Bösendorfer 190 (1920er) Eindruck/Einschätzung

@Henry Du hast glaub schon viel gestimmt. Wie siehst du die Absenkung des Kammertons auf 435 Hz? Mir gehts dabei vorallem um die Wiederherstellung des Originalzustands. Wenn Saiten und Klangkörper ursprünglich für 435 konzipiert waren, kann es den Klang doch nur verbessern.
 
Wer sagt denn, dass da alles auf 435 Hz konzipiert war? Sicher wäre ich mir da nicht. Und falls der Flügel auf 440 Hz stehen sollte: so lassen. Runterstimmen hält eh nicht, da müsste man dann öfter ran.
 
Wer sagt denn, dass da alles auf 435 Hz konzipiert war? Sicher wäre ich mir da nicht. Und falls der Flügel auf 440 Hz stehen sollte: so lassen. Runterstimmen hält eh nicht, da müsste man dann öfter ran.
Ich gehe davon aus, da A=440 Hz erst 1939 eingeführt wurde, und davor waren es 435 Hz, was immerhin ein paar Cent sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem sehr alte Flügel (zB Geradsaiter), die auf 440 hochgeknallt wurden, teilweise grausig klingen. Vermutlich weil sich die Mensur der Saiten ändert und damit der Gesamtklang. Mir kommt vor, dass die Grundtönigkeit und Tragkraft des Tones dabei oft verloren ging.
 
@Henry Du hast glaub schon viel gestimmt. Wie siehst du die Absenkung des Kammertons auf 435 Hz? Mir gehts dabei vorallem um die Wiederherstellung des Originalzustands. Wenn Saiten und Klangkörper ursprünglich für 435 konzipiert waren, kann es den Klang doch nur verbessern.

Grundsätzlich ist ein Bösi aus den 20iger Jahren auf 440 Hz ohne Klangeinbuße stimmbar.

Zu dieser Zeit war allerdings 435 (870) Hz Standard.

Die Stimmhaltung ist bei 440 Hz die gleiche wie bei 435 Hz (so die Wirbel fest sitzen).

Entlastet wird mit einer tieferen Stimmung die Gußplatte, da bei 440 Hz durchaus schon mal 20 t Zugkraft zusammenkommen können.

Nun ist das runterstimmen allerdings nicht ganz "ungefährlich" - wenn man einen Bereich entspannt, spannt sich der andere.

So kann es passieren, wenn man zum Beispiel den Blankbezug runterzieht, daß willkürlich Baßsaiten dabei reißen, da durch die mittlere Stegentlastung die Belastung links zunimmt.

Meine Empfehlung: den Flügel auf der Tonhöhe belassen wie er ist, er sackt mit der Zeit von allein ab.
 
Vielen Dank euch für die ganzen Infos. Habe noch in Erfahrung bringen können, dass der Flügel wohl nur einmal bisher die Besitzerin gewechselt hat. Er gehörte bis vor 36 Jahren einer älteren Dame in Erstbesitz, wurde dann von einer Klavierlehrerin erworben, die ihn bis jetzt zum Unterricht und für kleine Konzerte genutzt hat. Er wurde ein bis zweimal jährlich gestimmt, zuletzt Anfang 23. Alles in allem für mich genug "Green Flag" um ihn persönlich zu begutachten und natürlich zu bespielen. Werde vorr. nächstes Wochenende hinfahren, freu mich schon :)
Danke nochmal und schönes Wochenende!
 
Vor 1939 war nicht unbedingt 435 Hz Standard. Vielmehr hat da jeder sein eigenes Süppchen gekocht, deswegen gab es die Stimmtonkonferenz ja überhaupt. Und es ist auch kein Zufall, dass man sich dann auf 440 Hz geeinigt hat. Denn bereits vorher war das durchaus üblich.

Dass beim Runterstimmen Bass-Saiten reißen, weil die Belastung durch Runterstimmen des Diskants zunimmt, halte ich für ausgeschlossen. Saiten reißen ja erst, wenn sie reichlich zu hoch gezogen werden. Beim Runterstimmen geht der Bass aber nur wenige Cent nach oben.

Falls der Flügel jetzt auf 440 Hz stehen sollte, würde ich ihn auch dort lassen.
 
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem sehr alte Flügel (zB Geradsaiter), die auf 440 hochgeknallt wurden, teilweise grausig klingen.
Gegenbeispiel: Mein Bechstein von 1879, allerdings kein Geradsaiter, dafür ne ganze Ecke älter als Dein Bösi. Der klingt auf 440 einfach nur fantastisch.
Wenn Der Bösi auf 440 Hz steht, lass ihn dort und mach Dir keinen Kopp.
 
Spätestens das ais' bzw. b' erreicht ja sowieso diese Tonhöhe …
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wette mit dir, dass das noch niemals nie vorgekommen ist. Wir reden hier von etwas runterstimmen, nicht von Blanksaiten mit Kneifzange durchtrennen. Und sollte es doch jemals vorgekommen sein, dann nicht deswegen, weil die Basssaiten zu hohe Spannung dadurch bekommen hätten. Sondern vielmehr, weil sie eh gerissen wären, sobald man sie berührt. Das kennt man ja auch: man dreht minimal am Wirbel (egal in welche Richtung) und die Saite reißt.
 

Ich wette mit dir, dass das noch niemals nie vorgekommen ist. Wir reden hier von etwas runterstimmen, nicht von Blanksaiten mit Kneifzange durchtrennen. Und sollte es doch jemals vorgekommen sein, dann nicht deswegen, weil die Basssaiten zu hohe Spannung dadurch bekommen hätten. Sondern vielmehr, weil sie eh gerissen wären, sobald man sie berührt. Das kennt man ja auch: man dreht minimal am Wirbel (egal in welche Richtung) und die Saite reißt.

Wennst mal n Schrottklavier hast, mache Dir doch mal bittschön den Spaß, ziehe es so hoch wie möglich und lasse anschließend den Blankbezug einen Halbton runter.

Wetten, Dir fliegen die Baßsaiten weg? :rauchen:
 

Sicher nicht.

Aber gerade bei älteren Instrumenten sind die Baßsaiten mitunter bei 440 Hz nahe an der Reißgrenze.

Da kann es bei einer kleinen Frequenzerhöhung schon mal da zu führen, daß ne Baßsaite einfach mal willkürlich reißt.

Ich selbst hab es erlebt, als ich einen alten Bechstein E von 448 auf 440 Hz runterzog.

In so fern kann man es auch nicht unbedingt von 440 auf 435 Hz ausschließen.
 
Herzlichen Glückwunsch und viel Freude daran!
 
Ich besitze genau dasselbe Modell aus dem Jahr 1919. Generalüberholt vor ein paar Jahren. Absolut traumhaftes Instrument.
Vor allem der Klang, Klangkontrolle, Klangfarben. Unvergleichlich. Meinem Geschmack nach schöner als neue Modelle.
Bei dem Preis würde ich nicht nachdenken. Auch mit einer professionelle technischen Generalüberholung bleibt man in einem günstigen Preisbereich für ein derartiges Topinstrument.
 
Update 2: Dämpfung mit einem Kollegen vom Bösendorfer erfolgreich erneuert. Bild 1 und 2 die alte, Bild 3 und 4 die neue. DSC_5301.JPG
 

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