Qualitätsmerkmale von Musik

ahhh...
Deshalb sind die Spielpläne voll davon. ;-)
Und hier vorm Konzerthaus skandieren se immer: "wir sind das Volk -- und wir wollen endlich wieder das Helikopter-Streichqaurtett hören". Und das wird auch nur deswegen nicht gespielt, weil eine einzige Aufführung soviel kostet, wie eine ganze Spielzeit.
warte mal ab, Du wirst noch sehen was auf uns zurollt.
An den grossen Häuser wird die moderne Musik in Zukunft bevorzugt werden.:-(:-DKlavier Konzerte sterben aus, weil bald alles gleich gespielt wird, so wie es der Wunsch von Dreiklang ist, langweilig!
 
Ich könnte höchstens sagen was für mich die Qualität eines Musikstücks oder allgemein eines Kunstwerks ausmacht: es muss mir ermöglichen, eine Erfahrung zu machen. Eine Erfahrung mache ich nur, wenn meine Erwartungen unterlaufen werden. ( Diesen Gedanken gestehe ich von Hans Georg Gadamer geklaut zu haben). Dabei ist selbstverständlich zunächst das Werk in einen Erfahrungshorizont eingebettet, mit dem ich auf es zugehe und mich darauf einlasse ( z.B. der Horizont Sonate, Fuge, Free Jazz ). Wenn allerdings der Erfahrungs- bzw. Erwartungshorizont nicht auf dem Spiel steht, hat das Werk i.d. Regel ( für mich) nicht diese Bedeutung wie eines, das o.g. Kriterium erfüllt.
Dabei hat ein Kunstwerk insofern redundant zu sein, als es über Muster verfügt, die verbinden, gleichwohl sich nicht in dieser Redundanz zu erschöpfen.
Krasses Negativ-Beispiel : die Hervorbringungen der hier im Forum vielzitierten TEY- Fraktion.
Diese Stücke haben nichts außer Redundanz und lassen (mich) bestenfalls die Erfahrung des Genusses von drei Kilogramm Zuckerwatte machen.
 
Bildungsbürger geht ja auch in die Oper, um zu pennen -- warum nicht ins Klavierkonzert?
das würde ich jetzt nicht unterschreiben, ein altes Klischee.
Diese Medienhype z.B. über LL u.a. hat hingehauen, bald alle sind hingerannt auch die ungebildeten Bildungsbürger um den Massstab aller Dinge anzuhören.:schweigen:Was ist das Resultat? Konzerte mit den uns bekannten wirklich grossen Pianisten leiden darunter, sie bringen die Säle nicht mehr voll, die Rechnung geht nicht mehr auf.
Asiatische Pianisten die technisch sehr gut sind, sind immer weniger gefragt, man spricht schon von der Japanischen Klavierschule und die lässt zu wünschen übrig.
Die wenigen alten grossen Pianisten wie Demus, Pressler sind hochgefragt um mit harter Hand und Worte durchzugreifen und das können diese, dies konnte man am Ferrucio Busoni Wettbewerb klar erkennen.
In Japan, ist die leider in Deutschland etwas angeschlagene Elly Ney hoch gefragt, obwohl sie schon lange tot ist.
Mich selber hat es sehr berührt, als Demus 3 Stunden vor seinem Konzert in Schaffhausen, alle Schüler zu einem Konzert eingeladen hat, um mit ihnen auch darüber zu diskutieren. Während des Spiel haben so gut wie alle die ich beobachten konnte, mit geschlossenen Augen zugehört, dass waren Schüler ab vielleicht 8 Jahre aufwärts. Das Selbe konnte ich u.a. im Goetheanum und im Stadt-Casino in Basel erleben, auch mein Sohn, ich traute meinen Augen nicht hörte bald 2 Stunden mit geschlossenen Augen zu. Besonders interessant war von vielen jungen Menschen und Musiker die Bemerkung, dass sie so was schönes noch nie gehört haben, viele wussten nicht, dass es ausser der Technik, noch auf was ganz anderes darauf ankommt.
Heute bekam ich eine Rezension über Demus, wie immer sehr gut geschrieben, ein Satz aber fand ich bezeichnenswert - das"man" Bach so heute nicht mehr spielt- :-)warum????
Du siehst hiermit, mit Bildungsbürgertum hat dies nun nichts zu tun. Die klassische Musik darf nicht missbraucht werden, ansonsten sieht es düster aus.:angst:
Erwähnenwert ist, dass diejenigen Veranstalter, die mit dem obig genannten Pianisten Kohle gemacht haben,
jetzt die moderne Musik anpreisen wollen und viele humpeln hinterher:rauchen:
 
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@walsroderpianist

Genau: Kunst verhilft zu einer Erfahrung! Ganz wichtiger Punkt! Danke!
 
aber mindestens einer seiner überlieferten Sprüche ist auszugsweise beherzigenswert: Matth. 7, 6.
Zitat von Matthäus 7 - 6 (Luther 1912) :
Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.
Der Text war ja auch nicht für den Threadersteller gedacht.

Aber das wäre nochmal ein Erlebnis, von Dreiklang zerrissen zu werden, d.h. ihn mal argumentativ auf adäquater Höhe zu erleben!
 
es muss mir ermöglichen, eine Erfahrung zu machen. Eine Erfahrung mache ich nur, wenn meine Erwartungen unterlaufen werden. ( Diesen Gedanken gestehe ich von Hans Georg Gadamer geklaut zu haben). Dabei ist selbstverständlich zunächst das Werk in einen Erfahrungshorizont eingebettet, .

Gadamers Gedanke ist für mich einer der bedeutendsten, wenn es um die Rezeption von Kunst geht. Insofern: Schön, dass er hier genannt wird.

Die spannende Frage, die sich dann aber ergibt, ist die: Wie groß darf die Abweichung zum eigenen Erfahrungs- und Erwartungshorizont sein? (Also bei mir ist da bei Stockhausen, Ligeti ... die Abweichung zu groß, als dass ich eine Erfahrung machen könnte. Aber vielleicht wird sie ja im Laufe der Musikerfahrungen noch kleiner und damit bewältigbar.)
 
aber der Bildungsbürger geht ja auch in die Oper, um zu pennen -- warum nicht ins Klavierkonzert? Deshalb stirbt es nicht aus.

Wie viele Bildungsbürger hast Du eigentlich schon schlafend in der Oper erlebt? Und hast Du die alle gefragt, ob sie zum Bildungsbürgertum gehören? Warst Du Dir sicher, ob sie schlafen oder nur die Augen zu haben? (Das machen nämlich einige Leute in Konzerten und auch (!) in Opern so.) Das muss ja echt ein Event gewesen sein - eine Oper, wo jemand im Publikum durchläuft und alle mit geschlossenen Augen befragt. Warum ist das nicht auf youtube zu sehen??? So ein Glück, dass Du dabei nicht meinem Mann begegnet bist. Der reagiert nämlich sehr patzig auf Störungen, wenn er sich mit geschlossenen Augen auf Musik konzentriert.
 
Zwar stehe ich nicht auf Jesus, aber mindestens einer seiner überlieferten Sprüche ist auszugsweise beherzigenswert: Matth. 7, 6.
Sowas denkt man sich, aber man sagt es nicht (->unhöflich).
Das geht mir nicht so. So mag der abstrakte Begriff Qualität zwar in unterschiedlichen Kontexten verschieden gebraucht werden, aber die künstlerische Qualität wird dadurch nicht weiter beeinträchtigt. Allerdings ahne oder vermute ich, dass dir der Begriff deswegen nicht geheuer ist, weil er zum vergleichen Anlaß gibt (das hatten wir vor ein paar Jahren umfangreich kontrovers diskutiert).
Schön gesagt... :super:
Man könnte (theoretisch) ja mal darüber reden, was ich in Musik so alles wahrnehme. In dieser Interpretation, in jener... Da aber zu befürchten steht, daß rolf dann bei jedem Satz von mir vor Lachen öffentlich pfützt, laß' ich es lieber...

Außerdem... hilft es wenig, Dinge zu beschreiben zu versuchen, die vermutlich nur schwer nachvollzogen werden können von anderen. Dann schreibt man besser nichts darüber.
 
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Hm... (neue) Erfahrungen machen durch ein künstlerisches Werk... gar gegenteilige, als ich erwarte...

Ich bin da sehr im Zweifel. Wenn ich ein Konzert, oder sonst eine künstlerische Veranstaltung besuche, dann gehe ich da mit gewissen Erwartungen hin.

Ich erwarte, dieses oder jenes zu hören oder zu sehen. Das Konzert soll nicht schlecht sein, der Film soll nicht schlecht sein, die Ausstellung soll interessant sein. Dafür bezahle ich, dafür gehe ich aus dem Haus, dafür opfere ich meine Zeit...

Wenn die Erwartungen enttäuscht werden, bin ich ungehalten, und nicht erfreut...
 

Da aber zu befürchten steht, daß rolf dann bei jedem Satz von mir vor Lachen öffentlich pfützt, laß' ich es lieber...

Ach...Jetzt gönn ihm doch den Spaß!

gring.gif
 
Ich erwarte, dieses oder jenes zu hören oder zu sehen. Das Konzert soll nicht schlecht sein, der Film soll nicht schlecht sein, die Ausstellung soll interessant sein. Dafür bezahle ich, dafür gehe ich aus dem Haus, dafür opfere ich meine Zeit...

Wenn die Erwartungen enttäuscht werden, bin ich ungehalten, und nicht erfreut...

Wow, - das ist echt eine betrübliche Lebenseinstellung. Wo bleibt da die Überraschung und die damit verbundene Freude? :krank:

Ach ja, Erwartungen können nur enttäuscht werden, wenn sie zu hoch angesetzt sind.
 
Vielleicht sollte man sich zunächst einmal über die Qualitätskriterien des Sprechens über Musik verständigen, bevor man den Gegenstand querfeldein durch ein Begriffs- und Kategoriengewirr zerrt, dem man mit philosophischer Viertelbildung längst nicht mehr Herr zu werden vermag...

Subjektivismus und romantizistische Bonmots ersticken ein mögliches Gespräch über das Gelingen ‒ und da schließe ich mich Gomez' Position zum Begriff 'Qualität' an, den ich für schäbig halte ‒ eines musikalischen Werkes noch im Keim. Auch fragmentarisch antike Philosophie zu bemühen, ist wenig hilfreich, wenn deren Denken nur als Spiegelfläche einer fortgesetzten frühromantischen Musikanschauung dienen soll und deren Wesentliches somit nur schlecht erfasst wird.

Die Diskussion ist doch längst aus. Sobald einer 'Ich' sagt, kann ein Gespräch über Musik nur noch scheitern. Dem 'subjektiven Empfinden' ‒ ein Wort, das ich nicht mehr hören mag ‒ ist dann nämlich schwerlich legitim noch etwas entgegenzusetzen, selbst wo es sich bloß als von störrischer Unzu[g/l]änglichkeit angetrieben ausweist.

In aller Kunst lässt man gern normatives Reden zu, aber musikalische Begriffe werden oft genug aus Eitelkeit in unerträglichen Relativismen ausgehandelt...
 
Die schönsten und tiefsten Eindrücke hatte ich stets, wenn ich OHNE Erwartungen an Dinge herangegangen bin.
 
Bindestrich:
-

Gedankenstrich:
AltGr und -
 

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