Kauf eines Klaviers, AD Knöchel, 1928 - wie findet ihr es?

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jetski

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Hallo,

ich bin als Anfänger schon länger auf der Suche nach einem Klavier und habe nun endlich zugeschlagen und eines besichtigt und gekauft, welches ich nächste Woche abholen lassen.

Ich habe zwar die wesentlichen Hinweise befolgt, die ich mir so angelesen habe, würde euch 'Fachkundigen' aber gerne nochmal abschließend meinen Kauf vorstellen und fragen was ihr davon haltet.

Der Preis war 450€, und es handelt sich um ein 'AD. KNÖCHEL BERLIN' von 1928, laut einem anderen Beitrag hier ein innovativer Klavierbauer damals (siehe https://www.clavio.de/klavierforum/threads/frage-zum-alter-von-einem-ad-knoechel-klavier.10135/)

Das Klavier ist schwarz und schön klein (nur 118cm hoch), was ich gut fand. Es war 6 Jahre im Besitz einer Mutter, deren Tochter nun dank Teenagertum nicht mehr spielen möchte, daher wurde es verkauft. Die Tasten haben, so denke ich, eine Elfenbeinauflage. Ich fand auch das Alter ganz interessant, oft findet man in dem Preisbereich nur so Gründerzeit-Riesendinger oder sehr einfache 70er Jahre-Modelle, da fand ich den 20er Jahre-Charme ganz ansprechend.

Technik: wurde zuletzt leider vor 3 Jahren das letzte Mal gestimmt. Mechanik wirkte auf mich als Laien an allen Tasten heile, die Töne im tiefen Tonbereich etwas verstimmt, sonst recht ok. Die Dämpfung funktionierte überall sehr gut (allerdings: ist das normal dass die ganz hohen Noten gar keine Dämpfungsmechanik haben?)
Tasten bewegten sich alle leicht und gut.

Im Anhang seht ihr Bilder des guten Stücks. Glaubt ihr dass der Preis ok ist, und ich damit für meinen Zweck Spaß haben werde?
 

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täusche ich mich da, wenn ich feststelle, dass die Tastatur im Vergleich zum Rest relativ wenige Gebrauchsspuren zeigt?
 
Hallo, das Foto täuscht etwas, in 'echt' sieht man durchaus Gebrauchsspuren, das hat das Handy wohl etwas zu hell aufgenommen.
 
o.k.
Jedenfalls kann man für den aufgerufenen Preis wenig falsch machen. Aber erst bei einer genauen Untersuchung durch einen Fachmann wird sich der wahre Wert ermitteln lassen.
 
Hallo Jetski,

die Töne im Diskant haben auch beim teuersten Steinway keine Dämpfer - irgendwo muss man ja sparen :-D
Nee, im Ernst, das ist tatsächlich so, weil die hohen Töne eh sehr kurz nachklingen und sonst leicht im übrigen Klang des Instruments untergehen.
Für 450 ist es wahrscheinlich okay, wenn es die Stimmung hält. Sonst sehen die Hämmer etwas abgespielt aus, zur Mechanik kann man natürlich nur mit Foto nichts sagen. Elfenbein ist immer schön, und wenn Dir der Klang gefällt ist doch alles okay!
Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Wie kann man echtes Elfenbein eigentlich von den damaligen Ersatzmaterialien unterscheiden? Habe nämlich gelesen dass Elfenbein schon ab 1910 verboten war wegen Naturschutzgründen? Dann könnte mein 1928er ja gar kein echtes Elfenbein sein?
 
Wie kann man echtes Elfenbein eigentlich von den damaligen Ersatzmaterialien unterscheiden? Habe nämlich gelesen dass Elfenbein schon ab 1910 verboten war wegen Naturschutzgründen? Dann könnte mein 1928er ja gar kein echtes Elfenbein sein?

Mache mal Detailaufnahmen der Tasten. Ich würde tippen, dass es KEIN E-Bein ist (zu dick).
 
Am Dienstag wird es geliefert, dann schaue ich das mal nach!

Noch ne Frage, das war mir schon beim Kauf aufgefallen: im Bereich der höheren Noten wirkt es auf mich wie eine Art Mini-Riss im Stimmstock - bin mir aber nicht sicher. Da der angedeutete Riss vertikal ist, und das Klavier in dem Bereich aber nicht grossartig verstimmt war, hab ich mir nicht viel dabei gedacht. Es gibt auch keine wackeligen oder ovalen Löcher oder so.

Was denkt ihr?

Ach, und noch was: warum hat das Klavier eigentlich auch im Inneren Furnier, wo man es garnicht sieht? Sieht aus wie Wurzelholz oder so, bzw. noch ein weiteres anderes Furnier. Oder sind das Massivmaterialien? Was ich damit meine, sieht man gut bei den Bildern in meinem ersten Beitrag oben auf IMG_4444 (ganz hinten im Bild).
 

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Furnier innen: Das ist der sogenannte Gegenzug. Wenn Du eine Platte nur einseitig furnierst, so wird sie sich verziehen. Daher wird immer beiseitig furniert - innen oft mit preiswertem (Blind)furnier.
 
Furnier innen: Das ist der sogenannte Gegenzug. Wenn Du eine Platte nur einseitig furnierst, so wird sie sich verziehen. Daher wird immer beiseitig furniert - innen oft mit preiswertem (Blind)furnier.
Wobei das Klaviergehäuse eh so dick aus Sperrholz ist, dass sich da nichts mehr verzieht. Hier ist das Furnier innen wirklich zur Zierde, so wie man es auch in der Flügelzarge gern am oberen, sichtbaren Rand in Wurzelholz verwendet.
 
@Drahtkommode: Meines Wissens stimmt das nicht! Selbst eine 5 cm starke Tischplatte braucht ein Gegenfurnier.

Angeblich gilt das sogar für starke Lackierungen (Dickschichtlasuren, etc)! Als ich vor einigen Jahren meine gar nicht dünne (und mit diversen Metallprofilen verstärkte) Haustür nur außen streichen wollte, hat mir der Türenhersteller dringend dazu geraten, auch die Innenseite ebenso zu überstreichen, um die Gefahr des Verziehens zu minimieren.
 
@fisherman Ja, das kann sein, aber die Kisten SIND doch schon aus Sperrholz.... :denken:
 
Hallo, so, das gute Stück ist nun zuhause angekommen, geputzt und an seinem Ort plaziert.

Wie ich rausfand, ist das Klavier ja ein echtes Berlin-Mitte-Produkt, der gute Adolf Knöchel hatte seine Fabrik anscheinend in der Chausseestraße 5. Weiß jemand warum die Firma nach 1929 nicht mehr existierte? Wegen des Black Fridays? Oder weil Knöchel 1927 starb? Online findet man ganz interessante alte Artikel zu Adolf Knöchel in einem Artikel eines Instrumentenbaumagazins aus einer Ausgabe von 1926, da wird beschrieben dass es eine enge Verbindung zwischen Knöchel und Bechstein gab, woanders liest man wiederum dass Knöchel gar ein Schüler Bechsteins war - was hat es damit genau auf sich, und macht das mein Klavier 'toller'? ;-)

Das Klavier hat übrigens erwartungsgemäß doch keine Elfenbeintastatur, ist wohl 1928 schon seltener gewesen, ich vermute dass es Elfenit oder was ähnliches ist. Leider hat der Belag an ein paar Tasten ein paar kleine Brüche an der Stelle wo sich die weißen Tasten verjüngen, da muss ich glaube ich mal ausbessern.

Zum Zustand: spricht es eigentlich für die Qualität wenn das Klavier nach >3 Jahren des Nicht-Stimmens noch recht spielbar erscheint? Ich habe zwar kaum Ahnung, empfinde die Töne aller Tasten aber noch relativ sauber, mit nur wenigen Tasten wo es eindeutig unsauber klingt.
Ich finde dass es insgesamt recht lieblich klingt.

Die Seriennummer lautet übrigens 30558, lässt sich davon was ableiten? Bei Rennräder kenne ich das so, dass die ersten beiden Zahlen das Baujahr sind, aber das würde ja nicht gehen, wenn es die Firma ab '29 nicht mehr gab. Die Info, das Klavier sei von 1928, stammt von der Verkäuferin, ein Klavierstimmer habe das mal gesagt.

Resonanzboden: dieser ist diagonal angeordnet, und hat im unteren Bereich an zwei Stellen einen feinen, kleinen und eher kurzen Riss - schlimm?

Der Stimmstock wirkt heile, habe es nochmal genauer inspiziert.

Das Klavier hatte einen Aufkleber-Rest vom Pianohaus Wüstenberg hier in Berlin innen drin, k.a. von wann, heisst dass dass dieser Händler das Piano mal als Gebrauchtangebot verkauft hatte, oder wurde es von dem lediglich gestimmt?

Ich lasse es jetzt erstmal ne Woche stehen und dann lasse ich es stimmen.

Was sagt ihr zu meinem Kaufpreis von 450 €?

Hier noch ein paar weitere Rest-Bilder:
 

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Zum Zustand: spricht es eigentlich für die Qualität wenn das Klavier nach >3 Jahren des Nicht-Stimmens noch recht spielbar erscheint?

Es spricht dafür, daß der Stimmstock in Ordnung ist. Es könnte aber insgesamt nach unten gegangen sein. Ich würde es auf die 435er Frequenz stimmen lassen, die zu seiner Erbauungszeit üblich war. Dann hast Du den "Originalklang" und kein Risiko, daß Dir was um die Ohren fliegt.

Die Seriennummer lautet übrigens 30558, lässt sich davon was ableiten?

PS. der Untergang eines kleinen Klavierherstellers in der Weltwirtschaftskrise ist beileibe kein Einzelfall.

In der Regel sind das einfach serielle Nummern. Leider ist Knöchel nicht in den im Internet zugänglichen Datenbanken verzeichnet (z.B. merz-klaviere.de). Aber Du könntest bei Dieter Gocht anfragen, der kann Dir bestimmt weiterhelfen: http://www.dieter-gocht.de/

PS. Der Untergang eines kleinen Klavierherstellers in oder infolge der Weltwirtschaftskrise ist beileibe kein Einzelfall. Einer, dessen Marke bis heute unter dem Bechstein-Dach überdauert, ist W. Hoffmann, die Firma von Wilhelmine Sophia Hoffmann, gegr. 1904, infolge der Weltwirtschaftskrise in Insolvenz gegangen und vom damaligen Euterpe-Eigentümer Müller übernommen, 1990 dann mit dessen Firma an Bechstein gegangen.
 
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Wie ich rausfand, ist das Klavier ja ein echtes Berlin-Mitte-Produkt, der gute Adolf Knöchel hatte seine Fabrik anscheinend in der Chausseestraße 5. Weiß jemand warum die Firma nach 1929 nicht mehr existierte? Wegen des Black Fridays? Oder weil Knöchel 1927 starb?
Weder, noch. Nach 1929 galt es, eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Die Vervollständigung des Knöchel-Verzeichnisses! Da stehen alle wichtigen Kompostionen von Motzart drin!
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LG von Rheinkultur
 
PS. Der Untergang eines kleinen Klavierherstellers in oder infolge der Weltwirtschaftskrise ist beileibe kein Einzelfall. Einer, dessen Marke bis heute unter dem Bechstein-Dach überdauert, ist W. Hoffmann, die Firma von Wilhelmine Sophia Hoffmann, gegr. 1904, infolge der Weltwirtschaftskrise in Insolvenz gegangen und vom damaligen Euterpe-Eigentümer Müller übernommen, 1990 dann mit dessen Firma an Bechstein gegangen.

Ok, dann frage ich mal Dieter Gocht, ob es da irgendwas näheres gibt zum Thema Bechstein <-> Knöchel.

Gibt es eigentlich noch andere Hinweise, wie man überprüfen kann wie das eigene Klavier zu bewerten ist? Auf einer Webseite eines Klavierstimmers habe ich übrigens gelesen dass unter den alten Klavieren besonders Klaviere aus den Jahren 1910-1930 oft erhaltenswert sind - woran liegt das, was war in dieser Zeit anders?
 

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