Fokus? Woran denkt Ihr beim Spielen?

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Treborsualk

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31. Okt. 2022
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Hallo zusammen.

Ich hab mal nachgeschaut, ob Ähnliches schon gefragt wurde – hab nichts im Forum gefunden. Deshalb mal meine Frage:
An was denkt Ihr eigentlich beim Klavierspielen?

An nichts, gilt nicht, das geht nicht.
Die härteste Antwort hörte ich mal von L. Bernstein, der sinngemäß sagte, wer beim Spielen nicht die Harmonien weiß, die er gerade spielt, ist falsch drauf -oder so ähnlich.
Das schaffe ich vielleicht drei Takte, dann ist Ende bei »normalem« Spiel.

»Ganz in der Musik sein« gelingt mir so gelegentlich, aber was das genau bedeutet und wie ich das gezielt herbeiführen kann, weiß ich selbst als aktiv Meditierender nicht.
Was relativ gut geht, ist die Viertel mitzuzählen. Dann denkt man nicht an was anderes und ist einigermaßen dabei. Beim Vortrag wir das aber keiner machen.
Auch beim Vom-Blatt-Spielen stellt sich das Problem eher nicht, weil die Umsetzung doch einige Konzentration erfordert, da gehen die Gedanken nicht spazieren. Aber wenn man dann frei spielt sieht es wieder anders aus.

Also mich würde sehr interessieren, was Ihr so denkt oder »macht« beim Spielen, damit Ihr fokussiert bleibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
»Ganz in der Musik sein« gelingt mir so gelegentlich, aber was das genau bedeutet und wie ich das gezielt herbeiführen kann, weiß ich selbst als aktiv Meditierender nicht.
Ich bin „ganz in der Musik“, wenn ich mich in jedem Moment des Spielens auf das vorbereite, was sls nächstes kommt. Das kann durch Voraushören geschehen (dies ist der sicherste Weg, um musikalisch sinnvoll zu üben und voll im Stück drin zu sein. aber auch durch Vorausblicken im Notentext oder auf den Tasten.
 
Kommt darauf an, was ich von mir erwarte. Spiele ich zur Entspannung, drifte ich gedanklich manchmal schön weg, das ist dann ok.
Übe ich, bin ich natürlich präsent. Sollten da die Gedanken wandern, achte ich darauf, ob das Üben gerade Sinn macht.
Meist spiele ich, um "in der Musik" zu sein.
Ich kann die Harmonien jederzeit nennen, aber ich ratter sie gedanklich nicht nacheinander ab, was sehr oft gar nicht möglich ist. Vielleicht geht es Bernstein darum, dass man sie nennen kann. Und man weiß, was man da spielt. Das kann und sollte jeder Klavierspielende erlernen.
Sozusagen Musiktheorie anhand der Praxis erfahren/erfühlen/erfassen, beim Klavierspiel.
 
@Dorforganistin Danke für den Link, auch wenn das doch eher ulkig war. Aber - man hört ja doch häufig, man solle für Boogie-Woogie, Blues etc. die linke Hand soweit "verinnerlichen", dass man dabei schwätzen, ein Buch lesen und von mir aus auch Fußball gucken kann. Aber das ist wohl eine Spezialanwendung.
 
Ich als Jazzpianist denke beim Spielen natürlich daran, welche von den Mädels im Publikum, die mich da schon schmachtend angucken, ich nach dem Gig schnackseln werde.

Aus welchem Film war das nochmal?
A: "Woran denken Sie, wenn Sie die Schweizer Falgge sehen?"
B: "Ich denke an Geschlechtsverkehr."
A: "Wieso denken Sie an Geschlechtsverkehr?"
B: "Ich denke immer an Geschlechtsverkehr!"

In der Regel bin ich in und bei der Musik.
Hänget aber auch einbisschen davon ab:
- Stil (Klassik, Jazz, pop)
- Schwierigkeitsgrad (wieviel muss ich mich aufs technische Konzentrieren)
- Instrument (Sax, Klavier, Keyboard, Klarinette)
- Besetzung (solo, kleine Band, Big Band)
- Publikum (keins, wenige, 100erte)
- bei Publikum: Anlass (nur für mich, für Spass, gebuchte Band, Beerdigung, Strip-Club, Hochzeit)
- bei Stripclub: normal oder gay
- Aufnahme (keine, nur Audio, Video und Audio)
- ...

Grüße
Häretiker
 
Idealerweise genießt man jeden Ton, den man hört und lässt es gehen.
Das gilt im Konzert. Dieses ist aber nur die Spitze des Eisbergs. In der Vorbereitungszeit, die ja bekanntermassen den Haupteil der Musikausübung ausmacht, kann der Fokus auf verschiedenen Ebenen sitzen: Harmonik, Bewältigung schwieriger Stellen, Konzentration genau auf die "Vorstellung" der Töne und Klänge.
Im Konzert oder beim Vorspiel gilt: Sei konzentriert auf das, was zu tun ist und hör auf zu denken! Hör dir zu! Fühle die Musik!
Das hilft wirklich.
Bei mir geht das am Besten, wenn ich Klavier spiele und dazu singe. Dann habe ich soviel zu tun, dass mein Adhsxyz-Hirn keine Zeit hat, noch irgendeinen Quatsch zu denken, z. B.: naaa? Wie heißt denn der nächste Ton? Bist du sicher, dass du die schwierige Stelle schaffen wirst?
Wenn ich wunderbare Musik spiele, dann ist da auch so viel los, dass das Hirn die Klappe hält.
 
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Hallo zusammen.

Ich hab mal nachgeschaut, ob Ähnliches schon gefragt wurde – hab nichts im Forum gefunden. Deshalb mal meine Frage:
An was denkt Ihr eigentlich beim Klavierspielen?

An nichts, gilt nicht, das geht nicht.
Die härteste Antwort hörte ich mal von L. Bernstein, der sinngemäß sagte, wer beim Spielen nicht die Harmonien weiß, die er gerade spielt, ist falsch drauf -oder so ähnlich.
Das schaffe ich vielleicht drei Takte, dann ist Ende bei »normalem« Spiel.

»Ganz in der Musik sein« gelingt mir so gelegentlich, aber was das genau bedeutet und wie ich das gezielt herbeiführen kann, weiß ich selbst als aktiv Meditierender nicht.
Was relativ gut geht, ist die Viertel mitzuzählen. Dann denkt man nicht an was anderes und ist einigermaßen dabei. Beim Vortrag wir das aber keiner machen.
Auch beim Vom-Blatt-Spielen stellt sich das Problem eher nicht, weil die Umsetzung doch einige Konzentration erfordert, da gehen die Gedanken nicht spazieren. Aber wenn man dann frei spielt sieht es wieder anders aus.

Also mich würde sehr interessieren, was Ihr so denkt oder »macht« beim Spielen, damit Ihr fokussiert bleibt.
Also wenn ich zu Hause spiele, denk ich was ich so kochen könnte, wie man Parteienwerbung effektiver gestalten könnte usw.

Wenn ich öffentlich spiele....ja früher hab ich immer gedacht wen ich abends abschleppe, und heutzutage, wen ich für meine Interessen gewinnen könnte - ok , ist fast des selbe, nur mit einem erheblich körperlichen Unterschied. :rauchen:
 
Mädels beim Jazzkonzert? Da sitzen doch nur grauhaarige Omas und Opas.
Matronen statt Mädels. :005:
Jüngere Zuhörer sind bei Jazzkonzerten im allgemeinen die ganz große Ausnahme. Auch Versuche, jüngere Zielgruppen anzuvisieren, etwa durch Integration von Themen aus der Popmusik oder poplastigem Jazz, führen nur dazu, dass nachfolgen Jahrgänge, die auch schon nicht mehr zu den jungen Hörern zählen, etwas von ihrer Vergangenheit wiedererkennen und zu regelmäßigen Clubgästen bzw. Konzertbesuchern werden zu lassen. Die Hörerschaft des Jazz ist klein, sie besteht auch aus einem erheblichen Teil von Menschen, die Klassik genau so gerne hören. Da der Jazz sehr vielgestaltig daherkommt, ist für jeden etwas dabei, dementsprechend sind die Konzerte meist nicht ausverkauft, die Cd-Auflagen sind gering (häufig unter 2000) und die Musiker noch in einem anderen Beruf unterwegs oder sind Hungerleider. Selbst bei tanzbarem Funk-Jazz oder Latin-Jazz-Konzerten ist das Bild dasselbe. In den Clubs sind geschätzte 90% Stammpublikum (meine eigene Schätzung).
 
Super, ich glaub Euch ja, dass die Zeiten super waren als Ihr noch Haare auf dem Kopf und eigene Zähne im Mund hattet.
 
Also beim Ueben bin ich immer mega konzentriert und fasziniert von den Kreisbewegungen, die man so einbauen kann, damit der Schwung in der Hand das Spielen steuert. Das entdecke ich grad so nach und nach. Dazu kommt das Fuehlen der Abstaende zwischen zwei Tasten. Damit bin ich dann schon voll ausgelastet.

Beim Vorspiel vor Kamera oder KL ist ein Teil meines Grosshirns (vor Anspannung?) nicht verfuegbar, ich kann aber nicht greifen, an was es gerade denkt. Die Qualitaet des Vorspiels leidet aber immens darunter, mich haut's an mehreren Stellen raus. Auch hinke ich mit der Beobachtung meines Tuns hinterher: "Hab ich den Ton gerade richtig getroffen?" Und wenn ich an eine schwierige Stelle komme: "Wenn ich da heil drueber komme, dann hab ich's geschafft!" Oder: "Hoffentlich haut's mich hier nicht wieder raus!" Die Angst spielt immer mit :-(
 
Jüngere Zuhörer sind bei Jazzkonzerten im allgemeinen die ganz große Ausnahme. Auch Versuche, jüngere Zielgruppen anzuvisieren, etwa durch Integration von Themen aus der Popmusik oder poplastigem Jazz, führen nur dazu, dass nachfolgen Jahrgänge, die auch schon nicht mehr zu den jungen Hörern zählen, etwas von ihrer Vergangenheit wiedererkennen und zu regelmäßigen Clubgästen bzw. Konzertbesuchern werden zu lassen. Die Hörerschaft des Jazz ist klein, sie besteht auch aus einem erheblichen Teil von Menschen, die Klassik genau so gerne hören. Da der Jazz sehr vielgestaltig daherkommt, ist für jeden etwas dabei, dementsprechend sind die Konzerte meist nicht ausverkauft, die Cd-Auflagen sind gering (häufig unter 2000) und die Musiker noch in einem anderen Beruf unterwegs oder sind Hungerleider. Selbst bei tanzbarem Funk-Jazz oder Latin-Jazz-Konzerten ist das Bild dasselbe. In den Clubs sind geschätzte 90% Stammpublikum (meine eigene Schätzung).
Das ist leider eine absolut korrekte Darstellung / Einschätzung.

Als ich in den 90ern studierte bzw. in den Beruf einstieg, war dies aber noch klar anders.
 

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