Richtig gut Klavier spielen können

  • Ersteller des Themas Sternchen551
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"Immer ein bisschen holpern?" Das will ich nicht hoffen......
Das war so eine Aussage, die ich mal gelesen habe. Erwachsene Späteinsteiger (ohne Vorgeschichte) könnten für sie adäquate Klavierliteratur spielen lernen, diese auch auf Geschwindigkeit bringen und sich ausdrucksvolle Interpration aneignen. Aber es würde nie so richtig flüssig laufen, immer ein bißchen holprig eben. So solle man den Späteinsteiger immer raushören können.
 
Ich denke ein guter vergleich zu diesem leidigen Thema ist das erlernen von Fremdsprachen in hohem alter... wirklich akzentfrei sprechen werden die wenigsten, Herkunft lässt sich nunmal nicht verleugnen. Also findet euch damit ab. Was nicht heißt das ein gewisser Akzent gleich "schlecht" klingen muss...

Lg lustknabe
 
Es ist doch ein großer Unterschied, ob man anstrebt, auch schwierigere Stücke spielen zu können - oder ob man eine Konzertkarriere anstrebt.

Letzteres ist schon für die U-10-Genies schwierig genug. Für jemanden, der deutlich jenseits der 20 überhaupt erst anfängt, ist eine Karriere einfach kein realistisches Ziel.

Ein realistisches Ziel wäre aber zum Beispiel die bereits erwähnte Sonata Facile. Wenn man diese ansprechend und im Zieltempo spielen kann, halte ich es nicht für vermessen, peu-à-peu die Ziele höher zu stecken.

Ich finde die Frage "Wie weit kann ich es bringen?" am Anfang sowieso nicht solide zu beantworten. Man hat einfach noch keine Daten. Beispiel: Stand nach einem Jahr. Krebst man nach einem Jahr noch mühevoll an der Anna Magdalena herum, kann man eher extrapolieren, wie lange man wohl noch brauchen wird bis zur - ich nenne sie abermals - Sonata facile oder - why not - zur Liszt-Etüde oder zur Beethovensonate (falls man so etwas überhaupt anstrebt).
 
Eigentlich gefallen mir Chopin Etüden nicht so gut, dass deren Erlernen wirklich erstrebsam wäre.;-)

Seine Walzer oder Mazurken sind da viel schöner. Is aber nur meine pers. Meinung.
 
Letzteres ist schon für die U-10-Genies schwierig genug. Für jemanden, der deutlich jenseits der 20 überhaupt erst anfängt, ist eine Karriere einfach kein realistisches Ziel.

Warum - weil er alt ist? Es mag ja - selten sein - dass will ich nicht bestreiten - aber warum sollte es unmöglich sein!? Ich sage ja nur - dass ich den Absolutheitsanspruch von - dazu bist Du zu alt - in Frage stelle.
 
Es ist doch ein großer Unterschied, ob man anstrebt, auch schwierigere Stücke spielen zu können - oder ob man eine Konzertkarriere anstrebt.

Absolut. Ich glaube, man setzt das manchmal gleich, so in dem Sinne "ich will ja kein Konzertpianist mehr werden" und meint dabei eigentlich als Späteinsteiger nur "virtuoses Spiel auf höherem Niveau"...
Ich verstehe übrigens nicht ganz, was so schlimm daran ist, dass man bestimmte Dinge im Leben ab einem gewissen Punkt nicht erreicht bzw. erreichen kann?

Das Sprachbeispiel ist nicht schlecht. Ab einem gewissen Alter erreicht man Akzentfreiheit erwiesenermaßen nicht mehr, unabhängig von einer sonstigen Sprachbegabung, Fleiß oder aufgewendeter Zeit. Trotzdem würde ich niemandem abraten, bei Interesse in jedem Alter noch eine Fremdsprache zu lernen. Genauso geht's mir mit dem Klavier...
 
Ich verstehe übrigens nicht ganz, was so schlimm daran ist, dass man bestimmte Dinge im Leben ab einem gewissen Punkt nicht erreicht bzw. erreichen kann?

Schlimm ist daran gar nichts. Schlimm finde ich nur die - na sagen wir mal Vorverurteilung - weil ich so alt bin, kann ich das nicht mehr.

Übrigens die Aussage, mit dem Sprachenlernen ist nicht zu halten, es gibt sehr wohl Menschen, die eine Fremdsprache erst im Erwachsenenalter erlernten und diese Akzentfrei beherrschen. (ok - bei genauer Computeranalyse - sollen die angeblich auch aufgespürt werden können). Allerdings - sind diese diese selten, dass ist richtig.

Also, warum sollte diese Ausnahme nicht auch für das Klavierspiel gelten? Wie gesagt, wenn man es nicht versucht, wird man es nicht erreichen. Es ist mir eben zu einfach, zu sagen, geht nicht mehr, du bist zu alt. Das kann und will ich nicht gelten lassen. Sorry.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sich nicht entmutigen lassen ist nie verkehrt. Nicht nur wegen des Alters... ich habe mal vor Jahren bei Jugend musiziert einen Hornisten gesehen, der ohne Arme geboren wurde. Damals war er ca. 10 Jahre alt und ich glaube, heute ist er Profimusiker.

Aber woher hast du die Aussage mit dem akzentfreien Sprachenlernen? Dafür hätte ich gern mal einen (wirklich) wissenschaftlichen Beleg. Ich bin da nämlich ein bisschen vom Fach... ;-)
 
Habe gerade bemerkt, dass dieses Thema schon recht oft im Forum vorkam! Anfänger/Erwachsene scheinen halt einfach den Wunsch zu haben, schnell voranzukommen und zu wissen, was "normalerweise" noch erreicht werden kann. Gleichzeitig scheint es immer wieder Klavierlehrer/innen zu geben, die den Optimismus etwas dämpfen. Aus realistischer Einschätzung (basierend auf langjähriger Erfahrung) dessen heraus, was machbar ist? Oder aus Sorge, ein Späteinsteiger könnte sich überzogene Hoffnungen bezüglich Liszt & Rachmaninoff machen und dann enttäuscht sein? Fände mal interessant, zu erfahren, wie das die Klavierlehrer so sehen und wie sie selbst mit solchen Fragen umgehen.
 

Warum - weil er alt ist? Es mag ja - selten sein - dass will ich nicht bestreiten - aber warum sollte es unmöglich sein!? Ich sage ja nur - dass ich den Absolutheitsanspruch von - dazu bist Du zu alt - in Frage stelle.

schulterzuck.gif
Wie Du meinst.
 
Warum - weil er alt ist? Es mag ja - selten sein - dass will ich nicht bestreiten - aber warum sollte es unmöglich sein!? Ich sage ja nur - dass ich den Absolutheitsanspruch von - dazu bist Du zu alt - in Frage stelle.

Ein Problem dürfte schon sein, dass Musikhochschulen Späteinsteiger nicht aufnehmen. Sie können noch so gut sein – sie werden nicht zur Eignungsprüfung zugelassen. Und bei Wettbewerben ist es ähnlich – die haben immer eine Altersbegrenzung. Eine Karriere als Konzertpianist ist damit ausgeschlossen – es sei denn, man ist so reich, dass man die Konzerte selber veranstaltet und finanziert. Aber ob dann jemand hingeht?

LG, Mick
 
Es gibt schon einige Konzertpianisten (das kann ja vieles heißen), die nicht Klavier studiert haben, z. B. der Deutschlehrer Jon Nakamatsu, der 1997 den Van Cliburn-Wettbewerb gewann. Aber ein Späteinsteiger war der auch nicht.
 
Hi,

der Haupt-Faktor ist einfach die investierte Übe-Zeit. Alles andere ist sekundär.
Was einfach zählt ist, wieviel Zeit, wie intensiv und gut man übt.

Wie kommst du auf 200 Übetage pro Jahr? Bei täglichem Üben reduziert sich die Zeit auf 3 Stunden, was wohl ein kleiner Unterschied ist (und sicher ausreicht).
Bin von mir ausgegangen. ;-)
Stimmt, war ein bisschen niedrig angenommen, aber es ließ sich leichter dividieren. ;-)
Aber 250 Übetage finde ich nicht unrealistisch.
Du musst Urlaub, Wochenende (der Lerneffekt ist höher, wenn man mal Pause macht), Krankheit, andere Verpflichtungen, ... abziehen.
Bei 250 Übetage kommt man auf 4 Übestunden pro Tag. MMn auch noch viel Holz. Ich hätte die Motivation und Zeit auf Dauer nicht.

Die Rechnung mag erwiesen sein. Auf der anderen Seite habe ich (wenn ich mal optimistisch von der durchschnittlichen Lebenserwartung ausgehe) noch mindestens 40 Jahre vor mir.
Bringt nichts, du musst die 10.000 Stunden in höchsten 10 Jahren bewältigen.

Fände mal interessant, zu erfahren, wie das die Klavierlehrer so sehen und wie sie selbst mit solchen Fragen umgehen.

Ich glaube, solche Fragen nervt die einfach. Das ist ein Anfänger und rumpelt so vor sich hin und merkt das trotz Hinweise nicht so richtig und dann stellt er auch noch so eine Frage. ;-)

Gruß
 
Das mit den 10 Jahren, die du meinst, bezieht sich wohl auf eine andere Art von Rechnung. Meine Rechnung (oder eher mein "Plan") ist eher der: Ich habe als Kind ein wenig gespielt, es vor ca. 4-5 Jahren wieder aufgegriffen und merke, dass ich jedes Jahr Fortschritte mache. 2010 habe ich mich noch mit dem "Wilden Reiter" geplagt, jetzt spiele ich das Chopin Nocturne Op. 72, No. 1. Ich sehe das durchaus als persönlichen Fortschritt.

Ich stelle mir analog dazu also vor, dass ich auch in den kommenden Jahren Fortschritte machen werde, auch wenn sie vielleicht nicht astronomisch sein werden. Aber eben nicht, dass es dann in ein paar Jahren stagniert. Das ist ja bei anderen Dingen, die man lernt, auch so. Je besser man eine Fähigkeit erlernt, beispielsweise in einer Sprache, desto kleiner werden die subjektiv gefühlten Lernsprünge. Aber es gibt sie. Wenn man dran bleibt. Wenn man aufhört, fällt man zurück.

Daher meine fiktiven "40 Jahre" - vorausgesetzt, dass man solange lebt. Das ist schlicht die verfügbare Zeit, die ich konkret zum Üben und zum Erreichen realistischer Ziele am Klavier nutzen kann.
 

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