Hallo Julian,
Einige weitere Bemerkungen:
Welche Illusion, dass ein Laie diese Arbeiten bewältigen könnte! Wozu lernen Klavierbauer das jahrelang?
Allein um die Gußplatte herauszunehmen, muß die Besaitung abgespannt werden.
Es handelt sich vermutlich um einen älteren Flügel.
Dann wird es erforderlich werden, die alte Besaitung wegen des Hin- und Herbiegens der gealterten Drähte. zu ersetzen
Daraufhin ca. 220 neue Saiten aufziehen ( Allein der umsponnene Baßbezug aus einer Baßspinnerei liegt dann schon mal bei ca. 600 Euro)
Neue Saiten werden bis zu 6x nachgestimmt wegen der Materialdehungen. Das kostet entsprechend.
Nun zum Resonanzboden selbst: Hier gab es schon einige sehr fachkundige Hinweise, aber auch viel Dilletantisches.
Natürlich ist nicht Fichte vom Schreiner gleich Fichte eines Tonholzes für die Resonanzbodenspäne, die genauso akribisch gewählt werden sollten.. Tonholz (auch das der Späne) besteht aus Bergfichte, die nur in wenigen Gebieten unseres Planeten wachsen -
meist an Nordhängen von Flüssen (z.B. Alaska, Sibirien, Karpaten, Fiemme-Tal,Italien etc.) auf mineralhaltigen Böden (Kieselsäure). Tonhölzer, also auch die Späne sollten die hier schon erwähnte Darr-Feuchte habe. Die Späne sollten also auch eine ähnliche Beschaffenheit haben wie die umliegenden Resonanzbodenbretter, z.B. astfrei mit langen graden Holzfasern mineralhaltig ,vorteilhaft mehrjährig abgelagert.
Bedenke, das zur Tonerzeugung die Schallwellen durch Steg, Rippen und Boden von Holzfaser zu Holzfaser wandern müssen für eine entsprechende Tonverstärkung der schwingenden Saiten. Schon der Leim, den Du verwenden wirst und die Lacke spielen eine wichtige Rolle.
Holzfeuchte meist bei 5-6% die dann wieder auf Verarbeitungsfeuchte von ca. 12 % zurückgetrocknet wird ( "Luftfeuchtigkeit ist etwas anderes)
Heute in Resonanzbodenfabriken mit elektrischen Trocknerkammern dauert ca. 6 Wochen / früher bis zu 30 Jahren natürliche Lufttrocknung auf dem Hof.
Um den Bodendruck wieder herzustellen, benötigst Du massive Spannwerkzeuge, die über den ganzen Flügel reichen.
Du erwähntest bereits den desolaten Zustand des gesamten Bodens, das erfordert eben auch besondere Akribie in der Bearbeitung.
Um Gotteswillen keine Heizlampe unter den Flügel. ist vielzu punktuell und ungleichmäßig.
Raumerwärmungen, auch mit den damit veränderten Luftfeuchtigkeiten verteilen sich sowieso kurzfristig im ganzen Raum.
Resonanzbodenausspänungen und Reparaturen, sowie auch folgende Konservierung des Boden durch eine speziellen Resonanzbodenlackes
werden in der Regel im Zusammenhang mit einer Genaralreperatur des Flügels oder zumindest mit einer kompletten Neubesaitung gemacht.
Die Kosten liegen je nach Komplexität im vier -bis fünfstelligen Eurobereich. Davon kannst Du locker ein anderes besser erhaltenes Instrument
bekommen.
Ich will hier nicht die ganzen Grundzüge des Klavierbaues referieren und rate Dir: Laß die Finger von Deinem Vorhaben
Mit freundlichen Grüßen
Gundolf-G. Quast, Klavierbaumeister