Rettet Seiler!

  • Ersteller des Themas Klavierbaumeister
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Die Dübel verhindern lediglich, daß die Wirbel beim Stimmen zu sehr federn. Ausgerechnet Steinway aber dübelt seine Platten nicht aus, die Wirbel ragen also dort nicht anders aus dem Stimmstockholz, als wäre die Platte gar keine Vollpanzerung, man wird bei Steinway wissen, warum.

Drittens: Wenn die Formgebung von Platten dazu führte, daß der spröde Grauguß zu sehr auf Biegung belastet würde, dann müßte man das schnell merken: das Ding würde einfach nicht halten. Da es hält, werden die das wohl erkundet und erprobt haben.

Viertens: "Schultze - Pohlmann" gibt es nicht, die heißen "Schulze-Pollmann".

Abseits vom Thema gefragt: Wie weit, Petz, ist dein Schneckengetriebe? Ich warte drauf.

Das die Dübel keine Klemmung des Wirbels bewirken ist klar aber durch ihre Führungsfunktion entlasten sie den Stimmstock von der, sonst auftretenden Kantenpressung; außerdem gibt es auch Instrumente die keine Holzdübel sondern Metallhülsen für diesen Zweck verbaut haben.
Mir ist die mögliche Entlastung des Stimmstockes einfach wichtiger als die letzte Klangperfektion, abgesehen davon gibt es auch ausgedübelte Instrumente die den anderen in nichts nachstehen.
Kann mich erinnern, daß Ehrbar damals in seiner Verkaufshalle einen, von ihm überholten Steinwayflügel stehen hatte bei dem er auch die Wirbel ausgedübelt hatte und ich denke, daß dies Ehrbar nicht aus Jux und Tollerei machte; ist eben wie so vieles ne Philisophiefrage.

Zur Biegebelastung, das erwähnte Schulze - Pohlmannpiano hatte eben leider einen Plattenbruch im Bereich des Rahmenüberganges zur Bassaitenhalterung und ein zweites welches ich mal für nen Interessenten prüfte an derselben Stelle.

Hätte Moment keine Chance an das Schneckengetriebe auch nur zu denken nachdem es mich beruflich momentan so zerwuzelt daß ich schon die vorhandenen Modelliftaufträge monatelang vor mich herschiebe (gottseidank habe ich keine Pönalen vereinbart).

Nachdem ich außerdem entdeckt habe, daß jemand schon sowas
Stimmwirbelalternative.jpg

konstruiert hatte was ich aufgrund des geringen Platzbedarfes für besser als die Schneckentriebsvariante halte, werd ich das Projekt vermutlich nicht mehr weiter verfolgen.
 
Nachdem ich außerdem entdeckt habe, daß jemand schon sowas
Stimmwirbelalternative.jpg

konstruiert hatte was ich aufgrund des geringen Platzbedarfes für besser als die Schneckentriebsvariante halte, werd ich das Projekt vermutlich nicht mehr weiter verfolgen.

Petz, das Bild ist von mir...
Sag -wie funktioniert die Schneckengetriebsvariante? Hast Du Zeichnungen dazu?

LG
Klaviermacher
 
Sag -wie funktioniert die Schneckengetriebsvariante? Hast Du Zeichnungen dazu?
Zeichnungen hab ich keine, meine Idee als Versuch wäre die gewesen einen Schlachtflügel (bevorzugt sogar nen plattenlosen Gradseiter) über Ebay zu organisieren, den Stimmstock rauszuwerfen und eine neue Platte in Stahlschweißkonstruktion dafür zu bauen. In diese dann statt der Wirbel gekapselte selbsthemmende Schneckengetriebe (analog eines E - Basses) einzusetzen wobei man allerdings das "Wirbelfeld" etwas breiter anlegen müßte um die Getriebe alle unterzubringen.

Der Perfektionistengedanke wäre dann noch folgender:
Die Platte im Wirbelbereich "doppelstöckig" zu bauen sodaß in einem Zwischenraum zwischen zwei Breitflachstählen die im Abstand von etwa 20 mm übereinander angeordnet wären die Getriebewirbel jeweils von oben und unten hineinragen. Dies um ausreichend Platz dafür zu bekommen um an jedes der (hochuntersetzten) Schneckengetriebe einen Schrittmotor dranzuhängen.
In den Steg wird (analog zu den Ovation Elektroakustikgitarren) für jede Saite ein Piezotonabnehmer eingesetzt um die Schwingung einer jeden Saite einzeln messen zu können, diese Daten werden dann in einer Rechnereinheit verarbeitet die die Schrittmotoren ansteuert.
Analog zu einem automatischen Gitarrenstimmsystem welches es schon gibt könnte man dann das Klavier selbsttätig stimmen lassen und man hätte auch die Möglichkeit alle historischen und auch individuelle künstlerspezifische Stimmungen zu programmieren und diese bei Bedarf abzurufen.
Auch würde sich das Instrument während des Spielens selber nachstimmen wobei man dafür aber ein unteres Lautstärkelimit für die Selbststimmung festlegen müßte denn sonst hörte man bei pianissimo im Stimmungsfalle sicher eher den Schrittmotor als den Rest vom Piano....;)
festlegen müßte
Allerdings würde sich sowas nur für vielgenutzte Konzertflügel rechnen.
 
Das klingt unglaublich...
Ich täts mit Dir bauen
Ich hab auch schon eine Idee, wie ich ihn dann so zum klingen bring, daß du total changest. Das wird der ultimative RevolutionsBösinger:D

LG
Klaviermacher
 
Den "Perfektionisten-Gedanken", Schrittmotoren, Tonhöhenmeßgeräte und Steuerungssoftware würde ich erst einmal außen vor lassen und lieber das Problem lösen, wie man mehr als 200 Schneckengetriebe in denselben Platz gequetscht kriegt wie die simplen Stimmnägel. Alternative wäre ansonsten ja nur, einen Flügel samt Platte völlig neu zu konstruieren und herstellen zu lassen, was bestimmt illusorisch ist.

Was Klaviermachers Foto zeigt, ist übrigens keine ernsthafte Alternative (warum es keine Alternative ist, kann Klaviermacher selber erklären), insofern hat sich dein Schneckengetriebe noch lange nicht erledigt.

Das Prinzip, das das Foto zeigt, nennt man bei Streichinstrumenten "Feinstimmer", und die funktionieren tatsächlich tadellos. Der Teufel steckt aber leider immer im Detail, beim Klavier in dem nicht zu vernachlässigenden Detail, daß ein Flügel weit über 200 Saiten haben kann, die auf engstem Raum Feinstimmer bräuchten; bei Streichinstrumenten sind es nur 4 Saiten, der Platz ist vorhanden, und die Saiten haben viel weniger Spannung, die Feinstimmer können also sehr viel filigraner sein.

Ideen haben ist nie schwer, aber sie umzusetzen, ist schwer. Deswegen ist es meist auch nicht hilfreich zu äußern, was man alles anders machen könnte, wenn man selber es nicht auch macht und den Beweis antritt, daß es auch funktioniert.
 
würde ich erst einmal außen vor lassen und lieber das Problem lösen, wie man mehr als 200 Schneckengetriebe in denselben Platz gequetscht kriegt wie die simplen Stimmnägel. Alternative wäre ansonsten ja nur, einen Flügel samt Platte völlig neu zu konstruieren und herstellen zu lassen, was bestimmt illusorisch ist.

Als "Nachrüstsatz" für bestehende Flügel sicher unmöglich sondern wenn dann müßte eine Klavierfabrik von vornherein einen Konzertflügel entweder konventionell oder eben als Modellvariante ohne Stimmstock und der Doppelstockplatte bauen.

Die Schneckengetriebe wären mit Schrittmotoren sicher nur auf zwei Ebenen (wo die Wirbel dann von oben und unten in den Plattenzwischenraum ragen) einzubauen sonst fehlte sicher der Platz dafür.
Schneckengetriebe allein wären bei breiter angelegtem Wirbelfeld vermutlich auch auf einer Ebene unterzubringen denn wenn man so solche in einer stabilen Ausführung mit gehärteten Stahlzahnrädern bekäme müßten die vermutlich nicht viel größer als jene einer E - Gítarre sein.

Bei der "Feinstimmersystem" beweist das Foto ja schon, daß diese bei einem Piano auf einer Ebene unterzubringen sind, auch auf dieser Basis wäre ein Selbststimmsystem vielleicht sogar noch einfacher zu realisieren; wenn man dieses doppelstöckig baute und die Stimmschrauben mit Planetengetriebeschrittmotoren steuerte bliebe für diese wahrscheinlich mehr Raum als bei der Schneckengetriebevariante.
Und warum Du das Feinstimmersystem nicht als ernsthafte Alternative einschätzen willst ist mir aber ehrlich gestanden nicht ganz nachvollziehbar.

Experimente in diese Richtung verbieten sich leider für mich in absehbarer Zukunft einfach aus Zeitgründen denn (in diesem Falle leider) hat mein unerwarteter beruflicher Aufstieg auch einen Mehraufwand an Arbeitszeit zur Folge und auch deswegen habe ich beschlossen, diese Ideen nicht mehr weiter zu verfolgen; ganz abgesehen von meinen Nebentätigkeiten welche ja auch weiterlaufen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"Und warum Du das Feinstimmersystem nicht als ernsthafte Alternative einschätzen willst ist mir aber ehrlich gestanden nicht ganz nachvollziehbar."
Ist ganz einfach, ist aber auf dem Foto nicht gut erkennbar: Da hängen ZWEI Saiten an EINEM Feinstimmer; der Konstrukteur muß bei dieser Idee wohl ein Likörchen zu viel gehabt haben. Man bräuchte, um jeder Saite einen Feinstimmer zu gönnen, zweimal so viel Platz.
 
1. Vielleicht kann ein Admin diesen Thread zwei teilen, denn mit "Rettet Seiler" hat das ganze ja nun nicht mehr viel am Hut.

2. Finde ich es ja nicht schlecht wenn sich Leute Gedanken machen um gewisse Dinge zu verbessern. Aber könntet Ihr mir mal erklären wo genau der Sinn hinter dem ganzen Steckt?
Lassen wir mal das mit den Stellmotoren aussen vor, soll es mit dem Schneckengetriebe schneller und einfach sein ein Klavier zu Stimmen, oder soll es dann auch für Laien möglich sein?

3. Ich kann mir das ganze noch nicht so recht vorstellen, aber ich glaube mit einem Schneckengetriebe wird es sehr schwer ein Klavier zu stimmen. Bei einem Bass/ Gitarre rutschen die Saiten ja relativ problemlos über den Steg, aber bei einem Klavier/ Flügel? Und wie soll man dann Stimmen, ist an jedem Getriebe so eine Flügelmutter wie bei einem Bass oder braucht es dazu dann auch einen speziellen Stimmhammer?

4. Und letztens, was vorallem mich als Servicetechniker Interessiert. Was ist wenn mal so ein Getriebe defekt ist, wie einfach kann ein solches getauscht werden, wie ist die Befestigung auf der Platte realisiert, und wie einfach ist es eine Saite aufzuziehen.

Fragen über fragen, ich hoffe auf ein paar Antworten.
Danke schon mal.
 

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