Welche Tonleitern lernen?

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Bitte fange nicht an, jetzt diese Tonleitern zu üben. Es wäre [...] fernab von dem, was Musik ist!

Außer, wenns um Paganini-Capricen geht :coolguy:. Das sieht doch auf dem Notenblatt wirklich aus wie "mit Lineal schräge Linien durch die Notenlinien gezeichnet, an jedem Zwischenraum und auf jeder Notenlinie eine zur angegebenen Tonart passende Note (besser jeweils 1/32 oder 1/64 als lahmarschige 1/16), und das dann Prestissimo vivacissimo molto furioso, a.k.a in irrsinniger Geschwindigkeit rauf und runter".

OK... ob das (zumindest: hörenswerte) Musik ist, sei dahingestellt :coolguy:.

Für meine Banausenohren klingen Paganini-Capricen (und teils auch die Kadenzen aus seinen ansonsten durchaus mit Genuss hörbaren (!) Violinkonzerten) jedenfalls wie "Tonleiterüben in einer Geschwindigkeit, bei der eigentlich Rauchwölkchen aus dem Instrument aufsteigen sollten, aber ohne jeglichen musikalischen Inhalt".

SCNR ;-):005:
 
Aber Saiten...
Die hat auch nicht so doofe schwarze und weiße Tasten, wo man sich verheddern kann.
Aber Saiten!! :lol:

Für meine Banausenohren klingen Paganini-Capricen (und teils auch die Kadenzen aus seinen ansonsten durchaus mit Genuss hörbaren (!) Violinkonzerten) jedenfalls wie "Tonleiterüben in einer Geschwindigkeit, bei der eigentlich Rauchwölkchen aus dem Instrument aufsteigen sollten, aber ohne jeglichen musikalischen Inhalt".
Wir waren mit den Schwiegerleuten mal in einem Konzert, und es wurde ein recht anspruchsvolles Geigenkonzert zum Besten gegeben. Es war etwas anstrengend anzuhören, und der Schwiegervater (klassischer Musik eigentlich sehr zugewandt) sagte danach: "Der hat jetzt aber fast erfolgreich versucht, seine Geige zu zersägen!"
 
Über Paganini kann man ja mal herziehen ... is ja schon tot, also störts ihn nicht mehr.

Ich habe einige der Capricen op. 1 für die E-Gitarre bearbeitet Z.b. 24 (ist obligatoisch),1, 5, 6 ... als nächstes kommt dann die 11 ... und daher sage ich euch als Experte, dass das alles andere ist, als einfach hingerotzte Skalen in irrsinniger Geschwindigkeit. Wenn jemand sich Mühe gibt, kann das sogar richtig schön klingen und mitreißen.
Zu sehr vielen passt das von @Nihil Baxter gezeichnete Bild auch ganicht ... vielleicht hatte der nur das Pech, dass moderne Geiger Paganini gerne verhunzen, indem sie ihn für Geschwindigkeitswettbewerbe nutzen. Natürlich kommt da die Musik zu kurz, denn um die gehts dabei halt nicht ... es geht um bpm-Maximierung.
Vielleicht hat er auch einfach nie Paganini-Capricen gehört, die ihm gefallen haben ... vielleicht findet er Virtuosität auch einfach doof (das gibts ja auch ... vor allem weil sich Virtuosen ja auch irgendwie "immer produzieren müssen").

24 Caprice op 1 als Playlist mit Noten zum Mitlesen.

Natürlich lebt Paganini auch von Geschwindigkeit. Aber es ist eben weit mehr, als "Geläufigkeit bis zum Erbrechen und in irrssinig schnell".
Tonleitern spielen selbstverständlich auch eine große Rolle ... wo ist das nicht so?

Ich finde es jedenfalls unglaublich, was Paganini mit nur einer Geige so alles angestellt hat ... stellenweise klingen die Stücke aus op. 1 fast so, als säße da ein Streichquartett ... aber es ist nur eine einsame Violine.

Und wenn ich die Wahl zwischen Paganini und Lindsay Stirling habe, dann wähle ich sehr sicher Paganini. Aber ich bin bei den Interpreten dann auch wählerisch (aber ich merke mir ihre Namen meist nicht), und mache schnell aus, wenn es mir nicht gefällt.
 
Apropos Paganini, es gibt von George Thalben-Ball die "Variations on a theme by Paganini for organ pedals". Ich weiß, wir sind mit dem Faden nicht im Orgel-Forum, aber wenn es schon thematisch herummäandert, dann erwähne ich das einfach mal.

Falls es jemanden interessiert, hier ist eine Aufnahme davon:
 
Au ja, lasst uns ein wenig über Geschmack streiten.

Mir gefallen auch lange nicht alle Capricen aus Op.1 .. in einem durch kann ich mir das auch nur anhören, wenn es im Hintergrund läuft, aber das gilt genauso für Chopin- oder Bach-Playlists ... zu viel und zu gleichförmig.

Überlegt euch mal, wie ihr ganz allgemein zu Virtuosität steht ... und dann überlegt euch, was ihr besonders gut könnt, und womit ihr daher auch die besten Chancen hättet, es in 32teln über die ganze Klaviatur zu jagen und das Publikum damit in fassungsloses Staunen zu versetzen.
Bei Paganini fasziniert mich auch weniger die Geschwindigkeit, als die Mehrstimmigkeit ... das ist auf einem Saiteninstrument nämlich eine ganz andere Nummer ... am Klavier gibts das im Vergleich dazu quasi geschenkt. Darin zeigt sich meiner Meinung nach Paganinis Virtuosität viel besser, als in Skalen und Akkordaufschlüsselungen in "lächericher Geschwindigkeit" (Spaceballs).

@brennbaer
Wenn man Solo-Violine nicht mag, dann ist Paganini einfach falsch.
Darf ich mal Fragen, was du von J.S. Bachs Cellosuiten hältst?
 
Zuletzt bearbeitet:

Um es einfach auszudrücken: Es kratzt und ist schief.
 
Ich muss unbedingt mein „Quartett für Drei Querflöten und Schiefertafel“ fertigstellen.
 
Überlegt euch mal, wie ihr ganz allgemein zu Virtuosität steht ...

Als Mittel zum Zweck - OK, wenns für anspruchsvolle und musikalisch attraktive Stücke (von mir aus späte Beethoven-Sonaten, Chopin-Sonaten etc.) nötig ist. Als Selbstzweck, um der Welt zu zeigen, wie technisch brillant man ist - und das war vielleicht auch ein ganz klein bisschen Herrn Paganinis Motivation beim Komponieren - , wenns musikalisch, ähm, eher dünn ist - nein danke.

und dann überlegt euch, was ihr besonders gut könnt, und womit ihr daher auch die besten Chancen hättet, es in 32teln über die ganze Klaviatur zu jagen und das Publikum damit in fassungsloses Staunen zu versetzen.

Selbst wenn ichs könnte - reizt mich nicht die Bohne.

Mal aus der "Klassik" i.w.S. raus und in die Rockmusik:
War Jimi Hendrix so genial, weil er so schnell gespielt hat? Sind die Gitarrensoli von Hotel California (Joe Walsh/The Eagles) oder Comfortably numb (David Gilmour/Pink Floyd) so toll, weil sie so schnell sind?

Wenn ich mir dagegen irgendwas von Yngwie Malmsteen anhöre (und ja, hab ich)... gaaaaaanz toll schnell, aber für - ich wiederhole mich - meine Banausenohren sterbenslangweilig *gähn*.

Nix für ungut. Über Geschmack kann oder soll man ja angeblich nicht streiten - also alles gut hier :003:.
 
… sprach der Fuchs zum Raben, als ihm die Trauben zu hoch hingen.
Wir hatten hier ja vor einer Weile schon einmal so eine Diskussion. Kann es nicht einen Konsens? Ist man nicht in erster Linie Musiker und dann kommt das Instrument mit seinen technischen Möglichkeiten (und Unmöglichkeiten)? Ist Virtuosität nicht wünschenswert, solange sie eine musikalische Idee transportiert?
 
"Virtuoso" bedeutet doch erst mal nichts anderes als Meister.
Es spricht nichts dagegen, wenn ein professioneller Musiker sein Instrument meisterhaft beherrscht. Das macht schließlich jeder stinknormale Handwerker. Sieht ja auch doof aus, wenn jeder zweite Nagel krumm wird. :-D

Um im Bild zu bleiben: Man kann einen hässlich konstruierten Schrank noch so meisterhaft zusammenzimmern; er wird hässlich bleiben. Von daher hat für mich Virtuosität nichts mit Komponieren zu tun. Ausgenommen rein zu Übungszwecken erdachte Stücke, um die Virtuosität zu erlangen (nichts anderes sind für mich diese Paganini-Brecher). Auch das gibt es im Handwerk (z.B. diverse Musteraufbauten, die ansonsten keinen Zweck haben und hässlich aussehen).
 
Zuletzt bearbeitet:
War Jimi Hendrix so genial, weil er so schnell gespielt hat? Sind die Gitarrensoli von Hotel California (Joe Walsh/The Eagles) oder Comfortably numb (David Gilmour/Pink Floyd) so toll, weil sie so schnell sind?

Gegenbeispiel aus dem Jazz:
Waren Charlie Parker, Dizzy Gillespie, John Coltrane und Michael Brecker so toll, weil sie langsam spielten?

Wenn man schnell spielen kann, hat man einen Parameter mehr, um sich ausdrücken zu können.
Wie immer: Kann man machen, muss man nicht, ist aber auch nicht verboten.

Zwischen Achtelketten bei 400bpm und Organ2/ASLSP ist viel Spielraum.

Grüße
Häretiker
 

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