Ein dilettantisches Fiasko: der Einfluß des italienischen Kulturbetriebs auf die deutsche Sprache

  • Ersteller des Themas Bernhard Hiller
  • Erstellungsdatum

Ja, ich bin dumm und ungebildet und habe einen Scherz gemacht, über den Du nicht lachen kannst, weil Du zuviel Hintergrundwissen vor Dir herschiebst. Das haben wir jetzt alle verstanden.

Alle anderen durfen schmunzeln, wenn sie wollen.

Wenn ich jedesmal bei einem Witz, der etwas Physik beinhaltet, den ganzen Witz zerlegen würde, wäre ich der bekloppte, der soviel Physik studiert hat, dass er nicht mehr lachen kann.

Der Unterschied ist wahrscheinlich, dass niemand, der die Grenzen seiner Kenntnisse in Physik kennt und ernstnimmt, mit einer Kritikasterei begänne. Man würde sich vom Physikprofi ;-) belehren lassen und still sein.
 
Der Unterschied ist wahrscheinlich, dass niemand, der die Grenzen seiner Kenntnisse in Physik kennt und ernstnimmt, mit einer Kritikasterei begänne. Man würde sich vom Physikprofi ;-) belehren lassen und still sein.

Also, Witze bestehen ja oft darin, das überraschende Wendungen statt finden, Uminterpretationen gemacht werden oder Ebnen vermischt werden.

Ich habe in meinem Scherz bewusst Etymologie und Semantik vermischt:

Wenn ich mich an die etymologoschen Anfänge begebe, bin ich auch ein Profi:
profitēri: frei oder offen bekennen, gestehen

Also bin ich Profi, Dilettant und Amateur in einem. :-)

Auch für den linguistisch bewanderten könnte(!) die Scherzhaftigkeit daran erkannt werden, dass ich einen sogenannten 'Smilie' hinter meiner scherzhaften Aussage gesetzt habe.

Was aber linguistsch bewanderte nicht daran hindert, auf den Unterschied hinzuweisen, den ich ja gerade mit Absicht benutzt habe.

Das meinte ich mit 'Witz zerlegen'.


Das ist so wie mit dem Witz
Man stelle einen Mathematiker vor die Wahl: ein halbe belegtes Brötchen oder ewig Glückseligkeit.
Er wird das hlbe belgte Brötchen nehmen.
Nicht ist besser als ewigr Glückseligkeit, aber ein halöbes bekegtes Brötchen ist besser als nicht.

Ich stelle mir jetzt gerade vor, wie Mathematiker oder Philophen diesen Witz zerlegen. Ja, da wurden Eben durchbrochen, Wohlordnungsaxiome oder wasweißich verletzt Kategorienfehler gmeacht, Umdeutungen des Wortes 'nichts' gemacht oder wasweißich.
Aber ist verdammt nochmal ein Witz.

Etwaige Belehrungen darüber, dass meine Schlussfolgerung falsch ist, kann ich zwar entgegen nehmen (oder auch nict), ändert aber nix daran, dass - offenbar - meine Intention (Witz! Scherz!) vollkommen ignoriert wurde.


Ach, vergessen wir das, ich ziehe meinen Scherz zurück und alles Fachleute sind erleichtert, ihre kleine Welt ist wieder in Ordnung: Ich bin kein Profi. Zufrieden?

kopfschüttelnde Grüße
Häretiker
 
Man stelle einen Mathematiker vor die Wahl: ein halbe belegtes Brötchen oder ewig Glückseligkeit.
Er wird das hlbe belgte Brötchen nehmen.
Nicht ist besser als ewigr Glückseligkeit, aber ein halöbes bekegtes Brötchen ist besser als nicht.
Den kenne ich in ein wenig abgewandlter Version:
Nichts ist besser als heißer Sex.
Wichsen ist besser als nichts.
Also ist Wichsen besser als heißer Sex.

Analysieren wir das mal unter Zuhilfenahme der Mathematik, der Mikroökonomie und der komparativen Linguistik:

Der Mikroökonom bewertet Dinge gerne mit "Nutzenfunktionen". Im obigen Fall besteht der Nutzen im Spaß, den wir aus einer Aktion gewinnen. Wir könnten also eine "Spaßfunktion" ansetzen. Wenn uns x mehr Spaß macht als y, so gilt: f(x) > f(y).
Setzen wir also mal ein:
f(nichts) > f(heißer Sex)
f(Wichsen) > f(nichts)

und aus dem Transitivitätsgesetz folgt:
f(Wichsen) > f(heißer Sex)
Hm. Hat wohl nicht viel gebracht,

Wo hängt der Hammer? Mit dem Hammer der Fremdsprachen läßt sich das Thema erschlagen. Es gibt tatsächlich Sprachen (z.B. Malay, Thai), die keine Wörter für "nichts" (oder auch "niemand", "kein") haben. Wie müßte man die Aussagen dort ausdrücken? Es wird schwierig.
"Wichsen ist besser als nicht irgendeine Handlung ausführen." Das bringt uns schon einen Schritt zur "leeren Menge" (mathematisch "{}"), die ja auch nicht mal irgendein Element enthält. Also:
f(Wichsen) > f(leere Menge)
Und weiter:
"Es gibt nicht etwas, welches besser ist als heißer Sex." Das klingt schon fast so, wie es der Mathemtiker zu formulieren pflegt:
Es gibt kein x mit der Eigenschaft f(x) > f(heißer Sex).
Und schwupps ist das Problem mit dem Transitivitätsgesetz verschwunden.

Tja, gerade wenn es um nichts geht, sollte man auf die Details aufpassen.
;-)
 
Wie eigenartig, daß im Deutschen die Flasche klein und der Bottich groß, im Italiensichen aber il Fiasco groß und la bottiglia klein geworden sind.
:denken:

Was die Diminutive betrifft, hat schon das Vulgärlatein einen ungebremsten Hang zu ihrer Bildung, z.B. auris ("Ohr") > auricula > frz. oreille; genu ("Knie") > genoculum > it. ginocchio. Die diminutive Bedeutung der Suffixe ist dabei verlorengegangen. Ein fratello ist kein "Brüderle", eine sorella ist keine kleine Schwester (oder nicht notwendigerweise).

Den Bestand hat schon 1895 ein Amerikaner namens Frederic Cooper in einem monströsen Schinken zusammengestellt (Word Formation in the Roman Sermo Plebeius). Da kann man einige Aha-Erlebnisse haben.
 
Den größten Einfluss des italienischen Fußballs auf die Deutsche Sprache hatte wohl dieser legendäre Satz:

"Ich habe fertig!"
 
Meine Oma hat diese italienische Verwendung des Hilfsverbs auch in ihrem Sprachgebrauch. Wenn ich früher durchgefroren aus dem Schnee ins Haus kam, hat sie oft zu meiner Mutter gesagt: "Das Kind hat kalt!", was eine wörtliche Übersetzung von "Il bambino ha freddo" ist. Für mich war das damals ein völlig normaler Satzbau. :lol:
 
Wenn ich früher durchgefroren aus dem Schnee ins Haus kam, hat sie oft zu meiner Mutter gesagt: "Das Kind hat kalt!", was eine wörtliche Übersetzung von "Il bambino ha freddo" ist. Für mich war das damals ein völlig normaler Satzbau. :lol:

Das wäre hier in Aachen auch normaler Satzbau: "Ich hab kalt."

Weitere Merkmale, die einem Zugereisten auffallen:
- "Wir treffen uns um halb ein." (ohne s)
- "Das kann Dir überbrechen/überschneiden." (statt durchbrechen, durchschneiden)

Grüße
Häretiker
 

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