Intonieren und die unterschiedlichen Hilfsmittel

  • Ersteller des Themas Scaramouche
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Üblich ist das Tränken zum Verhärten des Filz. Prinzipiell kann man sagen, dass durch Stechen der Filz weicher gemacht und durch Tränken härter gemacht wird. Die Flüssigkeiten können dabei sehr unterschiedlich sein. Manche Tränken mit Lack, manche mit aufgelösten Tastenbelägen. Wieder andere lösen Tischtennisbälle oder Styropor auf.

Der Fall ist aber nicht so einfach, dass man sagen kann: Mit Stechen wird der Ton weicher und mit Tränken wird er härter. Stechen an der richtigen Stelle bietet sehr viele Möglichkeiten der Klanggestaltung. Man kann nicht nur weicher stechen, sondern auch so, dass der Klang brillanter wird. Wenn man weiß wo, dann kann man gezielt den Ton im Anschlag, Klangfarbe, Dynamik und Dauer beeinflussen. Das ganze im Rahmen dessen, was das Instrument kann.

Ähnlich ist es mit dem Tränken. Durch gezieltes Tränken lässt sich der Ton auch in unterschiedlicher Weise beeinflussen.

Das ist etwas, was mich sehr interessiert! Allein durch Stechen den Klang brillanter machen. Wo sticht man da???. Gibt es eine Region am Hammer?

Ansonsten kannte ich das brillanter machen durch Abziehen der Hämmer oder Tränken. Wobei letzteres eher mit Vorsicht zu genießen ist. Ich machte bisher die Erfahrung, dass Intonateure dann getränkt haben, nachdem sie selbst (UNgeduld) zu weich gestochen hatten.
Sehrt gute Intonateure hingegen konnten ein viel zu weich gestochenen Flügel wieder sehr brillant bekommen, allein durch Abziehen und gekonntes Stechen.
 
Wenn der Hammer sehr hart ist und einen perkussiven Anschlagston produziert, dann hilft das Stechen in den Schultern. Der Anschlag wird weniger perkussiv, der Ton wird länger und nach dem Setzen auch brillanter und er klingt offener.

Abziehen bei zu weich gestochenen Hämmern kann den Ton wieder heller machen. Sind die Hammer aber platt gespielt, dann macht Abziehen den zuvor schrillen Ton runder und weicher.
 
Unter "brillant" stelle ich mir allgemein etwas positives vor. Aber beim Klavier ist damit wohl ein hervorstechender Klang gemeint, der - wie ich mal woanders im Forum gelesen habe - sehr aufdringlich ist. Bedeutet das - wie schon Scaramouche oben geschrieben hat - das ein harter Filz einen brillanten Klang erzeugt? Ich dachte immer es geht beim Intonieren eher in die Richtung die Filze weicher zu halten, um einen warmen und vollen Klang zu haben. Oder verwechsele ich jetzt Äpfel mit Birnen?
 
Brillant ist positiv und ungleich stechend. Wenn ein Hammer nur einen weichen, vollen Ton wiedergeben kann, dann ist der Klang langweilig und ohne Dynamik. Mein Ideal ist, wenn er bei leisen Passagen einen weichen, warmen Ton hervorbringt, aber bei größerer Anschlagsstärke immer mehr Obertöne produziert und das noch in einer angenehmen, gut kontrollierbaren Dynamik ohne am Ende schrill zu sein.

Je nach Anwendungsfall kann das aber auch anders ein. Von Horowitz liest man, dass Franz Mohr vor einem Konzert die Hämmer tränken musste, bis sie sich gläsern anhörten, weil Horowitz Angst hatte, dass man ihn nicht hört. Bei einem Rock-Piano ist der weiche, lyrische Klang auch nicht so gewünscht. :-)
 
Gestern habe ich die spannende und erfreuliche Gelegenheit gehabt mehrere neue Flügel zu erleben, einige davon habe ich kurz angespielt. Drei haben völlig unterschiedlich geklungen und einer davon so, dass ich vermute, der Klang war das, was Ihr "brillant" nennt. Also habe ich mich soeben während eines Telefonats mit dem gestern anwesenden Klavierhändler vergewissert, dass ich unter "brillant" klingend das richtige verstehe. Denn einer der drei gestern in der engeren Wahl stehenden Flügel hatte einen brillanten Klang. Nun weiß ich also ganz genau, was damit gemeint ist und danke Dir, Martin, für die Aufklärung.

Keine Sorge, ich habe nicht vor mir ein weiteres Instrument zu kaufen. ;)
 
Brillant ist positiv und ungleich stechend. Wenn ein Hammer nur einen weichen, vollen Ton wiedergeben kann, dann ist der Klang langweilig und ohne Dynamik. Mein Ideal ist, wenn er bei leisen Passagen einen weichen, warmen Ton hervorbringt, aber bei größerer Anschlagsstärke immer mehr Obertöne produziert und das noch in einer angenehmen, gut kontrollierbaren Dynamik ohne am Ende schrill zu sein.

Je nach Anwendungsfall kann das aber auch anders ein. Von Horowitz liest man, dass Franz Mohr vor einem Konzert die Hämmer tränken musste, bis sie sich gläsern anhörten, weil Horowitz Angst hatte, dass man ihn nicht hört. Bei einem Rock-Piano ist der weiche, lyrische Klang auch nicht so gewünscht. :-)

Ja, sehr schön formuliert. Und im Piano darf er gerne ein wenig durchsichtig transparent sein. Hängt natürlich auch sehr vom Anschlag des Pianisten ab. Am besten, wenn man dem Instrument dann Klangfarben (Obertöne) entlocken kann. Ich begleite oft Sänger, da benötige ich das im Liedgesang besonders.

Was den Kauf eines Instruments angeht, da habe ich bemerkt, dass wenige Käufer verstehen, was man noch alles am Instrument machen kann. Dass man so manches Instrument durch einen guten Klavierbauer aus seinem Dornröschenschlaf wecken kann. Eine sogenannte Tonenthüllung findet statt.

So sagen manche bei Markeninstrumenten, der Anschlag ist mir zu weich, zu schwer oder hier ist ein schriller Ton etc.
Manchmal ist das Instrument gegeben, oft aber hängt das nur mit ein paar wenigen Schräubchen zusammen (zu frühe Auslösung der Dämpfer oder der Hämmer, oder zu große bzw. zu kleine Steighöhe u.a.)
Und der Klang eines Flügels kann ich ein wenig beurteilen, wenn ich jeweils einen sehr schönen Ton im Bass, in der Mittellage und im Diskant höre. Dann ist anderes meist einstell- (Filze), bzw. intonierbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am 19.-20. Nov. bietet die Firma Renner (DER Hersteller von -wie ich finde- sehr guten Hammerköpfen) in Gärtringen ein Intonierseminar an. Behandelt werden dort die Intoniermethoden von verschiedenen Hammerfilzen, verschiedene Stechtechniken im Bezug auf Winkel, etc. etc.
Sicherlich auch etwas für Fortgeschrittene, alleine schon zum Fachsimpeln;-):drink:
 
Ich finde nur als Kunde ist es wirklich schwierig, denn wenn du jemand "bestellst" zum Dein Klavier oder Flügel zu stimmen und intonieren, weißt du nicht, wer wirklich gut ist. Und gerade mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass dabei viel schief gehen kann, ist es noch schwieriger.

gibt es denn Intonateure, die bekannt dafür sind, dass sie es wirklich richtig gut können?

Oder gibt es Anhaltspunkte, wie man herausfinden kann, ob man jemandem das Klavier oder den Flügel zum intonieren bedenkenlos anvertrauen kann?
 
Am 19.-20. Nov. bietet die Firma Renner (DER Hersteller von -wie ich finde- sehr guten Hammerköpfen) in Gärtringen ein Intonierseminar an. Behandelt werden dort die Intoniermethoden von verschiedenen Hammerfilzen, verschiedene Stechtechniken im Bezug auf Winkel, etc. etc.
Sicherlich auch etwas für Fortgeschrittene, alleine schon zum Fachsimpeln;-):drink:

Ich finde nur als Kunde ist es wirklich schwierig, denn wenn du jemand "bestellst" zum Dein Klavier oder Flügel zu stimmen und intonieren, weißt du nicht, wer wirklich gut ist. Und gerade mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass dabei viel schief gehen kann, ist es noch schwieriger.

gibt es denn Intonateure, die bekannt dafür sind, dass sie es wirklich richtig gut können?

Oder gibt es Anhaltspunkte, wie man herausfinden kann, ob man jemandem das Klavier oder den Flügel zum intonieren bedenkenlos anvertrauen kann?

Du kannst in Fachhäuser gehen und wenn Dir die Intonierung eines Fügel bzw. Klavier sehr gefällt, fragen wer intoniert hat.
 
Am 19.-20. Nov. bietet die Firma Renner (DER Hersteller von -wie ich finde- sehr guten Hammerköpfen) in Gärtringen ein Intonierseminar an. Behandelt werden dort die Intoniermethoden von verschiedenen Hammerfilzen, verschiedene Stechtechniken im Bezug auf Winkel, etc. etc.
Sicherlich auch etwas für Fortgeschrittene, alleine schon zum Fachsimpeln;-):drink:


Jetzt wüsste ich nur gerne, ob man als Normalsterblicher sich da ebenfalls anmelden kann? Hab schon gesucht und befürchte nein.
 
Ich denke in diesem Thema wird es deutlich warum ich grundsätzlich für neue Hammerfilze oder köpfe plädiere wenn diese abgespielt sind oder ihre Spannung verloren haben. Ich habe bisher noch kein einziges Instrument mit "abgeschliffenen Hammerköpfen" erlebt, welches wirklich eine gute Intonation aufwies.
Jeder seriöse Klavierbaumeister wird auch da von abraten, abgespielte oder spannungsverlorene Hammerköpfe ab zu ziehen und zu intonieren - das bringt nur sekundär etwas, aber nicht auf Dauer.

Viele Grüße

Styx
 

... Nur Abziehen bringt gar nix! Es ist in vielen Fällen eine komplette Vorintonation notwendig, Scheitel machen und und und. Ich bin dankbar darüber dies, und vor allen Dingen den richtigen logischen Ablauf in HH bei SS in der Ausbildung und nach der Ausbildung in speziellen Kursen lernen durfte.
.... Und ich lerne immer noch...
Aber es ist kein HEXENWERK!, einfach MACHEN!
 
Aber es ist kein HEXENWERK!, einfach MACHEN!

Wenn ich des mache, kannst die Hammerköpfe danach gleich wieder wegschmeißen :-D

Na, i bin koa Intonationsprofi, aber wenn ich mitunter das Ergebnis von einigen Kollegen sehe und höre...ja, da hätt ich des auch selber machen können. Intonation laß ich immer Cheffe machen, er ist da mit dem Hammerkopf ganz gut verwachsen.

Viele Grüße

Styx
 
Wenn ich des mache, kannst die Hammerköpfe danach gleich wieder wegschmeißen :-D

Na, i bin koa Intonationsprofi, aber wenn ich mitunter das Ergebnis von einigen Kollegen sehe und höre...ja, da hätt ich des auch selber machen können. Intonation laß ich immer Cheffe machen, er ist da mit dem Hammerkopf ganz gut verwachsen.

Viele Grüße

Styx

... macht bei euch in der Firma der Chef die Drecksarbeit?
 
Kenn mich im orgeln ned so aus - was ist ein Kernstecher?

Viele Grüße

Styx

... mit dem Kernstecher wird die Phase des Kernes mehr oder weniger an der vorderen Kante durch Stiche unterbrochen. Der klangliche Einfluss ist pro Stich mitunter enorm.
Hier das Beispiel für eine alte Pfeife (sieht schon etwas zerpfiffen aus)

Gruß
altermann
 

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