Rachmaninoffs Villa Senar für die Oeffentlichkeit zugänglich

Das oberste Bild ist ganz klar einSteinway aus New Yorker Fertigung: Notenpult wird nach vorne geklappt, Seitenbacken sind eckig und die Tastaturklappe ist zweigeteilt. Es ist mithin nicht der Flügel in Senar.
 
However: Schalltechnisch wohl ein suboptimaler Raum...

Und: Lisenen sind eigentlich was anderes als Backen - auch Klaviere haben beides. Aber L klingt natürlich vornehmer.
 
In Senar steht kein NY Steinway und es tät mich wundern, wenn da jemals ein solcher gestanden hätte.

Hier ist man auch der Ansicht, dass ein Steinway in der Villa Senar steht.

Und hier noch mehr:

Zitat von Kanton Luzern:
Auch der originale Flügel, den Rachmaninoff von Steinway & Sons zu seinem 60. Geburtstag erhalten hat, steht noch im Studio der Villa Senar. Es ist eine Spezialanfertigung, der Flügel ist einen Meter länger als üblich.
 
Schau, Marlene, in der Villa SeNaR steht ein Steinway-Flügel. Der aktuell dort stehende ist ein Instrument aus Hamburger Fertigung, auch wenn er noch die eigentlich für New York typische Messing/Nickel-Verblendung an den Pedalen hat. Steinway als Firma gibt es seit 1853 und zwar mit New York als Stammsitz der Firma. 1880 wurde eine Fabrik in Hamburg gegründet, die anfänglich lediglich in New York vorgefertigte Instrumente zusammenbaute, so wie meinen eigenen 1886er B, auf dem auf der Gussplatte noch "Depot der Steinway Pianos New York" zu lesen ist.

Irgendwann drifteten die Bauweisen der Hamburger und New Yorker Steinways auseinander und man kann sie anhand von Äußerlichkeiten deutlich unterscheiden. Daher die klare Aussage, dass der Flügel auf dem Alamy-Bild in New York gefertigt wurde, wegen eckiger Backen, geteilter Tastaturklappe und dem nach vorne klappbaren Notenpult.

Alle anderen Bilder und Videos vom Flügel in SeNaR zeigen eindeutig einen "normalen" in Hamburg gefertigten (ab 1907 waren Flügel aus Hamburg eigenständige Instrumente, die nicht mehr in New York vorgefertigt wurden) Flügel, Modell D, 274cm lang. Wer auch immer sich den Schwachsinn ausgedacht hat, dass Steinway für Herrn Rachmaninoff eigens einen längeren Flügel gebaut hat, wusste nicht was er schrieb, sondern hat sich wohl durch ein Foto mit verzerrter Perspektive inspirieren lassen, das auf Facebook kursiert.

Fazit: In SeNaR steht ein Steinway D, aber es ist nicht das Instrument, das auf dem Alamy-Bild zu sehen ist.
 
ist man auch der Ansicht, dass ein Steinway in der Villa Senar steht.

Das alamy Bild kann nicht in der Villa Senar aufgenommen worden sein. mag sein, dass die Jahreszahl stimmt, aber schau dir mal das Fenster an. Das Studio in der Villa besitzt zwei Fenster über Eck.

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Das mit dem 1m längeren Spezialflügel scheint ebenfalls ein Märchen, das der ehemalige Denkmalpfleger des Kt. Luzern Heinz Horat in seiner Schrift für die Rachamaninoff Stiftung verbreitet. 1m länger als was?

Laut Podcast von Radio srf (ab 9:55) besteht die Spezialanfertigung darin, dass die Lackierung nicht mit dem damals üblichen Schellack, sondern mit einem neuartigen Lack gemacht wurde. Ausserdem sollen die Basssaiten mit einer Speziallegierung ummantelt sein. Das Ganze soll mit der dünnwandigen Bauweise einen tremoloartigen Klang erzeugt haben. Wenn der Flügel ein Geschenk von Frederick Steinway war, muss er ihn posthum verschenkt haben, da er 1927 verstarb. Scheint auch ein bisschen esoterisch.

Andrea Lötscher von der Rachmaninoff Foundation sagt:
...Es gibt aber auch die geniale Rhapsodie über das Thema von Paganinis 24. Caprice, die er hier gleich nach dem Einzug schrieb, am neuen D-Flügel mit ein paar Extras, den ihm Steinway & Sons zum 60. Geburtstag geschenkt hatte.

In der Doku des Tessiner Fernsehens spielt Franceso Piemontesi ausgiebig auf dem Flügel. Dabei sieht man auch auf die Bassaiten. Das sieht ziemlich standardmässig aus.
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Die neue Musikzeitung (nmz) vom 3/2001 berichtet über die Klavierwerkstatt von Musik Hug (Zürich):
"Einen weiteren Werkstatterfolg stellte die Totalrestaurierung des bekannten Rachmaninoff-Flügels in der jetzt von Rachmaninoff-Enkel Serge Rachmaninoff bewohnten Villa Senar in Hertenstein am Viewaldstättersee dar, ein 2,74 m großer Steinway, Modell D, der sich seit 1933 dort befindet. Die Restaurierung gelang so gut, dass der prominente Pianist Mikhail Pletnev seine 1999 bei der Deutschen Grammophon erschienene CD „Hommage to Rachmaninoff“ hier aufnahm."

Falls sich jemand noch ausgiebig mit der Architektur der Villa beschäftigen will, empfehle ich die Doku von Masterstudenten der epfl Lausanne.

However: Schalltechnisch wohl ein suboptimaler Raum...
Aus Plänen und Materialangaben obiger Doku dürfte die mittlere Nachhallzeit etwas über 2 Sekunden liegen. Im Bassbereich etwas mehr.
Auf den Aufnahmen mit Piemontesi empfinde ich den Raum nicht als Schwachstelle. Im Gegenteil, trotz des wuchtigen D Flügels klingt das die Musik dynamisch und transparent.

-rpict
 
Hier sei (ggfs. nochmal wieder) auf den halbwegs kenntnishaltigen Artikel in der Wikipedia verwiesen, der von vier D-Instrumenten für Rachmaninov spricht, dreien in den USA (New Yorker Fertigung) und einem aus Hamburger Fertigung.

Zit. WP: "Sergei Rachmaninoff kaufte drei D-274, sämtlich New Yorker Instrumente, für seine Wohnungen in den Vereinigten Staaten, aber er ließ sich einen Hamburger D-274 in seiner Schweizer Villa installieren."

Da ich den Verbrecher des meisten Textes in diesem Artikel halbwegs gut kenne (...<huestel>...), so wisse man, dass der Autor diesen Krams nicht nur belegt, sondern tatsächlich wann wo was Relevantes gelesen hatte.

Also, vier D-Flügel, einer aus HH, dreie an diversen Stellen in den USA; weil der Mann in New York Wohnsitz hatte, auch in Kalifornien, und entweder an einem dieser Wohnsitze zwei Flügel, oder noch einen dritten Wohnsitz hatte.

Die Villa am Vierwaldstätter See wird wohl die gewesen sein, wo zuerst ein Hamburger Flügel beschäftigt war. Sollte aber dort heute ein US-Trümmer stehen, dann hat das wann wer wie wo aus welchen Gründen getauscht - kann ja mal vorkommen. Und sollte auch ... irgendwo ... dokumentiert sein, sei es bei Hug, sei es in HH oder München oder oder.

Ich meine ..., mich dunkel zu erinnern, dass zu Rachs Flügeln etwas in dem Buch vom Franz Mohr stünde, bin mir aber nicht sicher. Kann auch in einer Biografie von Vladi Horowitz gewesen sein, die ich mal länglich las. Klavierologisch war ja phasenweise Rachmaninov eine Art Ziehvater für den jungen Horowitz. Ich habe auch längst nicht mehr alle Bücher greifbar, die mir einstens dienstbar waren, da fanden Ausmist-Aktionen statt, Mylady vertickte was auf ebay, oder über Momox, und ich spendete eifrig bei den Lions.

Das Marketing HH weiß da mehr zu Rachs Klavieren, mindestens dem einen..., und auch Franz Mohrs Sohn in NYC kann dazu mehr sagen, weil er als Leiter der Musikinstrumente-Fertigung (d.h. nach dem Möbelbau) sicherlich Zugang hat zu den US-Unterlagen derer drei Flügel, die aus Ditmars stammen.
 

Anscheinend gibt es einen tollen Katalog dazu:

Wer noch kein Weihnachtsgeschenk für einen Rachmaninov-Verehrenden haben sollte, oder sich selber eine Freude machen möchte:


Der Katalog kostet CHF 40,00. Heftig finde ich allerdings die Versandkosten in Höhe von CHF 35,00.
 

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