Hallo Lisztomanie,
habe mir den ersten Satz deiner Symphonie jetzt schon zweimal angehört. Man hört, dass du nicht nur Harmonielehre, Stimmführung, Sonatenhauptsatzform usw. beherrschst (vielleicht sogar verinnerlicht hast), sondern auch eine echte Erfindungsgabe für Melodien und Harmonien besitzt, einen Sinn für Steigerungen, dynamische Differenzierungen und Variationen.
Mir hat z. B. die Steigerung in den Takten 12, 13, 14 und die dann zum zweiten Thema überleitenden Takte sehr gefallen. Gerade an solchen Stellen zeigt sich m. E. dein Können. Ich habe mir schon einige Kompositionen von Komponisten, die noch ihr Handwerk lernen, angehört, und muss sagen, dass vielen an solchen Stellen nichts ähnlich Gutes einfällt. Positiv möchte ich auch den Ansatz von Polyphonie in den Takten 44-50 hervorheben.
Du könntest das Hauptthema vielleicht noch etwas abändern, indem du den zweiten Ton zu einem punktierten Achtel, und dann zwischen ihn und den dritten Ton noch ein Sechzehntel (selbe Tonhöhe) einfügst. Dann hättest du einen Marschrhythmus, wie ihn Mozart oft verwendet (z. B. in den Hauptthemen der Klavierkonzerte KV 415, 451, 453, 456, 459). Aber das ist nur so eine Idee, nicht zwingend.
Kritisch fällt mir eigentlich nur ein, dass ich (ganz subjektiv) die Takte 68-74 ein wenig als Stilbruch empfand: Es klingt auf einmal sehr romantisch im ansonsten frühklassischen Umfeld. Aber das schmälert nicht den äußerst positiven Eindruck, den ich von deinem Werk habe.
Ich bin gespannt auf weitere Proben deines Schaffens!
Liebe Grüße
Zoel