Die Ansagen von irgendwelchen Profis oder "Profis", dass Flügel mit mehr als 50 jahren wenig taugen würden, weil sie "flach" oder abgespielt seien, sind in dieser Pauschalität völliger Blödsinn.
Bei alten und uralten Instrumenten sind min. zwei Aspekte zu beachten:
1- Das Instrument muss technisch gut in Schuss sein, entweder immer gut gepflegt worden sein, oder aber fachgerecht instandgesetzt.
Man guckt - betreffs Spannung des Resonanzbodens, seiner "Überhöhung" nach dem sogenannten Stegdruck, der kein Druck ist, sondern eine Abweichung der Saiten von der waagerechten Lage, indem der Steg sie auf der einen Seite "hochklettern" und auf der anderen Seite wieder abfallen macht. Das sind im Bass ca. 2mm, und im Diskant 1mm. Betrifft allerdings nicht alle, die Franzosen bauten ihre Instrumente teils wohl "flach" ohne den Steg-"Druck".
2- Es gibt ein Wissen um die technisch korrekte, nicht mehr nachteilige Bauart "ab Baujahr"...
Ur-uralte Flügel haben bei den allermeisten Herstellern wirklich technische Nachteile gehabt, deren nachteilige Wirkung beim Gebrauchtflügelkauf sich nur ausschalten lässt, wenn man weiß, bei welchem Hersteller man welchen Flügeltyp "ab Baujahr" kaufen darf. Ich gebe ein Beispiel. Ich bin im Besitz DES Urgroßvaters aller modernen Konzertflügel, einem Steinway D-270 Centennial. Dieser Bautyp ist (mir...) der allererste "moderne" Flügel, obschon es ihn ab Weihnachten 1875 gab. Ich würde aber keinesfalls einen Steinway C aus den Baujahren 1876 bis 1886 kaufen..., wenn denn ich nicht genau die veralteten Eigenschaften dieses Baumusters wollte, denn der C-Flügel jener Jahre war noch altbackener Machart, nur 85 Tasten, und sie haben einen offenen Stimmstock. Das muss man wollen, und man sollte nicht versehentlich einen Flügel mit offenem Stimmstock kaufen, wenn man sich der möglichen Folgen nicht bewusst ist. Mein D hat den Stimmstock abgedeckt, aber das war zwischen 1875 und 1878 NUR bei dem D schon der Fall. Das sollte man wissen. Da das hoch speziell wird, und von einem Neuling niemals zu leisten..., ist bei Beguck uralter Flügel unbedingt das Mitnehmen eines einschlägigen Fachmannes, einer Fachfrau anzuraten. Jetzt konkret, auf Steinway, auf "Bereitschaft zu uralt" bezogen.
Ich erinnere mich noch heute an die Auflösung des größten Klavierladens Benelux, in Culemborg. Dort waren mehrere, vier oder fünf Steinway A mit Alter um die 100 Jahre zu haben. Alle waren "nur" 85-Taster, was denjenigen nicht jucken muss, der den Flügel auf immerdar behalten will und niemals mehr verkaufen – was bei einem 85-Taster sehr erheblich schwerer fällt als bei einem 88-Taster. Diese Flügel waren von herausragender Schönheit sowohl beim Klang, als auch in der Präparation der überaus feinen Spielmechanik. Ich bin so frei, dem freundlichen Werkstattmann des Popeliers-Ladens wie unserem seligen Klaviermacher auch den Status eines Mechanikgenies zuzuschreiben. Und der Popeliers verkauft weiter Klaviere, nun ein kleineres Setting, heute in Den Haag.
Falls ich limitiert wäre im Platz, und falls ich die (damals) ca. 35.000 EUR stemmen wollte, wäre sowas in meiner allerersten Wahl - neben uralten Bösendorfern, und Bechsteinen.
Wobei bei letzteren man sich wieder en detail auskennen muss, um nicht auf was ganz Böses hereinzufallen - einen Flügel mit Rahmenriss... Und dieser Bechstein-Experte bin ich nicht. Habe allerdings auch mal bei einem Bösendorfer 225 versagt, genauest zu gucken - denn auch der hatte einen (allerdings reparablen) Rahmenriss gehabt. Muss man kennen... Also wenn uralt im Blick, dann unbedingt mit Experte an der Hand gucken.
Aber eine pauschale Ablehnung aller Flügel 50 Jahre plus… ist Blödsinn.
Man muss dann eben wissen, AB WANN GENAU (nach Hersteller und nach Instrumententypen) welche Sachen schon in Ordnung kamen.