Ich habe mich wie
@Alter Tastendrücker noch nie aufgewärmt. Ich fange aber auch nicht sofort mit op. 10 oder Mazeppa an. :D
Weil ich nur privat Gewichte stemme oder jogge und nicht als Leistungssport, muss ich mich davor nicht aufwärmen, sollte nicht dehnen und mich auf den Sport vorbereiten? Auch nach dem Klavierspielen mache ich Übungen an der Wand, um meinen Rücken wieder gerade zu kriegen.
Das hängt zwar auch vom Gesundheitszustand ab und vom Alter, aber ich glaube, wenn man meint, ein Hobby ist weniger anstrengend, nur weil es ein Hobby ist, scheint mir das der falsche Weg zu sein. Für einen Anfänger ist eine Tonleiter so anstrengend wie für einen Profi Rach 3. Und dem sollte man Rechnung tragen. Oder man ist schnell verletzt.
Klavierspielen ist nicht zu vergleichen mit dem Stemmen von Gewichten, mit Kraftsport. Es ist eine anstrengungslose Tätigkeit, die vorrangig von Leichtigkeit geprägt ist, nicht von Kraft! Beim Joggen wirkt das ganze Körpergewicht auf die Muskeln, Sehnen, Gelenke - es ist sehr sinnvoll, sich da aufzuwärmen. Beim Klavierspielen sind es bei einer Taste etwa 50g.
Auch wirklich schwere Stellen, bei denen viele Töne schnell und laut klingen sollen, bei denen auch die Ausdauer geübt werden muss (Suggestion von Prokofieff, Toccata Schumann ...,) erfordern Leichtigkeit und die Nutzung von Schwüngen. Eine Tonleiter zu spielen sollte niemals körperlich anstrengend sein, sonst stimmt die Technik nicht! Was du schreibst, liebe Annaklena, stimmt mich bedenklich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Klavierspieler, die so vom Klavierspiel schreiben, auch so spielen. Wenn man mit Leichtigkeit spielt und nicht gleich mit den schwersten Stellen anfängt, was aber je nachdem auch sinnvoll sein kann, kann man sich nicht verletzen.
Du hast aber auch geschrieben, dass du gesundheitliche Probleme hast. Da du offensichtlich das Bedürfnis hast, dich aufzuwärmen, kannst du das tun, aber auf andere Weise.
1. Versuche, mit dem Aufwärmen deine Körperwahrnehmung zu stärken. Zunächst nicht am Klavier, sondern mit Körper- und Atemübungen wie Feldenkrais, Alexandertechnik, Yoga (z.B. Sonnengruß, wenn das geht). Bringe deine Atmung, deinen Körper, die Verhältnisse von Spannung und Entspannung in ein Gleichgewicht, in eine Balance. So dass du dich gewärmt, gelöst und wach dann ans Klavier setzt.
2. Wenn du dann willst, könntest du einige wenige Übungen machen. Und zwar zum Einsatz des Arms! Diese Übungen würden dir Impulse für eine sinnvolle und zweckmäßige Klaviertechnik geben. Keinesfalls Hanon und Co, denn die verstärken nur die Dinge, die dir das Klavierspielen im wahrsten Sinne des Wortes schwer und anstrengend machen.
3. Sehr sinnvoll ist auch ein Aufwärmen der Ohren! Du könntest mit Improvisieren anfangen. Einfach ein paar Zufallsklänge spielen mit Pedal, sie auf dich wirken lassen. Mal diese Töne, mal jene, lauschen, fühlen, atmen, entspannen. Wo hörst du Dissonanzen, wo Konsonanzen? Dann mal ein paar Intervalle hören und spielen. .........
Dann bist du gut vorbereitet, daran zu arbeiten, woran du arbeiten möchtest.
Eine leider sehr verbreitete Haltung beim Üben ist die, das, womit man Probleme hat, immer und immer wieder in gleicher Weise zu wiederholen. Wenn man z.B. Schwierigkeiten bei Läufen oder Tonleitern hat, denkt man, man müsse einfach mehr Läufe und Tonleitern üben. Wenn man dabei aber nicht herausfindet oder ändert, WARUM man diese Schwierigkeiten hat, werden sie sich leider nie ändern. Etwas Falsches verbessert sich nicht mit mehr Falschem.
Sehr oft liegen diese Schwierigkeiten an einer fingerzentrierten Auffassung, bei der man den Arm wenig bis gar nicht nutzt. Man neigt dazu, viel zu viel Gewicht zu nutzen, viel zu viel Kraft aufzuwenden und die sehr sensible und sehr notwendige Balance von Spannung und blitzschneller Entspannung nicht umzusetzen. Man drückt.
Beim Klavierspielen geht es um Koordination! Wenn man Läufe und Tonleitern richtig spielt, ist es durchaus sinnvoll, daran weiter zu arbeiten. Zum Beispiel über Passagen bei Mozart, Scarlatti, Bach .... . Eigene Übungen zu kreieren (Sätzchenspiel) ist auch sehr sinnvoll, weil das Ohr immer dabei ist.
Was nun für dich genau passt und sinnvoll ist, ist in einem guten Klavierunterricht zu klären.
Liebe Grüße
chiarina