

Wenn das Kind Klavier spielen will, lasst es Klavierspielen lernen! Das ist auch nicht "zu viel", finde ich: Die meisten muten Dreijährigen ja auch 5 Tage die Woche 6- 8 Stunden Kindergarten zu.
Dagegen sind 30 Minuten Klaviereinzelunterricht eine reine Erholung! Wer Kinder beim allein Spielen beobachtet, weiß auch, wie gut und ausdauernd die sich in dem Alter schon konzentrieren können, wenn sie etwas selbst erforschen.

Die Konzentrationsbremsen sind da eher wir hektischen Eltern, die die meist hochkonzentriert gerade mit was beschäftigten Kinder ständig aus ihrem Flow reissen, damit sie sich anziehen, essen, schlafen gehen, in den Ki Kindergarten hingehen ....

Ich habe ja die Laientheorie, dass die immer häufigeren ADHS Diagnosen mit unserer total Teminüberplanung und Durchtaktung und vor allem auch der immer früheren Reizüberflutung in Kita und Kindergarten schon der Kleinsten zu tun haben, die die natürliche Neigung der Kinder verhindern, sich intensiv mit was zu beschäftigen. Konzentrier dich mal, wenn 10-20 andere Kinder lärmend um dich rumturnen. Ich könnte das nicht.

Ausserdem heißt es ja Klavier "spielen". Das kann man bei so frühem Unterricht ja vielleicht auch etwas wörtlicher nehmen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Leute,

ich bin neu hier und freue mich auf einen wunderbaren Austausch mit euch :party:

Ich habe das Klavierspielen vor einigen Monaten wieder für mich entdeckt, nachdem ich es in meiner Kindheit sehr geliebt, es aber die letzten 20 Jahre aus den Augen verloren habe 😉

Parallel zum fleißigen Üben, ist es mir ein Anliegen, diese Liebe auch an meine Tochter weiterzugeben. Diese wird in wenigen Wochen drei Jahre alt und ist musikalisch sehr interessiert, weshalb ich das gerne fördern würde.

Ich habe gesehen, dass man Kleinkindern „Klavierspielen“ ohne Noten, aber mit einem Farbschema beibringen kann. Habt ihr damit Erfahrung gemacht?
Ist das für 3-Jährige noch zu früh?
Ist es für Kids in diesem Alter besser, vielleicht mal ein Keyboard zu kaufen? Der Einstieg auf meinem E-Piano ist eventuell noch zu frustrierend für sie…

Danke für eure Rückmeldungen!
Liebe Grüße
Kristal

Mach es wie Leopold Mozart mit seinem Filius - auf Nußschalen kniend Noten schreiben.

Wennst solches und ähnliches mit harter Konsequenz durchziehst, ist sie mit 5 ein "Wundrkind".

Bei den Chinesen haben solche und ähnliche "Früherziehungsmethoden" heut noch durchaus Erfolg.

Die Bälger haben zwar keine Kindheit mehr, aber wenn sie mit 7 auf der Bühne ihre ganzen Lisztwerke vortragen, macht es des ja durchaus wett.

Allerdings wird es hier zu Lande ned gern gesehen, und man ist schnell dabei, ein solches als "Kindeswohlgefährdung" auszulegen.

Also am besten zusätzlich noch einen Köter zulegen, welcher so abgerichtet ist, daß er alles was nach Jugendamt riecht, beißt.

Aber mal Sarkasmus beiseite:

Kinder sollten von sich aus freiwillig daß Interesse zu dem Instrument entdecken wollen.

Wenn dem so sei, kann man das Kind spielerisch da heranführen, ohne Zwang ohne Druck.

Ist das Kind entsprechend motiviert und will unbedingt das Instrument lernen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, wenn es bereits Lesen und schreiben kann,

So dann wäre auch ein konstruktiv professioneller Unterricht sinnvoll.

Keyboards und Farben - ja, ist ein schönes Spielzeug, in wie weit man damit die Musikalität oder das erlernen eines Instrumentes fördern könnte, sei mal dahingestellt.
 
Wenn das Kind Klavier spielen will, lasst es Klavierspielen lernen!

Aus welchem Teil des Eingangspostings entnimmst du, dass das Kind unbedingt Klavier spielen will?

Parallel zum fleißigen Üben, ist es mir ein Anliegen, diese Liebe auch an meine Tochter weiterzugeben. Diese wird in wenigen Wochen drei Jahre alt und ist musikalisch sehr interessiert, weshalb ich das gerne fördern würde.

Ich habe gesehen, dass man Kleinkindern „Klavierspielen“ ohne Noten, aber mit einem Farbschema beibringen kann.
Daraus lese ich nur, dass das Kind gerne Musik mag und zwar allgemein und der Wunsch bezüglich Klavier nur von der Mutter kommt.

Meine Tochter saß übrigens als Kleinkind früher gerne am alten Digi und und hat darauf rumgeklimpert und manchmal sind da auch wirklich tolle Sachen bei raus gekommen. Trotzdem hat es sie schlussendlich nicht zum Klavierspielen gebracht, obwohl sie später auch Unterricht hatte sondern es zog sie zum Gesang.

Mein Ältester stand sofort auf, sobald er stehen konnte wenn er Musik hörte und fing an zu zu wippen und liebte es wenn man mit ihm tanzte, er ist trotzdem kein Tänzer geworden und hatte auch kein Interesse daran. Spielte dafür später Horn.

Ich persönlich würde mit der musikalischen Früherziehung anfangen und viel mit dem Kind singen, Singspiele und rhythmische Klatschspiele machen und dem Kind die Chance lassen für sich selber zu entscheiden, wenn es denn ein Instrument lernen will, welches es ist und nicht die eigene Vorliebe auf das Kind übertragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht auszudenken, wenn man sie als kleines Kind vom Klavier weggezerrt hätte, weil sie dafür noch zu "jung" ist. Was für ein Verlust das gewesen wäre.

Wenn die TE geschrieben hätte "Hilfe, meine 2- jährige spielt ganze Mozart- Sonaten nach Gehör, was soll ich tun?", könnte ich die ganzen Empfehlungen zum frühen Klavierunterricht nachvollziehen, das hat sie aber nicht.

Ich habe es so verstanden, dass die Kleine aufmerksam verfolgt, was die Mutter am Instrument macht, und sie imitiert, und die Mutter einen Weg zum spielerischen Umgang mit dem Instrument sucht.

Einem Kind, das mit zwei oder drei Jahren begeistert Fußball kickt, nimmt man ja auch nicht den Fußball weg und schickt es erstmal in die sportliche Früherziehung, wo es erstmal was ganz anderes machen soll.

Sportvereine bei uns werben extrem dafür, dass man Kleinkinder nicht sofort in die Spezialabteilungen steckt, sondern sie mit einem Grundlagenprogramm zur umfassenden motorischen Förderung anfangen lässt, in welchem sie mit allen Sportarten in Kontakt kommen. So lassen sich Talente viel gezielter erkennen. Es ist doch nicht so, dass damit dem Kind die geliebte Aktivität verboten wäre, Kicken draußen kann man ja immer noch, Vielseitigkeit hat noch keinem geschadet.

Wenn das Kind Klavier spielen will, lasst es Klavierspielen lernen!
Würde ich jederzeit unterschreiben, wenn denn die Möglichkeiten gegeben sind, aber es muss auch sichergestellt sein, dass der Wunsch tatsächlich vom Kind ausgeht.
Bei unserer Klavierlehrersuche haben wir die Erfahrung gemacht, dass es zwar oft heißt, Unterricht erst ab 5 Jahren, dass aber ein früher Beginn durchaus möglich, das hängt aber vom Umfeld des Kindes ab. Es gibt ja durchaus auch Kinder, bei denen die Eltern die Hochbegabung deshalb vermuten, weil sich das Kind bereits mit 12 Monaten am Klavier in den aufrechten Stand gezogen hat, solche Kinder muss man dann auch irgendwie schützen.
Und sich selbst als Lehrer auch.

Ich würde da einfach hartnäckig bleiben und nach einem Lehrer suchen, der Spaß hat, mit den Kindern zu spielen und ihnen spielerisch etwas beizubringen.
Meiner bescheidenen Meinung nach braucht man dafür nicht unbedingt einen Lehrer, das kann man auch ganz gut selbst hinbekommen, Vorschläge gab es da schon genug.

Ich habe gerade noch zum Spass im Internet geschaut, wann denn einige bekannte Pianisten mit dem formellen Klavierunterricht begonnen habe, klar gibt es auch die, die schon mit 2 Jahren am Instrument gesessen sind, aber auch andere Beispiele

Daniel Barenboim, 5 Jahre
Martha Argerich im Kindergartenalter
Alfred Brendel, 6 Jahre
Lahav Schani, 6 Jahre

Man scheint also als musikalisch Hochbegabter durchaus noch als "Spätanfänger" die Kurve kriegen zu können. Ich gehe davon aus, dass die alle ein gute musikalische Frühforderung hatten.

Man kann natürlich nicht sagen, was die Herrschaften noch alles geschafft hätten, hätte man sie schon mit 2 Jahren ans Klavier gesetzt.:007:


:007::007::007::007:
 
Bin derzeit in der gleichen Lage. Sohn 3,5 Jahre alt, musikalisch sehr - ich würde sagen überdurchschnittlich - interessiert. Livekonzerte von 60 bis 70 Minuten zu besuchen sind mit ihm kein Problem. Wir waren bei Tilman Lichdi, in Liederabenden, Vorspielabenden der Musikhochschule. Die Zauberflöte hört er sich auf CD auch am Stück an. Das sind dann gute 2 Stunden. D. h. er hat eine recht gute Konzentrationsfähigkeit. Diese zeigt er aber auch in anderen Dingen wie z.B. dem Erlernen von Buchstaben. Achtung: Ich beschreibe hier keine Hochbegabung und ich bilde mir da auch nicht ein, dass unser Sohn iwi besonders begabt sei. Allerdings ist seine Konzentrationsfähigkeit schon wirklich gut. Das kann ich insofern abschätzen, als dass ich eine große Familie habe, wo ich vergleichen kann.

Heute war die erste Schnupperstunde Klavier. Natürlich habe ich ihm in den letzten Jahren schon selber viel gezeigt. Die Tonleiter mit Daumenuntersatz kann er, er findet auch alle C zuverlässig. Ein Stück kann er noch nicht spielen.

Ich finde, wenn das Erlernen spielerisch ist, kann es schon sinnvoll sein, bereits sehr füh Einzelunterricht in Klavier zu nehmen. Ich sehe das aber unter einem anderen bzw. erweiterten Aspekt: Es geht nicht darum einen neuen Liszt hervorzubringen. Ich sehe vielmehr, dass das Kind im Einzelunterricht kognitiv sehr gefordert ist. Da es sich um eine Lehrerin handelt, ist unser Sohn auch ganz anders dabei. Bei mir geht das 10 Minuten gut, dann wird nur Quatsch gemacht.

Somit bin ich gerade der Meinung, dass man das schon sehr früh machen kann, wenn die Konzentrationsfähigkeit beim Kind da ist. Es wird dadurch profitieren. Wir werden jetzt mal einen befristeten Vertrag machen und den Buben weiterhin zum Unterricht schicken. Vllt werden wir das aber in ein paar Wochen auch wieder abbrechen. So frei sind wir dann. Je nachdem, wie es sich entwickelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, wenn das Erlernen spielerisch ist, kann es schon sinnvoll sein, bereits sehr füh Einzelunterricht in Klavier zu nehmen. Ich sehe das aber unter einem anderen bzw. erweiterten Aspekt: Es geht nicht darum einen neuen Liszt hervorzubringen. Ich sehe vielmehr, dass das Kind im Einzelunterricht kognitiv sehr gefordert ist. Da es sich um eine Lehrerin handelt, ist unser Sohn auch ganz anders dabei. Bei mir geht das 10 Minuten gut, dann wird nur Quatsch gemacht.

Somit bin ich gerade der Meinung, dass man das schon sehr früh machen kann, wenn die Konzentrationsfähigkeit beim Kind da ist. Es wird dadurch profitieren. Wir werden jetzt mal einen befristeten Vertrag machen und den Buben weiterhin zum Unterricht schicken.

Ich bin ehrlich mal gespannt, wie man in 20 Jahren über unsere heutige Auffassung von der richtigen Förderung von Kindern denken wird, welche Forschungsergebnisse dann vorliegen werden. Es ist schön, wenn ein Kind sich konzentrieren kann, gerade diese Fähigkeit ist bei den Erwachsenen im Durchschnitt stark zurückgegangen, was unter anderem an unserer schnelllebigen Zeit liegt. Mag sein, dass ein Kind von frühem Unterricht (in welchem Bereich auch immer) profitieren wird, es mag aber auch das Gegenteil der Fall sein. Einfach nur ein Klavier zuhause, ein spielendes elterliches Vorbild, jemanden, den man fragen kann (wenn man will) und sonst einfach nur die Möglichkeit zu "klimpern", sich auszuprobieren. Und wenn man nach 10 Minuten anfängt Quatsch zu machen, ist das völlig okay. Wenn das Interesse anhält Unterricht in zwei Jahren oder in drei. Ich habe schon in Biographien von später groß gewordenen Musikern gelesen, dass sie die Lust am Klavier in dem Moment verloren hatten, in dem ein Lehrer ihnen vorgeschrieben hat, was sie zu tun hätten.

Wenn man Kinder hat, die aus dieser Frühförderungszeit bereits herausgewachsen sind und am Anfang der Pubertät stehen, dann zeigt sich, dass die absolute Mehrheit mit dem Musikinstrument, das sie einmal zu lernen begonnen hat, schon wieder aufgehört und den Sport gewechselt hat. Oder genauso aufgehört hat. Ich denke, wahre Ausnahmetalente wie die oben erwähnten Geschwister Hahn finden ihren Weg, deren Talent ist nicht zu übersehen. Bei allen anderen sollte man sich als Eltern keine Sorgen machen, ein wichtiges Entwicklungsfenster zu verpassen, wenn man mit irgendeiner Förderung ein bisschen länger wartet. Das ist aus meiner Sicht sogar der bessere Weg.
 

Ich bin ehrlich mal gespannt, wie man in 20 Jahren über unsere heutige Auffassung von der richtigen Förderung von Kindern denken wird, welche Forschungsergebnisse dann vorliegen werden.
Es gibt bereits Forschungsergebnisse zu diesem Thema: https://lt.org/publication/how-does-making-music-change-brain-depending-starting-age

"Among others, the brain regions important for emotions, automation of movement, hand control, and for analyzing melodies are developed differently. Surprisingly, some of these regions are smaller in the brains of musicians, especially those who started in early childhood. This leads to the interpretation that if people start making music later they need larger neuronal networks for the same skill-level."

Man sollte das Thema entspannt angehen. Niemand "muss" Klavier spielen, auch kein Kind. Streng genommen ist es sogar ein ziemlich abwegiges und zeitintensives Hobby (es gibt in diesem Sinne wesentlich "Sinnvolleres", was man stattdessen tun kann, z.B. soziales Engagement, Fremdsprachen lernen, Programmieren lernen, Mannschaftssport, etc.). Trotzdem ist es schön, wenn der große schwarze Kasten schön klingt :-).
 
Ich finde diese Frühförderdiskussionen immer wieder interessant, weil sie so stark kulturell geprägt sind. Die Grundschule meiner Kinder hat einen bilingualen Zweig, der viele indische Familien anzieht. Die Schule nimmt diese Kinder aber nicht gern auf, weil diese indischen Kinder oft mit 3-4 Jahren bereits Lesen und Schreiben sowie teilweise schon bis 100 rechnen können. Das ist in indischen Vorschulen der Mittel-/ Oberschicht normal und die hiesigen indischen Ingenieure haben Angst, dass ihre Kinder den Anschluss in Indien verlieren, wenn sie wieder zurückkehren und vermitteln das ihren Kindern deswegen teilweise Zuhause.

Auch japanische Eltern fangen übrigens an, ihren Kindern mit 2-3 Jahren die ersten Schriftzeichen beizubringen, eine japanische Mitschülerin meiner Tochter hat in der ersten Klasse bereits seit 2 Jahren ein Tagebuch auf japanisch geführt.

Ich glaube, die Idee, dass Kinder bloss nicht zu früh strukturiert lernen sollen, ist unsere kulturelle Idee, die hier eben aktuell en vogue ist. Alles andere betrachten wir hier eben als "Drill", während indische Mamas unsere europäischen Kinder für intellektuell vernachlässigt halten.

Ich bin keine echt keine Freundin von Ganztagsschulen und extremen asiatischem Prüfungsdruck, aber die Kindergarten- und Schulfreunde meiner Kinder sind auch fröhlich und verspielt, die frühe Bildung (war ja hierzulande in Massen) schien ihnen keinesfalls geschadet zu haben.

Und jetzt mit Blick auf die sich bereits abzeichnende Pubertät meines Sohnes bin ich froh über seine drei chinesischen und indischen Klassenkameraden, die in der Klasse die Leistungspitze weit anführen und die anderen hier auch (freiwillig und unfreiwillig) ziemlich mitziehen, wie uns die Lehrer berichten. Die coolen Jungs sind von denen nämlich wider Willen ziemlich beeindruckt.
 
Es gibt bereits Forschungsergebnisse zu diesem Thema: https://lt.org/publication/how-does-making-music-change-brain-depending-starting-age

"Among others, the brain regions important for emotions, automation of movement, hand control, and for analyzing melodies are developed differently. Surprisingly, some of these regions are smaller in the brains of musicians, especially those who started in early childhood. This leads to the interpretation that if people start making music later they need larger neuronal networks for the same skill-level."

Eben. Es gibt immer Forschungsergebnisse. Nur wird mit der Zeitung von heute bekanntlich morgen der Hering eingewickelt und eine neue Zeitung erscheint. In 20 Jahren werden die Forschungsergebnisse andere sein. Und sie werden ein anderes Verhalten der Menschen zur Folge haben.

Ich glaube, die Idee, dass Kinder bloss nicht zu früh strukturiert lernen sollen, ist unsere kulturelle Idee, die hier eben aktuell en vogue ist. Alles andere betrachten wir hier eben als "Drill", während indische Mamas unsere europäischen Kinder für intellektuell vernachlässigt halten.

Ich bin keine echt keine Freundin von Ganztagsschulen und extremen asiatischem Prüfungsdruck, aber die Kindergarten- und Schulfreunde meiner Kinder sind auch fröhlich und verspielt, die frühe Bildung (war ja hierzulande in Massen) schien ihnen keinesfalls geschadet zu haben.

Genau das mit der kulturellen Idee glaube ich nicht. Wie sich die frühe Bildung auf die Kinder auswirkt, zeigt sich noch nicht im Kindergarten- und Schulalter, sondern erst eine Generation später. In China soll man sich von diesem Optimierungswahn allmählich abwenden, hab' ich mal gelesen, ob es stimmt, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich:

Das ist in indischen Vorschulen der Mittel-/ Oberschicht normal und die hiesigen indischen Ingenieure haben Angst, dass ihre Kinder den Anschluss in Indien verlieren, wenn sie wieder zurückkehren und vermitteln das ihren Kindern deswegen teilweise Zuhause.

Die extreme Frühförderung hat wenig damit zu tun, wie Kinder sind, sondern vielmehr damit, für was sie einmal gebraucht werden. Und Angst, wovor auch immer, ist in jedem Bereich ein denkbar schlechter Ratgeber. Eines ist aber auch richtig: Für alle anderen sind solche Spitzen in der Klasse von großem Vorteil.
 
In China soll man sich von diesem Optimierungswahn allmählich abwenden,
Ich halte die asiatische Variante, die den Kindern die gesamte Schulzeit extremen Druck und Dauerstress macht, auch für einen Wahn. Aber interessant ist doch, dass wir schon bei einmal die Woche 30 Minuten Unterricht Optimierungswahn befürchten. Das ist vielleicht auch etwas reflexartig und ich habe durchaus das Gefühl, dass gerade kleine Kinder auch schon sehr gut auf geistige Angebote ansprechen. Die sind ja völlig vorurteilsfrei und neugierig.
 
Eben. Es gibt immer Forschungsergebnisse. Nur wird mit der Zeitung von heute bekanntlich morgen der Hering eingewickelt und eine neue Zeitung erscheint. In 20 Jahren werden die Forschungsergebnisse andere sein.
Es dürfte relativ schwierig sein, diese Forschungsergebnisse (sofern Du sie überhaupt gelesen hast) zu widerlegen.
Ob jemand sein Verhalten danach ausrichtet, muss jeder selbst in der jeweiligen Situation für sich selbst (und ggf. für seine Kinder) entscheiden. Diese Entscheidung nimmt Dir die Wissenschaft nicht ab.
 
Mag sein, dass ein Kind von frühem Unterricht (in welchem Bereich auch immer) profitieren wird, es mag aber auch das Gegenteil der Fall sein. Einfach nur ein Klavier zuhause, ein spielendes elterliches Vorbild, jemanden, den man fragen kann (wenn man will) und sonst einfach nur die Möglichkeit zu "klimpern", sich auszuprobieren.
Das weiß man halt nicht. Aber wenn ein Kind das packt und den Unterricht gerne verfolgt, warum nicht. Und wenn es irgendwann nicht mehr will, dann muss es auch nicht. Grundsätzlich denke ich, ist die Frage nach dem Alter nicht so wichtig. Die Frage ist: gefällt es dem Kind, ist es von der Entwicklung dafür geeignet.

Beachtlich finde ich die motorischen Leistungen schon, die Kinder beim Tastendrücken erbringen. Und da das augenscheinlich den kerl fordert, denke ich, das bringt ihn weiter und fördert ihn.
 
Ich halte die asiatische Variante, die den Kindern die gesamte Schulzeit extremen Druck und Dauerstress macht, auch für einen Wahn. Aber interessant ist doch, dass wir schon bei einmal die Woche 30 Minuten Unterricht Optimierungswahn befürchten. Das ist vielleicht auch etwas reflexartig und ich habe durchaus das Gefühl, dass gerade kleine Kinder auch schon sehr gut auf geistige Angebote ansprechen. Die sind ja völlig vorurteilsfrei und neugierig.

Nein, in diesem Punkt sehe ich keinen Optimierungswahn, den habe ich auf das Verhalten der von dir beschriebenen Inder in der Schule deiner Kinder bezogen. In diesem Punkt kritisiere ich eher, was weiter oben schon angesprochen wurde:

Parallel zum fleißigen Üben, ist es mir ein Anliegen, diese Liebe auch an meine Tochter weiterzugeben. Diese wird in wenigen Wochen drei Jahre alt und ist musikalisch sehr interessiert, weshalb ich das gerne fördern würde.

Dazu braucht es nämlich zum einen keinen Unterricht mit 3 Jahren und zum anderen kommt mir da zu sehr das Übertragen der eigenen Wünsche aufs Kind durch. Ein Kind mit beispielsweise sechs Jahren kann entscheiden, was es selber will, eines mit drei in der Regel noch nicht. Ich habe mir immer gewünscht, dass eines meiner Kinder Klavier spielt. Weil ich aber genau das nicht wollte (den eigenen Wunsch auf's Kind projizieren), habe ich sie in einen instrumentalen Orientierungskurs geschickt. Tja, und keines spielt Klavier! 😏
 
Es dürfte relativ schwierig sein, diese Forschungsergebnisse (sofern Du sie überhaupt gelesen hast) zu widerlegen.
Ob jemand sein Verhalten danach ausrichtet, muss jeder selbst in der jeweiligen Situation für sich selbst (und ggf. für seine Kinder) entscheiden. Diese Entscheidung nimmt Dir die Wissenschaft nicht ab.

Ich habe das nicht nur in der von dir zitierten Studie gelesen, sondern schon häufig. Das ist eben der aktuelle Stand der Forschung. Die Leute entscheiden nicht anhand einer Studie, sondern weil solche Studien Meinungen bilden und diese in der Gesellschaft vorherrschen, in der wir alle leben. Und die Menschen orientieren sich nunmal am Umfeld, was völlig normal ist.

In den 60erJahren gab es Studien, die in der Bilingualität von Kindern generell eine Überforderung gesehen haben. Diese Ansicht wurde später durch neue Studien widerlegt, irgendwann galt das Gegenteil. Inzwischen gibt es schon wieder erste Untersuchungen, die die Nachteile mehr in den Mittelpunkt rücken.

Das weiß man halt nicht. Aber wenn ein Kind das packt und den Unterricht gerne verfolgt, warum nicht. Und wenn es irgendwann nicht mehr will, dann muss es auch nicht. Grundsätzlich denke ich, ist die Frage nach dem Alter nicht so wichtig. Die Frage ist: gefällt es dem Kind, ist es von der Entwicklung dafür geeignet.

Beachtlich finde ich die motorischen Leistungen schon, die Kinder beim Tastendrücken erbringen. Und da das augenscheinlich den kerl fordert, denke ich, das bringt ihn weiter und fördert ihn.

Solange das Ganze nicht mit dem Zwang, jeden Tag eine halbe Stunde lang üben zu müssen, verbunden ist, geht's ja noch. Allerdings würde das Kind genauso Klavierspielen lernen, wenn es erst mit 6 Jahren beginnt. Meine Kinder haben beide erst mit 6 angefangen (das jüngere coronabedingt sogar erst mit sieben), früher hätte ich das nicht gewollt.
 
Gerade im Kleinkindalter ist selbstentdeckendes Lernen der Schlüssel. Und da geht das Interesse bei den meisten Kindern eher in die Breite. Eine Leitfrage der Kinder (die immer (!) im Zentrum jeder Pädagogik stehen sollte) ist eher: „Was lässt sich mit den verschiedenen Instrumenten alles musikalisch machen?“ und nicht unbedingt: „Wie lässt sich ein bestimmtes Innstrument beherrschen?“ deshalb sind im Alter zwischen 3 und 5 Jahren musikalische Früherziehung und Instrumentenkarussell meist sinnvoller als auf ein einziges Instrument zugeschnittener Einzelunterricht.
 

Zurück
Top Bottom