Hanns Eisler

  • Ersteller des Themas Gomez de Riquet
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Um wieder auf das Zitat zurückzukommen: ich finde es auch ganz toll, wie Hermlin auf Eisler's Darlegungen reagiert:

"Er verbreitete sich deslängeren
über das Altmodische meiner Gesinnung. Ich hörte ihm entzückt zu. Er war völlig im Recht."


So eine Haltung hat ja auch nicht jeder! Sie ermöglicht erst einen Disput, der nicht ins Persönliche abgleitet, sondern einen Sachverhalt schonungslos und umfassend beleuchten kann.

Ja, das ist auf jeden Fall richtig. Ich würde aber auch sagen, dass es wahrscheinlich auch mit der Ausstrahlung von Eisler zu tun hatte, dass die Kritik leichter anzunehmen war. Kritik richtig zu äußern und sie anzunehmen ist beides ziemlich schwierig. Wenn sie falsch geäußert wird, kann es für den anderen fast unmöglich sein, sie gelassen anzunehmen.
 
Ein schöner Faden, ganz für mich alleine... Ich beginne, Geschmack daran zu finden.

Nein, ich hole deinen Eisler-Faden jetzt auch nochmal hervor, denn damals habe ich es nur nicht mitbekommen, dass es einen solchen gibt - wenn man Zeiten hat, in denen man kaum bis gar nicht hier liest, entgeht einem so Einiges. Umso schöner, dass ich ihn gefunden habe (danke an Klaviermacher, der mich darauf aufmerksam gemacht hat!)

Grund warum: Ich spiele gerade selbst Eisler und finde es ganz fantastische Musik!
Meine Duopartnerin und ich erarbeiten gerade einen Liederzyklus aus den 20ern, die "Zeitungsausschnitte" - hochgradig pikante und spannende Musik, wunderbar umgesetzt und sorgfältig bis ins Detail auskomponiert, total lohnenswert und macht einen Riesenspaß zu spielen!

Die "Zeitungsausschnitte" sind ein Zyklus von 10 Klavierliedern (hohe Stimme + Klavier), deren Texte - wie der Name schon sagt - zu einem Großteil aus Zeitungsausschnitten wie z.B. Heiratsannoncen ("Liebeslied eines Kleinbürgermädchens - Heiratsannonce", "Liebeslied eines Grundbesitzers - Heiratsannonce") oder aus Umfragen mit Kindern genommen sind, die einen Begriff erklären mögen ("Der Tod", "Vater und Mutter", "Die Sünde"). Eisler konterkariert (nicht nur in diesem!) Zyklus das romantische Kunstlied und genau das werden wir seinem Zyklus entgegensetzen: Zu jedem dieser 10 Eisler-Lieder haben wir nach langem Stöbern und vielen Überlegungen ein Kunstlied ausgewählt, das ein ähnliches/das selbe Thema wie das Eisler-Lied hat, aber einen spannenden Gegensatz dazu bildet, wie z.B. die Paarung "Der Tambour" von Hugo Wolf zusammen mit "Kriegslied eines Kindes" oder Mahlers "Frühlingsmorgen" und Eislers "Frühlingsrede an einen Baum im Hinterhaushof" etc.

Eisler hat die Texte mit so viel Witz und Humor, Genauigkeit, Spitzfindigkeit und sorgfältiger Beobachtung musikalisch herauspräpariert, dass eine sehr pikante, spannende Mischung in einer sehr verständlichen Klangsprache entsteht, deren Ästhetik gerade in der Kombination mit den passenden Kunstliedern noch wirkungsvoller wird.

Meine Duopartnerin und ich erarbeiten dieses Konzertprogramm gerade und werden es voraussichtlich noch dieses Jahr zur Aufführung bringen (Köln, Bayern und Saarland sind bisher angedacht) und natürlich eine passende Konzerteinführung dazu geben, damit auch die absolut-nur-Mainstream-Hörer offene und verständige Ohren bekommen - und ich verspreche, das werden sie :)

herzliche Grüße,
Partita
 
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