Warum dann Quintenzirkel???

Zu den auftaktigen Bindungen noch kurze Anmerkungen:
1. Ist das bei Clementi der Urtext?
2. Clementi lebte bis 1832, ist er im Ganzen noch typisch für die Klassik?
3. Man findet auch bei Mozart oder Haydn - als special effect ' - durchaus auftaktige Bindungen!
4. Wollen wir überhaupt stilistisch einigermaßen sauber spielen, oder lieber alles schön romantisieren?
 
Eben, das sind "special effects" und als solche dann auch immer bezeichnet. Wo sowas nicht explizit notiert ist, ist es in aller Regel auch nicht angebracht.
 
Mich würde mal folgendes interessieren. Was denkt sich der gelehrige, aber theoriebefreite Klavierschüler, wenn er erstmals auf folgende Passage stößt:

Den Anhang 68319 betrachten

  • Häh, wieso plötzlich statt Des ein Cis, warum statt B ein Ais?
  • Was hat der Notist da geraucht?
  • Der Wolferl wird schon wissen, was er da gemacht hat.
  • Oh, das ist mir gar nicht aufgefallen.
  • Ich frag meinen Klavierlehrer !
Und was antwortet der Klavierlehrer zum theorieunwilligen Schüler?
  • "Schnauze, spiel was da steht und gut ist."
Oder wie soll ich mir das vorstellen?
Der gewöhnliche Klavierschüler stellt sich gar nicht diese Fragen.

Er will einfach nur, dass er mit seinen Fingern irgendwie hervorruft, dass es sich einigermaßen so wie vorgesehen anhört.
Allenfalls fragt er den KL, was er machen muss, damit Passage X nicht "hakt".

In dieser Hinsicht sind gewöhnliche "Klassik"-Schüler im Prinzip nicht besser als irgendwelche Leute, die sich auf Youtube Tutorials angucken und sich dadurch "River Flows in you" "draufschaffen".

"Theoriewilligkeit" kann NUR dadurch erzeugt werden, dass Musik gespielt und im Unterricht durchgenommen wird, bei der von vornherein "Theorie" unbedingt gebraucht wird - also Lieder selber begleiten (nach Akkordsymbolen oder frei harmonisiert), improvisieren, komponieren. Der Schüler muss etwas geil finden und spielen wollen, zu dem aber Theoriewissen unbedingt erforderlich ist.
 
Beethoven Finale op.28, Kopfsatz op.57, Bagatelle Nr.1 op.126 - - der Ludwig machte diese "special effects" offenbar in jeder Schaffensphase ganz gern ;-)
Nicht nur der - ich habe einfach mal in den Streichquartetten von Haydn geblättert, auch dort nicht nur ein special sondern ein very frequent effect. Ob Haydn, Mozart, Beethoven usw. wirklich immer genau bezeichnet haben, wenn sie solche Bindungen wollten, ist schwer zu beurteilen. Wahrscheinlich kann man auch unbezeichnete Stellen finden, wo solche Bindungen zumindest musikalisch sinnvoll sind.
 
Ich bin hoch motiviert. Wenn da nur nicht der normale Broterwerb wäre, der so viel Zeit in Anspruch nimmt. :-|
 
Sahnetorte! An besten Schwarzwälder Kirsch! Und dann mit Fettfingern ans Klavier!
 

Ich habe es ausprobiert, aber ehrlicherweise bevorzuge ich es, nüchtern Klavier zu spielen.
 

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