Gehts morgen auch noch? :D (Ich komme heute nicht mehr zum Klavier.)
Es ist wirklich eine schöne Beschäftigung, einfach Klänge und Klangfolgen auszuprobieren. Das nennt man schon "improvisieren"?
Manchmal habe ich jedoch den Eindruck, dass ich etwas ähnliches schon gehört habe, kann es aber nicht zuordnen.
Eigentlich war ich auch der Meinung, dass in der Zeit, in der nur so herumgespielt wird, nichts gelernt wird. Ich mache es trotzdem, weil es interessant ist und Freude macht. Auf das Gefühl für den Anschlag, wirkt es sich jedenfalls positiv aus.
Und vor allem kann ich dadurch Tasten benutzen, die sonst die nächsten Jahre nur verstauben würden. ;)
Grüße
Thomas
Ja, DAS nennt man schon "Improvisieren"... man kann es auch Klangforschung nennen oder sonst wie. Das Gefühl, dass in der Zeit, in der nur herumgespielt wird "nichts" gelernt wird ist absolut falsch. Es ist ein erlerntes Gefühl. Eltern neigeln - leider - dazu, ihren "klimpernden" Kindern genau DAs zu vierbieten mit dem Satz: "Nun spiel mal was vernünftiges" oder: übe lieber das, was Du auf hast!
Es ist jedoch erwiesen, dass die Besten Klavierspieler IMMER ein Drittel der Zeit am Klavier (mindestens, manche mehr als die Hälfte!!) nur so am Klavier herum gespielt haben, sie haben alte Stücke gespielt, die sie gut konnten oder sonst irgendwie Klangforschung betrieben. Wenn also jemand einfach so herum spielt lernt er oftmals MEHR als wenn er versucht "nur" das zu lernen, was im Moment gerade gefordert wird. Ich versuche das immer allen klar zu machen, die ihre Kinder bei mir haben: der Job der Eltern ist es, 300 000 mal das gleiche Stück zu hören und es immer wieder schön zu finden! (auch wenn es "Für Elise" ist...)!! Nichts motiviert mehr, als etwas wirklich zu können anstatt das neue Stück im halben Tempo zu stottern!
Ich habe immer regelmäßig "geklimpert" - in der Pubertät sicherlich auch, um meine Eltern zu ärgern, die sich durch den enormen Schalldruck über 150 Minuten durchaus belästigt fühlten und deshalb die Schonung der Klaviermechanik vorschoben um endlich ihre Ruhe zu haben. Aber so habe ich meine Technik ausprobiert und erfunden! Etwas anderes sind Chopin-Etuden am Ende des Tages auch nicht... man nehme ein technisches Thema, zB kleine Terzen, und mache damit intelligente Fingerübungen - und plötzlich fängt die Sache an zu klingen, man findet es schön und wiederholt es, versucht eine Modulation, die nicht klappt aber die einen in andere Ebenen führt, wo man bewusst vielleicht gar nicht hin gekommen wäre.
Daraus entstehen dann vielleicht die ersten Skizzen für kleine Kompositionen. Die müssen noch nicht "reif" sein oder genial, dann würde man sich direkt wieder ausbremsen und begrenzen, was leider oft passiert. Viele komponierende SchülerInnen haben ihre guten Ideen und ihren Spaß an dieser Sache verloren, weil die Umwelt und letztendlich sie selbst immer oberkritisch auf selbstgemachte Kompositionen reagiert (wie ich auch hier im Forum schon erleben durfte). Ich finde diese Haltung einfach bescheuert: anstatt zu ermutigen immer sofort zu kritisieren (kennt das Mädel denn auch noch eine andere Tonart als D-Moll? Kann die linke Hand denn nicht mal etwas anderes als gebrochene Akkorde spielen usw... usw.)
Ich finde jeden Ton, der (improvisiert) gespielt wird grundsätzlich immer erst einmal toll und freue mich darüber! Das ist keine unkritische Meinung, sondern nur der rote Teppich, auf dem die Ideen willkommen geheißen werden. Mehr nicht. Stärkere Ideen werden schwächere Ideen automatisch verdrängen, nur: wenn man nicht gewöhnt ist, Ideen willkommen zu heißen, kann man die stärkeren Ideen als solche nicht mehr erkennen und verwehrt ihnen die Existenzberechtigung weil man auf die "Königsidee" wartet. Da passiert es leicht, dass man die Prinzen nicht erkennt...