Liebe Klavierfreunde,
meinem Klavier geht es prima und ich wollte einen kurzen Erfahrungsbericht, jetzt nach über 3 Jahren, zum Besten geben:
Zunächst ist zu sagen, dass sich das Steinway Haus Düsseldorf seinerzeit sehr bemüht hat das Problem mit dem schlecht klingenden Übergang in den Griff zu bekommen. Es wurde versucht die Saiten neu zu spannen. 1 Saite wurde auch ausgetauscht. Ich meine das H. 3 verschiedene Steinway-Techniker haben sich am Intonieren probiert. Ablauf immer der gleiche: Alle stachen an ähnlicher Stelle mit der Nadel. Der Ton wurde dadurch schon mal etwas zurückgenommen, blieb aber vom Charakter immer gleich. Zufrieden konnte man mit dem Ergebnis immer noch nicht sein. Immer noch bauooooohhh (Maultrommel).
Hinzu kamen scheppernde Resonanzgeräusche aus dem Deckelscharnier. Dort probierte ein Steinway-Techniker mit "Kartonringen" (Ich meine die kamen sogar von Steinway) jede 2. Schraube derart zu hinterlegen, dass der Messingstab auf Spannung kommt und weniger scheppert. Gebracht hat es leider nur wenig. Nach kurzer Zeit war das störende Scheppern wieder da.
Dann kam ein großartiger Zug vom damaligen Leiter des Steinway-Hauses, wofür ich ihm heute noch dankbar bin: Er schickte mir doch tatsächlich einen Techniker der Konkurrenz. Das will was heißen! Frei nach dem Motto: "Das ist der beste hier in der Region. Wenn er das nicht schafft, dann keiner." Es handelte sich um einen selbstständigen Klavierbaumeister, zum damaligen Zeitpunkt noch mit eigenem Klavierhaus, der auch für die großen Namen die Instrumente stimmt.
Was soll ich sagen, ein absoluter Glücksfall. Da macht jemand keine Arbeit, sondern der Impuls des Handelns ist Liebe, ist Leidenschaft. Er baute sofort eine Beziehung zum Instrument auf und sprach mit ihm. Haltet mich für verrückt, es war so. Auf den Übergang aufmerksam gemacht, sagte er sofort: "Ja, der Ton singt nicht! Er macht ooooooohhhhh. Er sollte aber wie die anderen aaaaaaaaaaahhhhhh machen." Wow, ja das traf es genau. Aber so pointiert hätte ich das nicht ausdrücken können, bzw. überhaupt wahrnehmen können. Wie ein leicht zerstreuter Professor wühlte er in seinem Köfferchen und hielt eine Flasche in die Luft. "Kollodium!" Es wurde gerieben, getränkt, gehämmert und der Ton machte aaaaaaaaaaahhhhh und macht es bis heute.
Da gerieten die Scheppergeräusche des Scharniers schon fast zur Nebensache. Aber auch hier zeigte sich der wahre Meister: Er meinte, dass es ungünstig sei jedes 2. Loch mit einer gleichartigen Scheibe zu unterlegen, da dies wieder eine Regelmäßigkeit reinbringt. Ein Klavier sei aber nicht regelmäßig. Also wurde scheinbar wahllos Karton in Fetzen gerissen und an scheinbar wahllosen Stellen unter der Scharnierverschraubung positioniert. Zwischendurch noch etwas Spucke. Bums, Ruhe im Karton, bis heute!
Zum Schluss dann noch mal eben das Klavier 3-4 cm schräg zur Wand verrückt, weil "die Bässe bei paralleler Ausrichtung des Klaviers zur Wand zu sehr im Porenbeton wummern" und ich war geflasht.
Mein Klavier hörte sich also so gut an wie nie zuvor. Der Übergang noch nicht perfekt, aber prima und man blieb nicht mehr beim Spielen psychologisch an diesen Tönen hängen. Ich habe danach noch 2 mal eine Jahres-Stimmung von besagtem Klavierbaumeister durchführen lassen. Die letzte im Frühjahr 2012, da wurde der Übergang noch etwas "feinintoniert" mit, jetzt haltet Euch fest, HAARSPRAY. Leider ist es sehr schwierig geworden, eine Stimmung von ihm zu bekommen, da er eine leitende Stelle bei einer Klaviermanufaktur übernommen hat und damit nicht mehr so häufig in meiner Region unterwegs ist.
Was soll ich noch sagen? Ich spiele mal ein paar Tage am Stück, dann sind auch schon mal ein paar Wochen Pause. Ich bin hochzufrieden mit meinem Instrument. Die Stimmung ist jetzt eigentlich überfällig, das merkt man dann auch dem Übergang wieder an. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass das Steinway da ein Sensibelchen ist. Stimmhaltung? Na ja. Damals meinte ich zu Steinway, dass das ja wohl nicht sein kann. Nach ein paar Tagen hörten sich die Bässe schon wieder anders an. Ich bin da aber auch sehr sensibel, bzw. durch die Tonfülle mit so viel Nuancenreichtum wird dies so präsent. Ein Steinway-Techniker meinte, ja so 2-3 Monate sollte es doch mindestens die Stimmung halten. Ob die Stimmwirbel halten, sollte schon in der Werkstatt von Steinway Düsseldorf geprüft werden. Ich hatte abgelehnt, weil ich mein Instrument nicht hergeben wollte und auch nicht diesem Transport aussetzen wollte. Das war noch alles bevor besagter Klavierbaumeister eingeschaltet wurde.
Und auch bei diesem Thema ging mir in seiner Anwesenheit ein Licht auf. Ich fragte ihn, wie schnell denn sich so ein Instrument verstimmt. Seine Antwort: "Es beginnt, wenn ich die Türe raus bin!"
Eigentlich logisch.
In diesem Sinne
Mister G
P. S.: Irgendwann werde ich noch Klangproben posten. Vielleicht nach der nächsten Stimmung. We'll see...