Na was denn ... lasst doch den Jungs ihren Spass.
Blüthner ist in meinen Augen eine seriöse Firma, die gut geführt wird und Ideen hat.
Dass da immer auch mal verrückte Sachen gebaut werden, wie auch ein spiegelbildlicher Flügel für Linkshänder, der Bass rechts, oder dieses hölzerne "Spinnennetz" anstelle eines Deckels, ist doch absolut in Ordnung.
Alle ernstzunehmenden, größeren Hersteller "spielen" optisch etwas herum, vor allem mit Kundengeldern. Steinway z.B. hat den teuersten Neuflügel mal letztens in Hamburg gebaut, der erste Hamburger "art case"-Flügel, ein Konzertflügel D mit einer Intarsienarbeit, die das Gehäuse in jahrelanger Arbeit mit zehntausenden kleiner und kleinster verschiedenfarbiger Furnierstücke zu verzieren erforderte - um eine chinesisch traditionelle Gartenlandschaft mit Pfauen darzustellen. "Sound of Harmony" - millionenteuer. Für einen ultrareichen chinesischen Geschäftsmann bzw. als Geschenk für dessen Teenie-Sohn.
Auch da kann man sich hinstellen und "Traditionsbruch!!!", "Dekadenz!!!!" krähen - so what??
Alles erlaubt.
Tradition - UND Innovation. An letzterer mangelt es doch allenthalben beim Klavier.
Dass die normale Kundschaft für einen Flügel erzkonservativ ist, dass man meint, absolut genau zu wissen, wie ein Flügel auszusehen habe, schwarz, hochglänzend, groß den Raum dominierend, ist doch eher ein Ausweis für die Beschränktheit, den engen Geist derer, die das mit Verve als einzig richtig benennen.
Einzig richtig ist, technisch-ergonomisch betrachtet, dass der Abstand der Tasten in der Oktave gleich ist, und dass sich die Tasten mit ca. 45-55gr niederdrücken lassen - die Gewohnheit, die Übung über Jahrzehnte. Wenn das nicht gegeben ist, gibt's leider Probleme (wenn der Pianist seine gewohne Arbeitsumgebung nicht hat - obschon heute die Tasten auch leichter gingen.., so a la Keyboard <duck>, mittels ein wenig hilfreichen Steckdosensaftes... <ohschreck ohgraus>...)
Aber doch nicht dann, wenn das Gehäuse das Fell eines Zebras zeigt, lila grün gepunktet, der Deckel nicht vorhanden oder per "Spinnennetzkonstruktion" in sichtlicher Auflösung ist!?!?!? Was gäbe es gegen den Colani-Flügel zu sagen, oder gegen den Plexiglasflügel von Schimmel? Wenn er mir nicht gefällt, kaufe ich ihn nicht, aber der Kitt fällt mir doch bei sowas nicht aus der Brille, und die Zähne nicht aus dem Gesicht?
Die Cembalos der Fürsten im 17. Jahrhundert waren innen und außen bemalt. Die "inneren" Instrumente ließen sich aus der kunstvoll bemalten Hülle herausziehen.. Na aber halloo wachwerden! Ein böser Traditionsbruch also, das Gehäuse heute platt mit schwarzem Polyester zuzuschmieren.. und sie so verdammt schwer zu machen, dass die Zehen ab sind, wenn das "innere Instrument" dann mit 450 Kilo herunterfällt..
Den Blüthner-Jungs gönne ich doch die sichtbare Freude.