Also mit Loriot kenne ich mich sooo guuut nicht aus ("Nudel"-Fan..), aber Schlafitt oder Schlaufit leitet sich von Schattoh Lafitt ab, korrekt Château Lafite-Rothschild in Pauillac.
Ca. 60 km NNW von Bordeaux, eines von fünf Premier-Cru-Gütern, zu den 65 Grand Crus gehörig, die absolute Adelsliga in Frankreich.
Château Lafite-Rothschild auf Google Maps
Lafite war damals 1855 bei der Einführung der von Napoleon III zur Weltausstellung gewünschten Klassifikation der Weingüter des Bordelais der Benchmark ganz oben: es ging eiskalt, kaltschnäuzig nach Geld. Welches Weingut also über die davor vergangenen Jahre nach Wissen der Auguren die höchsten Preise am Markt erzielt hatte. Damals war Lafite der teuerste Wein Frankreichs. (Und "nur" halb so teuer wie die besten Rieslinge aus dem Rheingau bei Schloss Johannisberg..)
Lafite, deren neue Weine aus den jüngeren Top-Jahren (2005, 2009) in der Gegend von 600-800 Euro neu verkauft werden. In Subskription, also vorweg zu bezahlen, dass man sie ca. 18 Monate später geliefert erhalte. Und per einzelner Bouteile - nicht das 12er Pack. Das bricht nun die 10.000-Schallmauer. Eine Kiste Wein - so teuer wie ein neuer Kleinwagen. Pardon - wie ein kleiner Flügel. Wahnsinn. Ich hab mich von derlei Hobby-Exzessen lange nun absentiert. (Ich hatte vor 15 Jahren mal die Ambition, Spezialist für Deuxieme Crus zu werden - die Weine, die genauso gut sind, aber "nur" die Hälfte der Premiers kosten..)
Und wenn euch der dreiste Prallhuber-Weinvertreter besuchen kommt, den ihr niemals mehr wieder von der Backe bekommt, dann gebt ihm einen "netten Gruß" von mir. ("Das ist Qualität!",... wenn sie alle gleich schmecken..)
Nix Geheimsprache. (Für die Loriot-Fans, mag sein. ) Wissen.
Diese Bordeaux-Klassifikation ist eine der hartnäckigsten Ranking-Listen aller Zeiten. Jährlich kommt ein Komitee zusammen, das die Aufgabe hat, eventuelle Umgruppierungen zu besprechen. Sie sitzen zusammen, tafeln fein in einem der besten Restaurants von Bordeaux , es gibt beste Weine (1982er, 1990er, 2000er..). Wenn sie wahne sind, packen sie einen 1961er aus..
.. und kommen am Schluss zum Ergebnis, dass alles gut so ist, wie es ist. Nur zwei Male wurde die Klassi geändert: direkt zu Beginn, als man ein Gut dummerweise vergessen hatte.
1972 schaffte der Baron Philippe de Rothschild vom "anderen" Familienzweig, vom benachbarten zweitrangigen Gut Château Mouton nach 50 !!! Jahren des Baggerns, Antichambrierens, Leutebeeinflussens, Belaberns, Bestechens etc. das Unmögliche. Vom Zweiten Rang ("deuxieme grand cru classée") zum Premier hochgestuft zu werden. (Er hatte 1923 als junger Mann auf Mouton angefangen.) Einzigartig.
Mouton ist das notorisch schlechteste, unzuverlässigste Gut unter den Ersten. (Mein Votum..) Aber ich sitze nicht im Kommitee.
Und dennoch lohnt es, Mouton zu besuchen: ein wunderschöner Fleck auf Erden. Mit einem herausragenden Museum der Kunst zum Weine. Mit einem Teppich, auf dem ein Kellner im Garten abgebildet ist, der einen im Vorbeigehen mit den Augen verfolgt..
Das nächste Gut, das "dran" ist, Premier zu werden, heißt Château Leoville de las Cases, im benachbarten Saint-Julien. Dessen Felder grenzen an Château Latour, ein anderes Premier-Gut. Naja, vielleicht ab 2087.. Alle 115 Jahre mal eine Umstufung..
Weine, die genauso gut sind, sind zB Chateau Lynch-Bages in Pauillac. Und kosten nicht ein Drittel der Premiers. Es ist eh seit 2003 da unten alles Wahnsinn, was da mit den Preisen gefinkelt wird. Die Chinesen kaufen wie besessen... vor allem alles, was eine 8 im Jahrgang hat: Glückszahl. Ich kaufte seit 8 Jahren nicht mehr ein. Die sind bekloppt, die Aquitanier..
Wie gut, dass der Keller schlau, fit gefüllt ist.. wird wohl reichen auf die Alten Tage..
Bordeaux-Klassifizierung