3 Klavierstücke, geht so Melodie?

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Felix Hack

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Liebe Clavios,

in letzter Zeit gab es ja in diversen threads hier immer wieder mal zwischendurch so einiges zum Thema, "wie komponiert man Melodien" zu lesen. Auch Beiträge dabei, worin ich mich durchaus wiederfinde. Auch ich mache mir da schon einige Zeit so meine Gedanken, was dazugehört, damit ich eine Melodie als gelungen wahrnehme. Und wie immer, versuche ich die gewonnenen Erkenntnisse dann in eigene Klavierstücke einfließen zu lassen.

Die 3 melodischsten und damit auch eingängigsten Stücke, die ich in den letzten 2 Jahren geschrieben habe, findet ihr hier nun verlinkt. Alle drei sind Stand heute Teil meiner noch unvollendeten (inzwischen auf 10 Stücke angewachsenen) „Wiener Wurstelprater Suite“, bei der ich Personen unterschiedlichen Charakters und unterschiedlicher Epochen durch den Prater spazieren lasse.

Lasst mich gerne wissen, was Ihr davon haltet. Wie immer sehe ich gespannt Euren kritischen Anmerkungen entgegen, natürlich in der Hoffnung, dass diese nicht allzu sehr vernichtend ausfallen mögen, sondern mir Anregungen zu Verbesserungen sind. 😊

Im Einzelnen wären das die folgenden Stücke:

1.) Wiener Wurstelprater Menuett (mit einem kurzen Trio)



2.) Wiener Wurstelprater melancholischer Walzer



3.) Marlene goes Wurstelprater
(nicht mehr ganz auf aktuellem Stand, aber momentan noch keine aktualisierte Aufnahme verfügbar)

 
Respekt! Ein weiteres Vorbild!
Vielen Dank für's Reinstellen hier.
P.S.: Dein "Delirium" gefällt mir auch sehr.

Miron
 
@Felix Hack , Deine Stücke sind wunderbare Beispiele dafür, warum wir Beethoven, Mozart und Bach heute noch kennen, wir selbst aber nach unserem Ableben im günstigsten Fall nur einen Grabstein hinterlassen.
Du hast schöne Ideen, manchmal auch reizvolle Harmonien und jetzt kommt´s:
Wenn bei einer Komposition ein Hauch nicht stimmt, ist das ganze Stück nicht grandios.
Versteh das bitte nicht falsch, ich will hier überhaupt nicht vernichten, sondern nur erklären. Es ist wie in der bildenden Kunst:
Michelangelos Skulpturen leben und andere, obwohl alle Proportionen stimmen und man klar erkennen kann, was das sein soll, sind toter Stein.

Im Besonderen heißt das hier: Melodien, die nicht schlüssig sind (vor allem beim ersten Stück hüpft sie plötzlich unkoordiniert durch´s Weltall), Harmonien, die schlecht geführt sind ( bei Dir z.B. Durterzverdoppelungen an Stellen, wo sie einfach nicht klingen, oder harmonische Progressionen, die ich zumindest nicht schlüssig finde) können ruckzuck zerstören, was vorher so gut geklungen hat.
Was kann man tun, damit eine Melodie sitzt?
Das erste Kriterium: Gefällt es Dir wirklich? Bei jedem Stück muss man sich das fragen. Gibt es Ecken, die einem unrund erscheinen. Auch wenn man denkt, die meisten Leute merken unsaubere Aktionen nicht. Das stimmt nicht, sie merken es, können es nur nicht benennen.
Bei Melodien gibt es zunächst einfache Regeln: Dissonanzen werden gerne nach unten aufgelöst, aber niemals in unkoordiniertem Gehopse, vor allem nach unten. Jeder der singend den Mund aufmacht, weiß, dass Intervalle abwärts viel schwieriger zu singen sind als aufwärts.
Wenn man bei Harmoniefolgen die Stimmführung hinterfragt und nur eine Stelle entdeckt, bei der man selber findet: Ui, das klingt etwas , na ja, nicht wirklich gut, dann darf man das so nicht stehen lassen.
Die eigene Kritik muß das stärkste Element sein, bevor man eine Komposition ausgibt.
Noch ein Tipp für langsame Walzer: Damit sie nicht hektisch werden, und Ruhe ihren Raum hat, ist es ganz schön, wenn man links nicht immer drei Viertel spielt, sondern ein Viertel und eine Halbe.
Lieber Felix, ich habe Dich jetzt als Beispiel benutzt. Mehr oder weniger betrifft diese Unfertigkeit uns alle.
Außer Bach.
 
Ui, das klingt etwas , na ja, nicht wirklich gut, dann darf man das so nicht stehen lassen.
Die eigene Kritik muß das stärkste Element sein, bevor man eine Komposition ausgibt.

Mehr oder weniger betrifft diese Unfertigkeit uns alle.
Außer Bach.
Und gerade Bach hat an vielen seiner Werke zum Teil Jahrzehnte nach der Komposition immer wieder geändert, Wendungen geschmeidiger gemacht.
 
Liebe Tastatula,

ganz vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, mir so detailliert Rückmeldung zu geben!

Also zuerst möchte ich mal rückfragen, auf welche Stellen im Menuett Du Dich mit den genannten 3 Punkten beziehst (vielleicht kannst Du mir etwa die Sekundenangaben im Video nennen oder die betreffende Tonfolge nennen):

Im Besonderen heißt das hier: Melodien, die nicht schlüssig sind (vor allem beim ersten Stück hüpft sie plötzlich unkoordiniert durch´s Weltall), Harmonien, die schlecht geführt sind ( bei Dir z.B. Durterzverdoppelungen an Stellen, wo sie einfach nicht klingen, oder harmonische Progressionen, die ich zumindest nicht schlüssig finde) können ruckzuck zerstören, was vorher so gut geklungen hat.

Zu bedenken geben möchte ich, dass ich keineswegs ein Menuett im rein klassischen Stil a la Anna Magdalena Bach oder Boccherini schreiben wollte. Nein, ich wollte (hinzu zu kindlicher Naivität) etwas frech sein, leicht exaltiert auch das ganze angehen und natürlich auch die nicht allzu harmonische Vielfalt an Geräuschen auf einem Rummelplatz punktuell mal integrieren. Eigentlich will ich ja noch mehr davon, lasse aber das Stück dann doch lieber insgesamt so, dass es vorherrschend noch schön und harmonisch klingt, auch weil es voraussichtlich in ein Umfeld eingebettet sein wird, das etwas schräger klingen wird.

Bei Melodien gibt es zunächst einfache Regeln: Dissonanzen werden gerne nach unten aufgelöst, aber niemals in unkoordiniertem Gehopse, vor allem nach unten. Jeder der singend den Mund aufmacht, weiß, dass Intervalle abwärts viel schwieriger zu singen sind als aufwärts.
An welcher Stelle würdest Du die genannte Regel angewandt sehen wollen?
Betr. Gehopse, ich fürchte, dass ich das zu gerne tue, um darauf ganz verzichten zu wollen:-)

Noch ein Tipp für langsame Walzer: Damit sie nicht hektisch werden, und Ruhe ihren Raum hat, ist es ganz schön, wenn man links nicht immer drei Viertel spielt, sondern ein Viertel und eine Halbe.
Ja, auf jeden Fall. Ich bin bei dem Walzer noch unschlüssig, ob er nicht doch bzgl. Begleitung an einigen Stellen etwas minimalistischer sein dürfte. Oder Anfangs sogar ganz ohne. Weil es der Wahrnehmbarkeit der Melodie zu Gute käme.

Zum dritten Stück hast Du Dich vermutlich nicht geäußert? Das ist übrigens das einzige, wo ich betr. Melodieführung auf Singbarkeit Rücksicht nehmen wollte. (bevor so etwas wie die "Reprise" kommt, ist allerdings ein instrumentaler Zwischenteil vorgesehen.)

Und gerade Bach hat an vielen seiner Werke zum Teil Jahrzehnte nach der Komposition immer wieder geändert, Wendungen geschmeidiger gemacht.
@Jsp Danke! Ja, das halte ich auch so, ganz gerne auch mal zeitlich oder örtlich losgelöst vom Fingergedächtnis. Wobei meine Zielrichtung oft eine andere ist, s.o.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu 1:

Ich habe wahrscheinlich einfach viel zu wenig Ahnung, aber ich höre da kein Menuett. Und tatsächlich springt es mir auch zu sehr, und man erkennt keine richtige Melodie. Es fehlt das Gleitende, das ich persönlich mit einem Menuett verbinde.

Dennoch bravo für Deine Leistung, das komponiert zu haben, denn ich könnte das nicht. 😊

Zu 2:

Dasselbe Problem. Ich höre keine Melodie, die im Ohr bleibt (oder nur eine ganz kurze, die ich sofort wieder vergesse, weil sie auch sehr springt). Der Walzer-Rhythmus ist zwar da, aber er wird von sehr vielen anderen Dingen überlagert. Wenn ich mir vorstellen würde, darauf Walzer zu tanzen, hätte ich Probleme. 😉

Aber auch hier wie oben bravo für Deine Leistung, von der ich mir gar nicht vorstellen kann, dass ich so etwas je würde komponieren können (wenn ich komponieren wollte).

Zu 3:

Das ist das Stück, das mir von allen dreien am besten gefällt. Dazu kann man sich wirklich eine Person vorstellen, die durch den Prater geht. Einen Prater mit etwas jazzigen Anklängen. 😎 Hier gibt es ansatzweise auch eine Melodie, die man behalten und vielleicht nachsingen oder nachpfeifen kann. Das würde mir bei den anderen beiden Stücken schwerfallen.

Und zum dritten Mal ein großes Lob für Deine Kreativität, Dir das ausgedacht zu haben. 👏 Komponieren will ich nicht unbedingt können, aber so Klavierspielen wie Du würde ich schon gern können. 👍


Eine interessante Sammlung von Stücken, aber ich könnte mir glaube ich nichts davon abends zur Entspannung anhören. Es ist alles ziemlich aufgeregt und sprunghaft. An Melodien kann man sich da nirgendwo festhalten. Sie werden höchstens angedeutet. Und eine Melodie ist doch am ehesten das, was im Gedächtnis bleibt und weshalb man ein Musikstück mag. Man kann sich hier bei keinem der Stücke nirgendwo mal kurz "hineinfallen" lassen, weil man eben keine richtige Melodie erkennt.

Meine absolut laienhaften und inkompetenten 2 Cents dazu. Ich verstehe wirklich nichts davon. 🙃
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine interessante Sammlung von Stücken, aber ich könnte mir glaube ich nichts davon abends zur Entspannung anhören. Es ist alles ziemlich aufgeregt und sprunghaft. An Melodien kann man sich da nirgendwo festhalten. Sie werden höchstens angedeutet. Und eine Melodie ist doch am ehesten das, was im Gedächtnis bleibt und weshalb man ein Musikstück mag. Man kann sich hier bei keinem der Stücke nirgendwo mal kurz "hineinfallen" lassen, weil man eben keine richtige Melodie erkennt.
Es fällt mir wirklich schwer, da nicht polemisch zu werden. Bist du dir sicher, dass du mit Kunst zutun haben möchtest, und nicht Yoga oder so?
Dass man etwas wiedererkennt (Gedächtnis) ist das langweiligste, was man von Musik erwarten kann, dazu gibt es die Songs, die für das Radio geschrieben werden. Auch wenn es ein bisschen anstrengender ist, mag ich dir doch sehr ans Herz legen, die "Komfortzone" zu verlassen, die Herausforderungen anzunehmen, die "Kunstmusik" zu bieten hat. Es wird nämlich viel interessanter als "stört meine Entspannung nicht" (das ist eher eine Beleidigung).
 
vor allem beim ersten Stück hüpft sie plötzlich unkoordiniert durch´s Weltall),
ich meine nun zu wissen, welche Stelle damit gemeint ist... OK, hinten raus ein paar Töne weniger (Stop beim "e"), mehr im Takt bleiben, das wird deutlich charmanter dadurch. Die darauffolgende Quarte zum "a" macht sich gut, auch weil ganz am Anfang des Menuetts eine Quinte zum "a" gesprungen wird. MIt dem Takt vor der ehemals "Rakete" bin ich dann auch nicht mehr ganz so gut Freund aktuell... mal sehen, kommt Zeit kommt Rat...
 
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@Felix Hack , Deinen Ansatz glaube ich zu verstehen, und es ist reizvoll, mit Konventionen auf pfiffige Weise zu brechen. Aber auch dabei muss man sich klarmachen: Schreibe ich das jetzt nur so, damit es anders ist?
Und klingt es trotzdem gut? Hier ist ein schönes Beispiel, wo das wunderbar gelungen ist:
 

@Piano2278 , @Lessamuk
Danke auch für Eure Kommentare. Ja, es ist oft so, dass Anmerkungen von Zuhörern schon mal recht widersprüchlich ausfallen. Es ist mir schon mal so gegangen, dass jemand aus einem Publikum sinngemäß zu mir gesagt hat "Das gefällt mir gut, aber Du spielst alles nur mal so kurz an, dann ist es auch schon wieder weg". Wenn ich das gleiche Stück dann hier bei Clavio präsentiere, kommt von der recht abgeklärten Fraktion hier "Ich hab mir das eine Minute lang angehört, immer das Gleiche, da war ich dann wieder weg". Letztendlich muss man da halt irgendwo einen Kompromis finden.
Das, was ich von meinen Stücken in die Welt hinausschicke, ist natürlich auch im Hinblick auf mögliche Zuhörer. Es kommt nicht auf die maximale Anzahl an, aber eben schon auch darauf, dass auch jemand, mit sagen wir mal, durchschnittlicher musikalischer Bildung, meint, damit was anfangen zu können. Ein gutes Zeichen ist dann schonmal, wenn im Verlaufe eines Auftrittes keine Fluchtbewegung einsetzt:-)
 
Das, was ich von meinen Stücken in die Welt hinausschicke, ist natürlich auch im Hinblick auf mögliche Zuhörer. Es kommt nicht auf die maximale Anzahl an, aber eben schon auch darauf, dass auch jemand, mit sagen wir mal, durchschnittlicher musikalischer Bildung, meint, damit was anfangen zu können. Ein gutes Zeichen ist dann schonmal, wenn im Verlaufe eines Auftrittes keine Fluchtbewegung einsetzt:-)
Da ja schon einige Mitglieder dieses Forums deine Wiener Wurstelprater Suite live hören konnten kann ich bezeugen, dass keine Zuhörer das Weite gesucht haben, sondern das Gegenteil der Fall war:musik064::super:.
 
Hallo Felix,

deine Musikvideos hatten noch eine lange Nachwirkung auf mich.
Es ist nicht nur die Musik selbst. Auch zu sehen wie du spielst, ist schon sehr beeindruckend.
Es ist auch seltsam: An manchen Stellen klingt deine Musik so als hätte sie keine Noten.
Als würde sie einfach klingen, ohne analysiert werden zu wollen oder analysiert werden zu müssen.
Es ist eine unglaubliche scheinbare Leichtigkeit bzw. Leichtgängigkeit darin.
Ich würde es auch niemals wagen da irgendwas zu kritisieren.
Die Stücke scheinen für dich was heiliges. Ich denke nur so kann man sie so spielen wie du sie spielst.
Das sollte man respektieren, diese Stücke und dich als ihren Schöpfer.

Ich habe mir deine drei Videos erst heute wieder angehört und angeschaut.
Und nichts ist verloren gegangen. Ich habe es wieder genossen. Auch dein Delirium.

Du scheinst Berufsmusiker zu sein, kein Amateur, so wie du Klavier spielst?
Und deine Kompositionen scheinen direkt am Klavier entstanden zu sein?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass du diese Musik zuerst auf Noten hattest?
Mir kommt deine Musik so vor, als ob du sie nie von Noten geübt hättest?
Als ob du die Noten irgendwann notiert hast, wenn überhaupt?

Aber vielleicht irre ich mich da auch total.

Ich habe jedenfalls gar nichts zu bemängeln. Für mich sind das alles Meisterwerke.
Nach wie vor riesen Respekt vor deinem spielerischen und kompositorischen Können.

Miron
 
Zuletzt bearbeitet:
@Klavier Miron Danke für die Wertschätzung, die Du da zum Ausdruck bringst! Nein, ich bin nur Amateur. Klavier (nur klassisch) habe ich schon mal deutlich besser gespielt (da gibt's auch hier unter den Amateuren bei Clavio ganz andere Kaliber), bin da auch mehr oder weniger raus inzwischen. Das Komponieren oder Improvisieren ist ein großer Spaß für mich (den wünsche ich auch Dir weiterhin!!) , mit dem ich relativ spät erst begonnen habe. Ein bissel auch dazu da, den unweigerlichen geistigen Zerfall in der zweiten Lebenshälfte etwas abzubremsen. Meine Stücke entstehen initial zumeist am Klavier, aber oft bastle ich auch irgendwo unterwegs dann (losgelöst von etwaigen in den Fingern verfestigten Bewegungsmustern) im Kopf daran weiter.
Früher hab ich immer Skizzen auf Notenblatt notiert, inzwischen nehme ich, um Ideen nicht gleich wieder zu vergessen (die Tendenz ist da mit zunehmendem Alter steigend), viel mit dem Smartphone auf. Hörend kann ich mich auch viel schneller wieder auf etwas einphasen als Noten lesend.
Ja, ich werde die Stücke, die ich für am besten gelungen halte, (in näher rückender Zukunft) auch mal notieren.
 
@Felix Hack: Auch Dir vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!
Im Grunde habe ich also richtig vermutet, dass Deine Klavierstücke hauptsächlich am Klavier entstehen und noch nicht notiert sind.
Deine Methode im Kopf daran weiter zu arbeiten ist auch interessant. Diese Fähigkeit würde ich mir auch wünschen.
Aber am meisten beeindruckt mich, dass du "nur" Amateur bist. Umso mehr Respekt vor Deiner Leistung!

Ich habe vorerst keine weiteren Fragen und wünsche Dir, dass du noch möglichst lange komponieren und improvisieren kannst.
(Und auch andere Möglichkeiten findest, das geistige Nachlassen abzubremsen.)

Miron
 

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