wie kriegt man raus, ob sowas anerzogene kulturelle Prägung oder individuell herausgebildete Eigenschaft ist? :D Fragen über Fragen...
Hi Rolf,
ich glaube es gibt da verschiedene Zugänge, wo man sowas rauskriegen könnte. Zunächst mal - wie sollte es anders sein - Bücher. Wissenschaftliche Bücher, die sich mit dem Ursprung der Aktivität "Handel" beschäftigen. Bücher über die frühesten Anfänge dieser AKtivität. Leider habe ich nur mein Buch "So lebten sie zur Zeit der Urmenschen" zur Hand, und da wird zumindest ausgesagt, dass die Ursprünge im Tausch diverser Waren zu finden sind, die für die jeweiligen frühen Menschen wichtig waren. Es könnten lebensnotwendige Waren sein, wie bestimmte Lebensmittel, die es sonst in einem Bereich nicht gab, dafür woanders häufig, wohingegen der "Tauschpartner" eher an Waffen ( Speeren, Schleudern usw. ) interessiert war. Oder auch Luxusgüter, wie etwa Mammutelfenbein-Schnitzfigürchen, oder ein paar Nähnadeln - der ideelle oder Nutzwert solcher "kleinen" Dinge war nicht zu verachten, denk ich !
Wenn wir mal gucken, heutzutage, auf einigen Inseln in der Südsee irgendwo, dort kennt man "Geld" an sich nicht, aber man zahlt mit den Kauri-Muscheln, von denen einige so wertvoll sind, dass sie sogar mystische und hoch ideelle Werte besitzen, und fast niemals weggegeben werden, es sei denn, für ein schönes Mädchen oder so. :D
Etwas kontrastreich natürlich, wenn wir wieder die Augen in den Bereich der ersten "Industrien" werfen: Und das war wohl nicht zur Zeit der "Industrialisierung", sondern möglicherweise schon zu Zeiten der ersten frühmenschlichen Bergwerke, wo z.B. unter lebensgefährlichen Bedingungen Salz gefördert wurde, es gab erste Arbeitsunfälle ( rekonstruiert, ebenfalls in meinem Buch illustriert ), und sicher gab es auch in irgendeiner Form "Belohnungen" für erbrachte Leistungen.
"quid pro quo": "Etwas für etwas"... . Hier, im Bezug auf HANDEL, meine ich, dass die Ursprünge auf jeden Fall zuallererst und menschheitsgeschichtlich KULTURELL begründet sind, aber weltumfassend kulturell. Ganz gleich, WAS man "für etwas" hergibt, um es zu besitzen und verwenden zu können.
Aber auch das "Anerzogene" greift beim Handel, denn die Kenntnisse über Wert und Nichtwert, über Vorkommen von Gütern und Bedarf, das muss ja einem jungen Menschen erstmal beigebracht werden. Und das ist nat. lokal verschieden, wie es beigebracht wird und welcher Bedarf / Überfluss besteht, und welchen "Wert" was hat.
Also anerzogen, auf Basis weltkultureller Ursprünge, würd ich sagen.
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Nun zur MUSIK: Da könnte man fast dasselbe annehmen, möglicherweise. Es wurde ja schon weiter oben im Thread gesagt, dass zonal / regional , so auf der Welt verteilt, die Geschmäcker verschieden sind. Auch das könnte aus weltkulturellem Erbe, jedoch stark angereichert auch hier mit regionalen Besonderheiten schon zu Frühzeiten, erwachsen sein. Vielleicht hat ja schon der im Regenwald von Brasilien oder Afrika wohnende Eingeborene früher sein Augenmerk darauf gerichtet, welche Materialien aus seinem Umfeld vielleicht beim Berühren, beim Schlagen, irgendwelche Töne von sich gaben, und diese Materialien gab es möglicherweise nicht beim frühgeschichtlichen Eskimo ! Der klopfte mit Narwalzähnen an Robbenknöchelchen herum, während sich der Afrikaner oder Brasilianer im Wald vielleicht die erste Berimbau aus einer dehnbaren Tapir-Sehne und einem Balsaholzkorpus konstruierte... .
Oder Drums aus Leopardenfell ( die sicher anders klingen, als die aus Robbenfell, denn sone Katze gibt ja auch ganz andere Töne von sich, als ne Robbe ) :D ( Scherz ).
Aber Du weißt was ich meine, denk ich.
Und dann fand mit absoluter Sicherheit ein - ebenfalls kultureller - Austausch statt, nicht zuletzt mag gar HANDEL ( mit Musikinstrumenten oder: WISSEN !! ) mit hineinspielen, so dass auch HIER der Lern - bzw "Anerziehungs" Effekt bestimmt anwendbar ist.
Der Guiro-Spieler aus Brasilien bringt dem Konquistador den Gebrauch des Guiros bei, und der Indio / Inka ihm das Spiel auf der Andenflöte, und Pizarro spielt ihm dafür auf dem Virginal vor ! :D
Ja, klingt zwar lustig, aber so ungefähr...muss es gewesen sein. Ein weltkultureller Austausch, und wohlerzogene Eleven der Musik, wie wir alle, erlernen heute doch recht viel von dieser "weltumgreifenden" Musikkultur kennen, ganz gleich, wo sie jeweilig entstanden wäre.
meint zumindest,
mit LG, Olli !