Anfängerin ist unschlüssig

  • Ersteller des Themas Sabine V.
  • Erstellungsdatum

Ich habe in den letzten Wochen unglaublich viel teuren Müll gesehen. Meine Meinung über den Klaviermarkt nähert sich meiner Meinung über den Verkauf von Gebrauchtwagen an :mad: Täuschen, Tricksen und Betrügen.

Gruß
Adson

Es tut mir natürlich leid, dass Du just an die Händler geraten bist, wo Du so einen Eindruck gewonnen hast. Aber sei froh, dass Du vor dem Kauf zu dieser Erkenntniss gekommen bist.
Es gibt auf dem Markt aber immer noch viele handwerklich sehr gute Arbeiten, nur hat gute Arbeit auch ihren Preis.
Für den Kunden ist es in den wenigsten Fällen zu erkennen, welche Arbeiten genau in welcher Qualität ausgeführt wurden.
Neu eingeleimte Hammerköpfe verwöhnen zwar das Augen, wenn man den Deckel öffnet, wenn diese aber nicht vernünftig intoniert werden und die ganze Mechanik ordentlich durchreguliert wird, nützen die gar nichts.
Die eigentlich teure Arbeit ist nicht das, was man sieht (die neu eingeleimten Hämmer), sondern das, was man nicht sofort sieht (unzählige Arbeitsstunden für eine gründliche Regulierung, etc.).

Bitte nicht aufgeben, Du wirst sicherlich noch ein ordentliches Instrument zu einem ehrlichen Preis finden.
 
So, Rönisch (1967) gesehen, gespielt, abgehakt. Der Meister konnte mich nicht verstehen. Aber dieses Ding sah 100 % so aus wie das Klavier, welches wir in der Schule hatten und zu dessen Begleitung ich mehr schlecht als recht singen musste ... das kommt mir nicht ins Wohnzimmer. Klang war "normal".

Ich habe die Gelegenheit genutzt, und noch ein neues Yamaha P 114 probiert. Bin mir ein wenig unsicher, die U1 fühlen sich irgendwie besser an, auch wenn sie 30 Jahre alt sind. Preis wäre auch über meinem Limit (~ 4.000 EUR). Deshalb noch ein Kawai K-2 probiert, im Vergleich zum Yamaha P 114 kein bedeutender Unterschied. Individuelles Spielgefühl war aber besser. Der Händler brummelte etwas von "Plastikkram" (meint wohl die Teile aus ABS oder was Kawai da einbaut) und wollte für das Klavier ~ 3.700 EUR haben.

Ich komme zu der Überzeugung, dass - wie schon geschrieben - der Gebrauchtmarkt bei Klavieren eher etwas mit Pferde- (Roßtäuscher) und Gebrauchtwagen-Handel zu tun hat und denke nun darüber nach, lieber noch ein paar EUR draufzulegen und ein neues Klavier zu kaufen. Ich habe schon 'zig Threads dazu in verschiedenen Foren gelesen, es ist natürlich immer eine Grundsatz- und letztlich wohl auch Glaubensfrage.

Lieber ein 30 Jahre altes U1 unbekannter Herkunft oder 1.000 EUR mehr bezahlen und ein etwas kleineres neues Kawai oder Yamaha kaufen?

Bei Tante Google fand ich noch irgendwo eine Diskussion um "Schiedmayer" Klaviere, die u.a. von Kirstein und Thomann verkauft werden (oder wurden). Angeblich deutsche Klaviere von Sauter oder Ibach (?) ... aus der Kronenberg-Insolvenz. Gibt es gesicherte Informationen über den Hersteller der Instrumente?

Gruß
Adson
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Adson;

"Roßtäuscher-Markt" ist absolut zutreffend. Aber dagegen kann man sich wappnen. Such Dir aus, was Dir zusagt (und ich lese zwischen Deinen Zeilen, dass Du auch die Seele in den alten Yamahas spürst). Dann organisierst Du Dir für kleines Geld einen Sachverständigen (am besten vereidigt), also einen Klavierbauermeister und lässt das Objekt Deiner Begierde von ihm durchchecken.

Bei den Roßtäuschern genügt es manchmal, ein solches Vorgehen nur anzudeuten, dann schwenken sie um oder werfen Dich gleich aus dem Laden. Zumindest eine Reaktion wirst Du bemerken ...

Schade, dass Deine Frau sich an den 10 cm extra vom U3 stört. Ich hatte das Gefühl, das wäre was...

Klavierbaumeister hat übrigens unrecht bezüglich des Preisdrucks, weil Du ja - sofern dieser vorhanden ist - bereits als Käufer davon profitierst und somit sich das Ganze beim Verkauf wieder ausgleicht.

PS.: Ich würde NIE ein neues Klavier kaufen. Da ist noch keine "Persönlichkeit" drinnen, die Tastatur muss noch weichgespielt werden und der Stimmer ist ein häufiger Gast im Haus...
 
Hallo,

mein aktueller Stand ist eigentlich so, dass ich grundsätzlich folgende Möglichkeiten habe:

1. Ich kaufe ein neues Klavier, nehmen wir hier mal als Beispiel ein KAWAI K-2, da habe ich Angebote zwischen 2.990 EUR und 3.490 EUR. Wäre neu, hätte Werksgarantie, vermutlich wäre in der ersten Zeit öfter mal eine Stimmung fällig.

2. Ich kaufe ein gutes deutsches Instrument, z.B. (wirklich nur Beispiel) ein Grotrian Steinweg (Ende der 1960er Jahre, hübsches braun) für ~ 1.800 EUR oder ein 20 Jahre altes kleines Schimmel(chen) für ~ 2.500 EUR. Instrument vom Klavierbaumeister überholt, kleiner Laden, persönlicher Ansprechpartner. Gewöhnungsbedürftig in der Haptik und Optik.

3. Ich kaufe beim Yamaha Händler ein gebrauchtes U1 unbekannter Herkunft, welches vermutlich gebraucht aus Japan importiert wurde, Baujahr um 1980, Wartung inkl. Stimmen, Mechanikregulation u.a. vom Klavierbaumeister frisch durchgeführt, kaum Abnutzungen in der Mechanik oder am Gehäuse und mit Garantie (ohne irgendwelche Ausschlüsse, Zitat: "... 5 Jahre Garantie auf technische Mängel, regelmäßige Wartung und Stimmung vorausgesetzt"). Der Preis dürfte dann irgendwo um 2.500 - 2.900 EUR liegen. Im Vergleich zu einem neuen Instrument könnte ich mir grob gesagt 1.000 EUR zurücklegen, um evtl. Reparaturen zu bezahlen (denn ich gehe mal vom schlimmsten aus: Der Händler geht in 1 Jahr in Insolvenz).

Offen gesagt sehe ich zwischen Punkt 2 und 3 keinen wirklichen Unterschied, denn ob ein (noch älteres) deutsches Instrument wirklich "besser" ist als das U1 ...???

Ich weiß, die Entscheidung kann mir keiner abnehmen ...

Schönen Sonntag wünscht
Adson
 
Hallo Adson!

Ich werde mich hier auch einmal einblenden und kann Dir wie Fishermann empfehlen, einen Klavierfachmann anzuheuern. Das kostet vergleichsweise zum Instrument minimal, aber dann weiß man Bescheid.

Du hast Sorgen bzgl. Holzfeuchte? Die hätte ich auch. Sieh mal, ein Klavier, daß 20 Jahre in Japan bei hoher Luftfeuchte am Meer stand, kann bei unserem Klima Veränderungen durchmachen, welche ernsthafte Probleme bedeuten können. Ich habe zu diesem Zweck stets ein Holzfeuchte-Messgerät dabei und kann somit in die Zukunft sehen;)

Ist das Klavier trocken und unfallfrei (es lässt sich normal stimmen - nichts ist locker etc.), dann sehe ich auch keinen Anlass, dem Yamaha nicht den Vorzug zu geben, egal, ob der Händler 1, 2 oder 5 Jahre Garantie gibt, abgewirtschaftet hat und morgen vor dem Konkursrichter steht.

Zu Wendl & Lung kann ich Dir sagen, daß ich niemand kenne der nur 2 Jahre Garantie gibt. 5 J. ist normal. Sonst kaufst Du es halt bei mir:D

Vielleicht gibt es Pferdehändler unter uns, das mag sein. Es gibt auch Kurpfuscher unter Ärzten. Im miesesten Fall werden Kollegen oder deren Produkte angeschwärzt, was ich für keine gute Strategie halte, um sich selbst besser darzustellen. Mir sträubt sich da auch einiges, wenn ich das höre/lese.

Noch was zu älteren Klavieren:

Als ich ein ganz junger Spund war, noch bei Bösendorfer beschäftigt, hat mir ein vorgesetzter Meister einen 200cm Bösendorfer-Flügel vermittelt. Ich wollte für meine Frau ein gutes Übungsinstrument haben - nur geliehen!

Der Deal war folgender: Ich leihe mir das Instrument für 5 Jahre von einer Familie in Wien. Die Dame hat gerade ihr erstes Kind bekommen - und wollte das Instrument ordentlich zwischenlagern und später wieder zurück haben. Als "Leihgebühr" so der Meister soll ich das Instrument etwas überarbeiten. (Neue Basssaiten, Hammerköpfe abziehen, regulieren, Tasten bleichen, polieren und regelmäßig stimmen - dazu die Transporte). Das tat ich natürlich!

Aber - jetzt kommts... Das Instrument hatte zudem etwa 10! Resonanzbodenrisse - was furchtbar tönt für jeden Klaviermacher /-bauer.

Ich tat, wie mir befohlen und lies diese Risse bestehen. Die Reparatur wäre zu umfangreich geworden für blos 5 Jahre Miete - allen Beteiligten war das klar. Das Erstaunlichste kommt aber erst: Wir hatten NIE Probleme wegen der Risse. Das Instrument klang wunderbar, besser wie jedes Neue und liebend gerne hätten wir es angekauft nach 5 Jahren. Leider war das nicht möglich.

Jedenfalls relativierten sich so "grobe Mängel" für mich durch dieses perslönliche Erlebnis!

Natürlich habe ich auch schon Klaviere gesehen, welche ohne Riss furchtbar gescheppert haben - lockere Rippen, kein Saitendruck oder fehlerhafte Verleimung an der Reonanzbodenauflage.

Mir war das Erlebte eine Lehre und hat mir vor Augen geführt, daß nicht jeder offensichtliche Schaden automatisch irgendwelche Folgen haben muss. Um das feststellen zu können, bedarf es aber einen erfahrenen Fachmann, wie es mein Vorgesetzter damals war.

Liebe Grüße
Klaviermacher
 
Hallo,

vielen Dank für diese Hinweise, es erinnert mich an meinen alten Klavierlehrer, der hatte ein Klavier von 1913 und sagte immer (ich sehe ihn noch vor mir, in dichten Zigarettenqualm gehüllt): "Das sind noch Klaviere mit denen man arbeiten kann ... *hust*röchel* ... einfach unkaputtbar." Und das war auch so, denn das Klavier hatte im 2. Weltkrieg einen Brand überstanden und war ihm so ans Herz gewachsen, dass er sich einfach kein anderes anschaffen wollte. Und es sah so hässlich aus!! Doch der Klang war ... wundervoll. So kräftig und doch klar wie Kristall, zart schwebend, leise singend, ein wundervolles Instrument.

Ich glaube, ich habe heute "mein" Klavier gefunden. Es ist deutsch, es ist keine Antiquität, es ist ein (echtes) Markenklavier und es ist braun. Ich muss nun mal darüber schlafen.

Viele Grüße
Adson
 
Hey - das geht so nicht! Geheimniskrämer! Ich will wissen, in was /wen Du Dich verliebt hast.
 
Genau!
Nur Andeutungen machen gilt nicht! Wir wollen mehr wissen.

Aber "echtes Markenklavier" und "braun" klingt schon mal ehrlich.
Endlich jemand, der sich nicht von der Farbe schwarz blenden lässt!

Also, was ist es?
Vielleicht was gutes gebrauchtes Deutsches?
 
Hey hey ... ich wollte doch nur nochmal drüber schlafen.

Also, ich hatte Anfang letzter Woche ein Schimmel von 1984 und eins von 1989 gespielt. Die standen beide nicht zum Verkauf, es war nur mal so ein "Klangtest". Und der war (für mich) durchaus angenehm, auch die Spielbarkeit fand ich bei beiden Instrumenten sehr fingerfreundlich.

Nun habe ich gestern bei einem kleinen Händler ein Schimmel 112 cm hoch von 1991 (gefunden). In Holz dunkelbraun (vermutlich Nußbaum) soll es 2.700 EUR kosten. Der Klavierbauer wollte es umlackieren auf schwarz, weil braune Klaviere wohl wie saures Bier gehen. Vermutlich vom Offenlassen der Klappe hat es einen leichten Schatten (das Holz ist unterschiedlich nachgedunkelt). Wir konnten uns auf 2.600 EUR incl. Lieferung und eine Klavierbank einigen. Zahlung auf Rechnung nach der Lieferung.

Der Händler macht mir einen guten Eindruck, weil er nicht alles schönredet und von sich aus Zahlung auf Rechnung angeboten hat (für mich ein Indiz, dass er von seiner Ware überzeugt ist, "... Sie können ja dann auch noch Ihren Stimmer oder einen anderen Experten zu Rate ziehen").

Spricht etwas grundsätzlich gegen ein 1991er Schimmel in 112 cm ?

Noch denke ich darüber nach ...

Viele Grüße
Adson
 

Welche Qualitätsunterschiede gab es bei Schimmel in dieser Zeit zwischen den verschiedenen Produktlinien? Gab es damals schon eine "Einsteiger-Billigschiene" oder war nur die Größe unterschiedlich?

Lt. dem Anbieter ist das 112 cm Schimmel eng mit dem heute angebotenen C 116 verwandt (nicht mit dem C 112 Studio)?

Ich habe leider kein Bild, das Klavier ist ca. 112 cm hoch und hat keine Konsolen.

Viele Grüße
Adson
 
Alte 112er klingen oft besser als neue 116er.
 
Bild vom 112er Schimmel

So, hier ein Bild vom Klavier:



Ich werde zuschlagen, denn ich sehe für mich kein echtes Risiko.

Gruß
Adson
 
Glückwunsch!
Das Instrument sieht doch super aus, das wäre viel zu schaden gewesen, es umzulackieren.
Bitte berichte, wenn das schöne Stück bei Dir eingetroffen ist.
 
Glückwunsch!
Das Instrument sieht doch super aus, das wäre viel zu schaden gewesen, es umzulackieren.
Bitte berichte, wenn das schöne Stück bei Dir eingetroffen ist.
Schließe mich vollinhaltlich an; hellere Klaviere (egal ob Holz oder Lack) gefallen mir auch nicht besonders aber dieses ist wirklich viel zu schön um es umzulackieren. Und wenn der technische Zustand dem gepflegten und wenig bespielten Aussehen entspricht hast Du nen Glücksgriff gemacht und wirst viel Freude an dem Schimmelchen haben.
 
Hallo,

ich bin schon ganz aufgeregt :)

Ich habe andere Kunden des Verkäufers kontaktiert, die mir ein Loblied in den höchsten Tönen gesungen haben: Ehrlich, kompetent, liefert "mehr als versprochen".

Das Klavier wird nun vor der Anlieferung nochmal intoniert, gestimmt etc. Nebenbei wurde mir erklärt, dass dieses Schimmelchen bei einer gutsituierten Familie in der Schweiz der gelegentlichen Unterhaltung gedient hat und vom Händler selbst importiert wurde. Also 1. Hand und wohl wirklich (relativ) wenig gespielt - aber top gepflegt.

Wenn es dann hier steht, mache ich mal noch ein paar Bilder - und hoffe, dass es dann einhellig Beifall gibt. Nicht wg. meiner bescheidenen Fähigkeiten als Fotograf ;) sondern wg. dem Klavier.

Ich danke jedenfalls schon mal allen, die mir bei der Entscheidung in beratender Funktion geholfen haben. Die Bilder setze ich dann in einen neuen Thread, damit es ein wenig übersichtlicher wird - habe hier einfach das ganze Thema okkupiert ... *schäm*

Viele Grüße
Adson
 
Nun habe ich gestern bei einem kleinen Händler...

...Ich habe andere Kunden des Verkäufers kontaktiert, die mir ein Loblied in den höchsten Tönen gesungen haben: Ehrlich, kompetent, liefert "mehr als versprochen".
Hallo Adson!
Es freut mich, daß Du ein ordentliches Klavier gefunden hast. Es scheint ja wirklich ein Schnäppchen zu sein. Ich sage immer - man muss bei der Suche auch die kleinen Händler mit einschließen.

Ich hoffe Du nennst hier noch das "kleine" Geschäft beim Namen. Gerade sie sind mit geringstem Werbebudget auf Mund zu Mund - Propaganda angewiesen.

Liebe Grüße
Klaviermacher
 
Huii,
hier hat sich ja eine Menge getan.
Wollte nochmal kurz Rückmeldung geben.
Ich habe das May Klavier gekauft.:):):) und am 12.8. meinen ersten Klavierunterricht. Juchu!
Ein sehr seriöser, mich gut beratender Klavierbaumeister in Münster, der auch noch ein Geschäft in Beckum hat, hat mir vom Wendl und Lung abgeraten, obwohl er sie selbst verkauft hat. Von 10 W&L, die er nach Ankunft in seinem Laden überarbeitet, eingestellt hat wurden 7 wieder zurückgeschickt wg. mechan. Mängel.
Das May kann ich, wenn ich möchte nach 5 Jahren zum vollen Kaufpreis zurückgeben, wenn ich ein echtes Schimmel möchte. Ist ein gutes Angebot, wie ich finde und ich bin damit auf der sicheren Seite.
Liebe Grüße
Sabine
 

Zurück
Top Bottom