Tragfedern bei Flügel-Hebegliedern

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agraffentoni

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Selbst beim Hamburger Premium-Hersteller wurde das Thema nicht durchgängig gleich behandelt. So findet man man ältere Instrumente mal mit und mal ohne Tragfedern, manchmal auch nur im Bass. (gesehen an einem B von 1928 )
Von den Herzfedern kenne ich, daß sie von Zeit zu Zeit nachgespannt werden müssen.
Wie verhält es sich mit den Tragfedern?
Diese sollen ja die Masse in der Mechanik geringer halten, -> weniger Blei in den Tasten, aber bleibt die Federkraft über Jahrzehnte konstant?
Eine Veränderung bedeutet, daß der Flügel mit der Zeit schwerer geht?

Auf erhellende Antworten der Spezialisten ist gespannt:

Tonius agraffinae
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe an meinem kleinen Schröther Flügel Tragfedern... ich habe sie so eingestellt, dass ich überall ein annähernd gleiches Spielgewicht habe. Ausgehend davon, dass die Tasten irgendwann mal korrekt ausgebleit worden sind, hatten die Federn schon deutlich nachgelassen. Und nach Neujustierung spielte sich der Kleine sehr angenehm. Ich denke die Tragfedern helfen dabei, die unterschiedlichen Hammergewichte auszugleichen. So sind einerseits die Tasten für sich korrekt gewichtet und die Hebeglieder mit Hammer "wiegen" auch in etwa dasselbe. Es wäre mal interessant zu erfahren, ob und wie sich das Spielgefühl unterscheiden würde, wenn man anstatt der Tragfedern die Tasten anders ausbleien würde um auf ein gleichmäßiges Spielgewicht zu kommen.

LG Georg
 
Hallo Agraffentoni,

Tragefedern haben den Nachteil, dass sie während der Bewegung den Spannungszustand verändern. Es werden zwar Bleigewichte eingespart, doch stets erkauft mit sich veränderndem Niedergewicht, je nachdem an welcher Stelle der Abwärtsbewegung gemessen wird. Die Taste ist so gesehen anfangs leichter und nach unten hin wird sie schwerer.

Ein weiterer Nachteil der Tragefedern besteht im Verziehen des Holzes, welches einseitig verwunden wird, da die Feder kaum mal mittig sitzt. Daraus entstehen auf längere Sicht Probleme, hauptsächlich bei der Exaktheit der Achsgängigkeit.

Feineres Spielgefühl zeichnet sich nicht nur durch weniger bewegter Masse aus sondern auch durch gleichbleibendes Niedergewicht bis zum Tastengrund, was aber konstruktionstechnisch bei kurzen Tasten auf Grenzen stößt.

Wenn die Hebel-Berechnung der Konstruktion Tragefedern mit einschließt macht es keinen Sinn, diese zu entfernen und statt 3-4 Stk. hinterher 5-6 Stück Blei zu verarbeiten. Mit grundlegenden Änderungen, wie Piloten versetzen, Hebegliedangriffspunkt und/oder auch Stoßzungenneigungswinkel und vielleicht etwas leichtere Köpfe kann man bei manchen Mechaniken tatsächlich die Federn entfernen bzw. Federlose Hebeglieder verbauen.

Ein klarer Vorteil der Tragefedern ist die nachträgliche Einstellbarkeit des Niedergewichtes ohne neu zu bleien. So kann man in kurzer Zeit Unregelmäßigkeiten durch Änderung der Federspannung ausgleichen.

Fabriksverbaute Tragefedern haben oft verschiedene Stärken. Im Bass stärker, Mittellage und Diskant schwächer, oben fehlen sie manchmal ganz.

LG
Michael
 

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