Satzpausenklatscher

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Bernhard Hiller

Bernhard Hiller

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"Heute sind mal wieder viele Sponsorenkarten-Inhaber da: die klatschen immer in der Satzpause", sagte mir mal ein anderer Zuhörer vor einiger Zeit.

Aber...

Werde ich da empfindlicher? Oder geht da eine neue Seuche um?

Letzte Woche, Kurhaus Wiesbaden, Konzert des Hessischen Staatsorchesters. Klatschen in allen Satzpausen einer Brahms-Symphonie. Nach der Pause Elgars Enigma-Variationen. Natürlich klatsch-klatsch in der ersten Pause. Oh Gott, wie soll das weiter gehen? Der Dirigent wandte sich dem Publikum zu und gab Zeichen, bitte nicht zu klatschen. Und die Leute haben sich bis zum Ende dran gehalten. Aufatmen, das hat immerhin noch funktioniert.

Gestern abend, Alte Oper Frankfurt, Konzert des hr-Sinfonieorchesters. Klatschen in den Satzpausen des Violinkonzerts von Britten. Nach der Pause die Planeten von Holst. Oh sch...: tatsächlich in jeder Pause Geklatsche. Hat mich schon genervt.

Das war doch früher nicht ganz so danaben, oder? Daß hie und da mal in einer Pause ein wenig geklatscht wurde, gewis, das gab's. Aber diese Menge? Oder täusche ich mich da?
 
Solange sie nicht sogar in Generalpausen innerhalb eines Satzes gleich losklatschen, geht's doch noch...
 
Oder im Takt mit klatschen.😁:011:
Hatte ich gerade, war aber beim Eiskunstlauf, da passte es.
 
Das war doch früher nicht ganz so danaben, oder?

Meines Wissens war es früher üblich. Wurde früher während klassischer Konzerte nicht sogar geredet, gegessen oder vor lauter Begeisterung mit Sitzkissen geworfen ?!


Vermutlich nicht, denn wir konzentrieren uns auf die Musik und unerwarteter Applaus stört da nur (mich auch). Vermutlich verliert manch einer - vor lauter Begeisterung über die mitreißende Musik - die Impulskontrolle und kann daher nicht an sich halten.

Hier ein amüsanter Bericht zum Thema.
 
Es gibt vereinzelt wohl eine Tradition: immer nach dem 1. Satz des Violinkonzerts von Tschaikowsky.:-)

Klassischer Verklatscher: nach dem ultrafuriosen dritten Satz der Pathétique von Tschaikowsky :angst:
 
Ich war letztens bei einem Orchesterkonzert und bei einem Walzer wurde während des gesamten Stücks im Takt geklatscht. Ich bin vor Scham im Sitz heruntergerutscht.
 


Interessant ist auch, wann man klatscht. Das sogenannte "white people clapping" (v.a. europäisch, so habe ich zumindest gelesen, nachdem ich das als suchbegriff eingab) passiert im Takt auf 1 und 3. In anderen Kulturkreisen auf 2 und 4.



Im 2. Video versuchen 2 Menschen, auf 1 und 3 zu klatschen, obwohl sie auf 2 und 4 gewohnt sind, und haben anfangs arge Probleme😀 während für mich auf 2 und 4 komisch wirkt. Aber am besten gar nicht klatschen
 
Beim (Wiener) Walzer würde das Klatschbupkilum Sachkenntnis beweisen, klatschte es stets auf die 2.
 
Der Applaus ist das Brot des Künstlers. Und dann hat er noch nix getrunken... :-D
 

Für fortgeschrittene Klatscher:

 
Nein, Harry Potter in Concert :p ich weiß, da ist halt nicht das klassische Orchester-Konzert-Publikum und die "Formalitäten" eines solchen Besuches den Menschen nicht geläufig. ABER! So kommen auch Menschen mit Orchestern in Berührung, die sonst nicht zu einem solchen Konzert gingen. Und vielleicht finden sie somit ja den Zugang 🐍und nebenbei hat ein Mitlglied der Familie Longbottom durchs Programm geführt! So britisch 😀

Wer Harry Potter doof findet, ist ein Muggel 🤷‍♀️🧙🏻‍♂️
 
@Sabrina-von-der-Ostsee
Was ist den bitte ein Muggel?
 
...für die Nicht-Muggel unter uns antworte ich mal mit einem Zitat 😀

"Der, der fragen muss, der wird es nie wissen. Für den, der es weiß, genügt eine Frage." :D

(Für die Muggel unter euch: das sind die Nicht-Magier im Harry Potter-Universum 😉)
 
Der wahre, von den Klängen euphorisierte, Musikfan klatscht wie im Rockkonzert vom ersten Takt an laut mit.
In der Oper wahlweise lauthals mitsingend.
 
Ich finde das ein ziemlich elitäres Getue, auf die Satzpausenklatscher herabzuschauen. Da darf man also nur in ein Konzert, wenn man genau weiß, dass es sich um eine Satzpause handelt, also die Literatur kennt; vulgo: ein "gebildeter" Mensch ist.

Was ich aber wirklich schlimm finde, ist, wenn man ein Stück nicht wirklich ausklingen lässt. DAS hat nämlich wirklich etwas mit Musikempfinden und Musikgenuss zu tun, während das Erkennen von Satzpausen lediglich angelerntes Bildungsbürgertum ist.
 
War es nicht Gustav Mahler, der das Klatschen zwischen den Sätzen in die Schmuddelecke gepackt und dem Publikum abgewöhnt hat? Applaus ist Interaktion mit dem Publikum, was keineswegs die „Einheit des Werks“ zerstört. Sogar der frühere Präsident der Hamburger Musikhochschule H. R. setzte sich in einem Interview für die Tradition des Klatschens während der Satzpausen ein.
 
Das sehe ich genauso @fisherman . Ich war zu Weihnachten auf meinem 1. Klavierkonzert und kannte viele der Stücke gar nicht, hab also brav bis zum Ende des Stückes gewartet und meist an der Reaktion des Pianisten gesehen, wann er fertig war 😅 und dann einfach mit den anderen mitgeklatscht.

Was mich aber tatsächlich nervt sind Im-Takt-Klatscher WÄHREND des Stückes, was ja gern zb bei Walzern gemacht wird. Das finde ich respektlos. Die Musiker im Orchester haben sich wochenlang, vllt sogar monatelang, auf die Stücke vorbereitet und das Publikum entscheidet, einfach ihre Hände als Zusatzinstrument einzusetzen und damit die Musik total zu übertönen. Im-Takt-Klatscher finde ich furchtbar. Lasst doch die Leute spielen 🥲

In meinem Fall war es natürlich kein klassisches Orchesterkonzert und das Im-Takt-Geklatsche ist vllt dieser Tatsache geschuldet gewesen. 🤷‍♀️
 

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